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Manu

Mein Name ist Manu. Das ist er gewesen, solange ich denken kann. Und ich kann mich schon erinnern, als kleines Hundebaby in eine Tötung in Andalusien gekommen zu sein.

Ich war ein Herbst-Welpe, so einen füttert man nicht über den Winter durch. Es spart Geld und ist praktischer, uns in der Tötung abzugeben. Es gibt Hunde – Jagdhunde – im Überfluss. Wir sind keine Haustiere, wir sind Nutztiere. Und ein Welpe, der bis zur Jagdsaison gefüttert wird und von dem man nicht mal weiß, ob er ein guter Jagdhund wird, verursacht nur Kosten und hat keinerlei Nutzen.

Was aus meinen Geschwistern und meiner Mama geworden ist, weiß ich nicht. Mich brachten dann liebe Frauen, die in der Tötung „sichere Zwinger“ gemietet hatten, in einem ihrer beiden sicheren Zwinger unter und kümmerten sich um mich.

Die Zwinger waren nicht schön, es musste ja nach den Regeln der Tötung gehen. Wir durften halt keine Decken, Spielis oder so was haben, waren Wind und Wetter ausgesetzt.
Aber wir wurden nicht getötet, wie so viele unserer unglücklichen Artgenossen, denn wenn die sicheren Zwinger voll waren, waren sie voll. Da kann den Tierschützern noch so sehr das Herz bluten...

Nach einigen Jahren kamen Gerüchte auf über einen neuen Pächter und das die Tötung „sauber“ übergeben werden solle. Das bedeutete, dass auch wir in den sicheren Zwingern getötet werden sollten. Zum Glück hatten unsere Retterinnen schon ein Grundstück gekauft, weil ihr Traum auf Dauer war, aus der Tötung rauszukommen und uns dort unterzubringen.

Wir wurden alle (!) – alle Insassen der sicheren Zwinger und aus den Tötungszwingern – bei Nacht und Nebel freigekauft und auf das Grundstück gefahren. Wir waren Flüchtlinge, wir hatten nichts, nur unser nacktes, armes, kleines Leben. Das Grundstück hatte einen Zaun, damit wir sicher waren und behelfsmäßige Unterkünfte für die Ärmsten der Armen – die Alten, Kranken, ganz Jungen...

Ich gehörte zu keiner der Gruppen, aber ich will mich nicht beklagen. Das Leben besserte sich etwas. Man sah Fortschritte beim Bau des Heims, der Zwingeranlagen. Wir wurden weiterhin so gut es geht versorgt.

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Natürlich habe ich mit meinem dünnen Fell immer gefroren bei kaltem Wetter. Und ich mag Menschen. Ich hätte so gern einen für mich gehabt. Oder auch mehrere. Aber das sollte lange Zeit nicht sein...

Oft saß ich einsam in meinem Eckchen. Und sah resigniert vor mich hin.

Glücklich war ich, wenn jemand die Zeit fand, sich um mich zu kümmern. Oder der Besuch aus dem fernen Deutschland, die ab und zu Hunde besuchten, mit beim Bau halfen und auch manche glücklichen Hunde mitnahmen und in „Familien“ brachten.

„Familie“, das klang schön! Es war für uns nur ein Wort, aber ein Wort, das nach „Gemeinschaft, Zusammenhalt und Geborgenheit“ klang. Auch ich wollte so gern eine „Familie“.

Eines schönen Tages dann wurde ich zur Untersuchung gebracht. Tierarztbesuche finde ich toll, sie machen Spaß! Es bedeutet, dass sich ein Mensch viel Zeit für mich nimmt und es gibt sogar ein Leckerchen dafür!

Die Tierschützerinnen erzählten mir, dass ich auch bald zu den Glücklichen gehören würde. Eine „Familie“ würde mich gern in ihr Leben holen. Ich wurde ganz aufgeregt, jetzt, wo es ernst wurde, denn es waren nur noch zwei Wochen Zeit.
Die „Familie“ hatte sehr darum gebeten, falls noch ein Plätzchen im Transporter oder Flugzeug für mich frei sei, dass ich so schnell wie möglich kommen dürfe. Sie hatten ihren Hund an Krebs verloren und der andere Hund und sie selbst waren so traurig und so verloren. Außerdem wollten sie mir so schnell wie möglich mein neues Leben schenken.

Bald erfuhr ich mehr:
Die Frau, mein baldiges Frauchen (was ich wie ein Mantra immer wiederholte), hatte mich schon seit über einem Jahr in Beobachtung. Sie hätte mich sehr gern noch als dritten Hund aufgenommen, aber der Verstand sagte der „Familie“ immer wieder, dass ein dritter Hund bei ihnen nicht gut möglich sei, da sie schon zwei chronisch kranke, körperlich versehrte und nicht ganz einfache Hunde hatten.

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So hat sie mich immer mal auf meiner Homepage besucht, unglücklich festgestellt, dass ich kein Zuhause fand und gedacht „wenn Du noch da bist, wenn ich einen Hund suche, nehme ich Dich – halt nur durch, kleiner Manu“.

Als dann ihr treuer Freund starb, war sie allerdings so traurig und durcheinander, dass sie gar nicht mehr an mich dachte und ganz viele Pointer und Pointer-Mixe ansah
 Da ihr überlebender Hund ein Pointer war, hat sie sich in die Rasse verliebt und außerdem wollte sie gern einen Hund, der zu ihrem vom Charakter her passt.

Allerdings war auch ich unter den „Angeboten“ und da fiel es meinem potentiellen Frauchen wie Schuppen von den Augen und sie erinnerte sich an ihr Versprechen. Sie hatte nun viel zu tun – die Organisation kontaktieren, für eine gute Kontrolle sorgen usw. Die Wartezeit wurde viel kürzer und die Tage heller.

Das wusste ich nicht, dass es das gibt! Jemand, der Pointer liebt! Jagdhunde! Nutzlose Fresser, wenn sie nicht jagen! Ich kannte nur unsere Situation und unser Ansehen hier! Und nun war da eine Frau, die mich wollte und Jagdhunde liebt... Mich, den kleinen Manu, der doch noch nie beweisen durfte, was in ihm steckt. Der noch nie eine Chance bekommen hatte.

Und dann kam DER große Tag...

Wie Herrchen’s so sind, sind sie oft etwas naiv und leichtlebig. Die „Familie“ sollte mich in Köln abholen, wo ich im Garten der Vorsitzenden des Vereins nach der Fahrt wartete. Menschen trudelten ein, Hunde wurden begrüßt – für mich kam keiner. Dabei hatte man es mir doch so sehr versprochen!

Ich sah mich bereits geistig unter einer Brücke schlafen, da kamen eine Frau mit ganz langen Haaren und ein Hund, der meine Clan-Farben hatte, an den Zaun.
Die Frau sprach mich an, erklärte mir, sie hätten sich wegen der vielen Baustellen verspätet, da mein künftiges Herrchen dachte, von Ostwestfalen bis Köln an einem Samstag Mittag seien 2 ½ Stunden Zeitpuffer genug. Natürlich steckten sie im Stau fest, das war ganz klar. Herrchens...

Sie und der andere Hund, der sehr schüchtern war und sich förmlich ans Bein seines Frauchens klammerte, kamen dann in den Garten und wir lernten uns schon mal kennen, während mein künftiges Herrchen – auf den Trottel war ich schon neugierig! – einen Parkplatz suchte. Der Hund, Leo, und ich waren uns gleich sympathisch. Und ich dachte, verschlechtern kann ich mich kaum, latsche ich den beiden hinterher. So klebte also auch ich an dem Bein.

Als dann alles erledigt war, wir etwas gestärkt und ausgeruht, alle Papiere unterschrieben, ging es „nach Hause“. Natürlich weigerte ich mich, zu Leo auf den Rücksitz zu gehen. Nein, nicht, weil es Probleme gegeben hätte. Aber jetzt, wo doch zwei Menschen für mich da waren, da wollte ich Schoß und Nähe nicht aufgeben. Also fuhr ich bei Frauchen auf dem Schoß kuschelnd und bei Herrchen auf der Schalthebelhand.

Zu Hause angekommen erwarteten mich viele Schlafplätze, Couchen, Sessel, Bett, Spielzeug, Futter... Ich wurde herumgeführt und bekam alles gezeigt, vom Erdgeschoss bis zum Garten.

Und dann musste ich in die Badewanne! Ich war leider Uringelb am ganzen Körper und roch wohl unangenehm. Aber das haben wir dann gut erledigt. Man muss auch die Schattenseiten in Kauf nehmen. Denn wo Schatten ist, ist ja auch Sonne – und gut riechen und sauber sein möchte ja jeder.

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In den nächsten Tagen wurde alles spannend!
Viele Menschen mit ihren Hunden wollten mich kennen lernen, da Frauchen und Leo ziemlich bekannt sind bei uns. Ich wurde gut aufgenommen unter all den anderen Hunden und Menschen – es sind quasi Freunde, die ich bereits von meinem Vorgänger „erbte“ - und wir gehen oft miteinander spazieren. Manche von unseren Freunden sind sehr besonders für uns.

In der Zeit habe ich Freud und Leid erlebt, wie es sich für ein Leben in einer „Familie“ eben gehört. Ich bin ein Familienmitglied, man steht zu mir, liebt mich und ich darf mir immer sicher sein, dass ich ein Zuhause habe.

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Mit Leo verstehe ich mich sehr gut, mein trotteliges Herrchen entpuppte sich als gar nicht so trottelig, sondern als lustiger Tobe-Kumpel, und am liebsten schlafe ich auf Frauchens Bauch.

Ich habe auch neben meiner Familie noch eine erweiterte, die ich mag:
Ein Großherrchen und ein Großfrauchen, die uns verwöhnen, wie sie können. Sie haben ja keine Menschen-Enkel, aber wir beide stehen hoch im Kurs. Und dort ist einen Monat nach mir eine liebe alte Hunde- dame eingezogen. Mit ihr verstehen Leo und ich uns auch ganz toll!

Womit ich mich hier nicht so anfreunden kann, sind lange Spaziergänge. Darauf könnte ich verzichten. Aber Frauchen sagt, ich sei noch jung und brauche Bewegung, das sei nur Faulheit bei mir.
Und ich habe abgenommen. Gut, ich hatte Probleme, die Beine auf den Boden zu bekommen vor lauter Bauch – aber glaubt Ihr, ich sei noch mal satt geworden hier?! Nein...

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Und im kalten Winter bestehe ich auf meine Kleidung. Schnee und solche Geschichten, na herzlichen Dank!

Am liebsten liege ich in der Sonne im Garten oder am Kaminfeuer, kuschele mit Leo und den Menschen oder lausche den Gitarrenklängen von Frauchen.

Auch, wenn das Wetter hier oft kalt ist und auch die Tier- schützer in meinem Mutterland sich sehr Mühe gaben und toll waren – hier habe ich viele warme Herzen kennen gelernt und bin ein glücklicher Hund geworden.

Man sagt, wo das Herz ist, ist Heimat. Und meins ist hier.

Ich wünsche Euch alles Gute,

Euer Manu

P. S.
Ich kann nicht jagen: Es ist mir zu anstrengend und ich habe Angst, mich zu verlaufen.

Meine Orientierung ist nicht die Beste und als ich vor ein paar Monaten schnüffelnd an einem Pferde- haufen stand im Wald, stürzte ein junger Rehbock auf mich zu, ich flog durch die Luft, wurde von ihm verprügelt und Frauchen musste mich retten.

Lasst mich bloß mit Jagen in Ruhe!

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07.12.2012

09.12.2012


weihnachtstiere

Oder einen Gutschein über einen Tierheimbesuch im neuen Jahr!

Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
Und niemals ein Tier für jemand anderen aussuchen - Die “Chemie” muss stimmen!

Eltern sollten sich immer bewusst sein, dass SIE die letztendliche Verantwortung für ein Tier haben und nicht das Kind - Egal ob Hund, Katze oder Meerschweinchen und egal, was man vorher sagt!!

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