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Bolto

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Hallo!

Ich bin Bolto und möchte Ihnen meine Geschichte erzählen.Anfang Dezember 2003 wurde ich nach einem Verkehrsunfall mit einer verletzten Vorderpfote in die Uniklinik Leipzig eingeliefert.

Meine Elle war bis ins Gelenk gebrochen, außerdem war mein Pfötchen gelähmt und ich spürte es nicht mehr. Trotz der vollständigen Lähmung entschieden sich die Tierärzte, die Pfote zu behandeln. Vielleicht erholten sich die geschädigten Nerven wieder?

Die Chance gab es und so wurde mir in einer Operation eine Titan-Platte in meine Pfote eingesetzt, damit der Knochen zusammenhält.

Während meines Klinikaufenthaltes kümmerten sich neben den Ärzten und Pflegern auch Studenten um mich. Sie streichelten mich viel, was vielleicht daran lag, dass ich zu Beginn immer so freudig und gut gelaunt an die Käfigtür kam und mich sogar beim Versorgen meiner OP- und Liege-Wunden noch freute und den Clown machte. Ich habe gehört, ich war mit meinem sonnigen Gemüt der Liebling der gesamten Station!

Irgendwann hörte ich dann, dass ich trotz meiner immer noch gelähmten Pfote nach Hause dürfe. Denn es kann sehr lange dauern, bis sich so ein geschädigter Nerv erholt! Ach, wie freute ich mich, endlich wieder zu meinen Menschen zu können! Irgendwie kam aber dann niemand.

„Nun ja“, dachte ich, „vielleicht ist ja etwas dazwischen gekommen? Dann holen sie mich eben morgen!“ Aber auch da kam niemand.

Mit mitleidigem Blick standen die Studenten und Pfleger  nun immer vor meinem Käfig. Ich hörte sie sagen, dass sie nicht verstehen würden, wie man so einen Hund (ich glaube, sie meinten mich) im Stich lassen könne, und dass ich ihnen so leid tue. Ich aber glaubte zunächst noch fest daran, dass meine Menschen wiederkommen würden! Die Studenten führten mich über die Fakultät spazieren und beschmusten mich, so daß das Warten nicht so schwer fiel.

Doch dann kamen die Weihnachtsferien. Plötzlich waren nur noch ganz wenig Menschen da, und diese hatten natürlich kaum Zeit, sich um mich zu kümmern. Und langsam, als das Weihnachtsfest und mein Geburtstag immer näher rückten, wurde mir dann bewusst, dass meine Familie wohl wirklich nicht mehr wiederkommen würde, um mich zu holen.

Nächtelang lag ich auf meiner Felldecke und überlegte, was ich denn wohl falsch gemacht haben könnte, dass sie mich im Stich lassen?

Ich war immer ein braver Hund und hätte sie niemals im Stich gelassen!

Mir ging es sehr schlecht: ich hatte keinen Appetit mehr auf mein Futter, ich hatte keine Lust mehr zu leben. Ich drückte mich in die hinterste Ecke meines Käfigs und ließ die Tage und Nächte vorüberziehen. Irgendwann hörte ich dann Worte wie „Einschläfern“, aber mir war alles egal. Die Stationstierärzte waren sehr lieb zu mir, doch war auch das nur ein kleiner Trost angesichts meiner Enttäuschung.

Immer hektischer wurden die Stationstierärzte, immer öfter hörte ich das Wort „Einschläfern“. Alle wollten mir helfen, ich aber blieb trotzdem traurig.

Auch an dem Tag, als plötzlich wieder eine bekannte Studentin vor meinem Käfig stand und nach mir rief. Ich stand nicht mal mehr auf. Darüber war sie wohl sehr erschüttert. Sie kam zu mir und hielt mir frisches Futter vor die Nase. Appetit hatte ich nicht, war schon sehr dünn geworden und man sah jede meiner Rippen! Aber weil ich so ein braver Hund bin, fraß ich es trotzdem zögerlich.

Sie meinte, ich sehe schrecklich aus und sie würde mir helfen. Aber ich konnte das nicht glauben. Ich wurde von meinen liebsten Menschen enttäuscht, warum sollte sie das nicht auch wieder tun?

Am Nachmittag stand sie wieder vor meinem Käfig, diesmal mit einer Leine in der Hand. Sie legte sie mir an und sagte zu mir, ich solle mitkommen. Ich wollte nicht, aber wiederum brachte mich mein gutes Benehmen dazu, es doch zu tun. Wir gingen zusammen zur Stationstierärztin und die sah sehr erleichtert und erfreut aus, erklärte mir, dass die Studentin nun mein neues Frauchen sei und verabschiedete sich ganz überschwänglich von mir!

Ich ließ alles über mich ergehen, stieg mit in ein kleines Auto ein und wir fuhren zu einem großen Zooladen. Dort kaufte meine neue Freundin Näpfe, Futter und probierte mir ein neues Geschirr an. Wir fuhren in eine Wohnung, eine Nachbarin gab uns viele große, dicke Decken, aus denen mir ein Bett gebaut wurde.

Irgendwie merkte ich langsam, dass dies ein ganz besonderer Tag für mich war. Trotzdem noch voller Zweifel schlief  ich erschöpft ein. Nachts plagten mich schlimme Träume und Gedanken daran, dass ich wieder allein gelassen werde und so kroch ich lieber vorsichtshalber ganz eng zu meinem neuen Frauchen ins Bett, damit sie sich nicht unbemerkt wegschleichen und mich wieder allein lassen könnte.

Am nächsten Tag fuhr ich mit meinem neuen Frauchen zur Uni. Dort musste ich mich vor viele Studenten setzen, um mich anschauen zu lassen. Zum Glück blieb mein Frauchen auch in dem Raum, denn ich wollte sie nie mehr von meiner Seite lassen, um sie bloß nicht zu verlieren! Also kletterte ich während der Vorlesung vorsorglich auf ihren Schoß.

Viele waren erstaunt darüber, dass ich erst einen Tag bei ihr bin und schon so an ihr hänge. Die sind ja auch noch niemals verlassen worden!

Wir fuhren dann eine weite Strecke zu meinem Frauchen nach Hause. Dort gab es die ersten Schwierigkeiten: Es lebte da ein kleiner gefleckter Hund, der mich überhaupt nicht leiden konnte!
Ich fand Unterschlupf bei der Schwester meiner Freundin, was zwar sehr nett war, doch ich vermisste mein neues Frauchen schrecklich! Während der Woche fuhr ich immer mit zu Frauchen zum Studium, am Wochenende wohnte ich bei ihrer Schwester.

Schnell lebte ich mich ein und das Ganze war mit der Zeit nicht schlecht- nun hatte ich zwei Frauchen, die mich beide sehr lieb hatten!
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Sie machten viel Physiotherapie mit meinem Bein, um die Muskeln zu trainieren, und hofften mit mir. Doch dann nach vier Wochen wurde mein Bein plötzlich sehr dick. Es tat zwar nicht weh, aber ich fühlte mich sehr schwach.

Mein Frauchen fuhr mit mir zur Uniklinik. Die Ärztin schickte mich sofort zur Not-OP. Und plötzlich war ich wieder allein!

Frauchen hatte gesagt, sie könne bei mir nicht mitoperieren, sie habe viel zu viel Angst um mich! Aber ich hatte doch auch Angst! Angst vor der OP, Angst, dass ich wieder allein gelassen werde!

Und plötzlich stand sie wieder vor mir- ganz in grüner Kleidung und sagte, sie habe mich nicht allein lassen können! Was war ich froh! Nun war mir alles egal!

Ich wachte auf und mir ging es sehr schlecht. Ich fror ganz gewaltig - aber mein Frauchen saß neben mir auf dem Boden. Das beruhigte mich! Aller zehn Minuten
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kontrollierte sie meine Temperatur, meine Atmung, meinen Puls. Sie holten große Kissen, in die warme Luft gepumpt wurde. Das tat mir gut!

Nach Mitternacht überredete die Tierärztin mein Frauchen dann, doch nach Hause ins Bett zu gehen. Ich war nun wieder allein.Und am nächsten Tag wurde ich abends von einer Pflegerin nach oben geholt - und da standen meine beiden Frauchen und warteten auf mich!

Ach, wie groß war meine Freude! Ich stürmte auf die beiden zu und alles war mir egal- auch dass mein Bein nun fehlte- Hauptsache, meine neue Familie war da!

Wir fuhren nach Hause, dort warteten die beiden Freunde meiner Frauchen - alle waren aus Sorge um mich sofort nach Leipzig gekommen! Wir gingen spazieren und mir war, als wäre ich neu geboren!

Das Rennen machte wieder Spaß, ich fiel nicht mehr über mein
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krankes Bein! Das Essen schmeckte wieder! Und das Wichtigste: ich hatte eine neue Familie!

Heute wohne ich bei Frauchen Nummer zwei zuhause, denn dort ist es viel besser für mich! Ich brauche keine Treppe zu steigen und ich kann ohne Leine laufen, da ich in einem Dorf mit vielen großen Wiesen lebe.

Oft besuche ich noch die Tierklinik, ich gehe immer noch gern dort hin, denn alle waren sehr lieb zu mir! Und auch jetzt ist die Freude bei den Tierärzten immer groß, wenn ich zu Besuch komme und wieder den Clown mache!

Wisst ihr, ich habe gehört, dass das Frauchen, welches mich gerettet hat, mich eigentlich nur erst einmal rausholen und dann in ein schönes Zuhause vermitteln wollte, aber sie schon nach kurzer Zeit wusste, dass sie mich nie wieder hergeben kann. Und ich glaube, diesmal stimmt das wirklich!

Euer Bolto

16.12.2004

18.12.2004

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Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
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