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Piccolino

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Auch Piccolino – kurz Picco – hat eine traurige Geschichte zu erzählen:

Vor zwei Jahren holten wir Picco aus einem Dorf in der Nähe von Darmstadt ab. Picco wurde dort von dem Amtsveterinär beschlagnahmt – was mehr oder weniger einem Zufall zu verdanken ist.

Die Landwirtfamilie bekam Besuch von Bekannten, die ihren sechsjährigen Sohn dabei hatten. Nasewegs ging er auf dem Bauernhof auf Entdeckungstour. Nachdem der Hühnerstall, die Scheune und der Geräteschuppen erkundet waren, marschierte er zielstrebig in den Kuhstall.

Dort standen viele schwarz- und braungefleckte Milchkühe. Ganz hinten im Stall entdeckte er noch eine Türe, die seine Neugier weckte. Als er die Türe öffnete, musste er seine Augen anstrengen, um zu sehen, was sich dort befand. Es war dunkel, und in dieser Dunkelheit waren kleine Kälbchen angekettet. Er trat in den Stall, um sie zu streicheln, doch keines wollte sich anfassen lassen, alle wichen erschrocken aus. Stefan, so hieß der Junge, ging weiter die Reihe durch und probierte bei einem Kälbchen, es zu berühren. Vergeblich.

Plötzlich stutzte er. Das war kein Kälbchen! Das war ein Pony! Und das ließ sich auch noch anfassen. Warm und weich drückte es sein Samtmäulchen in die ausgestreckte Hand des Jungen. Stefan erkannte, dass es ein schwarzes oder dunkelbraunes kleines Pferdchen war mit einer langen strubbeligen Mähne und einem so langen Schopf, dass man seine Augen nicht sehen konnte.

Aufgeregt rannte der Junge aus dem Stall in die Stube, in der seine Eltern mit der Bauernfamilie Kaffee tranken. Wollte er doch sogleich fragen, ob er das Pony raus holen dürfte, um zu reiten. Innerlich sah er sich schon mit Cowboyhut und Sheriffstern bösen Kuhdieben hinterher jagen.

Als er nun mit roten Wangen vor der Gesellschaft stand und aufgeregt von seiner Entdeckung erzählte, wurde die Aufmerksamkeit seiner Mutter, die ebenfalls früher eine Pferdenärrin war, geweckt.

Gemeinsam machten sie sich alle auf den Weg zum Stall – dort angekommen, traf die Mutter von Stefan fast der Schlag. Ganz hinten, in totaler Finsternis, war ein kleines Pony angekettet. Noch nie hatte sie so etwas Trauriges gesehen, wie dieses zottelige, verwahrloste kleine Pony. Die Hufe bogen sich schon nach oben. Jahrelang hatte es keinen Hufschmied mehr gesehen.

Und so begann die Rettung von Picco, denn die Frau rief den Amtsveterinär an. Der kam und holte Picco raus. Der Bäuerin war's dann schon peinlich.

Sie versuchte zu erklären, dass es mal fürs Enkele angeschafft worden war. Aber weil der Gaul bockt, hat's Enkele kein Interesse mehr daran gezeigt. Dass Picco bockte, das stimmte.

Aber nicht, weil er es böse meinte, sondern weil er Schmerzen hatte, wenn der Junge auf ihm saß. Er hat nämlich einen Hubbel auf der Wirbelsäule, der ihm weh tut, wenn man darauf sitzt.

In seinem dunklen Stall langweilte er sich furchtbar. Er war jung und wollte auf die Koppel mit den anderen Tieren spielen, frisches grünes Gras fressen, sich auf der Weide austoben, Freudenhopser machen, um die Wette rennen mit anderen Ponys und sich ausgiebig wälzen.

Aber nichts von all dem konnte er. Wenn die Menschen kamen, dann wieherte er fröhlich und schnaubte erwartungsvoll in der Hoffnung, dass es heute mal was Abwechslungsreiches gab. Aber es gab nur Heu, frisches Wasser, und sein Mist wurde weggeräumt. So wurden aus Tagen Wochen, aus Wochen Monate und aus Monaten Jahre.

Picco wieherte nicht mehr, auch hob er nicht mehr den Kopf, wenn die Menschen kamen. Ab und zu streckte er sein weiches Maul aus, um zu riechen, wer ihm heute das Heu brachte, denn sehen konnte er nichts mehr. Die Dunkelheit um ihn herum machte ihm nichts mehr aus, er war es nicht mehr anders gewohnt.

Aber was war das jetzt? Jemand machte sich an seiner Kette um den Hals zu schaffen. Völlig verwirrt nahm er den Geruch eines Fremden auf. Zaghaft, unsicher und ängstlich bewegte sich Picco auf seinen Beinen, die schon sooo lange nicht mehr gegangen waren.

Laufen! Schritt für Schritt. Sonderbar, so lange ist das schon her und jetzt ... frische Luft. Fantastisch duftende frische Luft. Die Nüstern gebläht, nahm er unglaublich viele interessante, verwirrende und neue Gerüche wahr. Wärme! Wohlige Wärme durchflutete ihn.

Sonne? Aber wo war die Sonne, wo die Menschen, wo das Gras? Picco wird sie nie mehr sehen. Picco ist durch die jahrelange Dunkelheit erblindet!

Nach etlichen Untersuchungen und schmerzhaften Besuchen beim Hufschmid, ging Picco auf große Fahrt. Jetzt kommen wir ins Spiel.

Wir holten Picco im Frühjahr 1999 zu uns auf den Hof, wo Manolito, Nikos und Beta (eine kleine weiße Stute) auf ihn warteten. Am Anfang schüchtern und unsicher, sich am tickenden Stromband orientierend, tastete er mit all seinen verbleibenden Sinnen die neue Umgebung ab. Beschnupperte seine neuen Kameraden, die herrlich nach ihm selbst dufteten.

Pferde? Ponys? Da eine in seiner Größe? Oh toll! Was, ein Stütchen? Ach ja! Und Gras und Sonne und Freiheit. Oh ja! Jetzt beginnt das Leben. Für Picco erst mit 32 Jahren!!! Für uns gilt es, die ihm verbleibende Zeit so zu gestalten, wie er es sich in seinen Pferdeträumen vorgestellt hat.

Update vom 19.01.2004

Picco geht es gut, er lebt noch immer bei uns, allerdings nicht mehr in der Ponyherde, da viele zu dominant sind. Er lebt mit zwei Ziegen in einem Extra-Stall und ist tagsüber auf dem gesamten Hofgelände unterwegs (er kann sich dort gut orientieren).

Picco, wir wünschen Dir noch viele schöne Jahre!!

Danke an Animal Hope e.V. für die Erlaubnis zur Veröffentlichung.

22.12.2004

24.12.2004


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