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Mata

Im März diesen Jahres stöberten mein Freund und ich wieder mal im Internet. Das heißt, ich saß an unsrer Homepage und Michael war auf dem Zergportal gelandet. Ab und zu gab er seine Kommentare zu den Hunden ab, ich hörte nur mit einem Ohr zu.

Als er auf einmal sagte: “Wie sieht die denn aus. Du lieber Gott!  Guck mal“ wurde ich doch neugierig und schaute auf seinen Monitor, sah Matas Bild und die Beschreibung:

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“Rauhaardackelmixmädel, irgendwo zwischen 12 und 14 Jahren alt. Die steinalte Dame ist schwerhörig, sieht schlecht, ihr Herz arbeitet nicht mehr anständig und sie bummelt und trödelt auf Spaziergängen mächtig herum – sie ist so langsam, dass man sich förmlich zu Tode langweilt.

In der Vergangenheit wurde Matahari sehr vernachlässigt – ihre Augen waren so entzündet, dass unter ihnen das blanke Fleisch liegt. Der Heilungsprozess ist langwierig. In ihrem Rücken steckt eine eingewachsene Nähnadel.

Mataharis ganz große Leidenschaft sind Decken – sie baut riesige Deckenhaufen, um darin zu schlafen. Mit anderen Hunden ist sie verträglich, interessiert sich aber nicht weiter für sie. Ihre Chancen, eine eigene, ruhige Familie zu finden sind nicht groß …..”

Ja, die habe ich auch schon gesehen .“ sagte ich, „“aber…..“

"Die oder keine !" sagte mein Freund. Eigentlich wollten wir uns ja erst einen zweiten Hund holen, wenn einer von uns zu Hause ist und nicht mehr arbeiten geht. Deswegen mein „aber“. Aber so ein armes Würstchen ! Also kurz und gut, wir haben es eine Nacht überschlafen, aber natürlich unsere Meinung nicht geändert, und dann gingen die Telefonate los.

Sie wurde uns als Transuse beschrieben, die auch die Katzen auf der Pflegestelle mal jagen würde, oder besser gesagt jagen möchte, sie aber auf Grund ihrer langsamen Gangart nie erwischt. Außerdem wäre sie leicht inkontinent, sie müsste alle drei Stunden raus und würde sich nicht melden, wenn sie mal muß.

Und man müsste ihr einen Maulkorb anlegen, wenn Salbe auf die entzündeten Stellen unter den Augen aufgetragen werden müsste. Sie würde sonst beißen. Na, das konnten wir ihr nicht übel nehmen, gut tat das bestimmt nicht.

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Das einzige Problem war jetzt dieses alle drei Stunden raus gehen, ich also rüber zu den Nachbarn um den Fall zu schildern. "Kein Problem, wir kümmern uns mit." war die Antwort.

Gott sei Dank, wenn man solche Nachbarn hat. Sie kümmern sich ja auch schon tagsüber um unsere Blue, eine vierzehnjährige Bearded Collie Dame, die wir mit acht Jahren übernommen haben.

Jetzt lief das Telefon heiß, hin und her wurde telefoniert, uns wurde gesagt, dass Mata noch in Ungarn auf einer Pflegestelle wäre und aus einer Tötungsstation gerettet worden war. Sie könnte erst am 6. April gebracht werden, aber erst mal müsste ja sowieso eine Vorkontrolle gemacht werden. Das war ja klar.

Also kam erst mal eine Dame und schaute sich unseren Haushalt mit einem Hund und drei Katzen an und war zufrieden, alles in Ordnung. Mata konnte zu uns kommen, allerdings mussten wir noch drei Wochen warten bis zum 6. April, wir saßen wie auf heißen Kohlen. In der Zwischenzeit telefonierten wir öfters mit der Vermittlungstelle, die, so hatte es den Anschein, immer noch nicht richtig glauben wollten, dass wir uns für die Mata entschieden hatten.

Dann war es endlich soweit, wir machten uns auf den Weg von der Wetterau nach Niederbayern, um uns dort auf halben Weg mit den Tierschützern zu treffen und unsere Mata zu holen.

Sie kam an, wurde aus ihrer Transportbox gelassen und dackelte ein bisschen hin und her, sooo langsam war sie jetzt auch nicht, das hatten wir uns schlimmer vorgestellt.

Auf der Rückfahrt lag Mata hinten und schlief. Allerdings verbreitete sie einen etwas strengen Geruch, irgendwie kamen wir uns ein bisschen wie in einem fahrenden Kuhstall vor. Während sie in ihren Transportkorb nach Bayern unterwegs war, hatte sie einen schönen Stinker gelegt, und war dementsprechend verschmiert am Hinterteil.

Aber auch das haben wir hinter uns gebracht, um 21.00 sind wir zu Hause angekommen, und das erste war natürlich raus in den Park, und sie erledigte schön ihre verschiedenen Geschäfte. Blue kam dazu, hocherfreut im Park einen Vierbeiner zu treffen und Mata wurde sehr freundlich begrüßt.

Das änderte sich aber schnell, als Blue mitbekam, dass dieser Vierbeiner ein neuer Mitbewohner war. Da wurde dann doch mal gemeckert, was Mata aber völlig kalt lies, wenn Blue zickig wurde, änderte sie einfach die Richtung.

Mit den Katzen hatten wir überhaupt keine Probleme, Oscar verschwand natürlich erst mal total entsetzt durch die Katzenklappe nach draußen, Josy begab sich vorsichtshalber ins Büro unten im Keller.

Und Stinker, unser Bauernhofkater von der Nordsee, der hatte überhaupt keine Probleme, der saß dick und fett in der Küche und sah sich die Sache erst mal in aller Ruhe an. Mata dackelte an, man beschnupperte sich, vor allem Matas Hinterteil wurde genau unter die Lupe genommen, (kein Wunder!) und damit war der Fall erledigt.

Genehmigt !!!

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Oscar kam auch wieder, und irgendwann im Laufe des Abends tauchte Josy auch wieder auf. Wunderbar ! Besser hätte es nicht klappen können.

Als wir dann allerdings mit Mata noch mal in den Park gingen und alle drei Katzen dieses Mal mit spazierten, da wurde aus Mata ein äußerst gefährlicher Kampfdackel, der sich, um Jahre verjüngt, kräftig in die Leine schmiss und gerne Katzen jagen gespielt hätte. Aber irgendwie müssen unsere Samtpfoten gespürt haben, dass da keine wirkliche Gefahr drohte, weit weg sind sie nicht gelaufen.

Wieder zurück im Haus herrschte wieder stille Eintracht, Stinker musste noch mal an Martas Po schnuppern, der Geruch hat ihn wohl an den Bauernhof erinnert. Friede, Freude, Eierkuchen, was will man mehr.

Natürlich will ich nicht verschweigen, dass schon das eine oder andere Malheur passiert ist.

Abends kam irgendwann eine unserer Nachbarinnen zu Besuch, beim Erzählen achteten wir nicht so auf Mata, nach ein paar Minuten ging ich ins Wohnzimmer um nach ihr zu sehen, da war's schon passiert, mitten im Zimmer lag ein brauner Haufen mit einem wunderschönen Zipfelchen am Ende. Sie hat sich wirklich Mühe gegeben ! So ist sie, unsere Mata.

Am nächsten Morgen passierte das gleiche noch mal, meine Schuld, wir waren schon mal draußen gewesen, deswegen dachte ich, die Sache hätte sich erledigt, aber nein, Mata hat immer noch was im Peto ! Als ich sie so beobachtete, dachte ich noch, das sieht so aus, als müsste sie noch mal raus, aber eigentlich waren wir ja gerade draußen, und in dem Moment war's schon passiert. Noch ein Häuflein ! Man sollte nicht glauben, was alles in so einem kleinen Körper steckt!

Dann war der Schrecken jedes Hundes angesagt, die Wanne. Normalerweise hätten wir noch damit gewartet, aber bei diesem verklebten Hinterteil und diesem Geruch war es einfach nötig. Es ging ganz gut, und sie fühlte sich danach bestimmt wohler.

Michael hat extra einen “Laufsteg“ gebaut, der über den drei Treppenstufen am Eingang liegt, weil ja gesagt wurde, sie kann keine Treppen mehr laufen.

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"Wer kann keine Treppen laufen, wer erzählt denn sowas !?!" und schwups, die drei Treppen runter und sie steht an der Tür, ich mache die Tür auf, sie wackelt in Richtung Park, entschließt sich dann aber doch ihr kleines Geschäft im Garten zu erledigen. Allerdings kommt sie die Treppen nicht mehr hoch, also doch gut, dass wir den Laufsteg haben, ratz fatz ist sie oben.

Das Katzenfutter hat sie natürlich sofort entdeckt, noch so ein Hühnerdieb, wobei Blue da ja noch harmlos ist, die sucht zwar alles ab, steckt ihren Kopf aber bestimmt nicht bis zum Hals in den Beutel für Trockenfutter ! So geschehen bei Mata.

Am nächsten Abend sind wir nach Mitternacht ins Bett, Mata fand keine Ruhe, durch die Wohnung getigert, sich kein einziges Mal auf ihren Po gesetzt. Irgendwann habe ich sie ins Gästezimmer gesetzt, auf ihren von uns kunstvoll arrangierten Deckenhaufen und habe die Tür zu gemacht. Zehn Minuten später hat sie schon geschnarcht. Natürlich nicht auf den Decken, das war ja fast klar, neben den Decken wird geschlafen.

Blue hatte sich auch einigermaßen beruhigt, wir hatten ihr ja auch tausendmal gesagt, das sie die Beste ist und bleibt, und ihr das eine oder andere Leckerchen zugesteckt. Am nächsten Tag war sie schon etwas milder gestimmt, sie kläffte zwar immer noch, wenn Mata durch den Flur ging, aber das macht sie bei den Katzen auch.

Am dritten Tag sind wir zum Tierarzt mit ihr. Heiligs Blechle !!!!!!

Aus war's mit dem friedlichen Tag, wir hatten keinen Dackel mehr, sondern einen wütendes, tobendes Etwas, das sich als Dackel verkleidet hat.

Wir wussten ja, dass man ihr beim Tierarzt einen Maulkorb umbinden muss, weil sie logischerweise nicht davon begeistert war, wenn ihre Augen untersucht werden sollen. Na ja, habe ich wieder mal blauäugig gedacht, dann bekommt sie halt einen Maulkorb um.

Ha ! Das sich unsere Oma innerhalb von Sekunden in ein gefährliches Monster verwandelt, damit hätte ich nicht gerechnet.

Michael hat es schließlich geschafft ihr den Maulkorb überzuziehen. Selbst bei harmlosen Aktionen, wie mal in die Ohren sehen und das Bäuchlein abtasten, hat sie sich aufgeführt wie eine Wilde, und das ist noch untertrieben. Na gut, irgendwann war auch das geschafft, und wir konnten sie von dem
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furchtbaren Teil erlösen. Allerdings erst nachdem sie auf dem Boden saß, auf dem Untersuchungstisch hätte sie uns zum guten Schluss bestimmt noch mal schnell gezeigt, was sie von dieser Aktion gehalten hat. Auf dem Boden angekommen, von dem Maulkorb befreit, war sie wieder lammfromm, innerhalb von Sekunden.

Mittlerweile bin ich jetzt zu der persönlichen Überzeugung gelangt, dass sie ein Dackel ist, der sich in einen Werwolf verwandelt, und zwar nicht bei Vollmond sondern beim Tierarzt. Anders kann ich es mir nicht erklären !

Als wir dann aus der Praxis kamen, hat sie einen Schritt drauf gehabt von dem jeder Schnelläufer nur träumen kann, hoppel, hoppel, nichts wie weg hier und zum Auto.

Das ist jetzt schon sieben Monate her, die Zeit vergeht so schnell. Mata hat sich super eingelebt, mit unserem Kater Stinker hat sie sich von Anfang an am Besten verstanden, mit ihm zusammen geht sie meistens spazieren.

Stocktaub ist sie die Mata, aber was sie mitbekommen will, bekommt sie mit.

Ihre Augen sind wunderbar verheilt, wobei ich sagen muss, dass sie nicht mehr ganz so schlimm aus sah, als sie zu uns kam, die Ungarn haben sich wirklich sehr viel Mühe gegeben.

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Drei Wochen musste sie so einen Kragen tragen, sonst hätte sie sich die Augen immer wieder aufgekratzt. Mata hat das nicht im geringsten gestört, sie ist durch die Wohnung gescheppert, alles umgeschmissen was ihr im Weg war.

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Sie hat den Krach ja nicht gehört, den sie da veranstaltet hat. Alle anderen im Haus haben erleichtert aufgeatmet, als das Ding endlich abgenommen werden konnte.

Inkontinent ist sie auch nicht, am Anfang musste sie oft raus, das hat sich aber gegeben, mittlerweile verschläft sie fast den ganzen Tag, weiß aber genau, wann ich heimkomme und sitzt schon an der Treppe, wenn ich die Haustür auf mache, logisch, dann gibt es was zum mampfen.

Wenn die Nachbarn kommen, geht sie brav mit Blue zusammen raus zum pieseln, legt sich aber dann gleich wieder hin und schläft.

Sie ist unser Clown, und wir kommen aus dem lachen manchmal nicht mehr raus. Verspielt ist sie trotz ihres Alters noch. In die Finger “beißen“, das liebt sie, da dreht sie richtig auf, und wenn es gleich was zu futtern gibt, legt sie richtige Stepptänze hin.

Sie ist unsere goldige kleine Oma, die jeder sofort ins Herz geschlossen hat und die ihren Lebensabend bei uns aus vollen Zügen genießt. Was will man mehr!

Natürlich passiert ihr auch ab und zu ein kleines “Malheur“, wenn sie ihr Häuflein auf den Teppichboden setzt, anstatt raus zu gehen, wenn die Tür auf ist. Aber ist das so schlimm? Für uns nicht.

Was ist schon ein Teppichboden gegen unsere Mata, eine Mata die sich freut, wenn wir nach Hause kommen, die uns grinsend entgegenhoppelt und die schnarcht wie ein Walross. So etwas kann man nicht mit Geld bezahlen.

Noch keine Sekunde haben wir bereut, dass wir die Oma  zu uns genommen haben, und wir hoffen, dass sie uns noch ein Weilchen erhalten bleibt und auch mal die guten Seiten des Lebens genießen kann, nach allem was sie mitgemacht hat.

Es muss nicht immer ein Welpe oder ein junger Hund sein, den man zu sich nimmt, die alten und kranken die in den Tierheimen sitzen, haben es verdient einen schönen Lebensabend zu haben. Auch wenn ihnen  vielleicht nur noch ein paar Wochen oder Monate bleiben, sie genießen sie aus vollen Zügen, und so sollte es auch sein.

Wir haben übrigens seit drei Wochen noch einen dritten Hund, den achtjährigen Charly, einen Schäferhund, Labrador- und was weiß ich noch alles Mix.

Ein Notfall. Wir konnten nicht nein sagen, und was soll ich sagen, Mata hat sich total in ihn “verknallt“ Um Jahre verjüngt scharwenzelt sie um ihn herum, so dass der arme Kerl sich auf die Couch legen muss, um vor ihr sicher zu sein, wenn sie ihre fünf Minuten hat.

Da soll einer sagen mit alten Hunden hätte man keinen Spaß!

02.12.2008

04.12.2008


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Oder einen Gutschein über einen Tierheimbesuch im neuen Jahr!

Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
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