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Onni

2020

Meine Welt ist schwarz.

Eiter läuft mir aus den Augen, der Nase, ich huste mir die Seele aus dem Leib.
Mein Gesicht ist deformiert, eine riesige Schwellung und Schmerzen betäuben mich immer mehr.

Ich habe keine Kraft mehr.

Weiß nicht, wo ich bin; nur mein Gehör sagt mir, ob ich vielleicht endlich etwas zu essen fange.

Ich bin viel zu schwach, viel zu langsam, um mich in dieser Dunkelheit zurechtzufinden.

Oft esse ich Erde, weil ich wieder zu langsam war und die Maus und der Käfer schon lange vor mir verschwunden sind.

Es ist ein sonniger Morgen und der 20.4.20. Ich weiß nicht das ich mitten auf einem Weg der zu diversen Äckern führt, sitze. Ich weiß nicht das dieser Weg die morgendliche Strecke meiner nahenden Hilfe ist.

Ich habe so schlimmen Hunger. Und spüre das es zu Ende ist.

Ein Hund bellt, ich höre eine Stimme und renne um mein Leben, aber ich bin so schwach. Entkräftet lege mich in hin.

Das Hundegebell und die Stimme werden leiser. Und es ist wieder still, in meiner dunklen Welt.

Ich bleibe einfach dort sitzen. Wo soll ich auch hin...

Ich höre plötzlich zwei Stimmen, wanke los, laufe und laufe vor diesen Stimmen weg und spüre, wie sich plötzlich eine Decke auf meinen Körper legt. Ich habe aufgegeben.

Es ist der 20.04.2020, und ich weiß nicht, dass mein (neues) Leben beginnt.

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10 Uhr.

Ich sehe dich zum ersten Mal. Du brauchst SOFORT Hilfe.


11 Uhr.

1,6 Kilo Knochen. die von Haut überzogen sind.

Den Bauch voller Erde.

Eiter tropft aus der Nase, dick geschwollen und du sollst sterben. Du seist sicher eh „nur“ ein Streuner.

Ich weigere mich. Nicht SO.


12 Uhr.

Man bringt dich weg. Du wirst wahrscheinlich sterben.

„Ach, der gehört sicher eh keinem“.

Ich weigere mich. Nicht SO.

Und stopfe in das Spendenschwein Geld.

Alles was ich tun konnte, tat ich für dich.


20.25.2020

Wir betreten den Quarantäneraum.

Du liegst in deinem Käfig.
Ich liebe dich jetzt schon wie verrückt, auch wenn ich als Hundemensch absurderweise totale (Katzen-) Berührungsängste habe.

Ich denke monatelang, ich würde dir vielleicht wehtun oder dir etwas brechen. *Ja, wir dürfen jetzt alle gemeinsam darüber lachen*

Kein Tag an dem wir nicht an dich denken, inständig hoffen, du wirst es schaffen.

Jedes Sterben lassen „wollen“ von dir, lehne ich ab. Ein Löwe wurde und bin ich für dich!


22.06.2020

Wir holen dich ab.

Du wirst bald sterben, sagen sie. „Alt und krank wie du seist.“

Wir schenken dir einen würdigen Namen, DU bist wichtig, lebens- und liebenswert:

ONNI
(finnisch: Glück).

Ende 2022

Du lebst. Und WIE.

Deine Welt mag dunkel sein, umso weiter ist dein Herz.

Du magst FIV haben, da lachen wir doch drüber.

Du bist alt, uns doch egal.

Dein Schwanz ist abgerissen, unsere Antwort?

Hallo, Medikamente.

Du bist Onni.

Onni mit den tausend Leben.

Onni der mitnichten das vehementeste und zähste Mitgeschöpf ist, was ich je traf.

Onni der taffste und coolste Typ auf diesem Planeten.

Onni der Krankheiten, Operationen und FIV die Mittelkralle zeigt.

Onni der Mutige.

Onni der als Blinder der Erste auf Stühlen, Kratzbäumen und Kartons ist.

Onni der vor nichts und niemanden Angst hat.

Onni der zielstrebig zum Hundenapf geht und essen will.

Onni meine erste Katze.

Und wo es einen Onni gibt, der gar nicht daran denkt sich von dannen zu machen, gibt es auch einen Dante (FIV+).

Onni ist ein fast komplett erblindeter, FIV+ Kater, der nach zwei Monaten Tierheim, am 22.06.2020 wieder zu uns zurückkehrte.

Natürlich vermisste oder suchte ihn NIEMAND.
Heute weiß ich woher er urplötzlich kam. Aber das ist ein ganz eigenes und anderes Thema. :-)

Als er wieder zu uns zurückkehrte, war er in keiner guten Verfassung. Immer noch (natürlich) zu dünn, sein Leiden leider inadäquat behandelt; ebenso wurde erst hier seine fast vollständige Erblindung erkannt.

Auf den Weg gab es eine sehr kurze Lebensprognose, ihm fehlte viel Fell, er sah aus wie ein Flickenteppich.

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Wir haben Onni unser fast gesamtes Obergeschoss zurechtgemacht und durch eine gebaute Gitterwand, die Erd- wie Obergeschoss trennte, Hunde/Katzenunfälle verhindert.

Er kam in Ruhe an.
Ich half ihm sich in seiner (neuen)dunklen Welt zurechtzufinden. Ich klopfte ihm seine Wege vor (und runter).

Seit dem 22.06.2020 wird Onni durch uns extrem versorgt, da er viele (Alt)Lasten hat. Wenn er eins NICHT ist, ist es ein Nebenherläufer. Ihm zu helfen, unsere tausend Wege bezüglich umfassender Diagnostik, tausende gefahrene Kilometer, alles war es wert.

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Onni lebt.

Er LIEBT Menschen.

Er hat seit 2021 einen Sozialpartner; er lebt unbeschwert, egal was wir uns (wieder) stellen müssen.

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Onni hat auch FORL und bisher zwei Operationen mit viel Zahnverlust hinter sich gebracht.
Er hat einen Schwanzabriss, der mit Solensia und Gabapentin behandelt wird.

Aber unser größter Feind ist das, was seinen (damaligen) Zustand hervorrief:

Onni hat unterschiedliche Staphylokokkenstämme, gerne in Kombination mit anderen Erregern (Mykoplasmen etc.), die ihn haben erblinden lassen und diverse Krankheitsbilder verursachen. Die uns an den Rand der absoluten Verzweiflung getrieben haben.

Onni hat jede Taktung an Tierklinik und Tierarzt gesprengt, bis man endlich wusste, was ihn so quält. Keine Mühen, keine Kosten haben wir für ihn gescheut.

Intensiv ist unsere Zeit, seitdem wir uns kennen.

Er ist eine absolute Sonne.
Ein schrulliger älterer Herr Professor, aber stets gut gelaunt.

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Man sieht wie das Leben ihn gezeichnet hat, das seine Lebenswelt an mir hängt oder eben untergeht.

Ich wollte NIE eine Katze, geschweige denn zwei!
Ich bin absoluter „Hundemensch“, sog. Listenhunde waren und sind mir ausschließlich nahe.

Bis ich Onni kennenlernte.

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Onni fordert ungemein viel von mir.
Ich muss täglich mehrmals seine Augen reinigen; er bekommt oft am Tag (seine) diversen Medikamente.

Er ist in seiner Ernährung sehr schwierig, eigen in dem, was er an (Be)Handlungen zulassen will... oder eben nicht. :-)

Er ist wie besessen von mir und hört auf seinen Namen, kommt sofort und/oder begleitet einen. Er schläft jede Nacht auf meinem Kopfkissen. Sehr oft gehe ich durch den Tag und kann nur einhändig „arbeiten“, in der anderen Hand schlörre ich den Onni mit. Ich bin mittlerweile Meister darin, einhändig Dinge zu tun. ;-)

Ein absoluter Charakterkopf.

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Onni wird zusätzlich zur Schulmedizin auch mit TCM begleitet. Mitte diesen Jahres, hat eine Tierärztin für Naturheilkunde noch ihren Platz in Onni`s Welt gefunden. Seine Pilze isst er sehr gerne.

Wie alt er wirklich ist?

Wir wissen es nicht. Niemand weiß es.

Es ist auch egal, denn es geht um unser intensiv gelebtes Miteinander.

Darum, das sein Leben erfüllt ist.

Darum, das er (s)einen Freund Dante gefunden hat.

Er hat sich hier häuslich wunderbar integriert, dank seines Wagemutes und nie Ängste habend.

Onni wünscht ein frohes Fest 2022.

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11.12.2022

13.12.2022


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Oder einen Gutschein über einen Tierheimbesuch im neuen Jahr!

Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
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