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Big Ben

Willkommen in deinem neuen Leben

Die Sonne scheint und wärmt mein goldgelbes Fell. Das saftig grüne Gras unter meinen Pfoten fühlt sich angenehm weich an und lässt mich wie auf einem Teppich laufen. Ich trabe mit federndem Gang neben meinen Herrchen her, blicke immer wieder aufmerksam zu ihm hinauf und schaue dann mit gespitzten Ohren den Weg voraus.

Dieser herrliche Sonntagsspaziergang mit meinem zweibeinigen Freund sollte niemals enden…


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Ein tiefer Seufzer entfährt  Ben, während er auf dem blanken, kalten Betonboden des Tierheims liegt und von vergangenen Spaziergängen mit seinem Zweibeiner träumt. Eine Ewigkeit scheint das her zu sein und er kann sich kaum mehr daran erinnern, wie sich das weiche Gras anfühlt.

Der Rüde fängt an, im Schlaf rhythmisch mit den Beinen zu laufen und reckt im Traum die Nase in die Höhe… noch einmal die frische Luft schnuppern, noch einmal die Wärme spüren und die Lebenslust!

Doch das Klappern der Futterschüssel lässt Ben unsanft aus seinem Traum erwachen.

Langsam steht der große gelbe Labradorrüde auf und schaut mit seinen melancholischen Augen durch das Gitter den Gang entlang: Fütterungszeit! Die einzige Zeit des Tages, die noch mit ein wenig Freude verbunden ist.

Da, die Tür geht auf und mit einer kurzen Streicheleinheit über den Kopf und ein paar lieben Worten bekommt Ben sein Futter hingestellt. Schon ist die Tür wieder zu.

Ben inhaliert hungrig sein Futter und viel zu schnell ist der Napf wieder leer. Die Schüssel wird sorgfältig ausgeleckt und doch war es wieder mal viel zu wenig. Mit einem Seufzer schaut Ben in die Nebenbox. Aber auch die kleine Mischlingshündin hat ihren Blechnapf schon leer gefressen und steht mit diesem im Maul an der Tür. Gibt’s noch mehr davon?

Sie schaut fragend zu Ben hinüber. Ben schüttelt langsam den Kopf, dreht sich um und geht zu seinem Schlafplatz zurück… zurück zu seinen Träumen von vergangenen, glücklicheren Zeiten – was war nur passiert?

Ja, es gab sie einmal wirklich – diese schönen Spaziergänge mit Herrchen. Da war Ben noch ein junger, gesunder und attraktiver Hund. Mit seiner stattlichen Größe und seinem imposanten Kopf war der Rüde der ganze Stolz seines Herrchens und durfte überall mit dabei sein.

In Herrchens Büro war er ein gern gesehener Gast und besonders die Mitarbeiterinnen hatten immer ein paar Hundekekse für ihn in der Schublade versteckt. Er bekam soviel Futter, wie ein zugege- benermaßen von Natur aus verfressener Labrador sich nur wünschen konnte. Regelmäßig wurde er gebürstet, bis sich sein Fell samtweich anfühlte und golden glänzte und über den Tag verteilt gab es viele liebevolle Streicheleinheiten.

Er hatte seinen Lieblingsplatz auf dem Sofa vor dem Kamin und Herrchen hatte ihm so manche Sorge in einem abendlichen Gespräch zwischen Männern anvertraut.

Doch eines Abends entdeckte sein Besitzer beim Bürsten an der linken Hinterhand einen kleinen Knoten, der die nächsten Tage ständig wuchs. Ben wurde zum Tierarzt gebracht und dort stellte man fest, dass es sich um einen Krebstumor handelte, der dringend operiert werden sollte.

Von dieser Minute an ränderte sich das Leben des sechsjährigen Rüden. Man konnte täglich Veränderungen am Tumor erkennen und der Knoten drückte immer mehr auf die Muskulatur. Das Laufen fiel dem sonst so bewegungsfreudigen Labrador zusehends schwerer und so mancher Spaziergang musste aufgrund von Schmerzen abgekürzt werden. Fast gleichzeitig ließen die Bürsten- und Streicheleinheiten immer mehr nach.

Das Schlimmste für Ben aber war: er musste tagsüber nun alleine Zuhause bleiben. Stundenlang saß er an der Haustür und wartete sehnsüchtig auf die Rückkehr seines Herrchens.

Wenn dieser dann endlich durch die Tür kam, war die Freude groß und der Rüde stürmte erwartungsvoll hinaus zum gemeinsamen Spaziergang. Aber leider wurden auch diese gemeinsamen Momente immer weniger und Ben fühlte sich zusehends mehr alleine.

Eines Tages aber durfte Ben doch wieder mit Herrchen auf eine Autofahrt. Der Rüde sprang freudig in den Kofferraum und sah seinen Zweibeiner erwartungsfroh an, während dieser den Kofferraum schloss. Irgendwie sah Herrchen an dem Tag ein wenig bedrückt aus. Aber für den Labradorrüden war die Welt in Ordnung, denn endlich war er wieder auf einer Männertour dabei.

Nach einer langen Autofahrt hielt der Wagen an, der Kofferraum wurde geöffnet und Ben sprang fröhlich hinaus. Sofort nahm er all die vielen fremden Hundegerüche wahr. Aber Zeit fürs Zeitungslesen am Wegesrand blieb nicht, denn Ben wurde sofort in ein Büro geführt und dort von zwei Frauen empfangen.

Diese streichelten ihn liebevoll, während sie mit dem Besitzer sprachen. Dann nahmen sie Ben an die Leine und gingen mit ihm zu einer großen grauen Tür – Herrchen blieb zurück.

Der Rüde schaute sich fragend um: Kommst du auch mit?

Aber der Mann ging durch die erste Tür wieder nach draußen. Das konnte Ben überhaupt nicht verstehen und zog in Richtung Ausgang hinterher. Die beiden Frauen sprachen ruhig auf ihn ein und öffneten die schwere, graue Tür:

Dem Labradorrüden schlug ein lautes Gebell in verschiedenen Tonlagen entgegen und er spitzte die Ohren. Verwirrt folgte er zögernd und in gespannter Haltung den Frauen. Diese gingen mit ihm einen langen Gang entlang, vorbei an scheinbar unendlich vielen Zwingern. Dort saßen so viele verschiedene Hunde und alle redeten auf einmal auf ihn ein. Er verstand in dem Durcheinander kein Wort.

Da öffnete sich auch schon eine Gittertür und Ben wurde hineingeschoben. Er drehte sich um und wollte wieder mit hinaus. Leider aber wurde die Tür hinter ihm schnell geschlossen und so stand er mit großen Augen am Gitter und verstand die Welt nicht mehr… Warum?

Heute, ein Jahr später, weiß Ben immer noch keine Antwort auf seine Frage, aber er hat sich mit seinem neuen Leben abgefunden. Neben ihm ist eine freundliche Mischlingshündin eingezogen, mit der er sich gut versteht.

Den ganzen Tag über liegt er nun auf seinem Schlafplatz und träumt von vergangenen Tagen. Es ist nicht mehr viel übrig von dem imposanten, lebhaften gelben Labradorrüden, der stolz neben seinem Herrchen über die grüne Wiese getrabt ist.

Ben ist ein kranker, eingefallener, fahlgelber Riese mit Hängeaugen und leerem Blick. Er wird von den täglichen Besuchern des Tierheims übersehen, bis…

Ja, bis heute!

Denn kurz nach dem Füttern erscheint die Pflegerin und legt dem Rüden ein Halsband um. Ben wird wach und spitzt die Ohren. Dann bekommt er eine Leine angelegt – Ben kann es kaum glauben: Darf er den Zwinger verlassen?

Ja, die Tür öffnet sich und der Labrador wird den langen Gang zu der großen grauen Tür geführt. Langsam streckt er seine müden Glieder, die durch den langen Zwingeraufenthalt ein wenig eingerostet scheinen.

Dann aber kann er sein Glück kaum fassen, denn im Büro wird er von einer jungen Frau liebevoll in die Arme genommen und herzlich durchgeknuddelt. Gleichzeitig streichelt eine weitere Hand seinen Kopf.

Was ist das schön!

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Ben schnuppert an der Frau und drückt sich in ihrem Arme – bitte nicht aufhören, brummt er. Die Frau lässt ihn zwar wieder los, krault aber weiter mit einer Hand seinen Hals und unterschreibt währenddessen mit der anderen ein Stück Papier, welches auf dem Bürotisch liegt.

So Ben, nun gehörst du in unsere Familie – auf geht’s ins neue Zuhause!

Diese Worte haben einen freundlichen Klang – das kann nur Gutes bedeuten, denkt sich Ben und so geht er freudig wedelnd mit seinem neuen Frauchen und Herrchen durch die Tür nach draußen.

Sonnenschein und frische Luft – Ben bleibt kurz stehen und atmet tief durch. Er scheint fast zu Grinsen und seine neue Familie schaut sich lächelnd an. Alles wird gut!

Nochmals wird der Labradorrüde fest in die Arme geschlossen und so langsam scheint Ben sein Glück fassen zu können. Er hat wirklich eine neue Familie geschenkt bekommen.

Willkommen in deinem neuen Leben, Ben!

Heute ist der Bursche mittlerweile seit 5 Jahren fester und heißgeliebter Bestandteil unserer Familie.

Den Krebs hat er besiegt und mittlerweile ist aus dem lebhaften Ben ein in sich ruhender Schmuseopa geworden, der den "Altersruhestand" mit seinen beiden Labbimädchen in vollen Zügen genießt.

Vielen meiner ehemaligen Pflegehunde hat er mit seiner souveränen Art geholfen, sich im neuen, fremden Alltag zurecht zu finden.

Eine Eigenart hat sich Ben übrigens bis heute bewahrt: wenn uns jemand zuhause besucht, drückt sich Ben immer noch ganz fest an den Menschen mit der unmissverständlichen Aufforderung "streichel mich - sofort und gleich!".

11.12.2008

13.12.2008


weihnachtstiere

Oder einen Gutschein über einen Tierheimbesuch im neuen Jahr!

Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
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