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Kira

Ein kleiner Kaspar Hauser auf dem Weg ins Leben

Wie es halt manchmal so ist...

Es kam ein Anruf – Ob ich eine kleine Hündin zum Päppeln aufnehmen würde; es wäre dringend da sie nicht mehr fressen würde. und es in Spanien aktuell kaum Kapazität gäbe, sich da entsprechend zu kümmern, die Station wäre übervoll.
Ok, klar mache ich.

So kam das kleine Mädchen und ich taufte sie Kira.

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Kira war ein Bodeguero, ca. 4 Jahre alt. und wurde offensichtlich zur Welpenproduktion missbraucht.
Als ihr dann ein großer Tumor am Gesäuge wuchs. wurde sie entsorgt.

Ein Tierschutzverein nahm sich ihrer an und ließ sie operieren. Leider war es wohl alles ein bisschen zuviel für die kleinen Maus, denn sie hörte auf zu fressen und zog sich komplett zurück.

Sie war abgemagert, hatte einen trüben Fleck in einem Auge und eine große Bauchnaht.

Keine Ahnung wie sie ihr bisheriges Leben verbracht hat, aber sie kannte nix – also so gar nix.

Gras „Was ist das?“

Bäume, Büsche raschelndes Laub – gruselig.

Die Wohnung... Irgendwie völlige Überforderung.

Und fressen wollte sie auch nicht.
Egal was ich versuchte, keinerlei Hundefutter (Dose, TroFu) Käse, Leberwurst, rohes, gekochtes... Sogar Katzenfutter, Päppelpaste und Welpenmilch habe ich versucht.

Auch Essensreste und eingeweichtes Brot (das nahmen die anderen Spanier immer, wenn sie anfangs mit normalen Hundefutter Probleme hatten) nahm sie nicht.

Für mich – mit wirklich ALLES und IMMER fressenden Bullterriern unbegreiflich!

Letztlich half nur eine Pampe mischen und mit einer Spritze und ein wenig Nachdruck ins Mäulchen geben. War sehr mühsam, aber nach drei Tagen alle paar Stunden hat sie die Pampe von meinen Fingern geschleckt, und ab da ging es bergauf.

Allerdings aus einem Napf fressen dauerte noch – den kannte sie nämlich auch nicht.

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Auch ihr Verhalten den anderen Hunden gegenüber war „seltsam“. Sie kannte wohl Hunde, aber keine Hundesprache.

In der Wohnung frei rumlaufen lassen ging auch nicht, sie pinkelte überall hin... Nur auf ihr Bett nicht. So richtig stubenrein wurde sie leider auch nie.

Spaziergang war natürlich schwierig – sie hatte vor allem Angst und war sehr unsicher.

Es dauerte.
Zwar beobachtete sie viel, aber war sehr schnell überfordert.

Aber sie war ein liebes Mädchen.

Beim Fäden ziehen war sie sehr tapfer, und auch das langsame Heranführen an Körper- pflege (Bürsten, Ohren, Zähne, Krallen) hat sie ohne zu schnappen oder dergleichen hingenommen, auch wenn es alles sehr schwierig für sie war.

Der Tierarztbesuch zeigte, dass sie körperlich gesund war.
Nur die Trübung im Auge (wohl eine alte, unbehandelte Verletzung) schränkte ihre Sehfähigkeit auf diesem Auge stark ein.

Sie brauchte Zeit – viel Zeit.

Regelmäßigkeit, Alltag, Routine halfen, ihr Sicherheit zu geben und lernen zu können.
Konnte sie anfangs z.B. überhaupt nicht springen – also so gar nicht, weder über ein winziges Rinnsal noch den kleinsten Baumstamm – wurde sie mit zunehmender Kraft richtig agil, liebte es zu rennen und auch springen konnte sie bald bestens.

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Nur ihre Unsicherheiten stand ihr oft im Weg; sie war schnell unruhig und konnte sich schlecht konzentrieren.

Ich glaube ja, sie hatte ihr Leben bisher in irgendeinem Hinterhof, hinter Mauern und auf Beton, ohne jegliche Reize und Ansprache verbracht.

Ein Kaspar Hauser.

Die Bullis waren erst nicht sonderlich begeistert von dem Neuzugang.
Kira reagiert nicht auf ihre Sprache und wusste überhaupt nicht wie man sich „hündisch“ benimmt. Trotzdem lagen sie oft zusammen, und die Mädels nahmen Kira an, so wie sie war.

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Deren „Erziehung“, zeigen des Alltags und Vorleben von Verhaltensweisen halfen auch mir Kira ein normales Hundeleben zu zeigen. Ohne sie hätte es sicherlich Jahre gedauert...

Es war sehr schön zu sehen, wie Kira so nach und nach zu einem normalen Hund wurde und die schönen Seiten des Lebens kennenlernen konnte. Sie wurde fröhlich, konnte richtig lustig und albern sein, kam mit Allem und Jedem klar und hatte Spaß, neue Dinge zu erleben oder was Neues zu lernen.

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Klar war sie immer sehr devot, schnell unsicher und brauchte immer ein bisschen Zeit vertrauen zu fassen, aber passte sich dann doch allen Situationen an.

So gingen die Monate ins Land und Kira hatte sich schon sehr stark an mich gebunden.
Es wurde Zeit für ein eigenes Zuhause; ein dritter Hund war für mich zu der Zeit einfach nicht möglich.

Eigentlich hätte sie überall hin gekonnt – Mit ein bisschen Zeit und Feingefühl war sie ein problemloser und leichtführiger Hund für jeden. Trotzdem wollte sie keiner.

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Damit Kira möglichst viel kennenlernte nahm ich sie überall mit hin, auch mal auf Arbeit.
Eine Kollegin war gleich hin und weg und hätte Kira am liebsten gleich mitgenommen, aber sie hatte Zuhause eine sehr alte Hündin und da musste vernünftig gedacht werden.

So vergingen weitere Monate, aber wie es das Schicksal wollte, verstarb die alte Hündin und die Kollegin war voller Trauer.

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Da es weiterhin keine richtigen Interessenten für Kira gab, bot ich der Kollegin an, Kira doch mal an einem Wochenende mit nach Hause zu nehmen und zu schauen, ob es passen würde.

Es passte!

Zwar dauerte es eine Weile, bis Kira sich in der neue Lebenssituation gewöhnt hatte (es fehlten ihr die anderen Hunde als Vorbild), aber ihre neuen Besitzer waren so glücklich mit ihr.

Da war auch das leider immer noch bestehende Probleme der mangelnden Stubenreinheit. Wenn Kira zu viel Raum hatte und unruhig wurde, pinkelte sie weiterhin überall hin – nicht so schlimm.

Es gab einen großen Garten und wenn Kira alleine bleiben musste, wurde ihr ein gemütliches Plätzchen im Bad gemacht. Da war es durch den begrenzten Raum kein Problem, und selbst wenn einmal ein Malheur passierte, war es nicht so schlimm (im Rest der Wohnung war Laminat).

Bis zu meinem Umzug trafen wir uns immer mal wieder zum Spaziergang, und wenn Frauchen und Herrchen mal länger weg mussten, kam Kira zu mir.

Es war schön, zu sehen, wie sehr sie an ihren neuen Besitzern hängt und nun ein völlig normales Hundeleben führen kann.

Ich wünsche Kira ein langes, glückliches Leben.

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19.12.2020

21.12.2020


weihnachtstiere

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