Wilson’s 2. Leben
Wilson ist nach 15 Jahren Tierheim im März diesen Jahres bei mir eingezogen (ich bei ihm !?) und dürfte mittlerweile um die 17 sein.
Wilson wurde 2001 als Fundhund aufgegriffen und nie als vermisst gemeldet. Er wurde auf ca. 1 oder 1,5 Jahre geschätzt und kam ins Tierheim Hannover; nach ca. 5 Jahren aufgrund mehrfach aufgetretenem Zwingerkoller dann auf den Geissblatthof nach Warpe.
Wilson war auf der HP von Couch gesucht eingestellt und ist mir als Notfall schon lange aufgefallen. Er war durch sein hohes Alter und die 15 Jahre im Tierheim ganz klar mein Favorit. So bin ich dann beim Tierschutzhof Geissblatt gelandet.
Nachdem ich meinen Sammy nach 2 gemeinsamen Jahren mit über 17 gehen lassen musste habe ich recht kurzfristig mit dem Geissblatthof telefoniert und mit dem Griff zum Hörer war für mich dann endgültig entschieden, dass Wilson der Nachfolger vom Sammy werden soll.
Nach einem sehr netten und langen Gespräch, in dem mir Linda C. vom Geissblatthof meine gefühlt 100 Fragen geduldig beantwortet hat, und nach den entsprechenden Gegenfragen von ihr kam dann das OK - WILSON DARF ZU MIR.
Am 03.03.2016 war es dann soweit. Nach einem Kennenlerntag auf dem Geissblatthof, wo ich sehr nett aufgenommen wurde, ging es ab ins neue Zuhause.
Wilson hat ein paar Tage Eingewöhnung gebraucht um richtig anzukommen. Kein Wunder nach den langen Jahren im Tierheim, dann 4 Stunden Autofahrt, die neue Umgebung und dann noch der Fernseher, der ihn total verwirrt hat, das war dann alles ein wenig viel.
Wir sind dann schon um 19.00 Uhr ins Bett und haben beide durchgeschlafen bis zum nächsten Morgen.
Ab dem ersten Moment im neuen Zuhause gab es so gut wie keine Probleme und Wilson hat sich sofort in den Tagesablauf eingefügt und alles für gut befunden - die Couch, das Bett, ganz besonders das Sonnenbad auf der Terrasse, die vielen kurzen Gassirunden und sogar das stundenweise alleine bleiben.
Auf Anraten vom Geissblatthof habe ich ihm das Schlafzimmer als seinen Rückzugsort eingerichtet, noch schnell eine Hundegitterbox besorgt, abgehängt mit einer Decke (Wilson war auch im Zwinger immer in seiner Hütte), und er sollte auch erstmal im Schlafzimmer bleiben wenn ich weg bin oder wenn Besuch kommt und es ihm zu viel wird. (Haha). Dann noch ein Türschutzgitter besorgt und fertig war der (nie genutzte) Rückzugsort.
Die Box wurde mit keinem Blick gewürdigt, er ist sofort auf seinen Schlafplatz neben dem Bett oder neben der Couch.
Auch wenn ich weg bin und das Gitter vor die Tür gemacht habe, konnte ich davon ausgehen, dass der Kerl ausgebrochen ist bis ich wieder zu Hause war. Wie er es geschafft hat weiß ich bis heute nicht, und hab recht kurzfristig die Box und das Gitter wieder zurückgegeben.
Wilsons’s Rückzugsort ist eindeutig die ganze Wohnung, sein Garten und das Bett. Eine abgedeckte Box ist Geschichte.
Fast unglaublich ist auch, dass er nach so vielen Jahren im Zwinger ab dem 1. Moment so gut wie stubenrein war (bis auf wenige Unfälle wenn ich nicht da bin).
Wilson ist ein wundervoller Senior, der sein neues Leben in vollen Zügen genießt. Gassi gehen und Mädchen kennen lernen steht ganz oben auf der To-do-Liste, kurz danach (oder davor ?) kommt das Fressen, das Schmusen und danach dann der Tiefschlaf (natürlich im Bett und natürlich unter der Bettdecke).
Das größtes Problem ist, den Kerl abends vor dem ins Bett gehen zu überzeugen das er noch mal raus muss. Da sämtliche Grundsatzdiskussionen nicht fruchten muss ich ihn täglich aus dem Körbchen „schütteln“ und in den Garten „zerren“. Wenn es dann noch nass ist...
Beim rein gehen wird dann richtig Gas gegeben denn als Tagesabschluss gibt es einen Löffel Hüttenkäse. Das weiss der Kerl mittlerweile und steht dann direkt schon in der Küche und wartet, und dann ab in’s Bett.
Wir gehen oft mit vielen anderen Hunden Gassi Hier blüht er jedes Mal auf und ich freue mich immer, wenn wir ein Mädel treffen und er den Casanova spielen kann. Da macht er richtig einen auf jungen Hund, jeder Muskel wird angespannt, da wird rumgetänzelt und angegeben. Das macht er auch bei Katzen, allerdings aus anderen Beweggründen. ;-)
Ein echter Graue-Schnauzen-Weiberheld.
Auch hier haben wir uns langsam herangetastet, da Wilson als nur bedingt verträglich beschrieben wurde und als Einzelhund vermittelt werden sollte. Shiva unser Familienrotti musste herhalten und es hat sofort geklappt.
Auch wenn ein anderer Hund oder Besuch mit ins Haus kommt freut er sich und hat gar nichts dagegen. (So ganz anders als beim Sammy, hier konnte ich 2 Jahre lang keinen ihm Fremden ins Haus lassen, das hat dem alten Herren so gar nicht gefallen. ;-))
Ab da hat er eine Eroberung nach der anderen gemacht. Lunette, Alice, Sunny, Lola und einige mehr. Mit Ründen haben wir es noch nicht getestet, hier halten wir Abstand.
Es macht mich immer noch unfassbar traurig, dass so ein toller Kerl so lange auf eine eigene Couch warten musste. Beim Sammy waren es 11 Jahre Tierheim und da dachte ich eigentlich, dass das nicht zu toppen ist. 15 Jahre Leben im Zwinger, nur ab und an mal Gassi gehen, das ist unfassbar traurig.
Auf jeden Fall kann der Wilson jetzt sein neues Zuhause genießen und ich hoffe, dass uns noch viel Zeit zusammen bleibt. Mit kommt es vor, als wenn der Kerl schon immer da ist und nicht erst 9 Monate.
Seine alten Knochen machen ihm schon mittlerweile sehr zu schaffen und jetzt merke ich auch, dass er immer mal im anderen Universum unterwegs ist und ich muss ihn dann immer per Klaps auf die Erde zurückholen.
Auch wird das Gassi immer mehr zur Meditation, da jeder Grashalm gefühlt mehrere Minuten hoch und runter ab geschnuppert werden muss und wir manchmal minutenlang an einer Stelle stehen. Kommt mir aber alles zur Genüge bekannt vor.
Wilson ist mein 4. Oldie in Folge und wird nicht der letzte Listi-Oldie-Langzeitinsasse sein der bei mir einzieht.
Ja - es ist ein „Spiel auf Zeit“ und man ist dankbar um jeden Monat / dann Woche / dann Tag an dem es dem Oldie gut geht und er noch bleiben kann. Am schwersten ist es wenn man erkennt, dass die Zeit gekommen ist und man Sie gehen lassen muss.
Wenn es soweit ist wird er in meinen Armen einschlafen. Es ist schön und tröstlich zu wissen, dass er zumindest viele Monate noch einmal ein aufregendes Leben und die volle Ladung Liebe erleben kann.
Alles besser, als die Kerle im Tierheim zu wissen.
Wilson ist zum Glück noch gut dabei, und ich bin dankbar für jeden weiteren Tag mit dem wundervollen Kerl.
Liebe Grüße Petra + WilliWilson
UND noch ein großes DANKE an seine damaligen Gassigeher, von denen ich noch das ein oder andere Foto aus seiner Jugend bekommen habe und noch einiges über den jungen Wilson erfahren konnte.
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