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Hope

Eine Waschbärdame erobert mein Leben!

Eigentlich hätte ich gar nicht mehr zur Arbeit gemusst, denn ich hatte Berufsschule und wäre an diesem Nachmittag eigentlich freigestellt gewesen. Da ich aber an dem anderen Nachmittag frei haben wollte, entschloss ich mich, doch zur Arbeit zu fahren.Was dort noch an diesem Tage passieren sollte, stellte für ungefähr 2 Monate mein Leben auf den Kopf:

Mein Chef bat mich das Ordnungsamt anzurufen, weil er auf dem Betriebsgelände ein Waschbär gefunden hat. Helle Aufruhr bei mir !

Leider hat den Anruf eine Kollegin übernommen, weil ich mich um Kunden kümmern musste. Gleich nachdem ich soweit alles wichtige erledigt hatte, ging ich fix auf den Hinterhof und sah dort einen kleinen Waschbären untergebracht in einem Karton. Ich hatte sofort gewusst, dass dieses kleine Tier NUR mit mir nach Hause kommt und mit niemand anderem sonst.

Die kleine Maus war total wackelig und ich holte erst einmal sofort ein bisschen Wasser, damit sie ein bisschen trinken konnte...sie nahm es auch sofort an.

Kurze Zeit später traf der zuständige Förster ein. Ich begrüßte ihn an der Tür.... gleich mit dem Hinweis, ich nehme sie sofort mit. Aus mir sprudelte quasi gleich alles raus, wie ich sie unterbringen, füttern und wo sie später leben würde, was ich zugegebenermaßen nicht wusste. Nur ich wusste, nimmt er sie mit, wird sie diesen Tag definitiv nicht überleben. Waschbären sind das ganze Jahr zum Abschuss freigegeben.

Ich feilschte sozusagen um ihr Leben und gewann; er überließ mir die kleine Maus als wolle er sagen "Lass dem Mädchen mal ihr Tierchen, die wird schon sehen was sie davon hat"!

Was ich davon hatte... Es war mit die schönste Zeit, die ich erleben durfte.

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"Was habe ich da jetzt nur wieder gemacht?", dass war mein erster Gedanke, als ich mit der kleinen Waschbär-Dame, um deren Leben ich mit unserem Förster streiten musste, zu mir in die Wohnung kam und mein Hund Spike, ein American Staffordshire Terrier, mich freudig begrüßte

Zuerst musste ich die Dame allerdings zum Tierarzt bringen, einen kleinen Check machen, bevor sie dann für genau 2 Monate bei uns einzog. Zuerst sah es aber gar nicht gut aus, sie hatte 2 Grad unter Normaltemperatur und unterernährt war sie dazu auch noch.

Die erste Woche verging und die Dame wurde immer aktiver, ihr reichte das Badezimmer schon gar nicht mehr aus. Meine Bedenken lagen allerdings bei Spike... Wird er sie als Freund oder Feind, oder gar als Mahlzeit ansehen ?

Zusammengeführt wurde also mit Maulkorb und siehe da... Mein Spike, der Hund, der Katzen nicht leiden kann, freut sich über dieses kleine Fellbündel und leckt es ab. Oder war es doch nur Vorkosten? Nein!

Schon am selben Abend habe ich die kleine Dame, sie heißt übrigens Hope (da ich die Hoffnung sie am Leben zu erhalten nicht aufgegeben hatte), mit zum letzten Gassi genommen.

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Die Tage und Spaziergänge wurden immer schöner. Hope und Spike liefen wie ein Pärchen nebeneinander, manchmal trat er sogar auf sie drauf, woraufhin sie meist in seinem Fuß gebissen hat. Er hat sich aber dadurch nicht aus der Ruhe bringen lassen, obwohl diese kleinen Waschbärzähnchen unheimlich scharf waren.

In der Wohnung waren die beiden ein eingespieltes Team meine Wohnung auf den Kopf zu stellen.

Zwei Monate begleitet Hope uns durchs Leben und diese vergingen einfach zu schnell.

Einen Waschbär als Haustier halte ich jedoch weder für den Waschbär sinnvoll noch für die Wohnungseinrichtung, es wäre einfach nicht artgerecht.

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Darum hatte ich mir gleich zu Anfang Gedanken gemacht, wo Hope den Rest ihres Lebens verbringen soll und entschloss mich für einen Tierpark, den Tierpark Edersee.

Ankunft im Tierpark - Tag des Abschiedes!

Früh morgens sind wir aufgestanden ohne das ich so wirklich wusste wie ich mich fühlen sollte!

Ich ging mit beiden gleich noch eine schöne Runde Gassi , ein letztes Mal die beiden zusammen zu sehen wie sie nebenher trotten und wie Hope immer wieder vor Spike seine Pfoten latscht und fast jedes mal getreten wurde, weil Spike stur seinen Weg ging, war schon komisch.

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Immer noch wusste ich nicht was ich fühlen sollte wie es mir in ein paar Stunden gehen wird.

Ich versorgte als meine beiden Raubtiere, packte ein paar Sachen für die Fahrt und auch einen Hühnerflügel speziell für Hope ein. Der hatte den Sinn, dass wenn ich das Gehege verlasse sie etwas hat womit sie sich beschäftigt und nicht auf die Idee kommt mir zu folgen... Allerdings sollte alles anders kommen.

Wir machten uns also auf den Weg bis wir nach ca. eineinhalb Stunden in Fritzlar bei Mc Donalds nochmal eine Pause einlegten.

Mein Bruder und seine Freundin wohnen nicht unweit und wir nutzten die Gelegenheit gleich, uns mal endlich wiederzusehen. Außerdem brauchte ich seelische Unterstützung, denn die Stunde des Abschiedes kam immer näher.

Am Tierpark angekommen versorgte ich meinen Spike. Er musste leider im Auto warten, da dort aufgrund freilaufender Rehe und Hirsche keine Hunde erlaubt sind.

Aber zum Glück war es ein kühler Tag und der Aufenthalt im Auto war möglich, und zur Not hatten die Parkaufseher ein Auge drauf !

Am Eingang wartete schon der Parkleiter um uns zu empfangen. Er hätte uns mit seinem kleinen Caddy mitgenommen, aber ich wollte den Weg gerne mit ihr zusammen gehen.

Hope allerdings war sehr aufgeregt, ist sie doch recht scheu gegenüber Fremden und es waren doch sehr viele im Park unterwegs. Ich wollte sie laufen lassen, aber sie traute sich teilweise nicht alleine weiter und so habe ich sie den ganzen Weg getragen.

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Viele Leute sprachen uns an, dachten sie sei aus dem Gehege entwischt, aber ich musste sie aufgrund Hopes Angst leider schnell abwimmeln, da meine Kleine wirklich sehr zappelig wurde, sobald uns jemand näher kam.

Dann erreichten wir auch schon das Waschbärgehege....Es war groß, so groß hatte ich es nicht in Erinnerung und vor allem dachte ich an einen Käfig. Aber es war frei und nur ein niedriger Zaun mit Plexiglas drum herum -  wirklich großzügig.

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Der Parkleiter hat uns die Türe geöffnet und wir durften ins Gehege hinein. Er bat uns darum, das Gehege bei verlassen wieder zu schließen und wünschte uns einen schönen Aufenthalt - Daß der allerdings so schön war kann ich nicht ganz behaupten.

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Ich entdeckte aber gleich einen anderen Waschbären - es ist der alte Bärli. Ein unheimlich ruhiges und gelassenes, freundliches Wesen dieser süße alte Bär !

Hope war unheimlich interessiert und schnüffelte überall, tastete überall und erkundete auch gleich die Schlafplätze.

Es sollte eigentlich noch mehr Waschis im Gehege sein, aber diese waren gut versteckt auf den Bäumen verschwunden - was mich wunderte, denn ich entdeckte selbst bei genauem Hinschauen keinen einzigen.

Wir erkundeten gemeinsam das Gehege und auch den großen Teich in der Mitte des Geheges.

Als bald war es an der Zeit sich von ihr zu verabschieden. Ich holte den Hühnerflügel raus und machte ihr damit eine richtige Freude....Bis wir uns auf den Weg zum Tor machten, denn auf einmal hat meine kleine gierige Maus ihr Lieblingsessen fallen gelassen, um mir zu folgen - Es tat mir im Herzen weh, aber es war die beste Entscheidung für sie.

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Sie zu sehen wie sie durch das Gehege gerannt ist um mich zu suchen, einen Weg zu finden wie sie mir folgen könnte, es war unbeschreiblich!

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Der Abschied fiel mir schwer und ich denke immer noch jeden Tag an sie, aber, dass es Spike so mitnehmen würde, hätte ich nicht gedacht.

Er hat immer im Bad nachgeschaut ob sie noch da ist oder ob sie vielleicht gleich aus der nächsten Ecke geschossen kommt und ihn spielend angreift. Als ich den Käfig endgültig sauber machte stand er dabei und horchte und schaute immer wieder in den Käfig ob sich nicht doch etwas bewegt oder quitscht.

Mittlerweile hat er es ganz gut verkraftet und genießt wieder die volle Aufmerksamkeit von mir. Hope hat sich perfekt an das Leben unter freiem Himmel angepasst und tollt jetzt mit anderen Waschbären durch das tolle,  großzügige Gehege im Tierpark Edersee.

"Zu Besuch bei Hope"

Vier Wochen später war es endlich soweit - eine Freundin und ich besuchten Hope in ihrem neuen Zuhause.

Die Fahrt über machten wir uns Gedanken, erkennt sie mich wieder, wie geht es ihr, wurde sie von den anderen angenommen etc pp.... Fragen über Fragen.

Im Park angekommen, wäre ich am liebsten schnurstracks zu ihr gerannt, aber wenn wir schon mal da sind, dann sehen wir uns auch den ganzen Park an!

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Die Rehe, Wildschweine und sogar die Wölfe haben schöne große, großzügige Gehege und ich wusste, wieso ich Hope hierher gebracht hatte.

Angekommen beim Gehege suchten wir gleich nach ihr, in der Hoffnung sie zu erkennen, falls die anderen auch da sind, die die wir beim letzten Mal nicht gesehen haben.

Und da war sie, im Holzstamm, und war am Abtasten, Knabbern und Kratzen.

Ich habe mein Pfeifen durchkommen lassen, welches ich immer zum Rufen und zum Ankündigen von Futter bei ihr genommen haben - Ich konnte es nicht glauben, sie kam sofort aus dem Holzstamm und suchte....!

Ganz langsam aber doch sicher kam sie auf mich zu und schien sich zu erinnern, wer ich bin. Meine Freundin hat sie allerdings nicht wiedererkannt. Vorsichtig packte sie meine Hände und roch und schaute.

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Sie war so gewachsen und natürlich habe ich ihr einen Hühnerflügel mitgebracht. Den hat sie erst einmal genüßlich gegessen, um mir danach zu zeigen, dass sie ein großes Mädchen geworden ist.

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Die anderen Waschbären, außer der alte Bärli, waren wieder nicht zu entdecken - und so langsam fragte ich mich doch, ob denn dort wirklich noch mehr Waschbären waren ?!

Bis dann plötzlich eine Gruppe kleiner kreischender Kinder auf das Gehege zukam und meiner kleinen Maus mächtig Angst machte - denn auf einmal sah ich, wie meine kleine Hope ganz geschickt und schnell den nächst- gelegenen Baum hochkletterte, ohne auch nur einen Fehler zu machen.

Ich war überwältigt und wusste, sie hat sich jetzt schon sehr gut eingelebt !

Beim zweiten Mal also verließ ich meine Maus, ohne ein schlechtes Gefühl dabei zu haben, obwohl ich sie doch zu gern wieder geschnappt und eingesteckt hätte. Sie ist doch meine kleine Waschidame und Spikes kleine Schwester...

Ich hoffe, ich kann sie bis Ende des Jahres noch einmal besuchen und sehen, wie groß sie nun schon ist.

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11.12.2010

13.12.2010


weihnachtstiere

Oder einen Gutschein über einen Tierheimbesuch im neuen Jahr!

Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
Und niemals ein Tier für jemand anderen aussuchen - Die “Chemie” muss stimmen!

Eltern sollten sich immer bewusst sein, dass SIE die letztendliche Verantwortung für ein Tier haben und nicht das Kind - Egal ob Hund, Katze oder Meerschweinchen und egal, was man vorher sagt!!

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