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Sunny & Tubbs

oder
Manchmal dauert es etwas länger

Im Herbst 2009 stieß ich durch Zufall auf der Frankenthaler Tierschutzseite auf zwei wunderschöne Amstaffrüden die zu vermitteln waren:

Sunny & Tubbs, schon etwas älter (*04.03.1998 und *29.10.1999) und nur zusammen zu vermitteln.

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Mein Herz machte einen Sprung und ich sagte zu meiner Familie:
“Die sind sooo wunderschön, die will ich haben!”

Tja, wenn da nicht verschiedene Probleme gewesen wären:

1. Wir hatten noch unsere alte Amstaffhündin Tessa, die nach einigen Übergriffen von anderen Hunden nicht mehr unbedingt so friedfertig blieb, wenn sie sich bedroht fühlte.

2. Drei große Hunde sind schon eine andere Hausnummer als einer was die Kosten für Futter, Tierarzt, Versicherung usw. angeht.

3. Nach Meinung der männlichen Fraktion im Haushalt sollte Tessa Einzelprinzessin bleiben.

Ich tröstete mich mit der Annahme, dass zwei solch tollen Hunde garantiert bald ein neues Zuhause finden würden. Und da sie ja noch bei ihrem Besitzer waren schlug ich mir die Sache aus dem Kopf.

(Wie dusselig man doch einfach mal die Tatsachen übersehen kann, die eine schnelle Vermittlung erschweren: 2 American Staffordshire Terrier, beide schon alt und NUR zusammen…)

Immer wieder in den nächsten 2 Jahren sah ich auf der Frankenthaler Seite vorbei und stellte traurig fest, dass die Jungs immer noch da sind. Dann kam der Oktober 2011!

Sunny und Tubbs zogen im Zweibrücker Tierheim ein, meine Chance, die beiden live kennen zu lernen.

Am Samstag, dem 15. Oktober fuhr ich mit Ex-Mann und ältestem Sohn vorbei und wir guckten uns die beiden an.

Zwei wunderbare Hunde saßen zusammen im Zwinger und Tubbs kam auch gleich an die Gitterstäbe, um zu sehen, wer da so neugierig ist.
Sunny interessierte sich nicht die Bohne für uns, der machte einen auf tauben Hund und überließ seinem Halbbruder die Mühe, sich mit uns zu beschäftigen.

Nachdem ich es schaffte, auch Sunny ans Gitter zu locken, war es nach einem Blick in seine Augen endgültig um mich geschehen. Diesen Hund musste ich haben!

Auch die Männer waren hin und weg, trotz vorherigen Meckerns ob meines Anliegens. :-)

Und da es die beiden ja nur im Doppelpack gab, würde natürlich auch Tubbs bei mir einziehen.

Allerdings stand davor noch die Probe, ob Tessa mit den beiden klarkommen würde; ich machte mir da aber irgendwie gar keine Sorgen. Den nächsten Samstag wollten wir die „Omma“ einpacken und mit nach Zweibrücken schleifen, damit sie sich ihre beiden Herren mal ansehen kann.

Es kam ganz anders…

Am 18.10.2011 musste ich nach 13 ¾ gemeinsamen Jahren meine geliebte Tessa gehen lassen.

Sie bekam eine Magendrehung und in der Tierklinik wurde dann noch ein großer Milztumor festgestellt. Es gab keine Chance, dass sie eine OP überleben würde, sie war einfach zu schwach. Sie starb in meinen Armen und für mich brach eine Welt zusammen.

Ich brachte es nicht übers Herz, noch mal nach Zweibrücken zu den beiden Jungs zu fahren, obwohl ich ständig an sie denken musste. Meine Männer daheim bezeichneten es als pietätlos, dass ich daran dachte die Beiden so kurze Zeit nach Tessas Tod zu mir zu nehmen. Und auch ich konnte es mir zu diesem Zeitpunkt nicht vorstellen.

Über die KSG hielt ich mich über die Beiden auf dem Laufenden und erfuhr, dass es einige Bewerber für sie gibt. Ich muss zugeben, ich war schon etwas erleichtert und hoffte sie würden bald in ein neues, schönes Zuhause einziehen.

Und während ich ihnen die Daumen drückte und für sie hoffte, war es für mich eine Qual nach der Arbeit Heim zu kommen und kein Hund begrüßte mich und freute sich darüber, dass ich da bin. Ich wurde immer ruhiger und trauriger und meine Männer sagten, dass es so nicht weitergehen kann.

Nach einem Wink mit dem Zaunpfahl seitens Nadine aus dem Tierheim Zweibrücken in der KSG, bot ich mich wenigstens als Pflegestelle bis zu einer Vermittlung der Beiden an. Mir wurde gesagt, dass eine Interessentin Samstags kommen will, bei der es sich supergut anhört und die Beiden dort wohl gut untergebracht wären.

Tja, die Interessentin kam nicht, keine Absage nix!

Da habe ich nicht lange gefackelt, mein Angebot als Pflegestelle nochmals an die Vorsitzende des Tierheims abgegeben und als Antwort folgendes bekommen:

„Willst du sie wirklich nur als Pflegestelle, oder willst du sie nicht lieber doch ganz haben?“

Was für eine Frage, natürlich wollte ich und so wurden wir uns schnell einig, dass ich sie übernehmen würde. Es dauerte dann leider noch bis zum 02.12.2011 bis mein „Miami-Vice-Team“ bei mir einziehen konnte, das Ordnungsamt machte ein bisschen Mucken.

Wir holten die beiden im Tierheim ab und sie stiegen anstandslos in unser Auto ein.

Die Heimfahrt musste mit offenen Fenstern erfolgen, Sunny und Tubbs versuchten uns mit Kampfgasen zu erledigen. Außerdem riecht ein Hund, der lange Zeit im Zwinger verbracht hat, echt nicht besonders gut…

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Daheim angekommen zeigte ich ihnen erstmal den Garten. Sunny markierte auch gleich einen Pfosten und der Garten war ab da sein persönliches Revier. Das wurde auch jeden Tag an seinen Grenzen abgeschritten und kontrolliert, ob sich da etwa ein Eindringling jenseits der Grenze befindet.

Tubbs hatte dagegen nichts anderes zu tun, als gleich mal einen großen Haufen mitten ins Wohnzimmer zu setzen.
Ok, das Wohnzimmer war wohl jetzt seins!

Nach anfänglichen Schwierigkeiten, bei denen mir Tubbs schwere Bedenken wegen meiner Entscheidung, die beiden aufzunehmen, machte, lief es ganz gut mit den Süßen,  und jede neue Herausforderung wie Tür- klingeln, Weihnachtsbaum, Silvesterböller, meisterten sie ganz toll.

Während Tubbs sich gleich zu Hause fühlte, braucht Sunny länger, um zu realisieren, dass sie hier sind und auch hier bleiben werden, dass es jeden Tag zweimal was zu futtern gibt und Streicheleinheiten bei gleich 6 Leuten jederzeit einforderbar sind.

Gut, Herrn Tubbs musste man öfter mal erklären, dass dies auch für Sunny und nicht nur für ihn gilt. Er knurrte Sunny oft böse an, wenn dieser es wagte, in unsere Nähe zu kommen, wenn er seine Streicheleinheiten genoss.
Ich hatte große Sorge, dass es eskalieren könnte, hatte ich doch genau aus diesem Grund meine beiden Weiber vorher Jahre trennen müssen. Aber nachdem Sunny ihm einmal eine verplättet hatte, als Tubbs ihm sein Leckerchen geklaut und ihn dann auch noch angeknurrt hatte, wussten wir, wie die Sache zwischen den Beiden steht.

Sunny war eindeutig der Boss und Tubbs akzeptierte das auch ohne zu murren.

Was beide allerdings von Anfang an genossen ist: auf der Couch rumgammeln und zugedeckt werden.

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Sunny wog, als er zu uns kam grade mal klapprige 24 Kilo, was ihm den Spitznamen „Kate Moss“ einbrachte. Rückgrat und Beckenknochen stachen sichtbar raus. Das änderte sich schnell; nachdem er regelmäßig Futter bekam, die nötige Ruhe hatte und natürlich jede Menge Leckerlie nebenher, steigerte er sein Gewicht innerhalb von 4 Monaten auf 28 Kilo.

Jetzt war er nicht mehr „Kate Moss“ sondern wegen seiner ruhigen und souveränen Art nur noch „König Sunny“, sein Bruder leider wenig königlich, mutierte zum „Hofnarren Tubbs“.

Anfangs wurden sie sehr nervös, wenn mehr als zwei Leute um sie rum waren, dann wanderten sie Ewigkeiten um den Wohnzimmertisch. Ich glaube soviel Trubel war ihnen einfach nach der langen Zeit der Einsamkeit im Zwinger zuviel.
Aber auch das legte sich und sie besetzten entspannt die Couch wenn Besuch da war.

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Besuch war/ist überhaupt so ein Thema: Endlich jemand, der nach dem armen Hund guckt; wir streicheln ja nicht genug, da muss man sich ran schmeissen, damit man endlich mal Streichelein- heiten bekommt. ;-)

Zuerst waren sie richtige "Männerhunde", ich war nicht sehr interessant und Tubbs knurrte mich sogar an, wenn ich schwarze Oberteile trug. Das hat sich inzwischen geändert, der Hofnarr ist ein richtiger "Mamahund" geworden: Wo ich bin, da ist er auch.

Mädels werden eindeutig bevorzugt, meine Söhne sind Luft wenn ihre Freundinnen bei uns sind.

So gingen die Monate ins Land und wir freuten uns jeden Tag über die Fortschritte welche die Beiden machten.

Sunnys heiseres Kriegsgeheule wenn es Futter gab, hörte man im ganzen Dorf und brachte uns jedes Mal wieder zum Lachen. Diese eingerostete Stimme war echt sagenhaft!

Und als er das erste Mal ansatzweise um mich rum hüpfte und mit dem Schwanz wedelte als ich heim kam, hab ich vor Freude geheult. Seiner ersten Spielaufforderung mir gegenüber folgte eine weitere Wasserfontäne meinerseits.

Er taute endlich auf und man sah jeden Tag seine Lebensfreude weiter wiederkehren.

Auch prima fand er es, wenn der Ball für ihn flog und er ihn unzählige Male wieder anschleppte, um ihn ohne Umstände vor die Füße zu spucken, damit man bitte bitte! noch einmal werfen sollte.

Er wurde fast, aber nur fast! albern und sprang in großen Sprüngen, die wir ihm nie zugetraut hätten durch die Gegend (vor allem wenn es ENDLICH was zu futtern gab).

Tubbs hatte ihn die längste Zeit verscheucht wenn er es mal wagen sollte, auch mit mir kuscheln zu wollen. Jetzt war ER da und er blieb, erstaunlicherweise seine Streichel- einheiten einfordernd. Vorher hab ich ihn immer „zwangskuscheln oder -streicheln“ müssen.

Er hatte da irgendwie abgeschaltet und ihm war die Gesellschaft seines Bruders wohl genug. Wir waren glücklich diesen anfangs „autistischen“ Hund glücklich und zufrieden zu sehen.

Dann schlug das Schicksal umbarmherzig zu und Sunny wurde von einem Tag zum anderen schwer krank, die Leber gab ihren Geist auf. Er wollte nicht fressen und nahm dadurch seine angefutterten Kilos wieder ab.

Die Tierärztin meinte, es wäre ihm grottenschlecht und egal was er fressen würde, wir sollten es ihm geben, Hauptsache er frisst.

So bekam der König halt auch Fertigpizza, die fraß er wenigstens 2 Tage lang immer wieder ein paar kleine Stückchen. Man merkte aber, dass er es eigentlich nur mir zu liebe tat und er sich sehr vor Fressen ekelte.

Wir kämpften mit und für ihn und versuchten noch Alles, damit er wieder auf die Beine käme. Jeden zweiten Tag Infusionen sowie Spritzen und Tropfen brachten leider nicht den gewünschten Erfolg.

Am 04.06.2012, nach einer Woche Kampf, wollte und konnte er nicht mehr und ich musste auch noch meinen König über die RBB gehen lassen.

In meinem Arm, zufrieden mit sich selbst und der Welt im Reinen, schlief er friedlich ein.

Anschließend lag ich noch eine halbe Stunde auf dem Boden der Tierarztpraxis und hab mit dem toten Sunny im Arm nur noch Rotz und Wasser geheult.

Er hatte noch kurze 6 Monate bei uns, die er wohl sehr genossen hat.

Ich dagegen hadere noch immer mit dem Schicksal, welches mir meinen König so früh schon wieder genommen hat.

Ich hätte ihm die letzten Jahre, die er und Tubbs fast nur noch im Zwinger und ohne Zuwendung seiner Menschen verbrachten, gerne noch länger ersetzt.

So ließ er mich mit dem Hofnarren alleine und ich muss jetzt sehen, wie ich ohne ihn mit diesem bekloppten Hund zurecht komme. :-)
(Sunny war der Herr und Meister der beiden, wenn er knurrte war Tubbs ganz kleinlaut)

Mit den größten Befürchtungen fuhren wir nach Hause und erwarteten, dass Tubbs trauern würde und nicht mehr alleine bleiben könnte, da sie ja sein Leben lang zusammen waren.

Und wir wurden positiv überrascht: Er beschnüffelte ihn noch einmal und drehte sich dann um.

Als wir Sunny im Garten beerdigten verzog er sich ins Wohnzimmer auf die Couch und kam nicht mehr raus. Seitdem hat er ihn nicht einmal gesucht oder gejammert.

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Tubbs genießt seine Rolle als alleiniger Herrscher über alle „Sklaven“ sehr. Er hat uns inzwischen gut erzogen und schläft selbstverständlich bei mir im Bett.

Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass er VOR mir im Bett liegt und er darin liegen bleibt, wenn ich morgens zur Arbeit muss?

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Vor halb zwei mittags steht seine Hofnarrigkeit nicht auf.

Platz braucht er übrigens wie eine deutsche Dogge; mir tun jeden Morgen die Knochen weh, weil er mich wieder an den Rand gedrängt hat.

Aber was tut man nicht alles für sein geliebtes Hündchen?

Böse Zungen daheim behaupten ja, dass sich da zwei gesucht und gefunden hätten und wir „ein Kopf und ein Arsch“ sind.

Mir ist das wurscht, ich weiß nur eins:

Ein Leben ohne meinen Hofnarren kann und will ich mir nicht vorstellen. Und ich hoffe sehr, dass wir noch ein paar Jährchen miteinander verbringen werden.

17.12.2012

19.12.2012


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