cg_logo_lks

Spooky

Das Beste, was mir je passiert ist

Adv20_1_1

Zur Vorgeschichte:

Ich arbeite seit 12 Jahren ehrenamtlich als Hundetrainerin in einem Tierheim.
Dort helfe ich, Hunde zu resozialisieren, gehe Gassi, sammle Hundehaufen aus dem Auslauf und tue das, was man im Tierheim halt so macht.

Und wie das bei Tierheimmitarbeitern so ist, blieb auch bei mir ein Hund hängen:

Senta, meine Schwarze, eine Angsthündin aus Rumänien, die ich erst trainiert und über ein Jahr später dann adoptiert hatte, weil niemand sie haben wollte.

Senta war schon recht alt, als sie zu mir kam, geschätzte 12 Jahre. Wir hatten nur anderthalb Jahre zusammen.

Im Frühjahr 2013 hatte sie dauernd Blut im Urin und die Diagnose war verheerend: Inoperabler Blasentumor.

Ich entschied, sie so lange laufen zu lassen, wie es ihr gut ging, und sie dann zu erlösen. Das war im Juni 2013 so weit. Ich wusste es, sie wusste es, und ich war am Boden zerstört.

Die Arbeit im Tierheim ging aber weiter und wie immer hat mich Senta auch an diesem einen Tag Anfang Juni dorthin begleitet. Sie wartete immer in einem Zwinger oder Auslauf auf mich, während ich mich um den jeweiligen Tierheimhund kümmerte, und meistens fand sie ihre jeweiligen Nachbarn eher doof. So auch den eleganten, schwarzmarkenen Rüden, der als Pensionshund bei uns war und sich alle Mühe gab, sie am Zaun anzubaggern.

Keine Chance, sie fand ihn richtig ätzend und zeigte ihm das auch sehr deutlich.

Dann kam ihre letzte Woche.
Ein letztes Mal mit zum Tierheim, wieder in der Sonne im Auslauf entspannen, wieder neben dem Schwarzmarkenen. Nur war dieses Mal alles anders.

Sie ging zum Zaun, er ging zum Zaun, sie streckte die Nase durchs Gitter, er streckte die Nase durchs Gitter und so standen sie da, minutenlang, Nase an Nase, und ich könnte heute noch schwören, dass sie miteinander geflüstert haben.

An diesem Tag habe ich auch der Tierheimleitung gesagt, dass Senta in dieser Woche gehen wird, da sie mir deutlich gezeigt hat, dass es Zeit ist.

Zur Antwort bekam ich, dass der elegante Schwarzmarkene gerade von seiner Nicht-mehr-Familie endgültig abgegeben worden war, da man ihn nach der Scheidung nicht mehr behalten wolle oder könne. Und dass ich doch diesen Hund bitte dann übernehmen solle, denn ich ohne Hund, das sei unvorstellbar und ich würde nur in ein abgrundtiefes Loch aus Trauer fallen.

Adv20_1_3

Ich war erst einmal geschockt, aber ja, man kannte mich zu gut dort im Tierheim.
Es ist wahr, ich ohne Hund, das geht einfach nicht. Und wie hätte ich auch nein sagen können nach dem, was ich da draußen in den Ausläufen gesehen hatte?

Meine Senta, mein Mädchen, die diesen Hund wochenlang immer nur angebrüllt hatte, stand entspannt und im tiefen Dialog mit ihm Nase an Nase. Da war mir klar, ich muss diesen Rüden nehmen, denn er war mir ausgesucht worden. Von Senta, die ebenfalls wusste, dass ich ohne Hund eingehen würde.

Zwei Tage nach dem Abschied von Senta war ich wieder im Tierheim und bekam nach dem Training mit dem aktuellen Pflegling den großen Schwarzmarkenen in die Hand gedrückt bzw. durfte ihn mir selbst abholen – der Bonus, wenn man im Tierheim arbeitet.

Sein Name, Lucky, war für mich eher Sammelbezeichnung als Name, also bekam er als erster meiner Hunde einen neuen Namen: Spooky.

Gruselig, merkwürdig, seltsam, das passte, denn wie Senta ihn für mich ausgesucht hatte, war schon etwas spooky. Außenstehenden erzähle ich, er sei ausschließlich nach Agent Fox „Spooky“ Mulder aus Akte X benannt, ich bin ein Nerd, das glaubt man mir sofort.

Seit nunmehr siebeneinhalb Jahren ist Spooky, mein Spuk, an meiner Seite und er ist das Beste, was mir passieren konnte.

Ein halber Hovawart und ein halber Kurzhaarcollie, vom Wesen vereint er beides, aber sowohl optisch als auch charakterlich kommt der Hovawart bei ihm sehr durch. Ein halbes Jahr musste ich ihm Sicherheit geben, danach war er mein Verlasshund. Vom ersten Moment hatten wir eine unerklärliche Chemie, die sogar Außenstehenden auffiel.

Adv20_1_2
Spuk und ich sind ein tolles Team.
Er macht jeden Mist mit, solange ich dabei bin, liebt den Dummysport und Tricks. Wir sind zusammen Bus und Bahn gefahren, haben in halb Deutschland Menschen besucht, er war Bürohund in vier verschiedenen Jobs, er hat das alles einfach toll gemacht: Hauptsache, mit Frauchen Sachen machen.

Nach einiger Zeit stellte ich fest, dass er ein besonderes Talent hat:

Er ist endlos geduldig mit Welpen und Junghunden und, was mir die Arbeit im Tierheim unsagbar erleichtert; er hat ein wahnsinnig tolles Gespür für die Tierheimhunde. So konnte ich ihn in die Arbeit mit ihnen einbinden.

Sein erster Einsatz war eine gemeinsame Gassirunde mit einer ziemlich umweltunsicheren Junghündin, die normalerweise alle 10 Meter stehen blieb und sich aus irgendeinem Grund nicht weiter traute. Sobald Spuk dabei war, bewegte sie sich unbefangen an der Schleppleine zwischen dem vorauslaufenden Spuk und mir.

Danach wurde Spuk bei fast allen Tierheimhunden mit eingebunden.

Er war bester Freund meiner geliebten Kangal-Pflegehündin, die große Angst vor Menschen hatte, Trainingdummy für eine futteraggressive Schäferhündin, die lernte, in seiner Gegen- wart kein Futter zu verteidigen, und er ist der beste große Bruder und Kommunikations- und Spielpartner für einen Tierheimhund, der die Hundesprache nicht beherrschte.

Seinen verantwortungsvollen Job als mein Trainer-Partner macht er immer noch wunderbar, ohne ihn hätte ich es mit den Tierheimbewohnern viel schwerer. Es ist toll zu sehen, wie sie mit seiner Hilfe aufblühen und Fortschritte machen.

Seit ein paar Jahren wird er auch von entfernt bekannten Hundehaltern als Partner für Social Walks gebucht, das fällt ihm besonders leicht:

An der Leine neben Frauchen her strebern und Leckerli abgreifen ist schließlich auch ein absoluter Traumjob.

Adv20_1_4

Wir verstehen uns ohne Worte, was nicht nur im Training extrem hilfreich ist, sondern auch den Alltag herrlich unkompliziert macht.

Es gibt Momente, in denen ich mich frage, was ich richtig gemacht habe, um diesen tollen Hund zu verdienen, und zu keinem Ergebnis komme.

Ganz egoistisch ist mir das aber eigentlich egal, denn das, was zählt, ist die Tatsache, DASS er bei mir ist und hoffentlich noch viele Jahre bei mir bleibt, das Beste, was mir passieren konnte.
 

24.12.2019

02.12.2020


weihnachtstiere

Oder einen Gutschein über einen Tierheimbesuch im neuen Jahr!

Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
Und niemals ein Tier für jemand anderen aussuchen - Die “Chemie” muss stimmen!

Eltern sollten sich immer bewusst sein, dass SIE die letztendliche Verantwortung für ein Tier haben und nicht das Kind - Egal ob Hund, Katze oder Meerschweinchen und egal, was man vorher sagt!!

© 2003 - 2024 Couch gesucht

  

cg_logo_n_re