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Alex

Ein Hund, der (k)ein Zuhause fand

Wohin das Auge fällt, überall begegnen uns Happy End-Storys vermittelter Hunde. Zahlreiche Sendungen im TV und Hörfunk berichten über den freundlichen Hund aus dem Ausland, welcher nur die besten Eigenschaften mitbringt. Aber was geschieht mit dem Tier wenn es anders tickt? Wenn der aus dem Partnertierheim im Ausland verschickte Hund bei uns in Deutschland nicht „funktioniert“?

Dies ist die Geschichte von Alex, aus den Augen seiner ehemaligen Gassiführerin geschildert.

2006 reist ein wunderschöner roter Cockerspaniel aus Ungarn nach Deutschland ein. Der ca. 3-jährige Hund wird hoffnungsvoll von Mitarbeitern des ungarischen Partnertierheims reisefertig gemacht, denn Rassehunde sind in Deutschland gefragt und da er im Großrudel einen netten Eindruck macht, wünschen sie ihm schnell ein Zuhause zu finden. Alex findet in einem großen Tierheim erstmal seinen Platz in einem Zwinger.

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Hier wird jedoch schnell klar, dass der, sich nach einem Wannenbad zum optischen Vorzeigespaniel gemauserter Hund, eine ganz besondere Persönlichkeit mitbringt. Alex zeigt nur zu gerne seine Zähne wenn ihm etwas nicht passt und fällt damit schnell durch das Raster eines Familienhundes.

Auf seiner Interessentenkarte am Zwinger finden sich schnell Worte wieder wie:

- nicht zu Kindern
- nicht zu anderen Tieren
- nur zu durchsetzungsfähigen Menschen
- braucht längere Kennlernphase um Vertrauen aufzubauen
- kein Familienhund
- bissig

Mit anderen Worten:
Sollte nicht der seltene Fall eintreten, dass sich ein Mensch für ihn interessiert, der explizit einen Hund mit der Macke „bissig“ sucht, so sitzt Alex weiterhin  alleine in seinem Zwinger...

Und dieser Mensch fand sich nicht!!! Niemand wollte einen bissigen Hund.

Nach 4,5 Jahren in einem deutschen Tierheim werden die beiden Menschen (seine Paten), die sich trotz Alex Launen mit ihm auseinandersetzten, mit den Worten „der Hund hat keine Vermittlungschancen“, „er leidet im Tierheim“ und „hat keine Lebensqualität mehr“ konfrontiert und das Wort Euthanasie steht plötzlich im Raum.

Jetzt wird die Zeit für Alex knapp: Finden seine Paten einen Gnadenhofplatz für ihn?

Auch dieses Kapitel gestaltet sich schwierig, denn für einen alten Hund hätte man sicherlich einen Platz gefunden. Aber für einen Hund der Wochen, eher Monate Zeit benötigt um sich an Menschen zu gewöhnen, und es auch bei großer Motivation seines Gegenübers sich mit Alex anzufreunden doch keine Garantie für ein Gelingen gibt. Eine schier aussichtslose Situation.

Alex sucht sich seine Menschen aus und es scheint so als wenn er mit zwei Auserwählten zufrieden ist. Leider sieht er in ihnen auch eine Ressource, die es zu verteidigen gilt.

Nur können ihn „seine“ beiden Menschen nicht nach Hause übernehmen. Sie sind ganztags Berufstätig und haben schon eigene Tiere, bei denen es fragwürdig ist ob sich Alex mit ihnen versteht. So dachten wir 4,5 lange Jahre.

Wir fragten uns:
Was ist Lebensqualität für einen Hund?

Sicherlich nicht ein dauerhaftes Leben im Zwinger. Aber ihn deswegen euthanasieren?
Einen vor Lebenslust sprühenden Hund, der es nicht erwarten kann Spazieren geführt zu werden, nach Mäusen zu buddeln, zu baden und mit anderen Hunden zu toben, Bälle zu apportieren…? In der Not wird man manchmal erfinderisch und sucht nach den unmöglichsten Möglichkeiten, den roten Cockerspaniel zu retten.

Im Mai 2011 zieht Alex dann bei mir ein und eine anstrengende Zeit beginnt!
Aber auf diesem Weg bekommt Alex doch noch seinen schon lange versprochenen eigenen Sessel, fernab des für ihn stressigen Tierheimalltags.

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Er zeigt sich kooperativ, sehr anpassungsfähig und wird sogar einer Verhaltenstherapeutin vorgestellt. Vielleicht kann man sein Verhalten auf lange Sicht doch noch verbessern.

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Im November gehe ich wieder einmal über den Tierfriedhof und denke über alle Hunde nach, die es nicht rechtzeitig geschafft haben ein Heim zu finden.
Und so oft ich mich frage, wie verrückt ich nur sein konnte das kleine „Monster“ mit nach Hause zu nehmen, macht sich ein Gefühl in mir breit, das mir sagt das meine Entscheidung richtig war.

Während der vergangenen 6 Monate hat sich eine Art Routine im Zusammenleben mit Alex eingestellt.

Ein regelmäßiger Tagesablauf bekommt ihm gut und ich erkenne, dass er dadurch ruhiger wird. Besucher können kommen und ihn sogar ansprechen und zu ihm hinschauen; natürlich durch ein Kindergitter räumlich getrennt. Er wedelt jetzt sogar. :-)

Alex wartet oft geduldig im Auto und schläft dort auch tief und fest, denn mitnehmen kann man ihn nur, wenn alle Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet sein kann. Auch in der Wohnung schläft er immer, wenn nichts los ist. Und er genießt es, mit mir (seiner Resource) der ungeliebten Hausarbeit nachzugehen. Dann hat er mich ganz für sich alleine. :-)

In solch einer Situation würde er sich leider auch mit unseren anderen Hunden anlegen, sodass sie teilweise räumlich voneinander getrennt werden müssen. Das ist für alle beteiligten sehr schade, aber es funktioniert. Wir müssen eben unsere komplette Freizeit nach den Hunden orientieren. ;-)

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Nach wie vor lässt er sich nur von mir und meiner Co-Patin anfassen!!! Oder sollte ich lieber sagen, dass alle anderen Menschen um uns herum einen erneuten Versuch des Anfreundens unterlassen?

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Alex war immer schon ein hübscher Hund. Aber nun sieht man einen Hund, der sich von Dauerstress erholt.

Sein Fell ist kräftiger und seine Augen sind bislang nicht mehr entzündet gewesen.
Er wirkt muskulöser, dank 3-4 Spaziergängen am Tag. Das klappt gemeinschaftlich mit all unseren Hunden zusammen. Allerdings sind unsere Spaziergänge in einsame Gegenden verlegt worden, denn mit einem Hunde-3er-Team gestaltet es sich anderen Hunden gegenüber nicht immer so einfach.

Kein Lebewesen hat es verdient nur nach seinem Nutzen definiert zu werden.
Ich wünsche mir mehr Menschen die gezielt in die Tierheime gehen und nach einem schwierigen Hund fragen, sich für ihn einsetzen und um sein Leben kämpfen. Man sollte sich jedoch seiner Verantwortung bewusst sein!

Einen normalen Familienhund hat doch jeder… ;-))

Zu guter Letzt möchten sich Alex und ich ganz herzlich bei Petra bedanken!

Sie ist immer zur Stelle wenn ich keine Zeit für ihn habe und stellt so manch Palette von Alex Lieblingsdosenfutter zur Verfügung!
 

07.12.2011

09.12.2011


weihnachtstiere

Oder einen Gutschein über einen Tierheimbesuch im neuen Jahr!

Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
Und niemals ein Tier für jemand anderen aussuchen - Die “Chemie” muss stimmen!

Eltern sollten sich immer bewusst sein, dass SIE die letztendliche Verantwortung für ein Tier haben und nicht das Kind - Egal ob Hund, Katze oder Meerschweinchen und egal, was man vorher sagt!!

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