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Maya & Merlin

Klebriges Unglück

Ist Unglück eigentlich klebrig?

Soll heißen, ob jemand, der es einmal an sich kleben hatte, es jemals wieder verlieren kann?

Aber beginnen wir die Geschichte von vorne:

Im Jahr 2012 wurde ein junger Hund in das Tierheim von Bukarest gebracht.
Er war aufgegriffen worden und die Belegschaft des Heims hoffte auf eine baldige Vermittlung.

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Es verging ein Jahr nach dem anderen – der kleine Hundemann wurde erwachsen.
Aber niemand adoptierte ihn!

Da rumänische Tierheime ohnehin immer chronisch überfüllt sind, bekam er vor viereinhalb Jahren eine junge Hündin in seinen Zwinger gesetzt.  Beide Tiere waren zum Glück kastriert, es konnte also nichts passieren.

Ein ausländischer Tierschutzerein, der dieses Tierheim bei der Vermittlung der vielen Hunde unterstützt, gab den beiden Hunden einen Namen: Merlin und Maya.

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Damit hoben sie sich zum Glück von der namenlosen Masse ab, aber an ihrem Leben änderte sich dadurch weiterhin nichts: sie wurden übersehen.

Beide Hunde mochten sich sehr gerne, gaben einander Halt und verlebten ihre Tage nach immer dem gleichen Schema: Es wurde von Zeit zu Zeit der Zwinger gereinigt, einmal täglich gab es je nach Angebot Futter.

Und dann – im Spätherbst 2020 – sollte sich ihr Leben gewaltig ändern:

Die beiden Hunde wurden zusammen aus dem Tierheim geholt und auf eine lange Reise nach Deutschland geschickt.

Und hier – in einer Hundepension – warten die beiden nun darauf, dass Menschen sehr tierlieb, sehr motiviert und sehr freundlich sind und angesichts ihrer vielen, vielen gemeinsam vertanen Jahre nicht plötzlich auf die Idee kommen, eventuell nur einen von ihnen ganz alleine zu adoptieren.

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Aber die Geschichte ist noch nicht zu Ende.

Merlin wurde – wie auch Maya – auf die Hundevermittlungs-Plattform gesetzt und nach einigen Wochen meldeten sich freundliche Menschen, die nach dem Tode ihres alten Hundes gerne wieder einen Hund, nicht zu jung, adoptieren wollten.

Ihnen wurden die Umstände von Mayas und Merlins reizarmer, gleichbleibender Haltung geschildert und sie wurden darauf hingewiesen, dass beide Hunde viel Geduld und viel Einfühlungsvermögen benötigen würde, damit sie behutsam in einen menschlichen Alltag integriert werden könnten.

Was bei den Auslandshunden ebenso wichtig ist:
Sie dürfen sehr lange Zeit (wenn überhaupt) NICHT von der Leine abgemacht werden und sind über ihr mitgegebenes ausbruchsicheres Geschirr zusätzlich gegen ein Weglaufen abgesichert.

Da der Hof der Interessenten mit seinem umzäunten Gelände in sehr ruhiger Dorfrandlage der Pensions-Betreiberin bekannt war, gab sie dem betreuenden österreichischen Verein gegenüber „grünes Licht“.

Leider war keinerlei Hoffnung, dass beide Hunde ge- meinsam adoptiert werden würden.
Die Wahl fiel auf Merlin.

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Merlins großer Tag stand bevor; er wurde von seiner langjährigen Lebensgefährtin getrennt und mit einem Sicherheits-Geschirr, Halsband und allen Unterlagen ausgestattet in sein neues Zuhause gefahren.

Die neuen Halter wurden in einem langen, intensiven Gespräch nochmals darüber aufgeklärt, dass ein Hund, der derart lange nichts anderes als einen Tierheim- Zwinger kennengelernt hatte, immer unter absoluter Kontrolle zu sein hätte und auch für lange Zeit nicht alleine in einen umzäunten Garten gelassen werden darf.

Alles wurde zur Kenntnis genommen, Papiere un- terzeichnet und Merlin alleine seinem neuen Leben überlassen.

Am nächsten Morgen das Fiasko:

Die neuen Halter riefen an – der Hund sei ihnen entlaufen!

Der Mann hatte im Haus ein großes Fenster mit leerem Fensterbrett zum Lüften weit geöffnet, hatte den Raum verlassen und Merlin ergriff die Chance und entkam in die Freiheit.

Was aber das schlimmste war: Merlin war nackt!
Man hatte ihm sowohl das Halsband als auch das Geschirr abgemacht, da es „so unbe- quem“ gewesen wäre. Das bedeutete, jeder Jäger würde ihn als ausgesetzten, wildernden Hund einstufen und entsprechend handeln.

Ganz sicher war Merlin die Haltung ohne einen anderen Hund in dem großen Haus unbehaglich gewesen, und seine Erinnerung an Maya beflügelte ihn im wahrsten Sinne des Wortes, den Ort durch einen tollkühnen Sprung zu verlassen.

Können Sie sich vorstellen, was diese Nachricht bei uns allen auslöste?

Ein vor einigen Wochen geschorener, kurzhaariger älterer, scheuer Hund mutterseelen- allein in einem für ihn völlig fremden Gelände auf der Flucht!
Dazu Regen und starker Wind!

Jede Person, die sich freimachen konnte, kam in das recht entfernt liegende Dorf und ging oder fuhr auf die Suche.

Ein mit seinen Pferden arbeitender Mann hatte Merlin vor Stunden in den weiten Feldern gesehen, wir hatten also eine ungefähre Richtungsvorgabe.

Zum Glück gibt es Smartphones, so konnten wir uns zwar alle kurzschließen, aber lediglich zu dem Zweck, um uns mitzuteilen, dass niemand von uns auch nur eine Spur von Merlin gesehen hatte.

Ich war in Gegenden unterwegs, die mich viele Male wünschen ließen, der Wagen möge sich nicht festfahren im Schlamm. Ich hätte nicht beschreiben können, wo ich mich befand, um dann ggf. per Traktor wieder Boden unter die Räder zu bekommen.
Als es dunkel wurde, gaben wir die Suche auf.

Es wurden Suchanzeigen in der Zeitung geschaltet, ich stellte Flyer für alle markanten Punkte in der Umgegend her und wir, die wir in die Suche involviert waren, mussten an diesen armen, inzwischen völlig durchnässten Hund denken, der sicher frierend durch die Gegend ziehen würde.

Am nächsten Morgen eine whats app-Nachricht auf dem Phone:
Merlin sei gefunden und gegriffen worden.

Es war zu früh, um den Sachverhalt abzuklären, aber um 8 Uhr kam die erlösende Nach- richt:

Eine Bewohnerin des Dorfes wusste von dem Unglück und sah völlig überraschend Merlin nachts um 1 Uhr an ihren gelben Wertstoff-Säcken. Sie meisterte es, ihn zu fangen und Merlins Abenteuer war zu Ende.

Die Vermittlung wurde rückgängig gemacht und Merlin zog zufrieden und ohne sicht- oder spürbare Veränderungen zurück zu Maya in den Auslauf.

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Vor seiner Vermittlung hatte es einen zweiten, sehr freundlichen Bewerber für Merlin gegeben, der traurig die Nachricht erhielt, dass der Hund schon vermittelt sei.

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Da der Mann sehr an Merlin interessiert war, fragte er einen Tag nach der Übernahme nach, wie es gelaufen wäre und erfuhr zu seinem Entsetzen von den Abläufen.

Er kam noch am gleichen Tag, um Merlin und Maya zu besuchen und bemerkte von sich aus, wie grausam es gewesen ist, die beiden nach so vielen Jahren zu trennen. Und er bot an, nach der üblichen Vorkontrolle BEIDE HUNDE zu adoptieren.

Wir alle jubelten!

Diese von dem Mann ohne Beeinflussung entschiedene Lösung kommt einem Lottogewinn für Maya und Merlin gleich!

Konnte es sein, dass den beiden gegenüber das Schicksal endlich gut gestimmt war?

Am kommenden Tag sollte die Vorkontrolle auf dem Grundstück des Hundefreundes sein – es kam jedoch ein Anruf von einem Freund von ihm. Der potenzielle Hundehalter war schwer erkrankt, befand sich im Krankenhaus und jäh zerbrachen alle Hoffnungen und Planungen für Maya und Merlin!

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Und damit bin ich bei meiner eingangs gestellten Frage:

Ist Unglück klebrig?

Können es Maya und Merlin jemals abstreifen und zusammen ein gutes, sicheres Leben bei einfühl- samen, geduldigen Hundefreunden führen?

Lassen Sie mich Ihre Antwort zu dem Thema wissen...

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Maya und Merlin haben durch den Umzug nach Deutschland ein erstes kleines Happy End gefunden, aber ich hoffe so sehr, dass es Leser dieses Adventskalenders gibt, die ein gut eingezäuntes Grundstück mit Haus darauf besitzen, hundeerfahren sind und ein großes, mitfühlendes Herz haben und sich spontan entschließen, den 9-jährigen Merlin und seine 6-jährige Partnerin Maya zu adoptieren.
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Beide Hunde laufen sehr gut an der Leine, gehen gerne spazieren und würden ein ruhiges Umfeld mit wenig Aufregung lieben.

Maya ist in Bezug auf menschliche Berührungen noch scheu, dass wird bald legen, wenn sie Vertrauen aufbaut.

Sollten Sie sich vorstellen können, diesen beiden Schätzen ein lebenswertes, behütetes Leben bieten zu können, würde ich mich über eine Mail unglaublich freuen.

Und feststellen, dass Unglück wohl doch nicht klebrig ist.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Tieren eine gesunde, geruhsame Vorweihnachtszeit,

Birgit Schmidt
Hundshuus
info@hundshuus

04.12.2020

06.12.2020


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