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Jack

Mit Jack an meiner Seite!

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Jack ist kein Tierheimhund, aber er wäre vermutlich einer geworden, wenn der Zufall, der uns zusammen gebracht, hat nicht gewesen wäre.

Jack ist kein einfacher Hund... Und wieso?

Weil die Menschen, die ihn in den ersten 5,5 Monaten seines Lebens hatten, es einfach vermasselt haben, zumal in seiner wichtigen Prägephase! Aber da muss ich zurückspulen, um eine längere Geschichte zu erzählen.

Nachdem mein Lucky sich im September 2011 mit 13,5 Jahren für immer von mir verabschieden musste, hat es ca. 3 Jahre gedauert, bis ich angefangen habe, nach einem neuem Hund zu suchen, der mein Leben bereichert. Es war für mich ganz klar, daß ich nur einen Hund aufnehmen kann, der aus dem Tierheim kommt (Lucky war auch ein Hund aus Tierheim). So fing meine Suche an, ohne großen Druck, aber mit großer Sehnsucht.

Ich besuchte ab und an das Tierheim in Dortmund, wo ich jedes Mal mit großem Kloß im Hals weg gegangen bin, weil es mir so leid tat für die Hunde und keinen
fand, den ich mitnehmen konnte oder durfte.

Im Dezember 2016, zwei Tage vor Weihnachten, bin ich zu einem Möbelgeschäft gefahren, um mir einen Spiegel zu kaufen. Gefunden habe ich keinen, aber dafür was anderes...

Nach dem ich aus dem Geschäft rausgegangen bin, hab ich mich kurz umgeschaut. Es war ca. 18 Uhr, und schon dunkel. Da hörte ich auf einmal das Jaulen, Quietschen und Bellen... Ein kleiner weißer Hund, der an einem Fahrradständer angebunden war... alleine, in der Kälte und  Dunkelheit... mit 3,5 Monaten, wie ich später erfuhr.

Ich konnte meine Augen nicht mehr abwenden von dem kleinem " Snoopy " und habe geschaut, ob seine Leute kommen. Eine Frau, die in der Nähe im Imbiss bediente und draußen eine Pause machte, ist auf den Hund zu, mit mir, um ihn zu beruhigen.

Wir kümmerten uns beide um den alleingelassenen Hund und haben uns ausgetauscht. Ich erzählte ihr, daß ich eigentlich genau so ein Hund in der Größe suche,
wegen meiner Mama, die ihn dann mitbetreut, während ich auf der Arbeit bin.

“Jack“ hat sich gefreut und nebenbei unsere Hände mit seinen spitzen Zähnchen so kräftig bearbeitet, daß es schon weh tat.

Irgendwann kamen die Besitzer. Ein junges Pärchen, Mitte zwanzig, vollgepackt mit Einkäufen.

Da fing die Frau vom Imbiss den Besitzern ins Gewissen zu reden, daß man einen Hund nicht vor einem Geschäft, in der Kälte, so lange draußen sitzen lässt, und schon gar nicht einen Welpen usw... Zu der Runde kamen noch andere Leute dazu, und es wurde kräftig diskutiert.

Daraufhin haben die Besitzer sich geäußert, daß sie den Hund von einem Freund bekommen haben, aber den könnten sie wohl nicht behalten, weil er alles anknabbert, und sie hätten eine 2-jährige Tochter; es klappte einfach nicht... Um es kurz zu fassen, sie kamen mit dem Hund nicht klar.

Daraufhin hat die "Imbissfrau" mich an der Schulter gepackt und eifrig zu den Leuten sagte "Hier! Sie sucht einen Hund..."

Und zu mir, wo ich etwas überrumpelt war, sagte sie: "Nun geben Sie sich einen Ruck!"

An diese Frau denke ich bis heute.

Wir haben mit den Besitzern von Jack unsere Handynummer ausgetauscht und sind so verblieben, daß sie sich bei mir melden würden nach Rücksprache mit dem Freund, der ja der Vorbesitzer war.

Die nächsten ca. 1,5 Monate vergingen, es meldete sich keiner. Wie heißt es so schön:
Aus den Augen, aus dem Sinn. Schade!

Dann Mitte Februar 2017 hat mich ein Mann angerufen.
Er hat mir berichtet, daß er der erster Besitzer ist, und Jack sei wieder bei ihm, weil bei seinen Freunden hat es nicht geklappt wegen dem Kind usw... Er selbst könnte den Hund auch nicht behalten, weil in der Familie jemand eine Allergie wegen der Hundehaare hat, angeblich... Sein Freund meinte, daß ich einen guten Eindruck hinterlassen hätte, weshalb er mich kontaktierte.

Eigentlich hieß es ursprünglich, daß die Vorbesitzer den Hund in gute Hände abgeben möchten und nicht verkaufen, aber plötzlich teilte mir der Mann am Telefon einen Geldbetrag mit, mit dem ich in der Form und Höhe nicht einverstanden war. Als Schutzgebühr haben wir uns letztendlich auf 200 € geeinigt, und zwei Wochen später stand somit der Mann mit dem zweiten Besitzer, den ich damals am Geschäft traf, bei mir in der Wohnung, mit Jack zusammen.

Ich war superglücklich!
Ich wurde Halterin von einem kleinem Hund, der voller Energie und Freude um mich herum lief und meine Wohnung sofort ausfüllte.

In dem Moment wusste ich noch nicht, was da auf mich zukam.

Mit etwas Unerfahrenheit und Naivität, hab ich mir noch von den Vorbesitzern zeigen lassen, wie sie mit ihm gespielt haben, nämlich mit Zerrspielen und mit einem Laserpointer!!! Somit haben sie dafür gesorgt, daß Jack - bis heute immer noch - nach Schatten und Lichtreflexen jagen will, wie ein Junkie.

Jack ist ein Mischling aus Jack Russell Terrier und Tibet Terrier, also rassebedingt voll empfänglich für so etwas. Leider im negativen Sinne für sein Wesen, weil er auch sehr reizempfindlich ist.

Was ich noch zwischen den Zeilen rausgehört habe und mich später vermuten ließ, war die Tatsache, daß Jack keinerlei Kontakte mit Artgenossen hatte! Die Auswirkungen dieser Erziehung bekam ich sofort am gleichem Tag zu sehen.

Nach dem die beiden Vorbesitzer weg waren, der erste Spaziergang.
Bei der  Begegnung mit dem Nachbarshund Luna im Haus, fing er sofort an wie eine Furie, voller Aggression, sie zu begrüßen!!

Im nahegelegenen Wald haben wir die Gassirunde fortgesetzt, aber das lief ab wie in einem schlechtem Film.

Jeder Fahrradfahrer, jeder Jogger, ganz zu schweigen von anderen Hunden - Es war nur ein Gezerre und Gebelle. Jedes Blatt, das vom Baum fiel, wurde gejagt. Kinder und Kinderwagen wurden von ihm angeknurrt. Autos, Jogger, Fahrradfahrer wurden aggressiv verbellt.

Katastrophen also auf der ganzen Linie.
Mit knapp sechs Monaten, sah es so aus, daß er als kleiner Terrier überhaupt nichts kennengelernt hatte, außer den wechselnden Besitzern.

Zu Hause richtete Jack nur Schäden an, was mit noch 6 Monaten im gewissem Grad verständlich war, aber ich konnte mich nicht mal kurz auf die Couch hinlegen, ohne daß er mich spielerisch, aber schmerzhaft angeknabbert, angesprungen oder an mir rumgezerrt hätte.
Während meiner Hausarbeit, ist er mich wie in Trance angesprungen, hat auf meinen Händen massiv rumgekaut, Klamotten wurden fortlaufend zerbissen ebenso
Gegenstände, sogar mein Handy wurde von ihm geschrottet.

Ich konnte zu Hause nicht zur Ruhe kommen und er auch nicht.

Da es ach einer Weile nicht besser wurde, ich acht Kilo weniger wog und mit tausenden Tipps anderer Leute unterwegs war, bin ich zu dem Entschluss gekommen, daß ich/wir professionelle Hilfe benötigen.

Ich wollte einen Hund, mit dem ich Spaß habe, was aber blieb war Frust!

Tränen, die mich manchmal auf dem Nachhauseweg begleitet haben.

Zur diesem Zeitpunkt etwa, bin ich bei einem unseren Spaziergängen einer Frau mit ihrer Hündin Tiponi begegnet, die mir Mut gemacht hat. Sie hat mir mit ihrer Lässigkeit, mit ihrer Ruhe, wieder Hoffnung gegeben.

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Bei unseren nächsten Runden mit den Hunden, die mit der Zeit regelmäßiger wurden, kam bei Jack und auch bei mir immer öfter eine gewisse Ruhe zum Vorschein.

Jack tat das sichtlich gut.
Er ist immer öfter ohne Leine gelaufen, so das er friedliche Begegnungen mit seinen Artgenossen erfahren konnte.

Seit dieser Begegnung mit Tiponi und Frauchen sind wir immer noch in einem guten freundschaftlichen Kontakt.

Ich wollte es aber dennoch mit einem Hundetrainer versuchen, weil die Leinenaggression ein Hauptproblem war, neben dem übrigen Fehlverhalten im Alltag.

Die privaten Trainer waren mir auf lange Sicht zu teuer.
In der Hundeschule bei einer Schnupperstunde herrschte totales Chaos.

Verzweifelt hab ich den Weg zum Tierheim gefunden, um nach Hilfe zu fragen. Dort hab ich jemanden angesprochen, der mir gesagt hat, das die Frau, die es wissen oder helfen könnte, noch im Tierheim wäre.... Und dann kam sie auch um die Ecke. Sie trainierte seit Ewigkeiten Hunde und betreute im Tierheim eine Welpengruppe.

Nach einer kurzen Schilderung der Problematik mit Jack haben wir einen Termin vereinbart, zu dem ich ein paar Tage später mit Jack erschien.

Karola, so hieß sie, hat sich viel Zeit genommen.

Zwischendurch beobachtete sie Jack und gab mir vorab ein paar Hinweise. Dann hat sie sich etliche Stichpunkte über unseren Tagesablauf etc. notiert.

Nach ca. einer Stunde unserer "Debatte" über Jack teilte sie mir mit, daß sie mir einen Brief nach Hause schickt! Es war für mich zuviel, um mir das was es zu ändern galt, zu merken. Eine gute Entscheidung, weil mein Kopf war wirklich zu voll von den verschiedenen Ideen und Hinweisen, was Jack betraf.

Nach dem Treffen, bin ich mit neuer Hoffnung auf Lösung unserer Probleme nach Hause gefahren.

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Es dauerte nicht lange und ich bekam Post von Karola mit Vorschlägen und Anweisungen für den Umgang mit Jack für die nächste Zeit. Im ersten Moment fand ich den Plan sehr hart, dennoch begann ich, es so gut es ging, umzusetzen.

Für Jack hieß es: kein Schlafen im Bett, nicht auf die Couch, Futter nur unterwegs als Belohnung oder als Suchspiel... Das waren nur wenige Punkte, die auf dem Plan standen. Die härteste Maßnahme war, das ich ihm keine Zuneigung zeigen sollte, keinen Körperkontakt. Schlichtweg ignorieren!

Wie gesagt,  ich habe soweit alles umgesetzt, aber bei diesem einen Punkt fiel es mir unheimlich schwer... ihn nicht zu streicheln, nicht zu berühren...

Ich muss zugeben, daß ich dem auch nicht zu 100 % folgen konnte, aber zumindest zu neunzig? Schätze ich?

Nach einem weiteren Monat haben wir uns wieder mit Karola getroffen, um zu besprechen, welche Fortschritte es gab und was uns immer noch Probleme bereitete.

Zu sehen war schon, das bei Jack die ersten Signale umgesetzt wurden, ganz langsam, und es noch lange, lange nicht das war, um zur Entspannung zu gelangen. Also lag noch ganz viel Arbeit vor uns!

Bei einem erneuten Treffen hat Karola mir vorgeschlagen, Jack zum Training in einem Hundeverein mitzubringen, wo sie persönlich auch als Trainerin tätig war. Diesen Vorschlag setzte ich mit Jack in die Tat um und trainiere heute regelmäßig 1 bis 2 mal die Woche in dem Verein. Mit der Zeit hat er sogar da sein Rudel mit Artgenossen gefunden, auf die er sich jedsmal wie verrückt freut.

Susanne, die andere Trainerin, verliebte sich auf Anhieb in Jack, obwohl er sie zur Begrüßung fast "fressen" wollte, aber sie ist an ihm dran geblieben und hat sich immer Gedanken gemacht, wie wir Jack helfen und beeindrucken können, damit er nicht so ausrastet. Und das tut sie auch heute noch! Gemeinsam suchten wir nach Lösungen bei den Problemen, die bei Jack leider noch vorhanden sind.
 
Es war ein langer Prozess, bis Jack da war, wo er heute ist.
Es ist auch kein Wunder passiert, wie es in vielen Filmen oder Büchern steht, aber durch ein  intensives langes Training lernten Jack und ich besser, mit vielen Dingen umzugehen.

Ich hab mehr Selbstvertrauen gewonnen, wurde sicherer, und konnte besser auf ihn eingehen, wenn er seine Ausraster hatte. Die wurden zwar weniger, aber ganz verschwunden sind sie nicht.

Jack hat sich mit der Zeit wesentlich entspannter aufgeführt.
Umweltreize wie Jogger, Fahrradfahrer, Kinderwagen mit Kind, entwickelten sich zum Alltag.

Etwas länger hat es bei Begegnungen mit fahrenden Autos gedauert. Bei LKWs oder Traktoren rastet er gelegentlich heute noch aus

Was geblieben ist, ist die Skepsis gegenüber fremden Hunden.
Bei jeder Begegnung muss ich auf der Hut sein, damit er ruhig bleibt, was nicht immer klappt.

Gegenüber fremden Menschen ist Jack zuerst kritisch, aber wenn er jemanden ins Herz geschlossen hat, dann besteht er aus reiner Freude.

Diese kleinen Erfolge werden jedoch immer öfter.
Obwohl alles noch nicht optimal läuft, macht es mich trotzdem stolz, es soweit mit Jack geschafft zu haben.

Mittlerweile genießt er immer mehr meine Kuscheleinheiten, die er am Anfang nicht zugelassen hätte ohne durchzudrehen oder sich einfach aus dem Staub zu machen.

Wir kommen immer mehr zu unserer Mitte. Ich hoffe, nein... ich bin mir sicher, daß wir noch mehr zusammen schaffen, so daß wir beide immer mehr entspannt sein können.

Was ich damit sagen möchte:
Jack wurde zur einer großen Herausforderung für mich, die mich aber auch enorm bereichert hat.

Die stressigen Zeiten der Ratlosigkeit haben eine Wende genommen und haben dazu beigetragen, daß nicht nur Jack immer gelassener wird. Ich bin dadurch mutiger und offener geworden, zusammen haben wir auch neue Freundschaften gefunden.

Ich bin sehr froh Jack an meiner Seite zu haben weil durch ihn habe auch ich viel dazugelernt.

Mittlerweile haben wir sogar unsere Begleithundeprüfung bestanden!

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Alle unsere Erfolge, die so mühsam erarbeitet wurden, schweißen uns um so mehr zusammen.

Ich kann nur jedem raten:

Auch wenn es noch so schwer wird, gebt euren Vierbeiner niemals auf.
Es wird vielleicht nicht alles 100% aufgehen, aber ein noch so ein kleiner Erfolg, der euch das Leben schöner macht, ist umso wertvoller.

Es lohnt sich!!!

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14.12.2022

16.12.2022


weihnachtstiere

Oder einen Gutschein über einen Tierheimbesuch im neuen Jahr!

Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
Und niemals ein Tier für jemand anderen aussuchen - Die “Chemie” muss stimmen!

Eltern sollten sich immer bewusst sein, dass SIE die letztendliche Verantwortung für ein Tier haben und nicht das Kind - Egal ob Hund, Katze oder Meerschweinchen und egal, was man vorher sagt!!

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