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Snow & Flocke

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Bei  mir waren kurz nacheinander zwei Plätze frei geworden, und ich dachte, ich nehme am besten zwei Hunde auf, die gemeinsam einen Platz suchen.

Nach ein paar Fehlversuchen stieß ich auf einen Vermittlungstext mit der Überschrift „Die Unzertrennlichen“. Dabei ein Bild von zwei großen weißen Hunden.

Ein Kuvasz-Pärchen, das in Ungarn nach dem Tod des Halters herrenlos herumgestreunt war und von Tierschützern vor der Erschießung durch die Polizei bewahrt wurde.

Ich belas mich ein wenig über die Rasse, und mir kamen Bedenken. Vielleicht 'ne Nummer zu groß für mich, gleich zwei solche Hunde?

Andererseits nahm mich der Vermittlungstext sehr für sie ein, und danach schienen sie absolut nicht heikel zu sein. Also fuhren wir hin, um sie zumindest mal kennen zu lernen. Und entschieden uns schnell für sie.

Snow, den sechsjährigen Rüden, fand ich bezaubernd. Den wollte ich wirklich haben.
Die schon neunjährige Flocke, körperlich in sehr schlechtem Zustand, hätte ich mir wohl nicht ausge- sucht. Aber es gab die beiden nur im Doppelpack, und ich suchte ja einen Doppelpack.

Also zogen Snow und Flocke bei uns ein.
Und es stimmte: sie gehörten zusammen. Sie waren quasi eine Einheit.

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Voraussetzung für ein Leben bei uns war allerdings Katzenverträglichkeit. Der Katzentest im Tierheim war positiv verlaufen, und so gingen wir davon aus, dass das klar ginge.

Zu Hause sah das dann allerdings ganz anders aus.
Im Haus verhielten sich beide zunächst neutral, aber bei der ersten Begegnung im Garten jagten sie den Kater Fritz ernsthaft. Flocke nur das eine Mal, aber Snow von da an immer, und nun auch im Haus. So blieb er fortan ständig an der Leine, Tag und Nacht, um die Sicherheit des Katers zu gewährleisten.

Zwei Wochen hatte ich Urlaub, und genau so lange dauerte das Drama.
Exakt an dem Morgen, als ich wieder arbeiten gehen musste, reagierte Snow zum ersten Mal nicht auf Fritz. Und damit war das Problem tatsächlich punktgenau erledigt. Snow hatte Fritz akzeptiert, und von da an durfte der sich alles bei ihm erlauben. Und das nutzte der freche Kerl gelegentlich weidlich aus.

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Obwohl sie in ihrem Vorleben in Ungarn reine Hofhunde waren und sicher nicht im Haus gelebt hatten, waren sie nicht nur vom ersten Tag an stubenrein, sondern sie beschlossen auch vom ersten Tag an, Wohnungshunde zu sein. Sie wollten da sein, wo wir waren.

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Und sie waren rückhaltlos anhänglich und verschmust.

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Unzertrennlich, so war es mir gesagt worden, waren die beiden vor allem deswegen, weil Snow seine Flocke brauchte. Und so war es zunächst auch. Flocke gab ihm die Sicherheit, die er selbst nicht hatte.

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Snow war ein Seelchen. Er hatte so gar nichts von den Rasseeigenschaften, speziell der Selbständigkeit, die er als Kuvasz hätte haben müssen. Er war einfach nur ein freundlicher, weicher, sanfter Hund mit einem absolut sauberen Charakter.

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Flocke war ganz im Gegensatz zu ihm eine souveräne, in sich ruhende Persönlichkeit.
An sich eher ernsthaft, konnte sie aber doch auch ausgelassen und fröhlich sein.

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Zwischen uns entwickelte sich eine besondere Bindung. Wir verstanden und vertrauten einander, wie ich es weder vorher noch nachher mit einem anderen Hund erlebt habe. Auf Flocke konnte ich mich mit der Zeit blind verlassen, und ebenso verließ sie sich auf mich. Sie wurde mein Seelenhund.

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Es stellte sich nach dem Einzug der zwei schnell heraus, dass beide schlechte Hüften hatten; besonders Flockes waren katastrophal. Sie musste umgehend operiert werden.

Ihre Hüften wurden denerviert, und danach, wohl seit langen Jahren erstmals schmerzfrei, blühte sie richtig auf. Bald fing sie sogar an, Snow zum Spielen aufzufordern.

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Wir bauten langsam aber sicher so viel Kondition auf, dass sie nach einiger Zeit unsere üblichen Spaziergänge mitmachen konnte, und sie genoss es!

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Ich sehe es noch lebhaft vor mir und muss heute noch lächeln bei der Erinnerung:
Wenn wir zum Spaziergang aufbrachen, lief sie durch die Hundeklappe schon hinaus, und wenn wir ihr dann zu lange brauchten, bis wir Jacken und Schuhe an hatten, streckte sie den Kopf wieder herein und bellte fröhlich auffordernd: Wo bleibt ihr denn?

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Das geschah unzählige Male, war fast schon ein Ritual.
Als sie dann altersbedingt wieder abbaute, wollte sie schließlich nur noch ein Mal am Tag  mit gehen. Aber auf diesen einen Spaziergang freute sie sich bis zuletzt, auf dem bestand sie.

Auch Snow wurde an einer Hüfte operiert, und er war danach eine Zeitlang richtig fit.

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Leider wurde er irgendwann Diabetiker. Es gelang nie, ihn perfekt einzustellen, und nach einigen Jahren, in denen es ihm dennoch gut ging, lief sein Zuckerspiegel vollends aus dem Ruder, ließ sich gar nicht mehr vernünftig einstellen, und am Ende machte mit nur 11 Jahren sein Organismus schlapp.

Fünf Jahre waren uns zusammen vergönnt, bevor ich beide bald nach einander gehen lassen musste, Snow noch vor Flocke.

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Das ist jetzt bald 10 Jahre her.
Ich werde die beiden nie vergessen.

Sie waren, trotz ihrer körperlichen Gebrechen, wunderbare Hunde.
Charakterlich hätte ich mir keine besseren Hunde wünschen können als diese beiden.

18.12.2018

20.12.2018


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