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Ria

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Mein Wunsch, reiten zu lernen war schon da, seit ich denken kann.

Da das aber schon immer ein kostspieliges Hobby war, konnten meine Eltern mir dieses schlichtweg nicht ermöglichen. Aber Urlaube auf einem Ponyhof habe ich mehrmals gemacht. Daran erinnere ich mich immer gerne zurück.

Als dann mit Mitte 30 mein Mann und ich uns den Traum vom eigenen Haus verwirklichten und direkt neben unserem Haus 2 Pferde standen, wurde mein Kindheitswunsch wieder wach.

Ich machte mich auf die Suche nach einem Reitstall, in dem auch Reitunterricht für Erwachsene angeboten wurde und wurde gleich im Nachbarort fündig. Die ersten Stunden sollte ich an der Longe bekommen.

Mein erstes Zusammentreffen mit meinem Schulpferd war ernüchternd.

Ria, Hannoveraner-Stute,dunkelbraun, Stockmass 1,62 m, stand in ihrer Box und war nicht wirklich amüsiert, als sie aus der Box geholt werden sollte, die Ohren waren angelegt. Ich dachte nur, oh je, dass wird furchtbar.

Beim Putzen wurde es nicht wirklich besser.
Ria drohte immer wieder. Putzen am Bauch und das Satteln waren am Schlimmsten.

Heute weiß ich, dass Ria einfach gestresst war und ein Ventil brauchte, um mit ihrem Stress umzugehen.

Dann das 1. Mal im Sattel und was soll ich sagen...
Unterm Sattel war Ria super artig und gab mir ein gutes Gefühl.

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Ich habe zwei Jahre lang einmal die Woche Reitunterricht genommen.
Da die anderen Schulpferde Ponys waren und somit zu klein für mich waren, habe ich immer Ria geritten.

Wir lernten uns immer besser kennen und dann habe ich Ria als Reitbeteiligung bekommen. Am Wochenende habe ich mich um sie gekümmert und bin dann sonntags immer mit ihr ins Gelände.

Im Gelände war sie eine Lebensversicherung; selbst wenn ein anderes Pferd duchging, ließ sie sich kontrollieren. Sie war total artig.

Für ihr Seelenheil waren die Ausritte wichtig, raus aus dem Reit- unterrichtstrott. Endlich mal unbeschwert übers Stoppelfeld galoppieren. Da kam ihr Vollblutanteil ans Licht und wir hatten viel Spaß.

Bis Ria sich richtig auf mich eingelassen hatte, waren viel Geduld, Liebe, mäßig dosierte Streicheleinheiten und auch sehr viele Möhren notwendig. Sie war nicht einfach zu knacken, ein starker Charakter mit Mißtrauen gepaart. Aber meine Hartnäckigkeit wurde belohnt.

Ihr Vertrauen wuchs langsam und sie suchte von sich aus hin und wieder meine Nähe.

Dann wurde Rias Gangwerk zusehends schlechter und der Stallbesitzer fragte, ob ich sie übernehmen würde, sonst würden sie versuchen, einen anderen Käufer zu finden.

Von ihrem Leben bevor sie Schulpferd wurde, wusste ich nur, dass sie in der Vielseitigkeit gearbeitet worden und sie immer gern gesprungen ist.

Ria war zu diesem Zeitpunkt bereits 22 Jahre alt.
Ich war auch schon 10 Jahre an ihrer Seite und hatte in den letzten Jahren schon oft darüber nachgedacht, sie aus dem harten Schulpferdealltag rauszuholen. Die Kosten haben mich immer abgeschreckt, aber auch ob ich alles alleine hinbekomme und ich das nötige Wissen habe.

Aber jetzt gab es keinen Aufschub mehr.
Mein Mann musste nur auch noch zustimmen, letztendlich betrifft es ihn ja auch. ;-)

Was soll ich sagen... Er hat ja gesagt!

Ich wollte Ria noch einen schönen Lebensabend ermöglichen und wenn sie auch nur noch ein Jahr leben würde, wäre es schon ein Gewinn für mein altes Mädchen.
Ich muss noch einmal betonen, sie lief wirklich sehr sehr steif!

Und dann war es endlich soweit, am 26.07.2013 habe ich sie zu mir nach Hause geholt. Sie stand dann in einem Offenstall direkt neben unserem Haus. Ich hatte sie also auch immer bei mir. Ein Traum.

Die beiden vorhandenen Wallache begrüßten Ria total nett, und Ria, die schon gewisse Diven-Qualitäten im Umgang mit anderen Pferden hatte, war wie ausgewechselt und machte gleich mit ihren neuen Stallkollegen Fellpflege.

Es war so schön anzusehen, wie Ria von Tag zu Tag wieder ein ganz normales Pferd wurde.

Sie lief wieder viel besser, dem Offenstall sei Dank, und ich habe sie auch wieder im Gelände und auf dem Platz bewegt, longiert und bin mit ihr spazieren gegangen.

Den Tierarzt brauchten wir nicht oft. Sie war echt fit. Ihr Gangwerk war nicht perfekt, aber um einiges besser geworden.

Dann, nach mittlerweile schon 4 Jahren, kam der Schockmoment:
Ria stand nur noch auf 3 Beinen.

Diagnose Hufrehe!!!

Ab sofort keine Wiese mehr...
Das wurde dann leider vom Stallbesitzer ignoriert, und ich hatte dann keine andere Wahl, als mir einen neuen Stall zu suchen.

Wir hatten Glück einen tollen Offenstallplatz, mit nur stundenweise dosiertem Weidegang, für meine mittlerweile schon 27 Jahre alte Ria zu finden.

Ich habe so gehofft, dass ihr die Umstellung und die 5 anderen Pferde nicht so arg zusetzen, sie nicht gemobbt wird und sich wohl fühlt. Und so war es dann auch; sie blühte noch einmal mehr auf, wurde immer mobiler und wenn ich Stangenarbeit mit ihr gemacht habe, meinte sie, über die am Boden liegende Stange springen zu müssen.

Bodenarbeit habe ich dann auch immer mehr gemacht, das hat unsere Beziehung noch weiter nach vorne gebracht. Sie kam leise wiehernd zu mir, wenn ich auf den Hof kam.
Wir hatten eine verdammt schöne Zeit in dem Stall.

Sie hat auch ein neu dazu gekommenes, sehr rangniedriges Andalusier-Mädchen in die Gruppe integriert.

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Ihr Alter von jetzt schon 29 Jahren sah man ihr körperlich nicht an.
Kein Senkrücken, ein starkes Herz, nur immer mehr weiße Haare am Kopf und an den Beinen ließen auf ihr hohes Alter schließen.

Aber dann kam der Tag X...

Der Stallbesitzer rief mich abends an, ich müsste sofort kommen, Ria liegt am Boden und krampft. Der Tierarzt ist schon verständigt.

Mein Mann und ich sind sofort los, so eine Viertelstunde Autofahrt können einem wie Ewigkeiten vorkommen.

Wie wir am Stall ankamen, kam der Stallbesitzer schon auf uns zu mit den Worten „ihr braucht euch nicht mehr zu beeilen.“

Ich habe die Bedeutung der Worte erst gar nicht verstanden.

Ria war schon über die Regenbogenbrücke gegangen.
Sie war umgefallen, hatte kurz gekrampft und war dann vermutlich durch einen Herzinfarkt gestorben.

Für sie ein schneller, leichter Tod.
Für mich unfassbar. Ich konnte es nicht glauben, dass sie da wirklich leblos lag.

2 Stunden vorher war ich noch bei ihr gewesen. Sie kam da noch fröhlich von der Wiese auf mich zu gelaufen, hat ihr Müsli und ihre Möhren gefressen...

Alles war bestens.
Sie hat sich nur viel länger von mir verabschiedet als gewöhnlich, vielleicht wusste sie schon, dass es für immer war...

Die anderen Pferde, vor allem die Herdenchefin und ihre beste Freundin, haben sich ganz rührend von ihr verabschiedet.

Ich hatte immer Angst davor, irgendwann die Entscheidung des Einschläferns treffen zu müssen.
Ich bin ihr dankbar, dass sie mir das abgenommen hat.

Aus dem wahrscheinlich noch 1 Jahr bei mir sind dann fast auf den Tag genau 7 glückliche Jahre geworden. Sie ist 29 1/3 Jahre alt geworden, damit hätte niemals jemand gerechnet.

Sie fehlt mir wahnsinnig!!!!!!!
 

10.12.2020

12.12.2020


weihnachtstiere

Oder einen Gutschein über einen Tierheimbesuch im neuen Jahr!

Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
Und niemals ein Tier für jemand anderen aussuchen - Die “Chemie” muss stimmen!

Eltern sollten sich immer bewusst sein, dass SIE die letztendliche Verantwortung für ein Tier haben und nicht das Kind - Egal ob Hund, Katze oder Meerschweinchen und egal, was man vorher sagt!!

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