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Dizi

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Nach dem Verlust meiner geliebten Bulldogge "Lola" im Februar 2020 suchte ich nach einem neuen Begleiter und Hundekumpel für meinen Patterdale Terrier. Alle Versuche, über verschiedene Plattformen einen Hund zu finden, waren erfolglos - Jeder Hund, der gepasst hätte, war schneller vermittelt, als ich gucken konnte.
 
Schließlich fand ich im Spätherbst auf der Seite von Tasso Shelta eine fawn-farbene französische Bulldogge mit schwarzer Maske namens "Dizi".

Die im Tierheim aufgenommenen Vermittlungsfotos zeigten ein kleines, ausgelaugtes Wesen, dem die Zitzen herunterhingen.

Auf einem der Fotos wagte sie ein zaghaftes Wedeln mit ihrem Stummelschwänzchen; sie wirkte gleichzeitig traurig und hoffnungsvoll.

Dieses Foto war ausschlaggebend für mich.
 
Im Vermittlungstext war zu lesen, dass "Dizi" ursprünglich in einem sogenannten "Züchterdorf" in der Nähe von Kecskemét lebte. Dort wurde sie als Gebärmaschine zur Welpenproduktion benutzt und vermutlich auch misshandelt.

Im Alter von 3 Jahren war sie ausgelaugt und wurde von ihrer Besitzerin im Herbst 2020 im Tierheim Kecskemét abgegeben. Der dortige Tierarzt schätzte sie erheblich älter ein, weil ihr Zustand so schlecht war.

Kurzentschlossen füllte ich flugs das Selbstauskunftsformular auf der Homepage des vermittelnden Tierschutzvereines "Pfotenhilfe Sauerland" aus, und zwei Tage später klingelte mein Telefon.

Am anderen Ende der Leitung meldete sich die 1. Vorsitzende des Vereins, Frau K. Meine Bewerbung war offenbar gut angekommen und man hatte über meine Antwort auf die Frage, ob der Hund denn alle Räume des Hauses betreten dürfe, sehr gelacht. Ich hatte nämlich geantwortet, "Nein, auf dem Klo wäre ich schon gerne alleine.".

Frau K. teilte mir mit, dass sie bereits auf dem Weg nach Ungarn sei und "Dizi" auf alle Fälle mitbringen würde, auch wenn sie bislang keinen einzigen Interessenten für sie hätten. Das war schon sehr ungewöhnlich, denn normalerweise schlagen sich die Leute ja schon fast um die Rasse. Sie wolle aber dem kleinen Ding nicht den harten ungarischen Winter zumuten und die ungarischen Tierheime seien auch nicht mit den deutschen Heimen zu vergleichen.


Wir verabredeten, dass sie sich um eine Vorkontrolle bei mir zu Hause kümmern würde und dass wir in Kontakt bleiben.
 
"Dizi" wurde auf eine liebevolle Pflegestelle in Hessen gebracht, und ich führte mehrere Telefonate, zunächst mit Frau K., dann mit der 2. Vorsitzenden Frau H..

Leider war es aufgrund der "besonderen Umstände" im Jahre 2020 nicht möglich, eine Vorkontrolle zu organisieren, so dass schlussendlich mein Vater bei mir vorbeikommen und mit seinem Smartphone (ich besitze keines...) ein Video von meiner bescheidenen Hütte aufnehmen und per WhatsApp an Frau H. schicken musste. Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen...

Die vielen Gespräche, das Video und der Umstand, dass ich früher schon Hunde vom Tierschutz hatte, haben dann dazu geführt, dass mir "grünes Licht" gegeben wurde.

Doch dann kam der große Schreck:

"Dizi" war krank geworden und musste stationär in der Tierklinik aufgenommen werden. Sie hatte Wasser in der Lunge, Ursache unklar.

Ungeachtet dessen bat ich darum, weiterhin über Dizi und ihren Gesundheitszustand informiert zu werden.

Diese Bereitschaft wurde vom Tierschutzverein mit Erstaunen aufgenommen, denn viele Menschen zogen sich zurück, sobald Probleme mit einem Tier auftauchten. Ich hatte mich aber entschieden und zwar für diesen kleinen knautschgesichtigen Hund und natürlich wollte ich ihn bei mir zu Hause haben.

Endlich kam die erlösende Nachricht, dass Dizi aus der Klinik entlassen werden konnte. Zwar musste sie Entwässerungstabletten nehmen, aber sie war wieder auf dem Damm. Damit konnte es endlich losgehen:

Am 18. Dezember 2020 machte ich es mir auf dem Beifahrersitz von Vaters Ford gemütlich, auf dem Rücksitz eine Tasche mit Leine, Halsband, Hundemäntelchen. Mein Terrier durfte den Tag mit meiner Mutter und den beiden Galgas "Marlene" und "Anneliese" verbringen.

Vati chauffierte mich über die Kasseler Berge zu einem kleinen Örtchen namens Niedenstein, wo sich die besagte Pflegestelle befand.
 
Dort angekommen wurden wir in die "Reiterlounge" gebeten, denn im Wohnhaus lebten neben Dizi auch ein paar ganz andere vierbeinige "Kaliber", die auf Besuch schlichtweg keinen Bock hatten.

Nach einem Kaffee und einen ausführlichen Gespräch so wie hochwillkommener "Belästigung" durch die Stallkatzen wurde dann Dizi hereingebracht und neben mir auf der Bank abgesetzt. Wir freundeten uns schnell an - Ich verstand sofort, warum es dem Pflegepapa sehr schwer fiel, von ihr Abschied zu nehmen.

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Meine erste Assoziation zu ihr war übrigens "Marzipankartoffel".

Bald saßen wir wieder im Auto, ich dieses Mal mit Dizi auf der Rückbank.

Nach wenigen Kilometern dudelte mein Handy:

Wir hatten die Medikamente vergessen!

Herrjeh, nix wie zurück!
 
Die Rückreise erfolgte danach ohne Zwischenfälle.
Wieder in der ostwestfälischen Heimat angekommen wurde (natürlich auf meine Kosten, so einen Chauffeur muss man sich halt leisten können! :-D) vollgetankt, und ich wollte sehen, ob Dizi nicht vielleicht pinkeln müsste. Ich hob sie aus dem Auto und sie stand wie zur Salzsäule erstarrt neben der Zapfsäule. Nun gut, das war vielleicht zu viel. Also packten wir sie wieder ein und fuhren weiter zum Zuhause meiner Eltern.

Auch dort wollte sich Dizi weder bewegen noch erleichtern.
Meine Mutter hielt es für eine gute Idee, direkt meinen Terrier "Tony" rauszulassen.

Erfreut über den fremden Hund kam er angelaufen.
Sobald er allerdings sah, dass ich die Leine dieses Hundes in der Hand hielt, sank er regelrecht in sich zusammen: Rute eingeklemmt, Ohren zurück geklappt, Kopf weggedreht. Als ob er sagen wollte, oh nein, ich bin doch jetzt der Kalif anstelle des Kalifen! Das soll jetzt wieder vorbei sein?

Dazu muss man sagen, dass er und Lola sich sehr geliebt haben, er aber stets unter ihrer Knute stand. ;-)
 
Naja, es half ihm nichts:
Dizi stieg in die Box auf dem Rücksitz meines Autos ein und er in die Box im Heck und dann ging es nach Hause.

Dizi war sehr froh, in einer Hundebox zu sein - endlich konnte sie sich erleichtern! :-/
Zum Glück habe ich eine Waschmaschine...

Zuhause angekommen war von Schüchternheit oder Starre nichts mehr zu sehen. Sobald sie Gras unter den Pfoten hatte, wieselte sie los, markierte überall und scharrte kräftig. Tony und ich haben nicht schlecht gestaunt!

Im Haus sauste sie durch alle Räume (bis auf das Gästeklo...), rempelte frech den Tony an und thronte schließlich auf den von Omi geerbten Cocktailsesseln.

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So was dreistes!
Tony war empört, aber sein Knurren machte wenig Eindruck auf den Neuankömmling.
 
Wenige Tage später hab ich die beiden allerdings dabei "erwischt", wie sie einträchtig auf einem der Sessel zusammen lagen. ;-)
 
Die Stubenreinheit musste trainiert werden, ebenso das Alleinebleiben.

Die Entwässerungstabletten standen mir da natürlich etwas im Weg... Pfützen und Haufen auf dem Fußboden waren kein Problem, ich habe überall wohlweislich PVC verlegt. Dass sie sich in meiner Abwesenheit allerdings auch auf den Sesseln und sogar auf meinem Bett "verewigte", ging natürlich gar nicht...

So hat sie bis heute einen Welpenauslauf, in dem sie residiert (und pieselt!) wenn ich länger als 1 Stunde nicht da bin. Nicht optimal, aber es war ihr einfach nicht abzugewöhnen.
Ich vermute, es sitzt einfach in ihr drin...

Ansonsten scheint es ihr aber nicht viel auszumachen, wenn ich nicht daheim bin. Sie zerstört weder ihre Decken, Handtücher und Vetbeds noch ihr Spielzeug. Allerdings ist ein kleiner Holzwurm oder Antennenwels an ihr verloren gegangen. So erwische ich sie bis heute manchmal dabei, wie sie gemütlich in irgendeiner Ecke liegt und an den Fußleisten raspelt.

Ans Spazierengehen hatte sie sich bald gewöhnt, und zu Silvester erwies sie sich als schussfest.

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Das Tragen eines Wintermäntelchens war ihr zuwider, also wurde der neu gekaufte Mantel eingemottet. Wer nicht will, der hat schon!

Die Entwässerungstabletten habe ich bald ausgeschlichen, und bis heute hatte sie nie wieder Probleme mit Wasser in der Lunge oder ihrem Herzen. Allerdings musste ich ihr einen bösartigen Tumor entfernen lassen und vor Kurzem hatte sie ein geriatrisches Vestibularsyndrom.
Zum Glück hatte sich das innerhalb weniger Tage erledigt.
 
Sie und Tony haben sich gut angefreundet.
Die ganz große Liebe ist es nicht, aber man kuschelt zusammen und schleckt sich die Öhrchen aus.

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Kuscheln und schmusen ist sowieso das Größte für Dizi, die jetzt übrigens Möpschen heißt.

Warum?

Weil Lola "Mops" genannt wurde und Möpschen eben die kleinere (und harmlosere... :D ) Version von einem Mops ist.
 
Es ist nun bald 3 Jahre her, dass sie bei mir eingezogen ist.
Sie ist unglaublich drollig, verschmust, witzig, liebebedürftig und sanft (für eine Bulldogge...).

Sie hat sogar einen kleinen Fanclub im Ort, und Ausflüge zu "Oma und Opa" sind ihr das liebste.

Sie braucht nicht viel und genießt ihre wohlverdiente "Rente" nach einem harten Leben als Gebär- maschine.

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17.12.2023

19.12.2023


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Oder einen Gutschein über einen Tierheimbesuch im neuen Jahr!

Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
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