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Stinker

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Der Stinkebacke, unser Heinz Hoppel.

Urlaub auf dem Bauernhof wollten wir machen, ganz normal, an der Nordsee. Zu dritt sind wir weg gefahren und zu viert wiedergekommen. Soviel zu Urlaub auf dem Bauernhof.

Wir hatten ein schönes Ferienhaus, Blue, unsere damals zwölf Jahre alte Hündin aus zweiter Hand, mit acht Jahren wurde sie aus Zeitmangel abgegeben, konnte sich austoben und alle Katzen liebten natürlich Blue.

Unzählige Katzen wuselten herum, und am vierten Tag tauchte Stinker auf, ich weiß noch, das erste was ich zu ihm sagte, war: "Wie siehst du denn aus !?!"

Abgemagert, voller Kratzer, zerissenes Fell, tränende Augen, laufende Nase, Lederohren, kein einziges Haar hatte er mehr auf seinen Ohren und knochenhart waren sie, er sah einfach grauenhaft aus.

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Also wurde Katzenfutter geholt, die anderen Katzen wurden dann natürlich mitgefüttert. Als ich ihm so beim Fressen zu sah, fiel mir auf, daß er irgendwie komisch fraß. Ich fühlte ihm ins Maul und konnte keine Zähne spüren. "Der hat ja überhaupt keine Zähne mehr!" sagte ich zu Michael. Wir stellten seinen Napf in den Flur, damit er in Ruhe fressen konnte. Die anderen hätten ihm sonst alles weg gefressen. Er haute rein was das Zeug hielt.

Eigentlich war zu diesem Zeitpunkt schon klar, daß wir nicht ohne ihn abreisen und ihn seinem Schicksal überlassen würden. Trotzdem, wir waren am überlegen, Josy und Oscar, unsere beiden Samtpfoten, das war unser Problem. Sie würden wahrscheinlich nicht begeistert sein. Aber wir entschieden uns natürlich für ihn, wie kann man nein sagen zu einem Kater, von dem man von draußen durchs Fenster niedergestarrt wird.

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Also gut, am übernächsten Tag reisten wir ab, Michael fragte pro forma den Bauern ob wir ihn mitnehmen durften, natürlich durften wir.

Jetzt hatten wir natürlich keinen Katzenkorb oder irgend etwas ähnliches, wie sollten wir den Stinker transportieren, es waren ja immerhin fast 700 km die wir zu fahren hatten. Also besorgten wir uns eine große Pappkiste, legten eine Decke hinein und wollten während der Fahrt ein Netz darüberspannen. Das sollte als Transportkäfig für Stinker dienen.

Ich habe seit über 25 Jahren immer Katzen gehabt, ich kann bis heute nicht verstehen, wie ich so blauäugig sein konnte. Natürlich blieb er nicht mal eine Sekunde in dieser mit so viel Liebe zurecht gemachten "Transportbox" sitzen. Also setzte ich mich auf den Rücksitz, wo die Kiste stand und versuchte das Netz wieder fest zu halten. Aber Stinker passte das mit diesem Pappkarton überhaupt nicht, er entwickelte Bärenkräfte und besaß auf einmal tausend Pfoten, also ein ganz normales Katzenverhalten. Bis jetzt waren wir noch keinen Meter gefahren.

"So geht das nicht !" sagte ich zu Michael, als ob der das nicht auch schon mitbekommen hätte! "Ich nehme ihn auf den Schoß, vielleicht bleibt er liegen."

Was soll ich sagen, er blieb während der ganzen Fahrt brav auf meinem Schoß und schlief oder putzte sich. Nur einmal erhob er sich, ging in den Pappkarton, machte sein Geschäft, als hätte er das schon immer so gemacht und stieg wieder auf meinen Schoß um weiter zu schlafen. Das fand ich schon eine Leistung für einen Kater, der noch nie ein Haus von innen gesehen hatte, geschweige den ein Auto.

Glücklich zu Hause angekommen, stieg ich mit Stinker aus dem Auto. "Ah, guck mal, die haben eine Katze mitgebracht!" hörte ich unsere nächste Nachbarin rufen. Nachdem sie näher gekommen war, sagte sie: "Mein Gott, ist die häßlich !" Na, das war doch ein Superempfang!

Unsere Katzen standen  dem in nichts nach, Josy führte sich natürlich gleich auf wie eine Furie und Oscar suchte erst mal das Weite. So hatte ich mir das schon gedacht.

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Ich holte erstmal das alte Katzengeschirr aus der Versenkung und legte es Stinker um, was er sich ohne Probleme gefallen ließ. Dann ging ich mit ihm eine Runde durch den Garten und dann in den Park. Er lief auch schön mit, als hätte er noch nie etwas anderes gemacht.

Im Park erledigte er sein Geschäft und markierte alles was seiner Meinung wert war markiert zu werden, und das war der ganze Park. Er war da ganz penibel. Ab und zu setzte er sich hin und schaute in die Runde, doch sobald ich mich dann auch ins Gras setzte, wollte er sofort wieder auf meinen Schoß. Die Leine hätte ich gar nicht gebraucht, er hing an mir wie eine Klette.

Ins Haus zurückgekommen gab es erst mal eine Runde Fressen für alle. Oscar war auch wieder eingedrudelt und hatte sich etwas beruhigt, machte aber einen riesigen Bogen um Stinker.

Die längst vergessene Katzentoilette wurde auch wieder hervorgeholt und Katzensand besorgt, Stinker sollte ja erst mal im Haus bleiben und heimisch werden, ehe er nach draußen gelassen werden konnte. Außerdem war er ja noch nicht kastriert.

Heimisch war er von der ersten Sekunde an, damit hatte er überhaupt keine Probleme. Wir dagegen hatten das Problem, daß er natürlich auch im Haus alles markierte was ihm unter die Pfoten kam. Das war eine schöne Zeit damals, unser Haus hatte seinen ganz eigenen persönlichen Duft. Unverwechselbar !!

Wenn wir zu Hause waren ging es einigermaßen, da lag er immer, aber auch immer auf meinem Schoß, er folgte mir auf Schritt und Tritt. Ich glaube , wenn ich mir damals so ein Babytragetuch umgebunden und ihn rein gesetzt hätte, wäre sein Glück vollkommen gewesen!

Wegen seiner Markiererei setzten wir ihn, wenn wir nicht da waren oder nachts, wenn wir ihn auch nicht unter Beobachtung hatten ins Bad, das ist gekachelt, da konnt er markieren wie er wollte. Er war's zufrieden, das störte ihn überhaupt nicht. Kein einziges Mal hat er sich darüber beschwert.

Die Funktion der Katzenklappe hat er auch sofort erkannt, obwohl ihm sowas ja total unbekannt sein mußte. Wir hielten natürlich alle Fenster und Türen geschlossen. Aber irgendwann am zweiten Tag war Stinker nicht mehr da. Ich ging raus in den Garten, da war er nicht, im Park saß er, nah an unserem Gartenzaun und schaute gemütlich in die Runde. Er begutachtete wohl seine neue Heimat. Er konnte nur durch die Klappe nach draußen entwischt sein.

Als er mich kommen sah, kam er gleich zu mir gelaufen. Weggelaufen wäre er niemals, aber wir waren halt vorsichtig, weil er eben nicht kastriert war.

Montags sind wir dann mit ihm zum Tierarzt, der war einigermaßen entsetzt als wir ihn aus seinem Korb holten, als wir ihm erzählten, daß wir ihn von einem Bauernhof mitgenommen hatten, war sein einziger Kommentar: "Ach so."

Stinker wurde jetzt also auf Herz und Nieren untersucht, Blut wurde abgenommen, alles was halt so gemacht werden muß. Er war so geschockt, über das, was ihm da alles angetan wurde, daß er es ohne Widerspruch über sich ergehen ließ.

Das hat sich aber dann sehr schnell geändert, schon beim zweiten Mal, als er in der Praxis war, war er nicht mehr so kooperativ. Und das steigerte sich noch, nach ein paar Wochen fing er schon an zu knurren, wenn wir im Warteraum saßen und er nur die Stimme des Arztes hörte.

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Zähne hatte er doch, aber durch die Wucherungen in seinem Maul waren die total verdeckt, deswegen konnte er nicht richtig fressen. Dadurch, daß ihm die Backenzähne gezogen worden sind, hat sich das Gott sei Dank gegeben, jetzt kann er wieder reinhauen wie die anderen.

Aber er hat so die Schnauze voll vom Tierarzt, daß man ihm nicht mal mehr Blut abnehmen kann, ohne ihm eine leichte Narkose zu geben.

Nachdem er einigermaßen hochgepäppelt worden war, konnte er dann auch endlich kastriert werde. Zwei Tage später ließ ich ihn schon ins Freie, aber so wild war er gar nicht darauf, ihn könnte man auch als Wohnungskatze halten, obwohl er ja draußen groß geworden ist. Da hat sich auch nicht viel geändert, selten daß er mal raus geht, wenn sonst niemand im Garten ist, alleine, das ist nicht so sein Ding.

Gott sei Dank ist er nicht mehr ganz so anhänglich, aber eine Klette ist und bleibt er doch. Josy und Oscar haben sich nach anfänglichen Schwierigkeiten mit ihm arrangiert, es hätte schlimmer kommen können. Mittlerweile ist er der heimliche Herr im Katzenhaushalt und jagd alles vom Grundstück was vier Beine hat.

Wenn er uns nicht nur immer genau vor unsrer Haustür auf dem Kiesweg seine Haufen hinlegen würde und die dann so ordentlich zuscharrt, daß wir kleine Berge vor der Tür haben, wäre unser Glück perfekt!

 In diesem Frühjahr werden wir vor der Haustür pflastern. Dann hat er gelitten !

01.12.2008

03.12.2008


weihnachtstiere

Oder einen Gutschein über einen Tierheimbesuch im neuen Jahr!

Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
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