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Timmys Vermächtnis

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Am liebsten möchte ich der ganzen Welt erzählen von Timmy, dem großen, schwarzen American Staffordshire Terrier mit seinem großen, runden Kopf, den riesigen Kulleraugen, einem Knick- und einem Stehohr, den für seine Rasse viel zu langen Beinen mit den weißen Zehen und dem weißen Latz, der an einen Kreuzritter erinnerte.

Als er im November 2004 von uns gehen musste, wollte ich schreien vor Schmerz und Wut über das, was diesem herzensguten, wundervollen Hund in seinem kurzen Leben widerfahren musste.

Nach 1,5 Jahren Haft, Einsamkeit, Trauer und Stress im Tierheim waren ihm nur weitere 1,5 Jahre vergönnt, die er mit uns verbringen durfte, bevor ihn dann diese grausame Krebskrankheit (malignes Lymphom) heimsuchte. Nicht einmal 5 Jahre alt durfte er werden.

Warum? Warum jetzt, wo es ihm doch so gut ging?

Wir hatten doch noch soviel mit ihm vor. Wir waren gerade zu einer innigen Einheit geworden, auf beiden Seiten bestand ein riesiges Vertrauen.

Wir waren so stolz auf diesen Hund, der so viele Menschenherzen für sich gewinnen konnte.

Manche Leute fragten dann immer ganz ungläubig „Das ist doch ein Kampfhund, oder?“ „Das gibt es doch gar nicht, so ein schönes Tier und soo lieb“

Viele Menschen lobten uns auch für unseren Mut, einen „solchen“ Hund trotz aller Anfeindungen zu uns genommen zu haben.

Aber nein, Mut brauchten wir dafür nicht, nur ein bisschen Herz und die Gewissheit, dass wir ab jetzt eine große Verantwortung auf uns nehmen würden, denn dieser Hund sollte es ab jetzt immer gut haben. Er sollte merken, dass er absolut liebenswert ist und von uns beschützt wird, so gut wir es nur konnten.

Das was er uns dafür zurückgegeben hat, war viel, viel mehr. Die Lücke und die Leere, die durch seinen frühen Tod entstanden ist, war für mich unerträglich und zerriss mir das Herz.

Nicht auszudenken, er hätte diese Phase seines Lebens im Tierheim erleben müssen. Wir sind dankbar, dass wir ihm in diesem schweren Lebensabschnitt zur Seite stehen konnten und ihm alles noch so angenehm wie möglich gestalten konnten.

Leider half mir aber auch diese Tatsache nicht über meine schwere Trauer hinweg. Zu sehr überwog in mir die maßlose Wut, Enttäuschung und Trauer über die Ungerechtigkeit, die das Leben diesem einmaligen und so schönen Hund zugefügt hat.

Warum waren ihm nur 1,5 schöne Jahre bei uns vergönnt?

Warum durfte er nicht einmal 5 Jahre alt werden?

Warum er, der nie jemanden irgendetwas zu leide getan hat und dazu auch nie fähig gewesen wäre?

Mein Mann und ich waren nach Timmys Tod völlig ausgebrannt und leer. Wir gingen unterschiedlich um mit unserer Trauer und konnten anfangs nur schlecht darüber sprechen.

Mein Mann wurde schwer krank, wie nie zuvor in seinem Leben.

Ich hatte nicht das Gefühl, dass der Schmerz in irgendeiner Weise weniger wurde. Im Gegenteil, ich glaube, er wurde eher jeden Tag stärker. Ich funktionierte irgendwie, aber ich lebte nicht. Der Verlust bereitete mir körperliche Schmerzen und ich zermarterte mich mit Selbstvorwürfen.

Hatte ich alles für ihn getan? Haben wir ihn zu früh gehen lassen?

Meine Gedanken drehten sich im Kreis, immer und immer wieder.

Ich begann Timmys Geschichte und meine Gefühle auf 57 Seiten nieder zu schreiben. So konnte ich mir ein bisschen helfen in meiner Trauer. Hatte ich doch dabei stets das Gefühl, Timmy ganz nahe zu sein.

Aber selbst nach zwei Monaten hatte sich nichts an unserem wahnsinnigen Schmerz verändert. Wir merkten selbst, dass wir irgendetwas tun mussten, um wieder ins Leben zurückzufinden. Und so gingen wir eines Tages wieder ins Tierheim, um mit den armen Seelen dort  Gassi zu gehen und ihnen ein bisschen unserer Zuwendung zu schenken.

Bald merkten wir, wie sehr uns diese Aufgabe aus unserer Trauer heraus half.

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Wir spürten etwas, was wir später „Timmys Vermächtnis“ nannten. Timmy hatte uns unseren Weg gezeigt, unsere Aufgabe. Und so kam es, wie es kommen musste und wir befreiten den über 10 Jahre alten Ty – ebenfalls ein schwarzer American Staffordshire Terrier – aus seinem Tierheimelend.

Er war es, der es nach Timmys Tod geschafft hat, uns aus unserer tiefen Trauer und Lethargie herauszuholen. Durch ihn konnten wir wieder lachen. Durch ihn konnten wir wieder die Ruhe und die Natur genießen.

Ein 10-jähriger Hund, der gezeichnet war von unendlicher Angst und Selbstaufgabe und dem Stress und der Öde des Tierheimlebens. Und der den Menschen gegenüber kaum noch Vertrauen hatte, zu viel Negatives mit ihnen erlebt hatte.

Aus einem ehemals gedrückten Hund wurde bei uns ein Hund, der mit aufrechtem Gang, aufgerichteten Ohren und erhobener Rute selbstbewusst und fröhlich durch die Welt ging.

10 Monate durften wir gemeinsam erleben (oder vielleicht 12, wenn man die Zeit dazu nimmt, wo wir ihn schon im Tierheim betreuten und später auch am Wochenende stundenweise mit nach Hause nehmen durften).

10 Monate lang durfte er endlich Hund sein und unsere ganze Liebe und Zuwendung spüren.

Er hat es mehr als verdient, dieser unglaubliche Kämpfer. Der trotz seiner Schmerzen noch alles aus dem Leben heraus holte, was er heraus holen konnte.

Aber dann an einem Punkt angelangte, wo selbst er nicht mehr gegen diese Schmerzen ankämpfen konnte und wir ihn nicht mehr leiden sehen konnten. Der lange, nasse und kalte Winter hat seinen Gelenken wohl den Rest gegeben.

Wochenlang haben wir für ihn auf die Sonne gehofft. Gehofft, dass er wenigstens noch einen Sommer in seinem Garten genießen kann. Aber es blieb nass und kalt, die Schmerzen wurden immer stärker und unser Ty immer müder.

So mussten wir auch ihn von uns gehen lassen und hatten innerhalb von 13 Monaten den zweiten geliebten Hund verloren.

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Doch so groß die Trauer auch diesmal war, wir hatten gelernt aus Timmys Tod, aus seinem Vermächtnis. Wir hatten unsere Aufgabe angenommen und haben schon bald nach Ty’s Tod wieder eine arme Seele zu uns genommen:

Percy – ebenfalls ein schwarzer American Staffordshire Terrier – der über fünf Jahre seines Lebens in Tierheimen verbracht hat.

Er ist jetzt seit 18 Monaten bei uns und mit ihm zusammen können wir lächelnd an Timmy und Ty zurückdenken.

Die Trauer und der Schmerz werden immer in uns sein, aber die neue Aufgabe und die Liebe zu Percy lassen uns das viel leichter ertragen.

Danke, Timmy. Du warst ein ganz besonderer Hund, der uns unsere Aufgabe gezeigt hat.

Dafür danken wir Dir und dafür danken Dir Ty und Percy.

Zunächst wollten wir die Aufgabe nicht annehmen, weil wir nie wieder so eine schreckliche Trauer erleben wollten.

Aber das war zu egoistisch gedacht und als wir sie dann doch angenommen haben, spürten wir sofort, dass es richtig war.

Das ist Timmy’s Vermächtnis.

Timmy wäre heute, am 01. Dezember 2007, 8 Jahre alt geworden.
Happy Birthday!

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02.12.2007

weihnachtstiere

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