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Günni, der eigentlich Günther heißt, und von uns deswegen, wenn wir etwas Ernstes mit ihm zu besprechen haben, Herr Wallraff genannt wird, kam im März 2012 zu uns.
Natürlich hat er wie jeder unserer Hunde noch viele andere Namen. Kleiner Scheißer, Bettvorleger, Klein-Günni, Kuschelmonster, usw, und wenn es mich so richtig überkommt: Günnimausebär!
Günni kommt aus dem Tierschutzligadorf, wo auch schon unser Opi Wutz herkam. Günni war schon zweimal vermittelt , kam aber immer wieder zurück. Das erste Mal wegen Erkrankung seines neuen Frauchens, das zweite Mal weil er heulte, wenn er länger allein bleiben mußte.
Wie es sich für einen Senior gehört, hat er mehrere Zipperlein, das Herz, die Leber, Arthrose und zwei kleine Tumore am Po, die eigentlich operiert werden sollten, da hat aber sein Herz nicht mitgespielt. Seine Augen müssen mehrmals täglich getropft werden, weil er nicht genug Tränen- flüssigkeit hat. Na ja, und die Ohren..., Wir haben mittlerweile mitbekommen, dass er so gut wie gar nichts mehr hört.
Aber das alles ist dem Günni so etwas von egal; was soll er sich darüber Gedanken machen? Er genießt sein Leben aus vollen Zügen und ihm geht's richtig gut.

Am Anfang als er bei uns war, hatte er sich dauernd gekratzt und konnte gar nicht mehr aufhören, wir hatten deswegen ein spezielles Hundeshampoo mitbekommen, weil er das schon im Tierheim gemacht hatte. innerhalb von ein paar Wochen hat er damit aufgehört und heute denkt keiner mehr daran. Wahrscheinlich war das nur Stress, kein Wunder, wenn sich so ein Hundeopi dauernd umgewöhnen muß!
Dadurch, dass Günni nicht mehr so weite Strecken laufen kann, war er natürlich der nächste Kandidat für unseren Hundebuggy. Und vom ersten Tag an saß er in diesem Gefährt, als hätte er in seinem Leben nie etwas anderes gemacht!

Wenn er gefahren wird, blickt er wohlwollend auf Charly und Tre herunter und findet es ganz selbstverständlich, dass er ein Hundetaxi besitzt.
Nur fremde Hunde dürfen sich nicht allzu nahe an sein Taxi heranwagen, da muß schon ein Sicherheitsabstand gehalten werden, sonst sagt Günni den Hunden, was er davon hält.
Nämlich nichts !
Nehme ich ihn dann aus dem Buggy, ist er wieder der freundliche Günni. Nur wenn Charly und Tre einem Hund hinterher jagen, muß er natürlich mithalten, so gut es mit seinen krummen Beinen eben geht.

Aber Günni wird nicht nur gefahren, sondern er läuft natürlich auch, mittlerweile sogar ziemlich große Strecken, nur mit der Geschwindigkeit hat er es nicht so - "Komm ich heut nicht, komm ich morgen" ist sein Motto.

Und regnen darf es auf den Spaziergängen aber auf gar keinen Fall!
Obwohl er dann im Buggy sitzt und das Verdeck hochgeklappt ist, heult der Günni sein Elend lautstark in die Welt.
Ich werde mich immer an einen Spaziergang erinnern, bei dem wir ca. zwanzig Minuten vom Auto entfernt waren und es anfing zu regnen.
Günni wurde in den Buggy verfrachtet, das Verdeck hochgeklappt, aber Günnimausebär bekam trotzdem ein paar Tropfen ab. Auf der gesamten Strecke bis zum Auto heulte er vor sich hin, als ich ihn dann ins Auto gesetzt hatte, dachte ich, jetzt ist endlich Ruhe. Von wegen, auf der ganzen Strecke zurück nach Hause jammerte er weiter. Ich war fertig mit den Nerven als wir endlich zu Hause ankamen.
Natürlich wird auch der Günni öfters bemitleidet, wenn er so langsam hinter uns her trottet. Aber die Leute müßten ihn einmal sehen, wie er über die Veranda galoppiert, wenn wir nach Hause kommen.
Tatamm, tatamm, tatamm !
Wutsch um die eine Ecke, wutsch um die nächste, wutsch ins Haus und wutsch in die Küche. Ich halte öfters die Luft an, weil ich befürchte, dass er irgendwann die Kurve nicht bekommt, im Blumenbeet landet oder gegen eine Wand knallt...
Eine Freundin, die mit uns spazieren war, hat Günni's Vorstellung auf der Veranda fassungslos zugesehen und gesagt: "Und dieser Hund wird im Buggy gefahren!!!"
Übrigens bleibt Günni sehr gut alleine, auch wenn wir mal länger weg sind haben wir ihn noch nie heulen hören, wenn wir nach Hause gekommen sind. Das mag aber vielleicht daran liegen, dass er Hundegesellschaft hat.
Allerdings machte er in der letzten Zeit, wenn die Zweibeiner zu Hause sind, öfters mal ganz schön Randale! Und zwar, wenn er der Ansicht war, es wird sich nicht genug um ihn gekümmert!
Es beginnt mit einem leisen Winseln, dann geht das Winseln in ein lautes Gejammer über, das sich zu einem Knurren steigert und in empörten Gebell endet: "Warum beachtet mich hier keiner!?!"
Ja, und da mußten wir dann durch. Und das war gar nicht so leicht, aber irgendwann hat er begriffen, dass er mit seinem Geheule nicht weiterkommt, er versucht es nur ganz selten.

Allerdings hat er jetzt eine neue Marotte. Günni gibt halt nicht so schnell auf.
Er stellt sich abends an die Verandatür und bellt sein tiefes "wuff" ins Dunkle, was an sich nicht so schlimm wäre. Aber weil unsere Tre, die jetzt meistens ruhig bleibt, wenn er vor sich hinjammert, da auf keinen Fall ihre Schnute halten kann, nicht, wenn Günni an der Tür steht und kläfft, ist hier der Teufel los.
Also wird Tre erst mal beruhigt. Dann wird Günni einmal am Po angetippt, er dreht sich sofort um, sieht uns mit seinem Schlafzimmerblick freundlich an und wedelt.
Kann man ihm da böse sein? Natürlich nicht! Er ist einfach ein Charmeur und weiß das auch, aber so einem Hundeopi läßt man doch einiges, eigentlich fast alles, durchgehen.

Mittlerweile hat Günni die Couch für sich entdeckt, allerdings muß man ihn hochheben, alleine schafft er es nicht. Und da liegt er jetzt im Winter meistens und schläft. Außer, irgendein Zweibeiner macht sich in der Küche zu schaffen, da dauert es nicht lange und Klein-Günni ist wach.
Günnimausebär hat genau wie unser Fidelbumm hier alles im Griff.
Er legt sich sehr gerne zusammen mit Charly, Tre oder unsrer Katze Josy auf ein Hundekissen. Aber keiner der drei legt sich von sich aus zu ihm, es sei denn es ist genügend Platz vorhanden. Sie wissen genau, wenn der Herr sich bedrängt fühlt, werden sie angemeckert. Er dagegen schmeißt sich voll an sie ran, hoppla, jetzt komm ich!

Wie man sieht, hat sich auch der Günni gut bei uns eingelebt und wir hoffen, dass er seinen Altersruhesitz noch lange genießen kann.
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