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Lilly

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Eigentlich sollte diese Geschichte im Hier und Jetzt spielen und aufzeigen, wie aus einem miss- verstandenen und mittlerweile ungewollten Tier, ein wunderschönes Wesen wurde.
Ein patentes Persönchen, wie ich sie immer nannte.

Uneigentlich ist dies immer noch ihre Geschichte.
Ob man es MIT oder OHNE Happy End sieht, liegt wohl im Auge des Betrachters.

Es fällt mir sehr, sehr schwer IHRE Geschichte zu erzählen.

Ich schaue hinaus, es ist Abend, weihnachtlich leuchten schon die ersten Lichter draußen, und ich vermisse sie so unfassbar.

Lilly hat vollkommen unerwartet und blitzschnell beschlossen, zu gehen.
Ich konnte sie und ihr Leben nicht mehr retten. Und was bin ich zum Tierarzt gerast, es war zu spät.

Dreizehn Minuten in denen Lilly mich und den, neben ihr sitzenden, Partner Paul verließ.
(Es bleibt nur zu orakeln aber es steht aufgrund der Symptomatik zur Diskussion, ob Lilly einen Impfdurchbruch (RHD2) mit einem tödlich endenden Verlauf hatte. Ganz platt gesagt, sie erlag einem multiplen Organversagen. Eben auch/oder wegen ihrer anderen Erkrankungen.
Ich werde es nie erfahren.

An dem Tag an dem wir ihr Jubiläum feiern wollten.

Sie kam am 21.11.2021 und ging am 21.11.2022.
Ich erblickte sie das erste Mal ca. gegen elf Uhr und sie ging an diesem Tag auch gegen kurz nach elf Uhr.

Unglaublich, diese Zufälle.

Aber so ist das, wenn man eine Zaubermaus ist.
Wenn man mit Charme, Konfetti und einer Aura um sich wirft, wie ich es selten traf. Dann kommt und geht man mit einem: WUMMS.

Lilly war unsere Rettung, Lilly war DER Star für Paul (mich auch...).

Sie war ungebrochen vergnügt, auch wenn ihre körperliche Last so schwer war, der weltbeste Partner für ein anderes armes Wesen, den Paul. Als sie ankam, fühlte es sich für uns alle an, als würden wir sie schon ewig kennen.

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Es fand die Vergesellschaftung statt, die keine war. Sie sahen sich, sie "siegte" und sie liebten sich ab der ersten Sekunde an.

Wir lernten einen völlig anderen bis dato unbekannten Paul kennen.
Als wäre ein Schalter umgelegt, erwachte er urplötzlich aus seiner Lethargie, wurde wach und klar, seine Augen glänzten und er war einfach nur noch eins: glücklich.

Lilly ewig missverstanden, ewig alleine, ihre schwerwiegenden Erkrankungen und Probleme: unerkannt.

Ich war so glücklich über sie und mit ihr, so lange suchte ich schon eine Partnerin für Paul.

Paul, den ich 2018 zusammen mit seinem ehemaligen Partner aus einer privaten Nothilfe aufgenommen habe. Dem jugendlichen Alter entwachsen, kristallisierte sich massiv und deutlich heraus, wie wenig beide zueinander passten. Ich musste beide Tiere nach vielen Versuchen des Miteinander trennen und wollte die Haltung, nach guter artgerechter Vermittlung der beiden, entkräftet aufgeben.

Lange musste ich seinen Partner pflegen, da er Wunden diverser Art durch Paul davontrug. Unsere Räume... ausgelegt mit weichen Matten, damit er/seine Füsschen gut gebettet, ohne Paul bei sich, heilen konnten.

Aber es kam ALLES anders.
Sein Partner fand nach einem halben Jahr einen wunderbaren, neuen Lebensplatz. Paul... nicht.

Monat für Monat verging. Einsam.
Wir haben Paul in unserem Lebensmittelpunkt des Hauses untergebracht. Traurig, aber wir wissen (nun), er kommt beispielsweise mit Hunden wunderbar zurecht.

Paul ist ein Zwergwidder und leidet an Brachycephalie, vor allem die veränderte Anatomie dieser Widder - „ach so herzige" Schlappohren, brachen und brechen uns das Genick.

Und unser Kampf und Leid begann. Damals, seit Mitte 2021. Nach dem Auszug seines Partners.
Als hätte Paul die Uhr gestellt. :-) Wir kämpfen gegen Ohrabzesse, Otitis media und interna und seinem mittlerweile chronischen Schnupfen.

Paul ist mittlerweile vierfach Ohr-operiert.
Seine vierte Operation war drei Tage bevor Lilly unfreiwillig beschloss, so plötzlich zu gehen.

Er ist einseitig taub und hat u.a. eine laterale Bullaosteotomie und Gehörgangsablation hinter sich gebracht. Es war also vollkommen indiskutabel ab Mitte 2021, dass Paul ein neues Zuhause sucht oder gar irgendwo in fremde Hände gegeben wird. Mit SEINER Krankheitsgeschichte.

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Ich zog einen Cut und damit eine klare Entscheidung FÜR Paul, somit stellte ich jegliche Vermittlungsversuche ein.

Unser Leben?

Durchzogen von Operationen, immer wieder Schnupfen, sehr langen! und intensiven Heilungsphasen.

Er gab zunehmend auf. Sich auf.
Eine Vergesellschaftung rückte immer mehr in die Ferne, zu oft und lange hatte er ein „offenes“ Ohr oder wieder dieses und jenes was für eine Vergesellschaftung unzumutbar war. Ich wusste weder ein noch aus.

Zu krank für ein (neues) Partnertier, aber ohne das … Lebensaufgabe bei ihm und zwar auf allen Ebenen.

Und dann kam Lilly.

Sie sollte wegen Lebensveränderung in eine Notstation/suchte eine Bleibe, um ihr diesen Umweg zu ersparen, holte ich sie in Absprache mit der NS des Kaninchenschutzes e.V. direkt bei der ehemaligen Halterin ab.

Vorsichtig ging ich mit ihr um, diesem filigranen Wesen mit ganz feinem, dünnen Haar. Sie fühlte sich an wie Seide. Sie war so leicht und ich liebte sie ab der ersten Sekunde in der sich unsere Wege kreuzten.

Und so wie alle hier beste medizinische Hilfe, Fürsorge und Liebe erhalten, bekam sie diese auch.

Auf unserer Fahrt in das neue Leben, versprach ich ihr, dass sie nie wieder auf welche Art auch immer leiden muss.

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Fahrt ins neue Leben

Es folgten einige Diagnosen die sie und mich an, bis fast über den Rand des Ertragbaren brachten.

Sie sammelte Diagnosen wie andere Leute Überraschungseier. Wir waren uns so nah, ich immer für sie da.

Ich ließ sie sehr zeitnah nach ihrem Einzug hier in der Tierklinik, wie auch bei unserer Kaninchentierärztin umfassend untersuchen. Es kam zutage das sie eine extrem stark deformierte HWS hatte, die den Brustkorb verlagerte. Hinzukommend hatte sie eine Entzündung und entzündlich veränderte Gebärmutter. Ihre Nieren waren stark auffällig. Mir wurde klar, das ihre organischen und anatomischen Auffälligkeiten für die angegebenen Phasen der Aggression gesorgt haben. Sie musste lange sehr starke (unbehandelte) Schmerzen erdulden.

Ich war so niedergeschmettert, hatte ich mit Paul doch schon ein schwerstkrankes und sehr (kosten)intensives Kaninchen. Aber nicht EINE Sekunde zweifelte ich an der Entscheidung für sie. Nach dem ersten Schock, gingen wir es an.

Lilly wurde kastriert. Man sollte darum wissen, dass Kaninchenkastrationen (bei weiblichen Tieren) wirklich teuer sind. Lillys Schicksal berührte aber auch andere Menschen, die mir in dieser schweren Zeit beiseite standen.

Sie und ich erfuhren durch allerlei liebe Menschlein viel Trost, ich hatte immer das Gefühl ein starken Community im Rücken.

Wir brachten das erste Mal impfen hinter uns. Beide wurden und werden wegen dem hohen Seuchendruck hier, jede sechs Monate geimpft. Gegen RHD 1 und 2 (sog. Chinaseuche) sowie Myxomatose (Kaninchenpest).

Lilly und Paul zogen dann im Mai von freier Innen in gesicherte Außenhaltung.
Dies war wegen Pauls Psyche, neben Lillys Einzug, ein weiterer sehr wichtiger Baustein.

Denn egal wie lange Pauls Leben noch geht, er soll die Witterung, Jahreszeiten spüren können. Zusammen mit seiner Lilly im Schnee rennen, sich vor Regen verstecken, immer frische Luft um die Nase und in der Sonne sich aalen können.

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Durch die mittlerweile erfolgte Kastration, Behandlung von Schmerzen und ihrer Entzündung, ging es Lilly nun sehr gut.

Im Handling mit ihr, passte ich sehr auf ihre Wirbelsäule und Brustkorb auf. Für die Nieren gab es eine SUC Kur.

Unsere vergnügte Lebemaus war die Erste beim füttern. Die Erste die ankam um Kontakt zu Mensch/en zu haben. Stets gut gelaunt und Pauls Halt.

Wenn er wieder operiert werden musste. Sie war immer für ihn da.
Begleitete ihn als Begleittier stationär in die Tierklinik, war nach jedem Heimkommen wenn er wieder einen Tierarzttermin hatte, da.

Nur durch sie und wegen ihr, hat Paul schon so vieles geschafft.

Nur wegen ihr, hat er wieder angefangen zu essen und zu leben.

Wegen ihr haben wir schon so viele Kämpfe gefochten und immer gewonnen.

Jedes Mal habe ich in sein nicht gehörloses Ohr geflüstert:

„Wir müssen das schaffen, Lilly wartet auf uns“.

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Und dann kam der August 2022.

Lillys Kopf war schief. Eine Gesichtshälfte inkls. Auge hatte den Geist aufgegeben. Ein Spasmus des Faszilialisnervs führte dazu. Sie konnte nicht mehr selber essen, war apathisch, kippte seitwärts und litt. Durch Pauls Geschichte vorgeschädigt, war ich gedanklich erst bei einer Otitis media/interna.

Neben den Klassikern Ohr und/oder Zähne die gerne solch Bilder hervorrufen, gibt es unter anderem auch E. cuniculi. Eine Infektionserkrankung bei Kaninchen, hervorgerufen durch einen Parasit namens Encephalitozoon cuniculi.

Lilly beschloss, für mich vollkommen schockierend, da Paul KEIN Träger von E.c. war, diese Erkrankung nun ihr eigen zu nennen.

Für sie, mich, Paul erstmal eine gefühlte Katastrophe. Tiere die diesen Erreger in sich tragen, soll(t)en sehr stressarm gehalten werden. Eine UNMÖGLICHKEIT; wir sind wegen Paul Stammgast beim Tierarzt.

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Es gibt Monate da war dies täglich (postoperativ) bis wöchentlich.
Normalerweise reist man mit zwei Tieren wenn etwas ansteht, sie können sich so gegenseitig „Halt“ geben. Paul routiniert und seine Box bis heute gerne aufsuchend, ging ich dazu über, Lilly bei allem Anstehenden in punkto Paul immer zu Hause zu lassen.

E.c. bricht auch sehr gerne bei Stress/wenn ein Tier geschwächt ist, (erst/malig) aus.
Paul ist absolut anfällig durch seine Probleme, DAS fehlte ihm ja noch...

Wir nahmen den Kampf auf. Die Behandlung von E.c. besteht aus einem speziellen Medikament, hochdosiert Vit B und in ihrem Fall noch eine weitere lange Liste an Medikamenten. Sie musste über 24 Stunden sehr oft gepäppelt werden, da sie nicht mehr alleine essen konnte.

Es war schwierig durch ihre Kopfschiefhaltung, ich lagerte sie also auf einer Decke und hielt sie dazu auf dem Arm ansatzweise gerade, damit sie schlucken konnte.

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Wir kämpften uns in das Leben zurück.
Ich hatte unfassbare Angst um sie, auch wenn ich uns beiden täglich Mutmach und „pseudo“ Gute- Laune-Sprüchlein aufsagte. Paul wurde (prophylaktisch) mitbehandelt.

Die Wochen vergingen, Lilly fand in das Leben zurück, behielt eine ganz, ganz dezente Kopf- schiefhaltung zurück. UNS schweißte alles einfach noch mehr zusammen.

Jeden Tag ging die Sonne auf, wenn ich sie sah.

Sie war so schön, immer ein Lächeln im Gesicht.

Für Paul und mich, bedeutet ihr Gehen sehr viel. Wie wir weitermachen, weiß ich noch nicht.

Aber eins weiß ich:

So klein das Lebewesen auch sein mag, sie hat soviel hinterlassen, soviel bekleidet und wurde sehr geliebt.

Es ist nicht – nur – ein Kaninchen. Es war Lilly.

Lilly die sich entfalten konnte, in Liebe und Freiheit ein Jahr ihrer knapp fünf Jahre, gelebt hat.

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Unvergessen!
 

09.12.2022

11.12.2022


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Oder einen Gutschein über einen Tierheimbesuch im neuen Jahr!

Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
Und niemals ein Tier für jemand anderen aussuchen - Die “Chemie” muss stimmen!

Eltern sollten sich immer bewusst sein, dass SIE die letztendliche Verantwortung für ein Tier haben und nicht das Kind - Egal ob Hund, Katze oder Meerschweinchen und egal, was man vorher sagt!!

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