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Sebi

Oder wie Murphy ihm zum Glück verhalf

Dies ist die Geschichte von Sebi - einem alten Jagdhundmischling aus den Bergen Kataloniens. Seine Besitzer konnten ihn nicht mehr gebrauchen und setzten ihn in den Wäldern aus. Eine Frau hat ihn aufgenommen: In die "Hundehölle" Kataloniens und dort lebte er lange Jahre - bis vor kurzem.

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Die geistig verwirrte Frau "sammelt" Hunde und pfercht sie in selbst zusammen gezimmerten Zwingern ein.

Viele "Zwinger" bestehen aus Europaletten, von denen eine als Boden, eine als Dach und vier als Wände dienen. Zusätzlich sind viele dieser Verschläge mit einer Plane abgedeckt, so das kaum Tageslicht ins Innere gelangen kann.

Die Frau hat kein Geld für Kastrationen - somit vermehren sich die Hunde ungehalten weiter und immer weiter ...

Im April 2004 konnten wir 160 Hunde zählen, die hier ihr Dasein fristen müssen.

Viele der hier lebenden Hunde sind Leishmaniose positiv, ALLE haben Bisswunden und Verletzungen, sind abgemagert bis auf die Knochen, vielen fehlen Gliedmaßen und ALLE leben in so unwürdigen und unmenschlichen Verhältnissen, das man es sich kaum vorstellen kann, wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen hat!

Da die Tiere kein Futter bekommen, "ernähren" sie sich von ihrem eigenen Kot. Kannibalismus ist an der Tagesordnung und der Gestank der verwesenden Hundeleichen erfüllt die Luft. Vor allem Welpen und alte bzw. kranke Hunde fallen ihren hungernden Artgenossen zu Opfer und ihre Kadaver werden blutig verteidigt.

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Verzweifelt betrachteten wir voller Abscheu das Gelände. Was kann man gegen solche Tierquälerei ausrichten? Wir konnten doch nicht alle Hunde mitnehmen ... Einem wenigstens wollten wir die Freiheit und ein würdiges Leben schenken. Warum unsere Wahl ausgerechnet auf Sebi fiel, ist wohl Murphys Gesetz zu verdanken ...

Wir schwatzten ihn der Frau ab - die uns noch 20,- € abnahm - und luden in ins Auto. Sein Schicksal war besiegelt.

Unser erster Weg führte uns zu einem Tierarzt, der Sebis Wunden versorgte. Seine Wunden auf dem Rücken und an den Beinen waren offen und blutig. Sie eiterten stark und schienen schon sehr alt.

Sebis Fell und seine Haut "lebten" vor lauter Ungeziefer - er war schmutzig und von seiner Haut fielen große, trockene Schuppen ab. Seine Krallen waren 10 cm lang und wuchsen rund in sein Fleisch. Als der Tierarzt ihm die eingewachsenen Krallen aus dem Bein zog, regte sich Sebi nicht. Er war völlig apathisch - gerade so, als hätte er längst mit seinem Leben abgeschlossen.

Ein Bluttest brachte noch das vermutete Ergebnis: Er ist Leishmaniose positiv, was uns alle nicht überraschte.

Die ersten Tage in Freiheit verschlief Sebi vollständig. Er hatte eine Menge nachzuholen und genoss es offensichtlich, endlich Raum und Platz für sich alleine zu haben. Sicher hatte er bis dahin noch nie auf einer weichen Decke gelegen.

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Das ihm angebotene Futter verschmähte er - für ihn schien nichts wichtiger zu sein als zu schlafen, zu schlafen und noch mehr zu schlafen ... Täglich trugen wir ihn mehrmals nach draußen, damit er sein Geschäft verrichten konnte. Er musste sich dabei an uns anlehnen, um nicht umzufallen. Er war körperlich sehr schwach und seine Psyche bereitete uns große Sorgen. Er schien sich für nichts zu interessieren und nichts und niemand konnte ihn aus seiner Liturgie reißen.

Ein paar Tage später luden wir ihn ins Auto und traten - mit dem schlafenden Sebi auf der Rückbank - die lange Fahrt zurück nach Deutschland an.

Zuhause angekommen legten wir ihn in das für ihn reservierte Körbchen und auch hier verschlief er die ersten Tage vollständig. Die Anwesenheit unserer Hunde und Katzen schien ihn weder zu stören noch zu interessieren. Er bekam nun Medikamente (Traumeel, Allopurinol, Antibiothika und Glucantime) und seine äußeren Wunden wurden täglich versorgt. Erst nach Tagen begann er, eigenständig und mit wachsendem Appetit zu fressen und sich für seine Umwelt zu interessieren.

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Nach etwa zwei Wochen begrüßte er uns zum ersten Mal mit einem - noch sehr vorsichtigen - Schwanzwedeln. Nach und nach taute er auf, wurde selbstsicherer und interessierter. Er lag stundenlang auf der Wiese und genoss die Sonne.

Nach etwa einem Monat war er soweit genesen, das er uns auf kleinen Spaziergängen begleiten konnte. Etwa 15 Minuten hielt er in dieser Zeit durch und beschnüffelte seine Umgebung immer interessierter und mit wachsender Anteilnahme.

Heute - etwa zwei Monate nach seiner Rettung aus der Hundehölle - ist Sebi (für seine Verhältnisse) fit wie ein Turnschuh. Er wird weiterhin mit Glucantimen und Traumeel behandelt und dies scheint ihm sehr gut zu tun. Seine Wunden auf Rücken, Beinen und Pfoten sind verheilt. Zurückgeblieben sind große Narben, die wohl für den Rest seines Lebens haarlos bleiben werden.

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Er ist sehr an anderen Hunden (vor allem an hübschen Hündinnen) interessiert und reagiert sowohl auf seinen Namen, als auch auf kleinere Kommandos wie "Nein" oder "Bien aqui" (spanisch für: Komm zu mir). Er genießt die regelmäßigen Spaziergänge an der frischen Luft und hält nun auch schon etwas größere Runden von ca. 35 - 40 Minuten mit. Er hat seine Würde wieder!

Nach Abschluss seiner Behandlung gegen Leishmaniose suchte Sebi ein schönes neues Zuhause und ...

Wünsche werden manchmal wahr - und Sebi hat, nach neunmonatigem Aufenthalt auf seiner Pflegestelle, ein schönes, neues Zuhause gefunden!

Er lebt nun in einem Dreifamilien-Haushalt in Essen Werden, hat einen eigenen Garten und viele Menschen, die sich um ihn kümmern. Zu seiner neuen Familie gehört noch ein zweiter Hund, mit dem er sich sehr gut versteht.

Nun wird er jeden Tag Ausflüge an den nahe gelegenen Baldeneysee und den umliegenden Wald unternehmen. Seine neue Familie kümmert sich nicht um Sebis Gebrechen und Krankheiten und nimmt ihn so an, wie er ist.

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Wie ging es in der „Hundehölle“ Kataloniens weiter?

Von 2004 bis 2006 wurden viele Hunde kastriert, damit sie sich zumindest nicht mehr fortpflanzen konnten (hauptsächlich Hündinnen) und mussten leider anschließend wieder zurück gebracht werden (katalonisches Recht...)

Um die 60 Hunde wurden u.a. vom Tierheim Odena und Privatpersonen aufgenommen, so wie von zwei TSV in Deutschland und entsprechend vermittelt.

Es wurden größere Ausläufe gebaut, damit die verbliebenen Hunde aus den Europaletten rauskamen, Futter bereitgestellt und Wasser, Grundversorgung durch einen Tierarzt (der zum Teil "umsonst" gearbeitet hat bzw. gegen Auslage seiner Kosten) ...

Natürlich wurde auch Anzeige erstattet ! Die Polizei und das Bürgermeisteramt haben Monate gebraucht, um überhaupt zu reagieren. Letztendlich musste die Frau ihre Hunde von dem Ort wegschaffen - was sie auch getan hat. Rund 100 Hunde sind auf nie mehr wiedersehen verschwunden und niemand weiß, wohin ... Ein Haltungsverbot wurde - so viel ich weiß - nicht ausgesprochen.

Ich selbst war 2 Mal dort (2004 und 2005) und habe insgesamt 6 Hunde mit nach Deutschland genommen. Aber man weiß ja - aus der Ferne kann man nicht viel machen außer propagandieren, Spenden sammeln und hoffen, das "die vor Ort" sich kümmern ...

Diese Geschichte verfolgt mich heute noch...

Diese wahre Geschichte wurde geschrieben von Luzia Albrecht (2004)

17.12.2007

19.12.2007


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