
Bereits im Jahr 2018, als ich auf der Suche nach einem älteren Zweithund war, fiel mir Jerry auf der Internetseite des Tierheims Wiesbaden auf. Was aber im Vermittlungstext stand, lies mich schnell weitersuchen.
Dort hieß es u.a., "er sei bei der Wahl seiner Hundekumpels sehr wählerisch, unkastriert und sein neues Zuhause müsse ohne andere Tiere sein", und wir hatten ja den Motu, Dackelmischling, der auch nicht so einfach im Umgang mit anderen Hunden ist.
So kam es, dass 2018 Grace als Zweithund bei uns einzog.
Anfang des Jahres 2019 reifte in mir immer mehr der Gedanke nach einem dritten Hund, stand doch seit 2015 nach Sammys Tod ein Körbchen leer. Ein Freund von uns schlug uns Jerry vor.
Den Jerry, auf den ich bereits ein Jahr zuvor aufmerksam geworden bin.
Jerry, ein Rottweiler-Mischling, mittlerweile 11 Jahre, davon 3 Jahre im Tierheim, kam ur- sprünglich aus einer Sicherstellung ins Tierheim, wegen katastrophaler Haltungs- bedingungen. Ein unsicherer Hund, der oft ängstlich reagiert.
Wir sollten ihn uns doch mal anschauen und unser Freund meinte, es müsste gut mit unseren Hunden klappen. Er kannte unsere Hunde und er kannte Jerry, weil er dort im Tierheim als Hundepfleger gearbeitet hatte, als Jerry im Jahr 2016 dort ankam.
Damals stand es sehr schlecht um Jerry. Er war stark abgemagert, mit Zecken und Parasiten übersät und hatte an vielen Stellen am Körper kein Fell mehr. Er bekam Bluttransfusionen und das Tierheim-Team bangte um sein Leben. Jerry ging unserem Freund damals sehr nahe. Im Mai 2019 fuhren wir zum ersten Kennenlernen ins Tierheim und er gefiel mir.
Die darauf folgenden Wochen wurde die Hunde- zusammenführung mit unseren zwei Hunden und Jerry geübt.
Immer dabei unser Freund und dessen Freundin. Ohne deren Engagement, die Ruhe und Gelassenheit, die sie ausstrahlen, und deren Fähigkeiten, Hunde zu lesen und richtig einzu- schätzen, hätte es sicher nicht geklappt.
Ich war doch sehr ängstlich bei den ersten Zu- sammentreffen.
Bei Grace machte ich mir keine Gedanken, aber bei Motu. Der kleine Mann kann ein ganz schöner Stinkstiefel anderen Hunden gegenüber sein, und er hätte keine Chance gehabt, wenn Jerry ihn sich hätte schnappen wollen.
Aber je öfter wir hinfuhren und je öfter Jerry sonntags bei uns daheim war, um so sicherer wurde ich, und die drei schienen sich gut zu verstehen.
Jerry hat sich von Anfang an vorbildlich unseren Hunden gegenüber benommen. Es hat nicht einmal eine Situation gegeben, wo man dazwischen gehen musste oder irgendwas. Auch Motu hat sich Jerry gegenüber entspannt verhalten.

Am 31.08.2019 war es dann soweit; wir holten ihn zu uns nach Hause.
An diesem Tag am meisten gefreut hatte sich sicherlich Jerrys langjährige Gassigeherin. Als sie mich eine Woche zuvor gefragt hatte, ob wir den Jerry wirklich nehmen und ich ihr dies bestätigte, hatte sie vor lauter Freude Tränen in den Augen. Sie meinte, Jerry sei so ein toller Hund und er hätte es mehr als verdient.
Noch heute erkundigt sie sich bei unserem Freund nach Jerry und bekommt von ihm Bilder geschickt. Schön oder? Daheim bei uns klappt alles super. Jerry ist ein großer Schatz,
• der sich geduldig in die 3. Reihe stellt, wenn es um die Verteilung von Leckerlis geht • bei dem es nach einer kurzen Eingewöhnung gut mit anderen Hunden klappt • der sich von kleinen Hunden anpöbeln lässt und vorsichtshalber mal einen Schritt zurückgeht • der bei uns im Garten keine Leute am Zaun verbellt • sich von dem Gebell der Nachbarshunde nicht animiert fühlt mitzumachen
und der auch sonst keine Probleme macht.

Wer auf den Gedanken kommt, mit 11 Jahren hätten wir einen alten Hund bekommen, der täuscht sich.
Jerry macht die Augen auf und will schon mit Grace im Garten spielen und toben.




Er ist Lebensfreude pur.
 

Grace ist seine Freundin und an der orientiert er sich sehr.
Das merkt man besonders bei getrennten Spaziergängen. Allein ist er eher ängstlich und unentspannt. Mit seiner Grace und Motu zusammen genießt er das Gassi gehen, schnüffelt viel und wälzt sich im Gras.

Warum dieser Hund 3 Jahre im Tierheim saß... kaum zu verstehen.
Er ist von seiner Art, seinem Verhalten anderen Hunden gegenüber, dem Handling und allem ein wirklich toller Hund.
Vielleicht weil er groß, schwarz, alt und in Hessen als Rottweiler-Mischling als gefährlicher Hund eingestuft war, hatten die Leute kein Interesse an ihm.

Vielleicht hat aber auch der Vermittlungstext abgeschreckt und seine Präsentation im Zwinger. Jerry hat sich ja nicht gerade von seiner besten Seite gezeigt, wenn Interessenten am Gitter standen. Kaum einer hat mehr einen zweiten Blick riskiert.
Glück für uns.
Wir sind froh, dass wir so einen großen Schatz bekommen haben, den Jerry, wegen der Größe seines Kopfes auch liebevoll "Großköpfel" genannt.
Jerry lebt jetzt ohne Auflagen in Rheinland-Pfalz.
 
Frohe Weihnachten wünschen wir Euch.
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