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Shorty

Kangal-Mischling aus dem Tierschutz

Wie das Leben so spielt, hat es sich ergeben, dass meine Frau einer befreundeten Hundetrainerin unsere Hilfe als Urlaubsvertretung anbot. Wir haben auf dem Gnadenhof für allerlei Tiere und Hundepensionsgelände ausgeholfen, und dort lief mir nach kurzer Anwesenheit Shorty über den Weg.

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Eigentlich ist es nicht ganz richtig – Er hat sich mich ausgesucht; das hatte ich aber zu dem Zeitpunkt noch nicht geblickt.

So kam er also auf mich zu, etwas dürr, aber von großer und stattlicher Figur und drückte sich mit seiner Hüfte an meinen Oberschenkel. Minutenlang.

Was soll ich sagen?
Im Nachhinein war es Liebe auf den ersten Blick, aber es sollte noch ein paar mehr Blicke geben.

Ich fragte nach seiner Lebensgeschichte und erfuhr, dass er als kleiner Welpe mit seinen Geschwistern in Ungarn auf der Straße aufgelesen wurde.

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Irgendwann nach Deutschland vermittelt, bekam er zwar schnell ein Zuhause, das aber ebenso schnell wieder im Tierheim endete. Insgesamt wohl viermal. Die Begründung lag darin, dass niemand mit ihm klarkam. Angeblich aggressiv, nicht führbar, hört nicht, etc.

Hm… All das klang wie die Beschreibung eines Löwen, der wie ein Lama aussieht.
So wirkte er nicht, und so gab er sich auch nicht.

Nun kam einer der nächsten Arbeitstage auf dem Gnadenhof, und wieder sind wir uns begegnet, diesmal aber ganz bewusst von mir aus. Ich wollte diesen freundlichen, höflichen und auf eine Weise traurigen Hund wiedersehen, denn so wirkte er auf mich.

So genossen wir einige Begegnungen, die dazu führten, dass ich die Entscheidung, Shorty ein Zuhause zu geben, mit meiner Frau besprach.

Unsere Lebenssituation war zu dem Zeitpunkt sehr kompliziert.
Wir hatten ein Jahr vorher ein altes und sanierungsbedürftiges Haus gekauft, an dem wir unentwegt gearbeitet hatten. Ein schnelles Ende war nicht in Sicht.

Dazu kam noch ein weiterer Aspekt, der zu betrachten war:

Wir haben schon einen Hund, eine Hündin, ebenfalls aus dem Tierheim.

Diese AmStaff-Hündin heißt Crunchy und ist durch ihre Vorgeschichte nicht gut mit Artgenossen verträglich.

Was nun?
Gehen wir diesen Schritt und probieren es mit beiden oder lassen wir es sein?

Es gab etliche Gespräche, und wir haben alles von unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und uns letztendlich für den Einzug von Shorty entschieden.

Da Crunch schon da war, als meine Frau und ich uns kennengelernt hatten, sollte Shorty nun mein Hund werden. Ein Kangal – drei Jahre alt, die Herausforderung begann.

Natürlich habe ich mich ausgiebig informiert und von allen Seiten Ratschläge und Tipps eingeholt, aber der Weg war dann doch ein anderer.

Erstmal klärte ich nun ab, ob Shorty überhaupt vermittelbar ist.
Da er bereits viermal zurückgegeben wurde und entsprechend viele Vorbesitzer hatte, wollte unsere Hundetrainerfreundin ihn nicht mehr abgeben, und er sollte eigentlich als ihr Hund dort bleiben. Uns wollte sie Shorty jedoch mitgeben, denn sie hatte das Vertrauen in uns, dass er es guthaben wird und ein echtes, verlässliches Zuhause bekommt.

Das war nun ungefähr vor drei Jahren.

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Es gab noch ein paar Treffen in seinem damaligen Zuhause, wo er im Rudel mit vielen anderen Hunden unterschiedlichster Rassen gelebt hat. Seine Vorbesitzerin und Trainerin hat sich dann mit uns als neues Team beschäftigt, was sich erstmal auch ganz leicht anfühlte, sich später aber nochmal veränderte.

Schnell wurden wir nun auf die Menschheit und andere Hunde losgelassen und mit den besten Wünschen auf unsere neue gemeinsame Reise entlassen.

Die Zusammenführung mit Crunch lief leider nicht so, wie wir erhofft hatten.

Alle anfänglichen Bemühungen zeigten uns, dass sie einfach keine Nähe von zumindest großen Hunden zulässt. Egal was wir auch probierten, es gab einfach einen Distanzradius, den man nicht unterschreiten durfte und das haben wir aufgrund ihrer Vergangenheit auch so akzeptiert und uns damit arrangiert, auch wenn es natürlich schade ist.

Trotzdem sind wir regelmäßig zu viert unterwegs und sind mit beiden angeleint spazieren, haben Wälder und Felder durchstreift und konnten Crunch auf eine Distanz von zwei Metern gewöhnen.

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Sie kann lässig damit umgehen und Shorty hat es ebenfalls akzeptiert, sich auf Distanz zu halten.

Aus heutiger Sicht, würde ich sagen, haben wir am Anfang beide unser Leben miteinander genossen und jeder hat das Beste daraus gemacht, was wir zu dem Zeitpunkt konnten – Der eine hat seine Freiheit und neue Stellung genossen, der andere, dass er nun einen Hund hat, den er in sein Herz geschlossen hat und ihm die Freiheit schenken konnte, die er brauchte.

Ich weiß noch, wie glücklich ich war, dass ich einen Hund habe, der schon alles kann, weil er ja bei einer Hundetrainerin gelebt hat. Naiv, wäre wohl die richtige Beschreibung.

Es kam, wie es kommen musste: Nichts lief so wie ich es mir vorgestellt hatte. Letzten Endes brauchten wir ein dreiviertel Jahr, um eine tiefere Bindung zu erreichen und viele Ecken und Kanten zu durchleben, die geschmerzt haben. Wir beide haben viel gelernt und Zeit gebraucht einander zu verstehen.

Parallel haben wir damals mit dem Mantrailing bei K9 angefangen.
Es hat uns beiden von Anfang an sehr viel Spaß gemacht. Wir haben so viel gelernt und auch ein paar Prüfungen und Events gerockt.

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Leider wurde nach zwei Jahren diese Möglichkeit der Auslastung und Nasenarbeit für Hunde aus privaten Gründen beendet. Das war sehr traurig, aber irgendwie geht der gemeinsame Weg ja trotzdem weiter und so überlegte ich, was wir denn alternativ miteinander gestalten könnten, auch wenn das Kapitel Personensuche beendet ist.

Unsere Bindung hatte sich weiter verstärkt und ich war nun besser geschult in Bezug auf das Lesen des Hundes.

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So stieg der Wunsch, die Königsklasse des Hundespaziergangs zu erreichen und den Freilauf anzugehen, obwohl sein ausgeprägter Jagdinstinkt mich bisher davon abhielt.

Das hat seine Zeit gebraucht, nicht Shorty, sondern ich brauchte den richtigen Zeitpunkt, das Vertrauen und den Mut, diesen Schritt zu gehen. Meine Frau gab mir den Impuls und auch die Zuversicht, es einfach auszuprobieren. Natürlich an einem Ort, der dazu geeignet ist und mit entsprechend guter Vorbereitung.

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Gleich nächsten Tag begann ich die Akkus des GPS Senders zu laden, mir eine Hundepfeife zu besorgen, die besten Hundeleckerlies zu kaufen und die finale Teststrecke bei Google Maps festzulegen. Euphorisch und gleichzeitig etwas mulmig im Magen starteten wir am Folgetag unsere Tour.

Vom Auto aus erstmal mit Leine und mehrfachem GPS-Check. Rechts von uns ein breiter Kanal und links des Weges Weidezäune und Koppeln, alles gut überschaubar und völlig leer. Der perfekte Moment! So rief ich Shorty zu mir, gab ihm sein erstes Welt-bestes-Leckerli und löste die Leine vom Geschirr.

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Nichts geschah.

Er war irgendwie irritiert, dass dieses sichere Band zwischen uns getrennt wurde. Klebte mir am Hintern, als würde ich ihm das Gefühl geben, mich wegstehlen zu wollen. Es war eine intensive und emotionale Erfahrung und für Shorty ebenso mental anstrengend wie für mich.

Wir wiederholten das gleich jeden weiteren Tag und nach zwei Tagen kam dann der Durchbruch, das Gefühl der Freiheit für Shorty und das Gefühl der Verlässlichkeit für mich.

Seitdem, also seit ca. drei Wochen, sehe ich eine so deutlich tiefere Bindung zwischen uns und eine ausgeprägte Zufriedenheit bei Shorty, die das nächste Level erreicht hat.

Für 2023 haben wir uns ein Camp-Canis-Ticket für einen 5 km Cani-Crosslauf zugelegt und werden bis September dafür trainieren.

Ich kann stolz berichten, mir seinen Respekt und seine Zuneigung hart erarbeitet zu haben.

Im Gegenzug hat Shorty eine deutliche Entwicklung zu einem erwachsenen Hund mit klaren Linien und einer guten Portion Selbstbewusstsein erreicht. Er ist glücklich mit seinem Leben, seinen Aufgaben, seinen Menschen.

Genau das macht mich glücklich und ich weiß das ich im Stillen unendliche Angst habe, wenn diese schöne und innige Zeit für uns zu Ende geht. Bis dahin leben wir unseren gemeinsamen Traum weiter und sind füreinander da. Wie zwei Brüder...

Wir freuen uns jetzt auf die Advents- und Weihnachtszeit, Plätzchen backen und etwas mehr Zeit füreinander als im übrigen Jahr.

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Shorty und ich wünschen allen Couchies eine schöne Zeit und ein langes, erfüllendes Happy End!
 

18.12.2022

20.12.2022


weihnachtstiere

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Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
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