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Mala

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Hallo,
ich bin Mala und ein glückliches Schäferhundmädchen. Ich möchte Euch von meinem bisherigen Hundeleben berichten.

Habt keine Angst, die Geschichte beginnt zwar denkbar traurig, aber am Schluss erwartet Euch ein echtes Happy End!

Wie alt ich bin, weiß ich nicht so genau und von meiner Kindheit und Jugend möchte ich ganz viel vergessen. Wenn ich daran zurückdenke, fällt mir nur ein dunkles, enges Loch ein, in dem ich mich sehr einsam fühlte.

Stunde um Stunde, Tag um Tag, Monat um Monat, Jahr um Jahr verging, ohne dass etwas passierte oder ich aus diesem Verschlag herauskam. Meist habe ich versucht zu schlafen, obwohl mich Durst und nagender Hunger oft wach gehalten haben. Mein Bauch tat weh und meine Muskeln und Gelenke schmerzten. Flöhe, Würmer, Milben und sonstiges Ungeziefergetier machten mir zusätzlich das Leben schwer. Mein Fell war an vielen Stellen völlig ausgefallen, die Haut von Geschwüren bedeckt und jeder Knochen zeichnete sich unter der Haut ab.

Ich kannte es nicht anders und hörte und roch, dass die anderen Hunde im gleichen Stall genauso eingesperrt und verwahrlost waren wie ich. Viel zu selten kam ein beängstigender, grober Mensch ans Gitter meines Gefängnisses, um vielleicht einen Wassernapf aufzufüllen oder gammelnde Knochenreste hinein zu werfen.

Meine Zähne, kaum dass sie sich gerade mal eben gebildet hatten, brachen bald ab und verzweifelt versuchte ich, aus den spärlichen Knochenabfällen mit Spucke und Kauleisten die anhaftenden Sehnen- und  Fleischfetzen herauszulutschen. Die Maden, die oft daran wimmelten, waren fast das Beste daran.

Ganz ehrlich, in dieser Zeit habe ich mir angewöhnt meine eigene Häufchen zu fressen und mein Pipi aufzulecken, und vielleicht hätte ich sonst den 26. September 2006 auch nicht mehr erlebt.

Da passierte nämlich etwas zunächst sehr Beängstigendes:

Rund um dieses dunkle Hundegefängnis waren plötzlich viele Menschenstimmen zu hören, die brachen die Schlösser und Ketten an den Türen auf und es wurde hell und laut um uns herum.

Fremde Menschen kamen hinein und redeten mit uns, manche weinten und liefen wieder nach draußen, um den Mut zu fassen, uns zu befreien. Manche von meinen Hundekollegen winselten und jaulten, manche hatten panische Angst. Vor allem, als die Menschen begannen uns zu locken und einzufangen.

Sehr, sehr lange schon waren wir nicht mehr von einem Menschen berührt worden und viele von uns wollten nur weg und fliehen. Einige waren aber auch so am Ende ihrer Kräfte, dass sie alles mit sich geschehen ließen und ich habe später gehört, dass einige von ihnen so schwach und krank waren, dass sie nun im Hundehimmel sind.

Auch für mich war dieser Tag und die Zeit danach, in der Erinnerung nur ein unglaublicher Strudel an Stress und Angst. Es passierten viele Dinge mit mir, die ich noch nie in meinem Leben erlebt hatte.

Menschen fassten mich an, hielten mich fest, untersuchten mich von Kopf bis Fuß, es gab Spritzen, es gab Tropfen, Pasten, Tabletten, es gab plötzlich einen Himmel über mir und Gras unter meinen Pfoten und andere Hunde nahe um mich herum, ich konnte hin und her laufen und mich bewegen. Auch, wenn man dies kaum glauben kann: das war ganz schön schwer für mich.

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Heute weiß ich, dass das alles gut gemeint war und mir all dies auch das Leben gerettet hat, aber damals wollte ich nur noch allem ausweichen, was um mich rum war.

Niemand und nichts durfte mir nahe kommen – ich wollte einfach nicht – ich konnte nicht mehr – und wenn Linda und Bernd vom Biohof Geißblatt, denn so hieß der Tierschutzhof, auf dem ich nun war, auch noch so einfühlsam und vorsichtig waren; ich dachte nur: Macht was ihr wollt, aber ohne mich.

Futter gab es plötzlich reichlich und regelmäßig, aber es hing da immer ein Mensch dran. Nun gut, auch ich musste Prioritäten setzen und Menschen mit Futter, wenn sie dann nicht zu nahe kamen, konnte ich nach einigen Wochen ertragen, ohne in Panik zu fliehen.

So nach und nach stellte ich dann fest, dass dieser Platz hier ganz viele neue Möglichkeiten für mein Hundsein bereithielt. Aber was sollte ich nun damit anfangen?

Es gab einen riesigen Hundespielplatz, aber wie spielt man als Hund eigentlich?
Ich hatte da keine Erfahrung, ich wusste nicht wie es in einer Hundemeute zugeht, welche Signale wichtig sind und was sie bedeuten. Also hielt ich mich bestmöglich raus, sichert mir einen kleinen Laufstreifen am Rande des Grundstücks und lief und lief und lief. Zunächst immer auf und ab, immer in Bewegung und immer auf der Flucht vor Annäherung von Mensch und Tier.

So ging es mir körperlich bald besser, die Parasiten, die mich gequält hatten, waren bekämpft, ich bekam richtiges Futter und nahm etwas zu, mein Fell bildete sich an den kahlen Stellen neu und meine Muskeln und Gelenke konnten endlich benutzt werden und bauten sich so nach und nach auf. Allerdings ging es meiner verletzten Hundeseele noch immer recht elend. Ich war so voll mit der Angst und den Schrecken meines bisherigen Lebens, dass ich einfach kein Selbstbewusstsein fand.

Flucht, Abwehr, Verweigerung und die abgrundtiefe Angst zu verhungern füllten mich völlig aus, und obwohl ich mittlerweile vermutete, dass Menschen auch versorgen, beschützen und behüten können, war mein Misstrauen einfach stärker und gewann immer wieder die Oberhand. Aber ich war niemals bissig oder aggressiv zu Menschen, nur fühlte ich mich einfach sicherer, wenn sie mich in Ruhe ließen.

So hatte ich mich im Großen und Ganzen auch auf dem Biohof Geißblatt mit allem arrangiert und dachte wohl, da kommt nichts mehr.

Aber nach einigen Monaten spürte ich eine gewisse Unruhe. Von den Menschen, die immer mal wieder auf den Hof kamen und mich in der Regel völlig außer Acht ließen – was mir im Übrigen nur recht war – kamen zwei und schauten gerade mich ganz ganz genau an.

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Ach herrje, und dann wollten sie auch noch gerade mit mir spazieren gehen.

Obendrein gab es da auch noch eine riesige und nicht gerade liebenswürdige Schäferhündin, die da auch unausweichlich dazu gehörte. Das schlug mir doch ziemlich auf den Darm und ich musste ein Häufchen nach dem anderen machen und war völlig damit ausgelastet den Menschenhänden und der grimmigen Hundenase von Gina (der anderen Schäferhündin) auszuweichen.

Zum Glück ist nichts weiter passiert und nach einer halben Stunde durfte ich wieder zurück auf meinen Laufstreifen im Hof.

Aber diese speziellen Menschen kamen immer wieder und brachten diese Gina immer mit. So nach und nach ertappte ich mich allerdings dabei, dass ich auf sie wartete und nicht mal so ganz ungerne mit spazieren ging.

Dann fing es an, dass die Menschen und Gina noch mit rein kamen zum Spielen, da musste ich mich aber dann doch eher eilig verstecken und in ganz anderen Ecken des Grundstücks aufhalten.

Obwohl ich bald rausfand, dass gerade diese Menschen immer ein Leckerlie einstecken hatten, dass ich auch bekam, sobald ich meine Nase in Richtung Hand streckte. Sogar, wenn ich hinter diesen Menschen herlief, kam immer mal wieder ein Häppchen.

Dies Prinzip gefiel mir außerordentlich gut und diese Gina war, so fand ich bald, gar nicht so grimmig wie sie tat. Vor allem schien sie wirklich diesen Menschen völlig zu vertrauen und hatte so gar keine Angst vor denen. Das gab mir wirklich zu denken!

Und ehrlich gesagt, so ganz konkret hatte ich an diesen beiden Menschen auch bislang nichts auszusetzen. O.k., sie hatten mich bei den ersten Spaziergängen nachdrücklich überredet, das Grundstück zu verlassen, aber das war schon das Unangenehmste, was mir mit ihnen passiert war. Sie waren nicht zu aufdringlich, sprachen immer ganz ruhig und angenehm und irgendwie schien gerade ich ihnen doch auch wichtig zu sein.

Und dann passierte etwas sehr Entscheidendes in meinem Hundeleben. Es war ein schöner, warmer und freundlicher Sommertag und ich war nun fast schon ein Jahr auf dem Biohof Geißblatt, da kamen – mal wieder mag ich fast sagen - „meine“ Menschen mit Gina zum Spaziergang vorbei und danach spielten wir noch ein wenig im Garten und ich hatte schon reichlich Leckerlies bei dem Spiel „Ich-folge-dem-Mensch“ abgeschnappt, als ich völlig überraschend so schwuppdich in einem Auto saß und ehe ich mich versah, stand ich in einem großen, fremden  Garten, in dem ich von Gina und „meinen“ Menschen begrüßt wurde.

Zum Glück gab es jede Menge Versteckmöglichkeiten, welche die Menschen und Gina mich dies ganz in Ruhe erkunden ließen. Aber so ganz alleine wollte ich dann doch nicht sein und ging auf die Suche nach den anderen, die völlig entspannt auf einer Terrasse zusammen saßen. Also lief ich wieder rund ums Grundstück und wieder zur Terrasse, da saßen sie immer noch und rund ums Grundstück und zur Terrasse und dies immer und immer wieder.

Doch bald war ich müde und erschöpft von dieser Rumrennerei und legte mich in Sichtweite der Terrasse ab.

Gerade da kam mir die Sache mit den Leckerlies in den Sinn, denn jemand, der wie ich jahrelang gehungert hat, kann das auch in solch einer Situation kaum vergessen, und so schlich ich mich an, um auszuprobieren, ob das Prinzip Nase – Hand – Leckerlies auch hier funktioniert. Und siehe da, bei all dem Neuen und Unbekannten, dies funktionierte auch hier, was mich wirklich total erleichterte und meine immer wieder aufkeimende Angst, was ist denn nun schon wieder neu, konsequent beschwichtigte.

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Und nun ging alles ganz schnell, die Tage in meinem neuen Zuhause vergingen wie im Fluge und zu meiner ganz großen Überraschung konnte ich mich völlig mühelos daran gewöhnen, ein Haushund zu sein.

Ganz viel hat mir dabei geholfen, dass Gina mit „unseren“ Menschen so völlig zufrieden ist und, dass das Zusammenleben sich so gelassen und harmonisch gestaltet.

Dinge, die ich nicht weiß, wie z.B., dass ich nicht auf den Tisch krabbeln soll, um mir Butter und Brot zu holen oder dass Häufchen und Pippi ausschließlich nach draußen gehören, bekomme ich ganz hundevernünftig erklärt, ohne dass da irgendwie bedrohliche Aufregung herrscht.

Wenn ich mal unsicher bin, was denn nun eigentlich geht und was nicht, dann schaue ich einfach, wie Gina das macht und dann mache ich es nach und meine neue Welt kommt so Stück für Stück in Ordnung. Gina ist nämlich wirklich kein bisschen so grimmig, wie sie scheint. Nur wenn ich mal gar zu eifrig bin und sie in ihren Schläfchen störe, schimpft sie mich manchmal tüchtig aus. Aber auch da habe ich dazu gelernt und schläfere jetzt einfach mit und sammele Kraft und Energie um gemeinsam mit Gina unseren Hobbys zu frönen: Katzen auf den Baum zu jagen und den Garten umzugraben.

Auch bei den täglichen Spaziergängen sind wir uns immer einig und wenn da ein Mauseloch oder Erdhügel besonders sorgfältig inspiziert und umorganisiert werden muss, dann tun wir es eben (dann können unsere Menschen noch so viel an der Leine rumzerren!). Interessant ist auch, dass sich die Menschen immer freuen, wenn ich mit dem Schwanz wedle oder ihnen einfach mal so nahe komm. Wenn ich dann noch mein Repertoire an Wohlfühlgeräuschen zum Besten gebe, denn da habe ich wirklich viel zu bieten, sind alle immer ganz aus dem Häuschen und loben mich ganz besonders dafür und erzählen mir, was ich doch für ein toller Hund bin. Das tut mir wirklich gut!

Was allerdings auch Gina überhaupt nicht versteht, ist mein ständiges Bestreben mich mit Futter zu versorgen. Wenn ich mal wieder bettelnd am Tisch meiner Menschen stehe oder den Garten nach Fallobst absuche, schüttelt sie nur den Kopf. Im Prinzip weiß ich ja, dass es täglich, regelmäßig und supergutes Futter gibt, aber es ist nie genug und dass ich in ein paar Wochen 5 kg zugenommen habe, das hat nun wirklich gar nichts zu heißen!

Was ich noch gelernt habe ist, dass ich Mala bin und dass es sich wirklich lohnt auf diesen Namen  zu hören! Wenn ich dann komm, gibt es Leckerlies oder andere feine Dinge, die ich mittlerweile echt zu schätzen weiß, wie z.B. Popo kraulen oder Ohrchen knuddeln. Denn auch wenn ihr es kaum glaubt, Menschen können echt ganz wunderbar praktisch für uns Hunde sein, denn außer, dass sie den Dosenöffner haben und wissen wie der Kühlschrank aufgeht, können sie streicheln, kraulen, knuddeln, ermutigen, wenn man Angst hat, die Haustür aufmachen, mit uns spazieren gehen und…. und das ist wohl das wichtigste von allen: uns einfach lieb haben, so wie wir sind!

Vorne im Bild ist übrigens meine große Freundin Gina!

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Nun bin ich schon eine ganze Zeit lang hier. Die letzten Monate waren eine Zeit des Entdeckens und Lernens für alle, die nun meine Familie sind.

Gut dafür ist, dass jeder Tag so ziemlich den genau gleichen Ablauf hat, das macht das Leben für mich einschätzbarer, durchschaubarer und gibt mir Sicherheit. Mittlerweile bestehe ich auch nachdrücklich auf diesen Ablauf, falls mal irgendwer etwas vergisst.

Das mit dem Wecken von Frauchen, das überlasse ich Gina, die weiß einfach besser Bescheid darüber, wie sie sich ans Bett pirschen kann und Frauchen ins Ohr pusten muss, um diese sanft zu wecken.

Aber kaum regt sich da was, kommt schon meine erste Aufgabe:
Mit stürmischem Schwanzgewedel schließe ich mich dem Weckkomitee an, damit auch klar wird, dass Gina quasi in meinem Auftrag handelt!

Eine erste Knuddelrunde mit Gina, Frauchen und mir ist dann gewissermaßen die Belohnung. Das ist wirklich ein wunderbarer Start in den Tag, wenn Frauchen mich mit 10 Fingern am Hinterteil ganz feste kratzt und Gina mir gleichzeitig in die Vorderbeine kneift, dann schlängele und rekele ich mich nach allen Seiten, um auf keinen Fall hier an irgendeiner Stelle etwas zu verpassen.

Wenn dann die Terrassentür aufgemacht wird, pese ich mit Gina kreuz und quer durch den Garten, erledige da die anstehenden Geschäfte, die, wie ich nun sicher weiß, nur nach draußen und nicht (mehr) in die Wohnung gehören, und mache zusammen mit meiner großen Freundin einen ersten Inspektionsrundgang, um die Spuren der Nacht, die die Katzen, Hasen, Igel, Eichhörnchen und Rehe dort hinterlassen haben, genauestens zu orten und zu untersuchen.

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Manchmal reicht die Zeit auch noch zur Kontrolle des ehemaligen Hühnerhauses. Wenn wir viel Glück haben, können Gina und ich hier ab und zu noch mal ein unvorsichtiges Mäuschen aufstöbern.

Dann aber schnell zurück ins Haus, denn das erste Highlight des Tages wartet schon: das kleine Frühstück. Das ist eine leider viel zu sparsam bemessene Menge von Trockenfutter (kann ich übrigens auch mühelos ohne Zähne verspeisen), die außerdem auch noch häufig in der Küche oder in einer Pappschachtel versteckt ist, sodass ich diese erst noch suchen muss. Komisch eigentlich, denn normalerweise ist Frauchen gar nicht so kompliziert, dass das nicht einfacher geht.

Irgendwie ist dann schon klar, dass wir von Frauchen nichts mehr zu erwarten haben. Sie wirkt dann ganz abgelenkt, geht ohne uns im Bad mit viel Wasser rumplanschen, riecht bald ziemlich komisch nach irgendwelchen chemischen Dingen und zieht sich ein fremdartiges Fell über und verabschiedet sich von uns.

Also ist es Zeit, den Vierten in unserem Bunde mal in Bewegung zu bringen. Am besten klappt das, wenn Gina und ich vor dem Bett temperamentvolle Hundetänzchen aufführen und so seine Aufmerksamkeit bekommen. Es ist auch ganz gut, wenn er da ein Auge auf uns hat, denn manchmal schwappen die Wogen doch so hoch, dass ich zu stürmisch und Gina ein wenig ungnädig wird und Herrchen ab und zu mal: „Na-na-na“ sagen muss, damit sich die erhitzten Gemüter wieder beruhigen.

Wenn Frauchen dann außer Haus und Herrchen aus dem Bett ist, ist für uns Hunde erstmal abwarten und das erste Entspannungspäuschen angesagt. Denn nun dauert es schon eine kleine Weile, bis sich hier wieder etwas Hundemäßiges tut. Wenn es gar zu lange dauert, beschwere ich mich schon mal, durch stupsen, maulen oder bellen bei Herrchen.

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Das mit dem „Maulen“, muss ich vielleicht erklären:

In meiner Kindheit und Jugend habe ich ja, wie oben geschrieben, wenig bis gar nichts lernen dürfen. In Einzelhaft in einem dunklen und engen Verschlag zu liegen, bietet nun mal auch für das begabteste Hundemädchen keine Möglichkeiten etwas zu lernen.

Die anderen Hunde, die in diesem Stall eingesperrt waren, habe ich zwar nicht gesehen, aber gehört. Ein Teil von uns unglücklichen Insassen waren Huskys und von denen habe ich mir das Jodeln abgehört. So spreche ich jetzt gebrochen „husky“ mit starkem Schäferhund-Akzent.
Hundemenschen können sich sicher vorstellen, wie das die Kommunikation mit meinen Menschen belebt.

Zurück zum Tag:
Nun als nächstes kommt ein langer Feld-Wald-und- Wiesenspaziergang dran. Bei dem darf ich mittlerweile oft ohne Leine laufen, weil ich nämlich so wunderbar hören kann und ganz zuverlässig immer komme, wenn ich gerufen werde. Auch andere Pelztiere, die wir unterwegs treffen, können mich kaum ablenken. Da verstehe ich – ehrlich gesagt – Gina überhaupt nicht, die bei jedem Reh, Hasen oder noch schlimmer fremdem Hund (was selten vorkommt) ein Riesentheater macht und immer völlig aufgeregt wird.

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Warum bloß???
Ich habe die Erfahrung gemacht, die meisten Dinge erledigen sich durch ignorieren. Aufpassen auf uns, damit uns nichts passiert, tun sowieso Frauchen oder Herrchen, dafür sind sie ja in unsere Hundewelt gekommen.

Apropos ignorieren, die Geschichte mit Sitz und erhobenen Zeigefinger habe ich auch lange ignoriert. Ich habe einfach nicht glauben können, dass vor allem das Frauchen (welches überhaupt manchmal strenger ist) wirklich und wahrhaftig meint, alleine deswegen sollte ich mich auf meinen Hundepopo setzen.

Aber nach vielen Wochen und nachdem ich dies wirklich hunderte von Malen einfach ignoriert habe, wurde es mir dann doch zu dumm und jetzt setze ich mich halt hin, wenn sie „Sitz“ sagt und so komisch den Zeigefinger streckt. Warum das jetzt irgendwie wichtig sein könnte, weiß ich zwar auch nicht, aber zumindest springt immer mal wieder ein Leckerchen dabei raus….

Ach ja, da war und ist ja noch die Geschichte mit meinem Dauerhunger. Das hat sich jetzt nun überhaupt nicht verändert, obwohl ich auch selbst gespürt habe, dass meine Mitte mehr und mehr zur Rolle wurde. Es hat auch ein wenig gedauert bis Frauchen endlich auf den Trichter kam, dass ich ein absoluter Obst-Gemüse-Reis-Fan und mit einer so gemischten Speiseplatte durchaus einverstanden bin. Vor allem, wenn dann auch irgendwo ein Stück Fleisch dazwischen liegt.

Dass ich – schlau und geschickt, wie ich bin – gelernt hatte, den Komposteimer zu öffnen (ein Pfotentritt und schnell das Schnäuzchen unter den Deckel gesteckt) hat mir nur vorübergehend geholfen, denn kaum hatte dies zwei- bis dreimal geklappt, wurde der Eimer verkehrt herum aufgestellt und schon war Schluss mit der Selbstbedienung.

Da ist der Garten schon ergiebiger. Was waren das für herrliche Zeiten, als im Herbst die Fallobstzeit war und ich genüsslich zwischen Pflaumen, Äpfeln und Birnen aussuchen konnte. Da habe ich viele Stunden damit verbracht, mich durch dieses Überangebot von verschiedenen Obstsorten zu knabbern.

Leider ist mir das oft so auf den Magen geschlagen, dass ich gar nicht mehr wusste, wohin mit meinen Unmengen von Verdauungsprodukten. Ich schätze mal, dass 100 Gramm (leicht vergorenes Obst) ca. 2 Kilo Hundehäufchen produzieren, die leider so etwa im Vierstunden-Takt raus wollen. Das war vor allem nachts ein kleines Problem, weil ich da ja nicht mal eben nach draußen konnte.

Toll ist, wie ich das „Ich-muss-auch-mal-nachts-ein-Häufchen- Problem“ endlich gelöst habe:
Ich wecke Gina, Gina weckt Frauchen, die macht die Terrassentür auf, ich wetze raus, erledige die Dinge, die anstehen und komme wieder rein und kann so schnurstracks in meinem Körbchen verschwinden und erleichtert weiter schlummern. Und Frauchen muss nur darauf warten und dann noch die Terrassentür bis zum nächsten Mal wieder zumachen. Macht sie aber anscheinend gerne, zumindest offenbar lieber, als morgens als erstes eine Fußbodengrundreinigung vorzunehmen.

Irgendwann wurden dann ärgerliche Zäune im Garten gezogen, sodass mir der Zugang zur Obstwiese deutlich erschwert war. Ich nahm es aber sportlich und habe viel Ehrgeiz, Zeit und Geschick investiert, diese Einzäunung wegzuräumen, zu untergraben, zu umgehen oder darin Schlupflöcher zu finden. Bei dieser Gelegenheit habe ich mir eine wunderbare Hundehöhle von über 2 m Länge tief in die Erde gegraben. Sie hat mich richtungsmäßig zwar nicht zum Obst geführt, aber ich habe mir dort ein prima Versteck geschaffen.

Eine weitere unerwartete Gabe dieses unerschöpflichen Gartens waren Horste von Tulpenzwiebeln, die Frauchen im Herbst tagelang überall in verschiedenen extra dafür angelegten Erdhügeln verteilt hatte. Das war vielleicht eine Arbeit, diese Stück für Stück aufzuspüren und auszubuddeln. Meist schmeckten sie dann aber ganz frisch und knackig. Frauchen guckte allerdings stets ein wenig pikiert und wurde gegen ihre Gewohnheiten doch etwas aufgeregt, als ich mich in dieser Phase zum „Tulpenmädchen“ spezialisiert hatte.

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Besser war es schon, mich an diese Schnüffel-Grab-und-Knack-Arbeiten zu machen, wenn sie nicht gerade in Sichtweite war. Da hatte ich dann einfach mehr Ruhe dazu und sie musste sich auch nicht so echauffieren.

Überhaupt ist dieser Garten für mich eine echte Bereicherung. So habe ich hier auch gelernt, was echte Hundespiele sind. Auf dem Tierschutzhof in Warpe, dem Biohof Geißblatt, hatte ich mir das ja hin und wieder aus sicherer Entfernung mal angeschaut, wie andere Hunde so miteinander umgehen. Nun habe ich das "echte" Hundespiel mit Gina geübt und stelle fest, es ist ganz einfach:

Kneif ich Dich ins Bein – kneifst Du mich ins Bein; dann zieh ich Dich am Kragen – dann ziehst Du mich am Kragen - wir knurren ganz gefährlich und rasen eine Runde durch den Garten und fangen wieder von vorne an.

Und der Garten ist ganz eindeutig Hundeland und wir haben hier das Sagen!!! Alles andere, was vier Beine hat, muss entweder auf den Baum, wie die Katzen oder Eichhörnchen oder aber sehen, dass es auf die andere Seite des Zaunes kommt. Da achten Gina und ich sehr darauf!

Im Zweifelsfall kann ich das auch alleine besorgen. Ich habe sogar schon ganz auf mich gestellt und selbständig (Gina lag in der Stube auf der Couch und machte gerade ein Nickerchen, Frauchen und Herrchen waren außer Sichtweite im Stall) zwei fremde Männer, die sich unserem Garten näherten, beherzt verbellt!!! Und dann habe ich mich schnell auf die Suche nach meiner Einheit gemacht, um Bescheid zu geben. Alle sind dann gemeinsam mit mir zur Gartenpforte gegangen und dann durften die beiden Männer – natürlich sozusagen unter meiner Aufsicht – den Garten betreten. Und ich wurde gelobt und geknuddelt.

Das ist mir doch auch ganz wichtig und wenn das mal vergessen wird und ich geschmust werden will, streiche ich wie eine Katze mit dem ganzen Körper um die Menschenbeine rum und reibe meinen Kopf daran, dass klappt 1000% immer!!!

Außerdem finde ich mittlerweile gebürstet werden ganz toll und drängele mich immer dazwischen, wenn Gina dran ist, die es total und überhaupt nicht leiden kann, gebürstet zu werden. Demnach läuft Gina rum, wie ein Flokati mit Motten und ich sehe gestylt aus, wie ein Model fürs Fotoshooting.

Ach ja, jetzt kam ich ins Plaudern und eigentlich waren wir ja bei meinem Tagesablauf und was nach dem morgendlichen Ausgehen den Tag so schöner macht. Vor allem und für mich schon der Dreh- und Angelpunkt des Tages: Das große Frühstück.

Das ist mir so wichtig, dass ich mich schon auf dem Rückweg des Spaziergangs gar nicht mehr auf Mauselöcher oder sonstige interessante Dinge einlassen kann, sondern Gina und Herrchen ständig und nachdrücklich zur Eile antreiben muss. Da kommt es schon mal zu Unstimmigkeiten. Gina eilt sich prinzipiell nicht so gerne – sie muss halt auch immer an ihre Hüften denken und Herrchen wird auch manchmal recht brummig, wenn ich gar nicht mehr zuhören und warten kann, weil der Gedanke ans Essen mit Macht nach Hause zieht.

Aber schließlich ist es dann soweit und ein geschmacklich ganz prächtiger, mengenmäßig natürlich viel zu kleiner Brunch wartet auf mich. Auch Herrchen bereitet für sich jetzt ein Frühstück und sicherheitshalber bleibe ich ganz fest an seiner Seite und lass ihn dabei nicht aus den Augen. Manchmal fällt nämlich ein Häppchen für mich ab. Diese müssen nun ja anständig verdaut werden. Da sind Gina und ich uns wieder völlig einig.

Neben Essen und Spazierengehen ist das regelmäßige und ausgiebige Schläfchen nämlich eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Ganz wohlig und behaglich ist mir dann zumute. Satt, zufrieden und im Kreise meiner Lieben kann ich dann ganz entspannt schläfern und genießen, dass mein Hundeleben jetzt so schön ist.

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Ganz selten, wenn z. B. jemand sich zu rasch bewegt, wenn es laut scheppert oder irgendwelche Dinge runterfallen, dann klapp ich schnell meine Öhrchen weg und versuche möglichst viel Abstand zwischen mich und dem Ort des Geschehens zu bekommen, verschwinde meist in meinem Körbchen und warte ab, bis eine eventuelle Gefahr auf jeden Fall auszuschließen ist. Irgendwie war da wohl mal was?

Nach unserem Entspannungsschlaf ist für Gina und mich meist ein längerer Gartenaufenthalt im Programm. Zum Glück ist das Grundstück groß, teilweise verwildert und verwinkelt, sodass sich doch täglich neue interessante Dinge auffinden lassen. Ganz nett finde ich auch die Vogelfutterstellen, die immer mal ein Bröckchen Rindertalg, getrocknetes Obst und Körner hergeben, wenn ich nur sorgfältig genug darunter rumsuche.

Dann müssen Gina und ich uns wieder auf die Suche nach Herrchen begeben, denn unser nachmittäglicher Spaziergang ist nun der nächste Programmpunkt. Und nun geht es in eine andere Himmelsrichtung als morgens, denn als Hund muss man ja immer die ganze Umgebung unter Kontrolle halten.

Zu Hause wartet manchmal dann schon Frauchen auf uns und wenn ich ganz genau hinhöre, erzählt Herrchen dann immer, wie brav ich wieder war und was für neckische Dinge mir über Tag so eingefallen sind. Dann werde ich gelobt und gestreichelt, manchmal gebürstet und wir alle sind ganz glücklich miteinander.

Gina ist übrigens kein bisschen eifersüchtig und wartet einfach ganz gelassen darauf, dass sie ihren Teil von Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten bekommt. Sie bedankt sich dafür ganz artig, indem sie Frauchen oder Herrchen liebevoll anschaut und alle Hautstellen, die sie erwischen kann, ableckt.

Natürlich gibt es auch ein Abendessen und danach gehe ich meist alleine noch ein wenig im Garten spazieren, denn Gina hat für sich schon Feierabend gemacht. Als ältere Dame braucht sie einfach mehr Schlaf, obwohl ich das schon schade finde. Manchmal gelingt es mir, sie noch mal zu einem Hundetänzchen zu animieren, aber meist reagiert sie eher grell-genervt, wenn ich um diese Zeit noch mit Spielanforderungen ankomme.

O.k., na ja…. Trotzdem ist Gina für mich einfach die allerwichtigste Freundin in meiner Welt, denn wenn sie nicht wäre, hätte ich bestimmt nicht so mühelos gelernt, wie ein Hundeleben funktioniert, wenn es gut läuft.

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Ich habe Euch diese Geschichte erzählt, um allen interessierten Hundemenschen Mut zu machen, auch einem Hund ein Zuhause zu geben, der bisher noch nicht die Chance hatte, ein Zusammenleben mit Menschen zu erleben.

Wir Hunde sind so viel klüger, als man gemeinhin glaubt und wenn es jemand wirklich gut mit uns meint, ein wenig Geduld hat und uns mit unseren Besonderheiten annimmt, dann steht einer echten Beziehung nichts im Wege.

Alles Gute für alle Hunde dieser Welt wünscht

Mala
 

12.12.2010

14.12.2010


weihnachtstiere

Oder einen Gutschein über einen Tierheimbesuch im neuen Jahr!

Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
Und niemals ein Tier für jemand anderen aussuchen - Die “Chemie” muss stimmen!

Eltern sollten sich immer bewusst sein, dass SIE die letztendliche Verantwortung für ein Tier haben und nicht das Kind - Egal ob Hund, Katze oder Meerschweinchen und egal, was man vorher sagt!!

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