Der Cooper und uns rettete, indem wir ihn gerettet haben
Anfang November 2014 haben wir einen 10 Wochen alten, halb verwilderten Kater von einem Bauernhof im Nachbardorf bekommen. Wir nannten ihn Cooper und sahen ihn fortan kein einziges Mal.
Dazu muss man sagen dass ich bis dato „Angst“ vor Katzen hatte, bzw. großen Respekt. Ich wollte eigentlich nie eine haben. Doch durch unsere Tierhaltung und die kleine Landwirtschaft zogen gefühlte Millionen Mäuse mit ein und so entschieden wir uns dafür, eine Katze zu uns zu holen. So kam es zu Cooper.
Er kam nur raus wenn wir nicht im Raum waren. Die Wochen vergingen und wir sahen ihn weiterhin nicht. Er war total verängstigt und scheu.
Wir hatten rauchende Köpfe weil wir nicht weiter wussten. Was ist richtig? Noch einen Kater holen? Oder ihm noch mehr Zeit lassen?
Am 23.11.2014, einen Tag nach unserer Hochzeit, haben wir wohl das größte Geschenk bekommen. Auf Gegenseitigkeit.
Abends um 21.15 Uhr ist uns ein völlig verwahrloster kleiner Kater zugelaufen. Laufen konnte er nicht mehr wirklich. Ich sah ihn, ich liebte ihn von erster Sekunde an und nannte ihn Lenny.
Der kleine war voller Flöhe, Würmer, Milben in den Ohren und er hatte vergrößerte Nieren, weil er nichts zu trinken bekommen hatte. Er wog nur 800g, war ca. 8 Wochen alt, Haut und Knochen und lahmte vorne rechts.
Trotz seines erbärmlichen Zustandes setzte ich ihn mit ins Büro, wo Cooper weiterhin versteckt verweilte. Lenny torkelte mehr zum Fressnapf als das er laufen konnte. Innerhalb von kurzer Zeit fraß er eine ganze Dose Nassfutter alleine und trank 150 ml Katzenmilch.
Völlig erschöpft krabbelte das kleine Wesen dann auf meinen Schoß und schlief dort ein. Er stank ganz furchtbar, die Flöhe hüpften, aber ich brachte es nicht übers Herz, ihn von mir runter zu setzen.
Das tat er dann aber von alleine, denn der scheue Cooper kam neugierig hervor! Die beiden beschnupperten sich und Lenny krabbelte wieder zu mir, um sich kraulen zu lassen. Cooper saß vor uns und schaute zu. :-)
Ein Moment, der wunderschön war, weil Cooper endlich zu sehen war, und dennoch voller Sorge, weil wir nicht wussten, ob Lenny die Nacht überleben wird.
Direkt am nächsten Morgen ging es zum Tierarzt, wo Lenny etwas gegen die Flöhe, Milben und Würmer bekam. Eine Chemiekeule, die sein musste, aber in seinem Zustand nicht ohne war.
Lenny hatte vom ersten Tag an Durchfall. Ich musste das Katzenklo mehrmals täglich reinigen, weil er Unmengen verteilte. Er fraß immense Portionen und trank sehr viel. Gegen den Durchfall bekam er Heilnahrung für Babys und für den Magen-Darm-Aufbau Aciphen unters Futter.
Wir kämpften eine Woche lang gegen seine Parasiten und den Durchfall. Dann endlich war es besiegt. Lenny hatte innerhalb kurzer Zeit sein Gewicht von anfänglich 800g auf 1400g erhöht. ‘ Seine Ohren waren nicht mehr schwarz von den Milben sondern färbten sich rosa. Er hatte keinen Durchfall mehr, fraß und trank normal. Sein struppig schuppiges Fell wurde schwarz, und auch die kahlen Ohren bekamen einen schwarzen Flaum.
Er wurde immer lebendiger und tobte durch die Gegend. Der kleine Kämpfer mit seinem unendlichen Charme vollbrachte das Wunder, dass Cooper auch in unserer Anwesenheit raus kam, um mit ihm gemeinsam zu spielen und zu fressen.
Lenny ist über den Berg. Er hat es geschafft und er hat Cooper gerettet, indem er ihm zeigt, dass Menschen nichts Böses sind.
Die Schritte sind klein, aber sie sind jeden Tag zu spüren.
Sobald beide alle unsere Hunde kennen gelernt haben sowie die Hühner und die Kaninchen, und alt genug sind, werden sie Freilauf genießen dürfen. Im entsprechenden Alter werden beide ebenso sofort kastriert, da es im Dorf leider noch ein paar unkastrierte Katzen gibt.
Wir freuen uns auf die gemeinsame Zukunft mit den beiden Zufalls-Kitten, die uns vieles gelehrt haben.
Das Wichtigste, was sie uns gelehrt haben, war, dass man niemals nur eine(n) Katze(nwelpen) halten darf.
Egal ob völlig zutraulich und menschenbezogen oder völlig verstört und ängstlich. Ein Mensch kann einem Kitten niemals den Sozialpartner ersetzen. Wir sind Menschen, wir spielen nicht wie Katzen, wir lehren die Katze nicht das Sozialverhalten, das sie von ihren Artgenossen lernen kann. Wir können ihnen niemals ein auch nur annähernd artgerechter Ersatz sein.
Ohne Lenny hätten wir fast einen katastrophalen Fehler begangen. Er hat den kleinen Cooper vor uns gerettet.
All unsere anderen Tiere halten wir paar- oder rudelweise. Nur der kleine Kater war alleine. Weil es uns so gesagt wurde. Weil wir nicht genügend Informationen hatten, nicht genug Wissen. Ohne Lenny hätten wir dies heute wohl noch nicht.
Danke, Lenny! :-)
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