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Lora

Lora aus Russland

Wir hatten bereits zwei Hunde. Willi, einen Briardmix und Molly (ich nenne es gerne Münsterländer-Dackelmix), aber was genau drinsteckt, weiß wohl niemand. Beides super Familienhunde. Molly etwas faul und Willi laut und immer Streicheleinheiten einfordernd.

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Und dieses kleine Rudel sollte nun erweitert werden. Was für ein Hund es werden sollte, stand nicht wirklich fest. „Möglichst groß“, wünschte sich mein Mann. „Er muss sich mit unseren Katzen verstehen und natürlich mit unseren Hunden“, wünschte ich mir.

Wir schauten uns auf diversen Tierschutzseiten um aber wir wurden nicht fündig. Dann beim Einkaufen, entdeckte ich am schwarzen Brett einen Zettel:

“Dreibeinige Hündin Lora abzugeben“.
Darunter ein winziges, unscharfes Foto. Schwarz war der Hund anscheinend. Und eine Telefonnummer. Wir riefen noch am selben Tag an und fragten, ob wir uns den Hund einmal ansehen könnten.
Der Hund sei noch in Russland hieß es dann.

Oh, damit hatten wir nicht gerechnet, davon stand auch nichts auf dem Zettel im Supermarkt. Wir waren skeptisch.
Was waren das für Leute?
Konnte man denen trauen?
Und entgegen jeder Vernunft nahmen wir dennoch Kontakt auf und verabredeten uns.

Uns erwartete eine etwas schüchterne junge Frau, die von sich sagte, dass sie das normalerweise nicht mache, aber da ihre Freunde Tierschützer in Russland seien und niemand in Russland so einen Hund nehmen würde, habe sie sich bereit erklärt zu helfen.

“So einen Hund“

Was an ihr denn so schlimm sei, wollten wir wissen. Eigentlich nichts, war die Antwort, ihr fehle nur ein Bein und das wäre dort bereits ein Ausschlusskriterium. Außerdem möge sie kleine Hündinnen nicht so, käme aber mit Katzen prima klar.

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Dass sie keine kleinen Hündinnen mag, könnte noch ein Problem werden. Molly war ja genau das. Dass sie ein Dreibein war, machte uns natürlich auch Sorgen. „Wie ist es denn mit Gassi gehen und mit Treppen laufen?“ Da gäbe es keine Probleme, versicherte man uns.

Wie sie ihr Bein verloren hatte, wollten wir noch wissen.
Sie war ein Straßenhund mit Familienanschluss, sagte man uns. Ihre „Familie“ war drogenabhängig und als sich der Hund das Bein brach, wohl in einem Kampf, wurde sich nicht darum gekümmert, so dass der Tierschutz schließlich den Hund an sich nahm und das Bein ambutieren ließ, um ihr Leben zu retten.

Wir sagten zu, waren aber weiterhin skeptisch. Waren wir denn verrückt? Einen uns völlig fremden Hund zu nehmen? Noch dazu aus einer, doch etwas fragwürdigen Quelle? Wir kannten die Leute nicht und ein seriöser Tierschutzverein steckte da auch nicht hinter. Alles Privatleute. Die Vernunft war es wohl nicht, die uns dazu veranlasst. Aber wir wollten Lora haben.

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In den nächsten Wochen folgten Emails mit Bildern von Lora. Sogar ein Video aus dem russischen Fernsehen war dabei in dem Lora am Marktstand von Tierschützern posierte und „Stummel“ gab . Ansonsten enthielt das Video viele grausame Bilder darüber, wie man in Russland sonst mit ungewollten Hunden umging. Puh das war starker Tobak. Da kam Lora also her.

Zeit verging. Wann kam sie denn endlich? Wir hakten nach und wurden vertröstet: „bald“. Man müsse sich noch um den Transport kümmern und Spenden sammeln für die Kastration und die notwendigen Impfungen.

Es war nicht einfach dort. Die Tierschützer hatten selber kaum etwas zum leben und fütterten ihre Tiere mit Reissuppe und dem bischen was halt da war. Ich sah die Bilder und fühlte mich schlecht. Uns ging es hier so gut und dort hatten weder Tier noch Mensch etwas.

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Man schickte uns ein Bild von Lora, von dem es hieß: „Das Foto wo Lora im Grünen sitzt, hat man extra für euch gemacht. Es ist heiß in Saratov, tagsüber 40 Grad, es war nicht einfach Grün zu finden. Aber die Leute möchten ihren Liebling offensichtlich so schön wie möglich zeigen.

Das war im Juli. Bereits Ende Mai hatten wir den Kontakt aufgenommen, aber es sollte noch eine ganze Weile dauern, bis wir endlich die erlösende Nachricht erhielten:’

“Lora kommt am 27.September“

Was waren wir aufgeregt! Mit dem Auto sollte sie kommen. Die ganze Strecke von Russland aus. Drei Tage mit dem Auto unterwegs, das war sicherlich sehr anstrengend. Für den Hund, aber auch für den Fahrer. Wir boten an, dass dieser nach der anstrengenden Tour bei uns schlafen könnte. Lora war nicht der einzige Hund, der nach Deutschland gebracht wurde, aber der letzte auf dieser Fahrt.

Am 27. September standen wir früh auf und warteten. Jedes Auto, das am Haus vorbeifuhr, wurde begutachtet. Aber nichts. Morgens nichts... mittags nichts und per Handy war der Fahrer irgendwie nicht zu erreichen.
Langsam machte sich Panik breit. Was wenn es doch nicht klappte, was wenn auf der Fahrt etwas passiert war? Nachmittags immer noch nichts und der Fahrer sollte längst hier sein. Als es dann abend wurde, waren wir in heller Aufregung. Warum nur dauerte das so lange? Es war bereits zehn Uhr... Dann um halb elf hielt ein Wagen vor dem Haus:
Endlich! Da war sie!

Heraus kam ein Mann mit einem großen Transportkorb. Er hatte eine Panne und musste sich deshalb in Polen erstmal einen Leihwagen besorgen, das alles hatte unglaublich lange gedauert und er sei nun todmüde. Doch nun waren sie da.

Wir ließen Lora im Flur raus und das war ein Fehler. Sie war ja so lange eingesperrt gewesen, dass sie als erstes einen großen See loswerden musste. Naja daran hätten wir auch denken können. Oh war sie hübsch und so liebt, doch oh weh, da kam Molly um die Ecke und schwupps war Lora gar nicht mehr so lieb. Sie bellte und zeigte sich aggressiv. Naja das konnte ja noch was werden.

Alexej, dem Fahrer bereiteten wir einen Schlafplatz im Wohnzimmer und auch wir wollten nun endlich schlafen. Lora war bei uns und nun war alles gut. Der Streit mit Molly, würde sich auch noch geben.

Am nächsten Tag wollte Alexej ganz früh los. Wir gaben ihm etwas Geld mit, als Spende für den Tierschutz, der uns Lora beschert hatte. Für Lora selber, war die ganze Zeit über kein Geld gefordert worden, so dass wir freiwillig etwas gaben, um doch wenigstens den Aufwand etwas zu entschädigen.

Da standen wir also mit unserem Hund frisch aus dem Sack, wie man so schön sagt. Sie war hübsch, keine Frage. Eine Mischung aus Schäferhund und Dobermann vielleicht. Mit ihren treuen braunen Augen konnte sie ganz lieb gucken. Doch wie sie auf Molly reagiert, war nicht so schön.

Die ersten Tage waren eher unschön. Molly war ihr körperlich unterlegen und das wussten beiden. Für uns als Laien sah das ganz schön gruselig aus, wie Lora auf Molly losging. Am Anfang wollten wir auch dazwischen gehen, bzw taten es auch. Doch nachdem das Fell von Molly nass, aber nicht verletzt war verstanden wir, dass hier einzig und allein Machtspielchen ausgefochten wurden. Lange dauerte es nicht, dass zumindest im Haus Ruhe einkehrte.

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Draußen beim Spazierengehen gab es weiterhin Stress. Lora reagierte aggressiv auf andere Hunde, wollte auf sie losgehen und bellte sich die Seele aus dem Leib.

Mit ihr ohne Leine gehen? Unmöglich.
Wir besorgten eine Flexileine, damit sie wenigstens ein wenig rennen konnte. Und rennen, das ist ihr Liebstes. Da brachte sie meinen Mann ganz schön außer Atem. Da ihr vorne das Bein fehlt, stört es etwas beim Laufen und sie humpelt, beim Rennen merkt man davon gar nichts. Da macht sie jedem Windhund Konkurrenz.

Durch das fehlende Bein kann sie jedoch keine so langen Spaziergänge machen. Nach einer Weile beginnt sie immer mehr Pausen zu machen und legt sich einfach hin. Das ist besonders im Sommer schlimm, wenn es heißer ist.

Treppensteigen hingegen kann sie ohne Probleme. Zwar ist sie beim allerersten Mal gleich gestolpert und wieder runtergefallen, seit dem jedoch läuft bzw. hüpft sie die Treppe rauf und runter, als hätte sie das schon immer so gemacht.

Einmal waren wir mit ihr am Meer und während die anderen Hunde versucht haben möglichst nicht ins Wasser zu gehen, so war ihr das völlig gleich, so lange sie nur an Herrchens Seite sein konnte. Schwimmen? Für diesen Hund gar kein Problem.
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Die Eingewöhnung mit den Katzen hatte uns am meisten Sorgen gemacht, aber da hätten wir wirklich keine Angst haben müssen.

Wenn Lora eine ihr unbekannte Katze sieht, will sie sofort hin. Das sieht aus der Sicht der Katze und aus Sicht des Menschen der Lora nicht kennt, durchaus gefährlich aus. Wenn man Lora kennt weiß man, dass der Hund Katzen einfach liebt.

Sie teilt mit ihnen ihre Schlafplätze und wenn sie nah genug beieinander liegen werden die Katzen von ihr vorsichtig beknabbert.
Was sehr angenehm sein muss, dem Verhalten der Katzen nach zu schließen.

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Über ein Jahr ist es nun her, dass Lora hier angekommen ist und wir haben es nicht bereut. Lora ist eigentlich ein sehr unkomplizierter Hund, wenn man davon absieht, dass sie andere Hunde nicht mag. Doch selbst das ist besser geworden.

Mit Molly gibt es keinerlei Probleme mehr. Ganz selten mal etwas Geknurre, um bestimmte Sachen klarzustellen, zum Beispiel wer als erstes frisst. Willi unser Rüde hat ihr freiwillig und ohne Kämpfe den Hunde-Chefposten überlassen und die Hunde draußen... Nun, sie ist immernoch nicht glücklich drüber, aber sie hört auf „nein“ und „aus“ und gibt dann auch Ruhe.

Der Weg dorthin war nicht einfach und bis heute versucht sie immer wieder Befehle zu umgehen. Zum Beispiel findet sie hinsetzen nicht so toll, wenn wir gerade draußen sind. Da ist halt alles andere spannender.

Mich und besonders meinen Mann hat sie gut um den Finger gewickelt. Sie vergöttert ihn und er liebt sie. Man könnte meinen, da sind zwei verwandte Seelen aufeinandergetroffen.

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Wenn Herrchen nach Hause kommt, ist Frauchen bei Lora abgemeldet...

19.12.2011

21.12.2011


weihnachtstiere

Oder einen Gutschein über einen Tierheimbesuch im neuen Jahr!

Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
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Eltern sollten sich immer bewusst sein, dass SIE die letztendliche Verantwortung für ein Tier haben und nicht das Kind - Egal ob Hund, Katze oder Meerschweinchen und egal, was man vorher sagt!!

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