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Nougat

Nach Thilos Tod wollte ich mir eigentlich Zeit lassen mit einem neuen Hund.
Denn eigentlich war ich ganz zufrieden. Partnerschaft, Minikreuzfahrten, Dänemarkurlaube (ich kann Dänemark wegen seiner Hundegesetze eigentlich gar nicht leiden), Arbeiten, shoppen, Essen gehen, Kino, keine Verantwortung.

Im Norwegenrulaub (auch so ein Land, das gewisse Hunderassen lieber nicht betreten sollten) sagte ich noch zu meinem Partner, dass ich momentan eigentlich keinen Hund „brauche“. Und dann entdeckte ich noch im Urlaub auf Facebook das Posting von Nougat, den sein Pflegefrauchen gerne auf einen guten Platz „in einem Süßigkeitenfach“ vermitteln wollte.

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Eine Süßigkeit ganz nach meinem Geschmack ist Nougat vom ersten Augenblick an gewesen:

Ein schlanker, athletischer Hund mit attraktiver Farbe und kupierten Ohren (Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich das leiden mag, aber es ist und bleibt sinnlose Tierquälerei). Und charakterlich ist er auch noch das, was ich mir wünschen würde. Aber er sollte nicht zu Katzen und hier im Haus wohnt eine Katze, also habe ich das schnell wieder verworfen.

Aber es hat etwas in mir ausgelöst, einen Schalter umgelegt; auf einmal war da wieder ein Wunsch in mir.

In den folgenden Monaten schaute ich mir 4 Hunde an, davon sitzen 3 (! - Arko, Bobby & Amon) immer noch im Tierheim und warten sehnsüchtig auf ein neues Zuhause. Aber bei keinem davon sprang der Funke so richtig rüber... Alles nette Hunde, vermutlich auch viel unkomplizierter als Nougat, aber eben nicht „meins“.

Und Nougat suchte auch noch, also schrieb ich sein Pflegefrauchen einfach mal an und schilderte das „Katzenproblem“.

Es stellte sich dann heraus, dass es halb so wild ist.
Nougat sollte nur nicht unbeaufsichtigt mit Katzen sein, ansonsten kann er sie gut ignorieren und ist kein Katzenkiller.

Über 600 km Fahrt zur Pflegestelle, ich bleib über das Wochenende und bereits beim ersten Anblick war mir klar, dass er mein Hund ist. Dabei raste er eigentlich bloß herum wie bescheuert und beachtete mich nicht groß.

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Beim 2. Wochenendbesuch kam dann mein Partner mit.
Wir haben Nougat zu einem Ausflug mitnehmen dürfen und er hat meinem Partner mehrfach ins Auto gebrochen. Fertigfutterkot*e riecht wirklich widerlich.
Zum Glück war mein Partner trotzdem mit Nougat einverstanden und wir überlegten schon, wie wir Nougat dann - möglichst ohne den Gestank von Erbrochenem ertragen zu müssen - über 600 km nach Hause kriegen.

Aber leider stand dem Einzug noch ein lange geplanter Dänemarkurlaub über Silvester im Weg, somit mussten wir noch mehrere Monate warten.

Falls ihr lieben Leser euch an dieser Stelle fragt, warum er nicht einfach mit in den Urlaub konnte:

In Dänemark sind gewisse Rassen verboten.
Bei Zuwiderhandlung wird der Hund eingezogen und getötet, ja, auch Urlauberhunde!

Im neuen Jahr konnten wir Nougat dann endlich abholen.
Sein Pflegefrauchen bekam zunächst einen Riesenschreck, weil wir neben der weich gepolsterten Hundebox auch noch diverse Decken, Mülltüten und Kabelbinder im Auto hatten.

Ich glaube, wenn man im Tierschutz tätig ist, hat man schon so viel Böses gesehen, dass ihr nur ein Gedanke kommen konnte, nämlich, dass wir Nougat mit Kabelbildern gefesselt, in Decken und Mülltüten gewickelt irgendwo entsorgen wollen...
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Eigentlich wollten aber wir nur viele Wechseldecken dabei haben und die vollgespuckten Decken geruchssicher in den Mülltüten mit Kabelbindern verschlossen zwischenlagern. Vielleicht klingt das jetzt gelogen, aber er hat nicht ins Auto gebrochen, nie wieder.

Es folgten sehr stressige Wochen; zwar ganz anders als mit Thilo, aber nicht minder ätzend, und ich fragte mich schon, warum ich mir das antue.

Nougat hatte ein liebevolles (Pflege-)Zuhause und ich habe ihn da raus gerissen.
Zu allem Überfluss gab es dann auch noch einen kleinen Zwischenfall mit der Katze, die etwas lebensmüde dem Nougat näher kennenlernen wollte, der zu dem Zeitpunkt völlig entspannt rumstand, sodass ich mir keine Sorgen gemacht hatte,

Ich wurde aber eines Besseren belehr, denn Nougat startete aus dem Nichts einen „Scheinangriff“. Verletzt wurde niemand, aber das gab mir zu denken.

Ich möchte nicht sagen, dass wir heute keine Arbeit mehr haben, aber Nougat hat sich sehr gut und sehr schnell eingelebt.

Mit ihm sind nun Dinge möglich, die ich mir mit/für Thilo immer gewünscht hätte.

Mein Arbeitgeber hat zum Beispiel Hunde mit im Büro erlaubt, sodass Nougat nun fast jeden Tag mit zur Arbeit kommt. Er bereichert unsere gesamte Abteilung, und auch in anderen Abteilungen hat er bereits Fans.

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Nougat war mit zu einer mehrtägigen Radreise an der innerdeutschen Grenze entlang. Nougat und ich machen gerne große Touren, alles Dinge, die mit Thilo wegen seiner Ge- lenke nicht möglich waren.

Mittlerweile ist ein Nasenkontakt zwischen Hund und Katz auch kein Problem mehr.

Am schlimmsten ist tatsächlich Nougats „Gesabbel“:

Wenn das Futter zubereitet wird, kommentiert er das in allen Tönen.
Wenn wir morgens keine Runde gedreht haben, sondern gleich nach dem Pipi im Garten ins Auto steigen, um zu einer guten Gassistrecke zu fahren, mault er auch fast die ganze Fahrt lang.
Wenn es an der Tür klingelt bellt er.
Ist irgendwo eine Hündin läufig, dann heult er wie ein Wolf.

Eigentlich ist das alles gar nicht schlimm und nicht häufig, aber wenn man vorher einen Hund hatte, den man in seinem ganzen Leben vielleicht 5x hat bellen hören, dann ist das unglaublich viel.

Naja, wir arbeiten daran, und dieser kleine, hormongesteuerte Spinner ist mir bereits nach dieser kurzen Zeit (er ist noch kein ganzes Jahr bei bei uns!) sehr ans Herz gewachsen.

Warum ich Thilo hier so oft erwähne?

Nun, er fehlt mir immer noch sehr, und ich glaube, es war ein bisschen früh für einen neuen Hund, der ihm dann auch noch optisch und auch charakterlich so ähnlich ist und so viel Arbeit macht.

Nougat wird vermutlich niemals so ein selbstsicherer Hund werden, wie Thilo es war, und mir fehlt das ein bisschen, denn Thilo war wirklich perfekt, aber man kann nun mal nicht alles haben.
Thilo hatte ja mit seinen kaputten Gelenken auch nicht „alles“.

Und wie unfair wäre es Nougat gegenüber, wenn ich ihn deswegen weniger lieb hätte?

Es sind Individuen, mit individuellen Erfahrungen und Charaktereigenschaften.
Wenn man damit nicht klar kommt, sollte man sich kein Tier anschaffen.

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19.12.2023

21.12.2023


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Oder einen Gutschein über einen Tierheimbesuch im neuen Jahr!

Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
Und niemals ein Tier für jemand anderen aussuchen - Die “Chemie” muss stimmen!

Eltern sollten sich immer bewusst sein, dass SIE die letztendliche Verantwortung für ein Tier haben und nicht das Kind - Egal ob Hund, Katze oder Meerschweinchen und egal, was man vorher sagt!!

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