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Felix

Felix und ich

Heute sind es nun 14 Tage (das war im April 2010) , dass wir uns voneinander verab- schieden mussten.

Vor 4,5 Jahren bist Du ganz vorsichtig bei mir und in mein Herz eingezogen. Wie sehr kann ich eigentlich erst jetzt richtig ermessen, obwohl ich es mir die ganze Zeit schon versucht habe, vorzustellen. Mein ganzer Tagesablauf war auf Dich eingestellt. Vom Frühstück bis zum Abendleckerlie.

Nun fehlt so Vieles.
Da ist niemand mehr, der sein Frühstück haben möchte und danach das Sofa in Beschlag nimmt. Für mein Mittagsschläfchen habe ich die Couch für mich ganz allein und immer noch bleibt das Plätzchen für Dich frei.
Heute abend gab es im Rundfunk einen Volksliederabend und ich durfte mitsingen, was Du so gar nicht geliebt hast. Wie gern würde ich weiterhin aufs Mitsingen verzichten.

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Wir gehörten einfach zusammen und das war so selbst- verständlich, dass ich nie auf die Idee gekommen bin, das könnte einmal anders sein, auf jeden Fall nicht so früh.
Du hattest in Deinem Leben schon so Vieles durch- gestanden, dass ich meinte, nun könne Dir nichts Schlimmes mehr passieren. Die kleinen Wehwehchen durch Meinungsverschiedenheiten mit Deinen Artgenossen, haben wir immer schnell kurieren können.

Wo Du allerdings immer mal wieder Deine Schnurrhaare über dem linken Auge gelassen hast, konnte ich leider nie ergründen, aber sie wuchsen ja immer wieder nach.

Als sich Dein Bäuchlein rundete war ich erst einmal der Ansicht, dass Du Dich bei Nachbarn durchfutterst mit lecker Trockenfutter, bis ich erkennen musste, dass dem nicht so war.
Brav hast Du dann immer klaglos, aber trotzdem mit ganz viel Angst, die Fahrt zur Tierklinik überstanden und bei unserem letzten Abschied, als Du dort zur Beobachtung bleiben solltest, war ich noch ganz hoffnungsvoll, Dich nach ein paar Tagen mit den richtigen Medikamenten wieder abholen zu können.

Ich sah Dich ein letztes Mal auf dem Arm der Ärztin durch die Tür verschwinden. Dieses Bild werde ich nie vergessen.

Es wäre sehr tröstlich wenn es wirklich ein Land hinter dem Regenbogen geben würde, aber es fällt mir schwer, daran zu glauben, und so trage ich das Geschenk Deines Daseins in meinem Leben als kostbare Erinnerung in mir.

Fast 10 Jahre haben wir uns gekannt.

Du bist ungefähr im Jahr 2000 mit Deinen Leute in unserer Straße eingezogen und ich habe natürlich sofort versucht, mich mit Dir anzufreunden.

Auf meinem Abendspaziergang habe ich Dir einige wenige Leckerlies mitgebracht und eines Abends konntest Du gar nicht fassen, dass ich davon ging und bist mit Deinen gesamten Krällchen in mein Hinterteil gesprungen. Das war dann eine blutige Angelegenheit, die mich schnell nach Hause trieb und mich in Zukunft vorsichtiger werden ließ.
Ich bin dann vorsichtshalber rückwärts von Dir weggegangen. Ich habe Dich ja verstanden, Du wolltest das bisschen Zuneigung meinerseits noch ein wenig festhalten.

Duch einen Hund in Deiner Familie, der Dich nicht mehr ins Haus ließ, lebtest Du fortan auf der Straße, was ich von Deinen Nachbarn erfuhr, die Dich nun regelmäßig fütterten.

Eines Tages warst Du für mich nicht mehr sichtbar und auf Nachfrage erzählte mir Dein Herrchen, dass Du einen Autounfall gehabt hattest. Man war mit Dir beim Tierarzt gewesen und der hatte festgestellt, da war nur ein Schock, obwohl eine Menge Blut auf der Straße lag.

Ich sah Dich dann erst nach einem viertel Jahr wieder und stellte entsetzt fest, dass Du Dein rechtes Vorderfüßchen nicht mehr benutzen konntest. Es war völlig eingeknickt. Zusammen mit den fütternden Nachbarn konnten wir dann veranlassen, dass man Dich in der Klinik in Heidelberg untersuchte. Man glaubte ja an einen Bruch des Vorderbeinchens durch den Unfall.

Nun stelle sich aber heraus, dass das keine Unfallfolge war, sondern Du kurz vorher Meinungsverschiedenheiten mit einem jungen Kater eine Straße weiter hattest und einen Biss in das Ellenbogengelenk abbekommen hattest. Daraus hatte sich ein Abszess ergeben, was leider keiner bemerkt hatte, dieser hatte das Gelenk zu einem Teil zerstört.

In der Klinik hat man dann das Gelenk überdehnt und gerichtet und mit Schmerztabletten hast Du gelernt, das Beinchen wieder zu benutzen. Es war ein wenig kürzer geworden, was Dich ein wenig humpeln ließ, aber Du konntest damit gut laufen. (Dem anderen Kater ist es auch nicht gut gegangen, da ihr bei eurer Rangelei vor ein Auto gefallen seid, das habe ich aber erst einige Jahre später erfahren).

Zweimal mussten wir dann mit dem Beinchen noch zum Tierarzt. Ein paar Tage nach der Tierklink in Heidelberg nahm ich Dich auf den Schoß und merkte, dass Du Fieber haben musstest. GsD war der Tierarzt noch um 19.30 Uhr erreichbar. Das Gelenk hatte sich entzündet und Du hattest 41 Grad Fieber.

Das Ganze ereignete sich 2003 und von da an bin ich jeden Nachmittag zu Dir zu einer Schmusestunde gekommen. Es war Sommer und so saß ich in der Garageneinfahrt des fütternden Nachbarn auf der Erde und Du hast immer versucht, auf meinen Schoß zu kommen, was in der Stellung einfach nicht möglich war (sämtliche Nachbarn ringsherum hat das immer mächtig erheitert).

Dann haben wir die Bank vor dem Haus entdeckt, auf der Du eigentlich auch sowieso schon die meiste Zeit gelebt hattest, und so klappte das fortan prima. Im Winter war das für mich allerdings eine recht kühle Angelegenheit.

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Einen großen Schreck hast Du uns dann auch noch eingejagt.

Es war Sommer und die fütternden Nachbarn sagten mir, dass Du nicht zum Essen gekommen warst, und weil es eben Sommer war nahm ich das nicht so tragisch, wo sollte ich Dich auch suchen?

Nach zwei Tagen kam dann von den Nachbarn ein Anruf voller Entsetzen „Frau Held, bitte ganz schnell kommen, Felix ist krank“.
Als ich dazu kam, hattest Du Dich unter einem Busch in dem Vorgarten verkrochen unter dem ich Dich dann hervorholte.

Du konntest nicht mehr laufen, Du bist nur noch gerobbt.
Ich hatte keine Ahnung, was da passiert war und rief sofort den Tierarzt an. Es war der Sonnabend vor Pfingsten und wir konnten um 18.00 Uhr kommen.

Es war erst Mittag. Deine Leute hat das alles nicht besonders gekümmert, sie hatten einen Termin und so rannte ich nach Hause, um Rosas Box zu holen. Als ich zurückkam, warst Du verschwunden. Ich war verzweifelt.

Du hattest aber noch eine kleine 9-jährige Freundin von gegenüber, die Dich auch immer wieder einmal streicheln durfte, und die hat mir suchen geholfen und Dich auch unter einem Busch zwei Häuser entfernt gefunden. So konnte ich Dich dann doch einfangen und dann am Abend zur Tierarzt bringen.

Dort wurde sehr schnell gefunden, was Dir fehlte, Du hattest einen tiefen eiternden Schnitt im Ballen am Hinterfüßchen und so musstest Du mitten im Sommer mal wieder in dem Schlafzimmer Quartier beziehen. Aber auch diese Zeit ging zu Ende.

Im März 2005 starb dann die Frau des fütternden Nachbarn und so marschierte ich morgens, nachmittags und abends zu Dir, um Dir Essen-und Schmuseeinheiten zu bringen.

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Am 11.9.2005 starb dann meine Katze Rosa, die auch der Grund war, warum ich Dich nicht früher zu mir nehmen konnte, und ich zerbrach mir schon den Kopf, wie ich Dich davon überzeugen konnte, ein paar Häuser weiterzuziehen.
Nach ca. 14 Tagen hast Du dann plötzlich vor meinem Haus, als ich dort mit einer Nachbarin klönte, neben mir gestanden. Hurra, das war der Anfang.

Ich habe dann ca. 14 Tage lang den Rattenfänger von Hameln gespielt.
Also, ich mit vollem Futternäpfchen zu Deinem Haus und dann mit dem immer noch vollen Futternapf mit Dir im Schlepptau zurück zu mir. Immer ein kleines Stückchen näher zu unserem Haus, bis wir es endlich bis ins Wohnzimmer geschafft hatten. Die Terrassentür musste natürlich offen bleiben und so saß ich dann im Wintermantel in meinem Wohnzimmer (inzwischen war es ja Ende Oktober geworden).

Es war fast unmöglich für mich, Dich einmal zu fassen zu bekommen, aber dann ist es mir doch gelungen und ich konnte Dir zeigen, dass es auch bei geschlossener Wohnzimmertür einen Ausgang für Dich durch die Katzenklappe in der Küche gab. Clever wie Du warst, hast Du das sofort verstanden und den Weg von draußen durch die Katzenklappe hast Du von ganz allein gefunden.

Nun begann unser gemeinsames Leben erst richtig.
Dein ganzes kleines Katerherz hast Du mir ohne wenn und aber geschenkt, wenn Du auch ab uns zu aus irgendeiner schlechten Erfahrung heraus mal Deine Beißerchen an meinen Händen ausprobiert hast. Vermutlich warst Du genauso erschrocken wie ich, nur, dass es Dir nicht so weh getan hat.

Vor Gewittern hattest Du mächtig Angst und ich habe mich immer gefragt, wie Du das allein auf Deiner Bank überstanden hast. Auch Silvester war nicht Dein Ding. Da hast Du Dich unter dem PC im Kellerraum verkrochen, was im letzten Jahr auch schon viel besser geworden war. Du hattest inzwischen verstanden, dass Dir in meiner Wohnung nichts passieren kann.

Mein Keyboard Spiel hat Dir leider überhaupt nicht gefallen, was ich schon ein wenig überheblich fand, aber trotzdem brachte ich es meistens nicht übers Herz, gegen Deinen Willen weiter zu üben. Wenn der Keyboard-Lehrer da war, hat es Dir übrigens nichts ausgemacht.
Wobei mich dieser dann darauf hinwies, dass es vermutlich nicht mein Spiel ist, sondern meine Beschäftigung mit dem Instrument, Du warst wohl ein wenig eifersüchtig auf die Kiste.

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Ganz zum Schluss haben wir Dir dann leider auch noch Deinen Teppich im Wohnzimmer geklaut (Er musste gereinigt werden). Du konntest es einfach nicht fassen, dass er nicht mehr da war. Hast Dich dann aber wohl oder übel an den nackten Fliesenboden gewöhnt. Als er dann zurückkam, warst Du leider nicht mehr da.

Nun versuche ich, ohne Dich mein Leben wieder irgendwie zu ordnen und muss immer wieder feststellen, welche große Lücke Du hinterlassen hast.

Schön war die Zeit mit Dir, Du hast mein Leben unendlich bereichert. Da hast mir gezeigt, dass auch ich lieben kann. So ganz begreife ich das erst jetzt. Vielleicht war das Deine Aufgabe bei mir.

Heute im Dezember 2016 nach 6 Jahren bleiben die schönen Erinnerungen und ein Platz in meinem Herzen, den nach Dir auch kein anderes Tier - auch durch mein Alter - mehr besetzt hat.

Allen Adventskalender-Lesern wünsche ich eine ruhige, besinnliche Adventszeit.

Hildegard

16.12.2016

18.12.2016


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