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Remi

Seit geraumer Zeit spiele ich, da meine kleine Staffordshire Bullterriermaus Neele mit ihren 18 Monaten so langsam aus dem Gröbsten raus ist, mit dem Gedanken einem alten Tierschutz-Soka eine Pflegestelle anzubieten.
 
Montag vor 2 Wochen erreichte mich der Hilferuf, dass im Tierheim Wiesbaden ein alter Staffbull sitzt. Hiervon erzählte mir meine Freundin Claudia. Sie kennt den Hund von Welpenbeinen an, da sie im selben Ort wohnte und war dementsprechend entsetzt, dass er nun im Tierheim sitzt.
 
Ich habe nach einem Telefonat mit dem Tierheim erfahren, dass der alte Mann schon über 13 Jahre alt ist, im Zwinger unsäglich leidet und die Welt nicht mehr versteht.

Da dem Tierheim ein fester Endplatz lieber war, als eine Pflegestelle, schlossen sich etliche Staffbullfreunde zusammen und versprachen eine Kostenübernahme... Hauptsache der alte Kerl muss nicht bis zu seinem Ende im Tierheim bleiben.
 
Am folgenden Samstag fuhren wir stante pede mit Neele nach Wiesbaden ins Tierheim.

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An seinem Zwinger angekommen, seinen Namen rufend, hörte er uns sehr schlecht, man sah, dass er die Richtung des Rufens nicht einordnen konnte.

Er stand aus seinem Körbchen auf, kam alt, wackelig, völlig unbemuskelt, mit stark eingefallener Gesichtsmuskulatur zum vorderen Teil des Zwingers, dort rutschte Remi auf dem glatten kalten Boden aus, selbst im Stehen rutschten ihm die Pfötchen immer wieder auseinander.

Er hat sich im Tierheim ins Dauerbellen geflüchtet, so stand der kleine Klappermann bellend im kahlen Zwinger.
 
Uns allen schossen Tränen in die Augen... dieser kleine alte Hund war völlig verwirrt, orientierungslos und tieftraurig.
 
Wir brachten ihn in den Tierheimfreilauf um zu schauen, wie es mit ihm und Neele klappt. Da hätten wir uns gar keine Sorgen machen müssen - es klappte wunderbar. Bekannt war, dass Remi keine Rüden mag, aber mit Mädels war es bei ihm schon immer gut.

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Remi war so charmant zum Neelchen und auch die Pflegerinnen vom Tierheim waren begeistert, wie gut die Zwei harmonieren.
 
Während beide noch im Freilauf waren, ging ich ins Tierheimbüro um den Vertrag zu machen, kurz darauf fuhren wir mit Remi Richtung Heimat.

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Auf dem Heimweg passierte noch etwas sehr Komisches - als wir nämlich die Grenze zwischen Hessen und Baden-Württemberg überfuhren, machte es "Schwupps" und aus Remi dem "Kategorie-1-Kampfhund" wurde mit einem Schlag ein nur noch "Gefährlicher Hund", der in meiner Heimatstadt nichtmal unter die Kampfhundesteuer fällt!

Es gibt schon seltsame Dinge auf dieser Welt...!
 
Zuhause angekommen schaute sich der süsse Mann seinen neuen Garten an - markierte diesen an allen strategisch wichtigen Punkten und begab sich dann in die Wohnung.
 
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Von Remi wussten wir, dass er vor vielen Jahren bei seiner Züchterin (da sieht man wieder - auch ein Hund aus guter Zucht ist nicht vor dem Tierheim gefeit!) mit Katzen aufgewachsen war, aber bei seiner Familie hatte er keinen grossen Kontakt zu den Samtpfoten.

Remi wackelte also ins Wohnzimmer und ging auf das Katzenkörbchen zu, in dem meine 17-jährige behinderte Katze lag und gewohnt cool auf den neuen Hund reagierte. Er schnupperte sie freundlich an, wedelte höflich und schaute sich dann den Rest der Wohnung an.
 
Remi war noch sehr aufgeregt und bellte viel. Direkt nach dem Füttern wollte er am liebsten weiterfressen - aber nun war erstmal Entspannung und zur Ruhe finden angesagt.

Gesundheitlich war er sehr angeschlagen. Er hatte überhaupt keine Muskulatur mehr und die Krallen waren extrem lang. Auch hatte er auf jeden Fall Schmerzen und war derart unsicher auf den Beinen. Er wackelte nun mit meiner behinderten Wackelkatze Ronja um die Wette. Uns ist aufgefallen, dass er überhaupt nichts mehr hörte außerdem roch er schlimm aus dem Maul. Remi wirkte kraftlos und sehr schwach, aber wenn man ihm ein Bällchen rollte, dann lachten seine Augen.
 
Am Sonntag waren wir dann mit beiden Hunden Gassi, dabei hat sich unser Eindruck bestätigt, Remi ist stocktaub. Er hörte weder hohe Töne noch ganz tiefe.
 
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Meine Neele war vom ersten Augenblick ganz hingerissen vom alten Oppa und suchte von Anfang an seine Nähe.
 
Am Montag waren wir dann mit ihm beim Tierarzt und mein Verdacht hat sich bestätigt, Remi hat in beiden Ellbogen schlimme Arthrose, seine Zähne sind nur noch Stumpen, aber der Tierarzt war sich sicher, dass Remi bei regelmässiger Bewegung wieder Muskeln aufbauen wird.
 
Da mir aufgefallen ist, dass Remi nach den Gassigängen etwas zu hören scheint, haben wir uns entschlossen, ihm das durchblutungsfördernde Karsivan zu geben und zu hoffen, dass er damit wieder ein wenig hören kann.

Er bekam am Montagabend die erste Dosis und am Dienstagmorgen die zweite - am Vormittag hörte er mich schon in der Küche werkeln. auch auf Rufen reagierte er jetzt.
 
Nun bekommt die Graunase Schmerzmittel gegen die Arthrose, Karsivan für die Durchblutung und Vitamin B-Komplex fürs Allgemeinbefinden. Dass das Karsivan so schnell anschlägt, hätte ich nicht zu hoffen gewagt.
 
Remi wohnt mittlerweile 2 Wochen hier, hört jedes leise Wort außerdem kuscheln er und mein Neelchen zusammen auf dem Sofa und im Körbchen... seine Muskeln bauen sich langsam wieder auf, sein Gangbild ist viel flüssiger und er stolpert kaum noch.
 
In seinem früheren Zuhause war Remi gewohnt bis zu 8 Stunden täglich alleine zu sein - es ist erschreckend zu sehen, dass nur 6 Tage Tierheim dazu reichten einem Hund eine unglaubliche Verlassensangst zu verpassen.

Die ersten Tage konnte war es für ihn kaum auszuhalten, wenn ich nur das Zimmer verlassen habe. Remi wird sicherer und fängt langsam an zu verstehen, dass er nicht mehr verlassen wird und ich immer wieder komme. Ebenso beim Fressen... er lernt wieder was ein Sättigungsgefühl ist und kann sich sicher sein, dass morgens und abends genug zum Sattessen vorhanden ist.
 
Sein Futter haben wir aufgrund der Arthrose und der schlimmen Pupserei auf getreidefrei umgestellt - das Pupsen war schon in der ersten Nacht getreidefreier Ernährung wie weggeblasen. obald der Futtersack leer ist, werde ich auch ihn auf Rohfütterung umstellen, da ich damit die besten Erfahrungen mit meinen Hunden gemacht habe.
 
Von seiner Rüdenunverträglichkeit habe ich bisher nichts bemerkt - im Gegenteil! Wir gehen täglich mit noch einem Staffbullrüden zusammen Gassi und die zwei Herren kommen sehr gut miteinander klar. Remi ist freundlich interessiert und kein bissl aggressiv.
 
Er war sein Leben lang Einzelhund und mich erstaunt täglich, wie harmonisch und sozial meine beiden Kampfnasen miteinander umgehen.

Die wilde, irre Bodenrakete Neele rempelt ihn nicht an, sie ist nur vorsichtig und liebevoll, da sie ganz schnell verstanden hat, dass sie mit ihm nur kuscheln und nicht toben kann. Sie suchte von Anfang an seine Nähe und überzeugte mich jeden Tag aufs Neue, dass meine kleine Neele ein echtes Engelchen ist. Keiner der Beiden zeigt irgendeine Spur von Eifersucht oder Ressourcenverteidigung.

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Wenn ich morgens im Bett liege und meine Neele auf meinem Schoss liegt, Remi sich an Neele kuschelt und zwischen allen die Katze herumschmust, dann platzt mir beinahe mein Herz vor lauter Rührung! Unsere Hunde sind so wunderbar soziale Wesen - Ein Leben ohne sie ist unvorstellbar!
 
Die Zwei kuscheln, fressen , schmusen gemeinsam mit mir und der Katze - ich bin so froh, dass der alte Mann nicht im kalten Tierheimzwinger bleiben musste, sondern hier unser Leben um so vieles reicher macht!
 
Das war die noch sehr kurze Adventsgeschichte vom Staffordshire Bullterrier Remi (Remington of Pokerface), der mit über 13 Jahren noch im Tierheim landete und nun bei seiner Staffbullfreundin Neele, der alten Katze Ronja und mir ein neues und endgültiges Heim gefunden hat.
 
Danke an die vielen Staffbullfreunde die Remi finanziell unterstützen und auch ein grosses Dankeschön an das Tierheim Wiesbaden, die ganz schnell und unbürokratisch beschlossen haben, dass es Remi bei uns gut getroffen hat!

08.12.2008

Remi ist nun knapp 4 Wochen hier bei uns. Wirkte er noch in den ersten Tagen wie ein fest verschlossenes Gefäss mit einem Staffbull drin, so wach und lebenslustig wirkt Remi inzwischen.

Wenn man die neuen Fotos mit den ersten vergleicht, dann kann man sehen, in was für einer kurzen Zeit ein alter Hund wieder Kraft, Muskeln und Lebensfreude aufbauen kann.

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Beim Gassigehen galoppiert Remi  inzwischen seiner Neele und dem Staffbullfreund Eddie hinterher. Heute haben Neele und er zum ersten mal richtig miteinander gespielt.

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Es ist so wunderschön zu beobachten, wie ein kleiner, alter Hund kurz vor Weihnachten, mit zuerst wackeligen und dann sichereren Schritten, in seinen neuen Frühling hüpft.

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Tanja Donner

10.12.2008

12.12.2008


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Oder einen Gutschein über einen Tierheimbesuch im neuen Jahr!

Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
Und niemals ein Tier für jemand anderen aussuchen - Die “Chemie” muss stimmen!

Eltern sollten sich immer bewusst sein, dass SIE die letztendliche Verantwortung für ein Tier haben und nicht das Kind - Egal ob Hund, Katze oder Meerschweinchen und egal, was man vorher sagt!!

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