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Bonni & Clyde

„Ach, Bonni, wie gut dich wieder zu haben ....“ seufze ich meiner Gefährtin ins Ohr.
„Ja, Clyde, es hat lange gedauert. Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben dich jemals wieder zu sehen.“ gestand Bonni mir.

Damals, als wir noch ganz junge Ratten waren, nahm ein Mensch uns eines Tages von unserer Mutter weg und brachte uns in einen Zooladen. Dort waren noch andere Rattenkinder. Nach einigen Tagen Spaß und Spiel in dem großen Glaskasten kam ein netter junger Mensch, der zwei von uns haben wollte.

Er entschied sich für mich und eine schwarze Rättin mit weißen Füßen, weißem Bauch und seeeehr nettem Lächeln. Er nannte sie Bonni und mich Clyde. Bonni war mir noch gar nicht so aufgefallen. Später gestand sie mir, dass wir weißen Ratten mit den roten Augen ihr nicht ganz geheuer waren. Sie lebte bis dahin nur mit Farbratten zusammen.

Wir hatten ein gutes Leben. Unser Mensch verwöhnte uns mit Leckereien und wir hatten einen sehr großen Käfig mit vielen aufregenden Sachen darin. Am Tag durften wir viel in den Räumen herumlaufen.

Manchmal nahm er uns mit in die weite Welt, das war unheimlich spannend, die vielen Gerüche und Geräusche, das war mal was.

Einige Zeit nachdem Bonni und ich unser Leben genossen, bekamen wir unsere ersten Kinder. Es waren 11 wunderschöne, kluge Rattenkinder, die uns ganz gut auf Trab hielten.
Unser Mensch nahm sie eines Tages aus unserem Käfig, da waren sie alt genug um ihr eigenes Leben zu beginnen.

Das geschah so weiterhin, jedesmal wenn wir Kinder hatten. Ich glaube es waren so fünf oder sechs Würfe, die ich mit Bonni hatte  und dann geschah es:
Der Mensch nahm Bonni fort von mir .....

Statt dessen setzte er mir einen Kerl vor, den ich nicht mochte. Ich wollte mit Bonni zusammensein und biss den Kerl kräftig. Er blutete heftig und das Ergebnis war Einzelhaft für mich. Aber das war mir egal. Ich hatte nur Sehnsucht nach Bonni......

Als mich eines Tages der Mensch wieder einmal mitnahm in die weite Welt, saß ich auf seiner Schulter, als mich ein anderer Mensch anfassen wollte. Seine Finger rochen so gut nach Essen, dass ich einfach hineinzwicken mußte!

Dann nahm das Schicksal seinen Lauf:
Ich fiel von der Schulter hinunter und landete zwischen unzähligen Füßen. Ich rannte um mein Leben ..........

Irgendwann fand ich mich in einem Garten wieder und suchte mir erstmal eine ruhige Ecke zum nachdenken. Dort blieb ich die ganze Nacht. Am Morgen stellte ich fest, dass im Garten Menschen waren. Kleine und Große. Die würden mich wieder in meinen Käfig bringen dachte ich mir und lief glücklich hinüber. Aber die schrieen nur alle wie verrückt und liefen weg. Nach einer Weile fand ich das Spiel blöd und erkundete die Gegend weiter. Es gab viele Gärten dort. Und langsam wurde ich hungrig. Ich ging in ein haus hinein und suchte Essbares. Als ich dort Menschen antraf begann wieder dieses anstrengende Spiel: Sie kreischten und liefen weg. Also zog ich weiter.

Nach einigen Tagen, hungrig und erfolglos, kam dann ein Mensch auf mich zu. Ich überlegte was ich tun sollte. Bevor mir eine Lösung einfiel hatte er mich in die Hände genommen und sprach mich nett an. Er trug mich in seine Wohnung und setzte mich in eine Schachtel hinein. Samt dieser landete ich dann in einem sogenannten Tierheim und wechselte dort in einen Käfig.

Da saß ich nun einsam und dachte an Bonni. Bis nach langer Zeit ein Mensch kam, der mich wollte. Ich war schon drei Jahre alt und es hieß, so lange würde ich sowieso nicht mehr leben. Außerdem mußte ich allein gehalten werden (Ich hatte denen im Tierheim deutlich bewiesen, dass ich auf andere Jungs keine Lust hatte!) oder kastriert werden und dann mit einem Weibchen zusammen......

Ich hatte Glück: Einzelhaltung!
Und Pech: der Typ hatte die Haltungstips überhört! Ich hatte dauernd Hunger, saß in einem Minikäfig und lebte im Dreck.

Irgendwann warf der Mensch eine Bananenschale in meinen „Knast“ und, welch ein Glück, machte die Käfigtür nicht richtig zu. Ich wartete bis er weg war und begann die Flucht .....

Ich wanderte in den Räumen umher und fand ein offenes Fenster durch das ich raus kam.

Draussen war es sehr laut, überall waren Autos und viele Menschen. Ich sauste hektisch an Häuserwänden endlang und irgendwann gelangte ich in einen Park mit vielen Büschen.

Ich beschloss von nun an draussen zu leben und nie mehr den Anschluß an Menschen zu suchen, das Risiko war mir zu groß, wieder bei einem Menschen wie dem letzten zu landen. Ich war alt und wollte lieber hier draussen in Frieden meinen Abschied erleben als in einem kleinen Käfig zu verhungern.

Essen gab es hier genug, die Menschen die den Park täglich benutzten ließen ausreichend Nahrung liegen. Mein großes Problem waren die Kollegen die wilden Wanderratten! Die hatten keinen Vertrag mit mir, da ich erstens keine von ihnen war und auch noch weiß! Aber mit der Zeit lernte ich ihnen aus dem Weg zu gehen und sie ließen mich in Ruhe.

So lebte ich vor mich hin, zufrieden und an Bonni denkend. Aber die Welt begann sich zu verändern. Es wurde kälter und das essen knapper. Alles warmen Schlafplätze waren gefährlich, da sich dort die Wanderratten aufhalten konnten. Es sah so aus, als sollte meine Zeit langsam ablaufen.

Eines Nachts träumte ich wieder von meiner Bonni. Wir spielten mit unseren Kindern und brachten ihnen das Klettern bei. Wir lachten und hatten keine Sorgen.

Als ich erwachte fand ich mich nicht mehr zurecht. Wußte nicht wo ich war. Ich dachte nach. Eigentlich hätte ich in meinem Loch unter dem Papierkorb aufwachen müssen, aber ich fand mich in einem sauberen Käfig wieder, neben mir eine Schale mit Wasser und eine mit Obst und Körnern.

Oh, das ist es: ich bin im Rattenhimmel. Aber halt, nein, ein Mensch???? Hier???

Und dann das unfaßbare: der Mensch nannte mich bei meinem Namen. Jetzt erkannte ich ihn wieder: ich hatte ihn oft gesehen, als ich noch mit Bonni zusammenlebte. Bonni, meine liebe Bonni. Zu meinem unverschämten Glück bei diesem Menschen gelandet zu sein auf meine alten Tage fehlte mir nun nur noch Bonni.

Man kann nicht alles haben und so beschloss ich das zu genießen was ich endlich wieder hatte: Essen, Trinken, einen sauberen Käfig und einige Streicheleinheiten. Ich war ja so alt mittlerweile! Der Mensch wußte, dass ich bereits 5 Jahre alt war. Ich hatte als Kind einen Unfall und bin dadurch unverwechselbar: ich habe eine doppelte Kerbe im rechten Ohr, eine Knick im Schwanz und mir fehlt hinten rechts eine Zehe. Daran hat er mich erkannt, damals, als im Park lag, neben dem Papierkorb, fast schon im Rattenhimmel, als der Engel kam .....

Nachdem ich mich ein paar Tage erholt hatte trug der Mensch meinen Käfig in einen anderen Raum, wo ich mehr sehen konnte. Und ich sah! Traute meinen Augen kaum! Staunte! Das konnte doch nicht??

„Bonni?“ flüsterte ich leise. Neben meinem Käfig stand ein weiterer. Und die Dame darin sah aus wie meine Bonni! Ich glaubte sie regelrecht zu riechen!

„Clyde?“ fragte ein zitterndes Stimmchen, „Bist du das?“

„Bonni, was ist mit dir? Bist du es wirklich?“

„Clyde, mein Clyde, das kann nicht sein!“

„Sieh mich an, dann wirst du mich erkenne! Wenn du Bonni bist!“

„Nein, das geht nicht. Ich bin blind. Komm ganz nah an die Gitterstäbe, dann kann ich dich besser riechen.“

Die nächsten Stunden erzählten wir uns gegenseitig unser Leben, dass wir ohneneinander verbringen mußten.

„Ach, Bonni, wie gut dich wieder zu haben ....“ seufze ich meiner Gefährtin ins Ohr.
„Ja, Clyde, es hat lange gedauert. Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben dich jemals wieder zu sehen.“ gestand Bonni mir.

Bonni lebte all die Jahre hier bei diesem Menschen, nachdem wir getrennt worden waren und war im Alter von 4 Jahren erblindet. Sie lebte lange mit einigen anderen Rättinnen zusammen. Als sie aber blind wurde haben sie sie verstoßen und sie zog um in einen eigenen Käfig.

Nun durften wir stundenweise zusammen sein. Nachdem unser Mensch feststellte, dass wir keine Kinder mehr zustande brachten durften wir wieder ganz zusammenleben! Das war ein Fest!

Bonni und Clyde sind im nachweislichen Alter von 6 (!!) Jahren aneinandergekuschelt eingeschlafen und gemeinsam in den Rattenhimmel gegangen.

Es hat sie wirklich gegeben!

Ich habe sie zusammen begraben: Im Garten unter einem Busch auf den im Sommer die Sonne scheint und der dann wunderschöne Blüten trägt.....
 

05.12.2005

07.12.2005


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