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Tierärzte helfen - Rumänien 2005
von Jen-Li Bieg

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Jen-Li mit Hündin Kati, die nach der Kastration nach Deutschland reisen konnte

Im Rahmen unseres Tiermedizinstudiums waren meine Studienkollegin (und gute Freundin) Ute und ich diesen Sommer für zwei Wochen im rumänischen Tierheim für Straßenhunde „Smeura“ bei Pitesti.

Wir hatten uns in dem Kopf gesetzt, in den Semesterferien in einem Tierheim im Ausland ein Praktikum zu machen und deshalb Kontakt zu Couch-gesucht aufgenommen, wo uns Marion Heidenreich mit Rat und Tat zu Seite stand und uns schließlich den Kontakt zu Ute Langenkamp vermittelte.

Ute Langenkamp leitet das Tierheim Smeura bei Pitesti in Rumänien, und hier hin hat sie uns eingeladen. Wir sollen einfach Bescheid sagen, wann wir kommen, damit uns jemand abholen kann. Nein, hat sie gesagt, mit dem Tierarzt können wir vorher nicht sprechen, der spricht kein Englisch, aber er wäre stolz darauf, dass wir aus Deutschland zu ihm kommen um etwas zu lernen.

Wir können im Tierheim wohnen und essen, das zumindest klang beruhigend, aber ein bisschen mulmig war uns schon, aber was konnten wir schon verlieren? Und so haben wir uns auf den Weg gemacht.

Zugegeben, der Weg dorthin war recht beschwerlich. Wir haben uns als arme Studenten keinen Flug gegönnt, sondern sind mit dem Bus gefahren. 24 Stunden waren geplant, 30 sind es geworden, weil wir die ganze Nacht im Niemandsland zwischen Ungarn und Rumänien standen. Als wir in Sibiu ankamen war der Anschlussbus weg.... Zum Glück hatte die Busgesellschaft schon ein Taxi für uns organisiert. Wir haben immer wieder mit Ute und Carmen, Utes rechte Hand in Rumänien, telefoniert. Carmen hat uns dann schließlich auch mitten in der Nacht in Pitesti abgeholt. Wir hatten die größte Hürde geschafft!

Erst am nächsten Mittag waren wir in der Lage uns anzusehen, wo wir gelandet waren. Das Tierheim ist mit über 2.500 Hunden eines der größten der Welt –und kein bisschen stolz darauf, sondern eher traurig darüber. Es ist wohl einleuchtend, dass man in einem Land wie Rumänien mit tausenden von Straßenhunden nicht viel erreicht, wenn man die Hunde einfach wegfängt.

Die Hunde haben eine „ökologische Nische“ gefunden und fängt man daraus einen weg, so wird ein anderer aus dem Umland diese Nische wieder füllen. Die Arbeit des Tierheims besteht daher nicht nur darin, den Hunden, die draußen nicht zurecht kommen, weil sie zu klein, verletzt oder krank sind, ein Überleben in der Smeura zu sichern oder sie auf einen Transport nach Deutschland zu schicken, sondern vor allem Hunde in Pitesti einzufangen, zu kastrieren und nach Abheilung der OP-Wunde wieder in ihr gewohntes Viertel zu bringen.

So wird verhindert, dass sich die Hunde vermehren und damit ihr eigenes Elend vergrößern und gleichzeitig ihr Platz wieder besetzt, so dass kein unkastriertes Tier aus dem Umland nachrücken kann. Wir waren einmal dabei, als ein Hund nach einigen Tagen wieder in seine „Wohngegend“ zurück gebracht wurde und durften beobachten, wie sehr sich die Menschen dort über seine Rückkehr freuten.

Tierärzte helfen - Smeura, Rumänien 2005
Zu diesem Zweck gehört zu dem Tierheim auch ein kleiner OP in dem ein Tierarzt mit seinen Helfern die Hunde kastriert und auch andere Operationen bis hin zur Osteosyntese durchführt. Wir haben gestaunt, wie hier unter einfachen und doch sehr hygienischen Bedingungen gearbeitet wird. Von Anfang an wurden wir freundlich aufgenommen und konnten entsprechend unsere Fähigkeiten auch gleich mitarbeiten.

Wir konnten zwar außer eine paar Floskeln die wir im Bus gelernt hatten kein Rumänisch (bis kurz vor Abfahrt haben wir noch auf Klausuren und Prüfungen gelernt), und in den ersten Tagen konnte im OP auch niemand Englisch oder Deutsch, aber das hat den Reiz nur erhöht. Einige Tage nach uns kam Mihaita, einer der Tierarzthelfer, an. Ute hat ihn für ein Praktikum zu einem Arzt in Ulm geschickt, er spricht fließend Englisch und hat vieles einfacher für uns gemacht.

Tierärzte helfen - Smeura, Rumänien 2005Tierärzte helfen - Smeura, Rumänien 2005
Ute hatte das Braunüle Schieben bald ziemlich gut drauf.

Im Tierheim werden täglich (wirklich täglich, auch am Wochenende) zwischen 15 bis 30 Hunde kastriert und so wurden wir Schritt für Schritt eingelernt und durften schließlich auch selbständig Rüden kastriert. Alles unter den wachsamen Augen des Tierarztes und seiner Helfer.

Dazu kamen dann auch andere „Fälle“. Noch nie habe ich so viele Flöhe gesehen (und die hatten wir dann auch noch selbst!!!), Räudebefall in alles Graden und schief zusammen- gewachsene Knochenbrüche.

Tierärzte helfen - Smeura, Rumänien 2005Tierärzte helfen - Smeura, Rumänien 2005

Vieles davon wird man in Deutschland wohl so eher sehr selten zu Gesicht bekommen so z.B. Staupe und Stickersarkome.

Aber wir haben noch viel mehr gemacht. Wir haben Welpen mit der Flasche aufgezogen, wir haben ein fast verhungertes Hundemädchen mit Infusionen und Liebe aufgepäppelt und wir haben Freundschaften geschlossen. Mit Ute Langenkamp, sie ist eine ganz besondere Frau, mit dem Tierarzt und seinen Helfern und natürlich mit den Hunden.                     

Tierärzte helfen - Smeura, Rumänien 2005
Da war Urso, der uns vor den anderen Hunden beschützt hat und uns immer am Tor abgeholt hat.

Tierärzte helfen - Smeura, Rumänien 2005
Jimmy, der Einäugige, immer dankbar über jemanden der ihm den Rücken gekratzt hat

Tierärzte helfen - Smeura, Rumänien 2005
Bobitza, der mit seinem Wagen über den Hof fetzt

Tierärzte helfen - Smeura, Rumänien 2005
und natürlich Lesly, die wir aufgepäppelt haben.



Sie hat uns so manche Nacht wach gehalten.
Lesly war die Hündin dir wir 3 Tage und Nächte lang gepäppelt haben. Sie hatte ein ganz liebes Wesen und wir glaubten sie schon über den Berg als wir abgefahren sind.
Sie hat es nicht geschafft.

Wir hatten schon einen Platz in Deutschland für sie, sie war schon für den nächsten Transport eingeplant, da kam die Nachricht. Lesly ist nicht mehr aufgewacht.

Wir wären beim Abschied wohl sehr traurig gewesen, wenn wir uns nicht schon entschieden hätten, dass wir wieder kommen. Übernächstes Jahr werden wir für mind. acht Wochen weitere Erfahrungen sammeln.

Wir hoffen, dass wir uns die Zeit als großes Praktikum in der Uni anrechnen lassen können, aber wenn nicht, wird uns das sicher auch nicht daran hindern, zu kommen. Auf jeden Fall auch dann, wenn wir „fertige Tierärzte“ sind und wenigstens ein bisschen von dem, was wir bekommen haben zurück geben können.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei all denen, die uns zu diesen wertvollen Erfahrungen verholfen haben.

Jen-Li Bieg

P.S.
Falls ihr mehr über das Tierheim erfahren wollt: http://www.tierhilfe-aurora.de oder schickt mir eine E-Mail.

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