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Filou

Im August des vergangenen Jahres bekamen wir, mein Mann und ich, einen Anruf von einem Verein, ob wir einen Pflegehund aufnehmen könnten. Wir haben im Lauf vieler Jahre immer wieder einmal einen Pflegehund aufgenommen um ihm einen Neustart zu ermöglichen. Unser letzter Pflegling, eine kleine Westiedame, war ausgezogen und der Hund, der ein Plätzchen suchte, war ebenfalls ein West Highland Terrier.

Eigentlich wollten wir so schnell nicht wieder einen Hund aufnehmen, aber wie es so ist, der Kleine suchte dringend und so sagten wir zu ihn uns anzusehen.

Wie ahnten nicht, das Filou ganz und gar kein Filou sein würde, sondern ein sehr verstörter Hund.

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Beim ersten Treffen lief er brav mit und wirkte sehr desorientiert,  was wir aber auf die häufigen Veränderungen in seinem Leben in den vergangenen Monaten zurück führten.

Auf Nachfrage erfuhren wir:
Filou kommt aus einer Hundeproduktion in Belgien, in der die Rüden ihre ganzen Arbeitsjahre in kleinen Boxen verbringen und fern jeglichen Sozialkontaktes gehalten werden. Er wurde an eine Familie abgegeben, kam dort aber nicht zurecht und wurde dann an den Tierschutzverein weitergegeben.
Er war in zwei Pflegestellen untergebracht, die aber beide nicht das Richtige für diesen besonderen Hund waren.

Unsere Hunde reagierten gar nicht auf Filou. Er lief mit und wurde akzeptiert. Also entschlossen wir uns, es zu versuchen.

Wenn ich heute so zurück blicke, dann bin ich sehr froh, das wir Filou aufgenommen haben, auch wenn die nächsten Monate mit ihm sehr schwierig waren und wir oft traurig gestimmt waren, wenn wir erlebten, wie Filou auf seine Umwelt reagierte.

Die ersten Wochen waren von zwei Dingen geprägt: Trinken und Pinkeln.
Filou nahm überhaupt nicht an unserer Welt teil. Er lebte nur in seiner eigenen Welt und beschäftigte sich damit jeden Wassernapf leer zu saufen und umgehend wieder auszupinkeln. Er wollte nur in Ruhe gelassen werden.

Egal ob er angeleint wurde, ob er Futter bekam, ob er angefaßt wurde - Filou knurrte. Auf keinen Fall wollte er aus seinem Versteck in sich selbst geholt werden.

Abgesehen von seinen psychischen Problemen sah er auch körperlich nicht gesund aus und wir ließen ihn beim Tierarzt untersuchen.
Filou hat einen Herzklappendefekt, seine Luftröhre ist verengt und seine Lunge angegriffen. Er hatte kaum Muskulatur und konnte nur kurze Strecken laufen. Zudem hatte er Übergewicht.

Wir haben eine ganze Zeit gebraucht um wirklich zu begreifen, was mit Filou geschehen war.

Einige unserer Pfleghunde, die eine schlimme Vergangenheit hatten, waren ängstlich, manche gar panisch. Filou dagegen war - Nichts.
“Wenn ich euch nicht sehe, seht ihr mich auch nicht und dann passiert mir auch nichts.”

Sein Weg sich mit seinem Schicksal abzufinden, war ein völliger Rückzug in sich selbst. Wie ein Autist lebte er in seiner eigenen Welt, damit ihn die Welt um sich herum nicht verletzen konnte.

Es war uns klar, dass Filou nicht vermittelbar war und einen ganz langen Weg vor sich hatte. Zudem war er schon 9 Jahre alt, als er zu uns kam.Wir entschlossen uns diesen Weg gemeinsam mit Filou zu gehen, damit vielleicht irgendwann ein richtiger Filou aus ihm werden würde.

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Mittlerweile ist Filou 15 Monate bei uns.

Sein Knurren ist weniger geworden und manchmal knurrt er gar nicht, wenn er gestreichelt wird und er hält das Streicheln auch immer länger aus. Sein Knurren ist auch nie bedrohlich.

Auch wenn es ihm gut geht, knurrt er oft. Filou hat nicht wie ein normaler Hund gelernt, das Knurren zur Abwehr eingesetzt wird. Für ihn ist es nur eine Äußerung zu allem was ihm passiert.

So langsam genießt er es angefaßt zu werden, zumindest für einen kurzen Moment.
Er kann sich immer noch sehr schlecht konzentrieren und vergißt dann alles um sich herum. Besonders bei Spaziergängen darf man ihn nicht aus den Augen lassen, damit er nicht falsch abbiegt und uns verloren geht.

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Eine feste Struktur ist ganz wichtig für ihn, weil sie ihm Sicherheit gibt.

Ganz wichtig sind auch seine Hundekumpels, die ihm vorleben, dass Menschen auch ungefährlich sein können und es sich lohnt Kontakt mit ihnen aufzunehmen.

Schrittchen für Schrittchen geht es vorwärts.

Er findet es toll gekämmt zu werden und ist ein kleiner Gourmet. Für ein Stückchen Leberwurst wird sich mittlerweile auf die Hinterbeine gestellt und er steht auch sofort parat wenn es heißt spazieren gehen.

Im Urlaub hat er viel Zeit mit einem ganzen Rudel Jack Russell verbracht, was Filou ganz souverän gemeistert hat. Er findet alles interessant und untersucht jeden Grashalm. Wenn es ihm zuviel wird, verschwindet er wieder zur Erholung in seine Welt und schaltet ab und erholt sich von all den Eindrücken, die er so viele Jahre missen mußte.

Vor ein paar Tagen ist er das erste Mal ganz elegant mit einem Satz über einen Baumstamm gesprungen.

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Für seine Kumpel Normalität, aber für Filou ein großer Schritt nach vorne.

Filou kommt jeden Tag ein Stückchen mehr an und wir alle freuen uns auf die nächsten Jahre mit diesem ganz besonderen Hund.

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03.12.2011

05.12.2011


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