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Loni

Lange habe ich überlegt, ob ich meinem Clarke überhaupt einen zweiten Hund zumuten kann. Immerhin ist er ja nicht mehr der Jüngste und mit anderen Hunden hat er es auch nicht unbedingt.

Andererseits, wenn er eine absolut souveräne, selbstsichere, mit allem verträgliche, pflegeleichte Hundedame an seiner Seite hätte, wer weiß ?!

Alleine zu Hause bleibt er auch nicht mehr so gerne, dann hätte er ein wenig Gesellschaft wenn ich auf der Arbeit bin.

Ach na ja, vielleicht ergibt sich ja mal was, dass genau so eine Hündin (nein, ich wollte keine Kompromisse eingehen, was diese Charaktereigenschaften angeht!) ein schönes, neues zu Hause sucht…

Das waren meine Überlegungen zum Thema Zweithund und dann ?!?
 
Tja, dann kam Loni :

Immer mal wieder schaute ich rein interessehalber unter anderem auf die Homepage des Tierheims Hannover, denn von dort hatte ich meinen Clarke und das war bei uns in der Nähe. Eines Tages entdeckte ich dort dieses Bild von Loni und fand sie total goldig.

Als ich mir dann den Vermittlungstext durchlas, hatte sich das allerdings sehr schnell wieder erledigt, denn der lautete folgendermaßen :

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Name : Loni
Bereich: Haus 3
Rasse: Staff. Bull. Boxer Mix
Im Tierheim seit: 26.02.2008
Geboren: 10.08.2003
Geschlecht: weiblich
Kastriert: ja
Verträglich mit:
-Kindern ja ab 12 Jahren
-Katzen nein
-Hunden bedingt
Wohnung: ja
Allein bleiben: ja, 5 Stunden
 
Besonderheiten:

Loni wurde wegen Allergie des Kindes abgegeben. Loni hatte nicht das beste Zuhause. Viel wurde sich nicht um die ängstliche Hündin gekümmert. Loni ist sehr schreckhaft und kontaktscheu. Sie muss noch viel lernen und kennenlernen. Krach und fremde Geräusche erschrecken Loni. Es kostet viel Geduld und Zeit, um Loni wieder aufzubauen.

 
Das widersprach sich in ziemlich allen Punkten mit den Eigenschaften, die ich mir für einen Zweithund zu meinem Clarke vorstellte und so verwarf ich den Gedanken, einfach mal im Tierheim Hannover vorbeizuschauen und mir die süße Maus anzusehen, sehr schnell wieder.

Im Januar diesen Jahres erreichte mich über Umwege (ich wusste bis dato nicht was ein „Spam-Ordner“ ist *schäm*) eine E-Mail von Loni‘s Gassigängerin Belinda. Diese Mail war mit soviel Herzblut und Tierliebe geschrieben, dass mir die große Verzweifelung, die dahinter steckte, förmlich in‘s Gesicht sprang.

Belinda hatte über das Kampfschmuser-Forum mitbekommen, dass ich eventuell einen Zweithund aufnehmen würde und legte mir die kleine Motte sehr an‘s Herz.

Ich erwischte mich dabei wie ich anfing darüber nachzudenken, doch einmal in das Tierheim zu fahren, aber NEIN!

Es machte keinen Sinn und so antwortete ich, dass ich glaube, das es mit den Beiden nicht funktioniert, weil es schon schwierig genug war, Clarke beizubringen, dass andere Hunde nicht zwangsläufig böse sind und ich lange daran gearbeitet habe, dass er so ist, wie er jetzt ist. Trotzdem gingen mir die Zeilen von Belinda und das Bild der süßen Maus nicht aus dem Kopf.

An einem Samstag im Februar diesen Jahres war ich rein zufällig in Langenhagen und dachte mir : „Ach na ja, ich habe Nichts weiter vor; fahr‘ ich eben mal im Tierheim vorbei, sage mal wieder Hallo und richte Grüße vom Clarke aus. Ganz nebenbei kann ich mir die Loni dann auch mal ansehen.“

Im Tierheim angekommen ging ich gleich in das Haus 3 und fragte die Pflegerin, die ich damals noch von Clarke kannte, nach Loni. Diese antwortete mir: „Loni ?!? Das is‘ voll die Zicke! Total eifersüchti ! Die kann nicht als Zweithund vermittelt werden und schon gar nicht zu Clarke!“

„Okay, aber ansehen kann ich sie mir aber schon, oder ?“ fragte ich. Die Pflegerin sagte mir, sie würde Loni in den Außenzwinger lassen, denn da würde sie sich nicht ganz so schlimm aufführen. Ich ging aus dem Haus und zu den Außenzwingern.

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Als ich Loni sah, verstand ich, warum Belinda so verzweifelt klang:

Ich sah ein völlig verängstigtes, verstörtes, zu Tode betrübtes, unglückliches, kleines Hundemädchen.

Sie hatte sich aus lauter Stress komplett besabbert, Schnauze und Nase waren von dem vielen in die Gitterstäbe beißen und mit der Nase daran auf- und abschubbern ganz wund, die Pfoten vom unaufhör- lichen Sabbern ganz entzündet, die Rutenspitze kaputt geschlagen und sie brüllte und keifte aus Leibeskräften.

Sie tat mir unendlich leid, so unglücklich und verzweifelt wie sie da in ihrem Zwinger rumtobte. Ich war schon fast wieder weg, weil ich mich leider in meiner Annahme, dass es aufgrund dieses massiven Verhaltens auf gar keinen Fall funktionieren würde, Loni und Clarke aneinander zu gewöhnen, bestätigt sah.

Außerdem wurde mir bewusst, dass dieser Hund eine nicht zu unterschätzende Aufgabe darstellte und es drängte sich mir die Frage auf, ob ich dieser gewachsen war. Ich kam dann wiederum zu dem Schluss, dass ich mir diese Gedanken gar nicht machen muss ( oder will ?! ) und war auch schon fast wieder weg, da kam plötzlich Belinda um die Ecke:

„Ach ?! Hallo ! Ich bin übrigens Belinda und habe Dir die Mail geschrieben. Ich will mit Loni jetzt noch eine Runde drehen.“ „Okay, dann komme ich einfach mit !“ antwortete ich. Irgendwie war meine Neugierde, diesen Hund nun doch näher kennenzulernen, plötzlich geweckt!

Wir sind zusammen mit Loni spazieren gegangen und je länger wir unterwegs waren, umso mehr entspannte sich Loni. Wir sind so verblieben, dass ich mit Clarke einfach mal vorbeischaue und wir gucken, wie die Beiden aufeinander reagieren.

Ehrlich gesagt war ich ein wenig skeptisch; mein Kissenprinz Clarke und diese kleine Hysterikerin ?!? Kann das funktionieren ?
Trotz meiner Bedenken wollte ich es auf einen Versuch ankommen lassen.

In Haus 3 wechselte das Pflegepersonal und die beiden neuen Pfleger ließen sich auf einen Versuch der Zusammenführung ein. An einem der darauffolgenden Samstage packte ich den Kissenprinzen in‘ s Auto und wir fuhren zum Tierheim. Belinda stand mit Loni schon draußen auf der anderen Straßenseite. Ich öffnete die Heckklappe meines Wagens und holte Clarke aus seiner Box. Die Beiden sahen sich über die Straße hinweg interessiert an und wir gingen los.

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Clarke und Loni hatten von Anfang an keinerlei Probleme miteinander, es gab kein Angezicke oder Rumgepöbel und so fuhr ich etliche Male mit Clarke zum gemeinsamen Spazieren gehen in‘s Tierheim.

Dann wollten wir einfach mal den nächsten Schritt wagen und die Beiden zusammen in den Auslauf des Tierheimgeländes lassen. Nachdem ein Pfleger uns auf einem unserer Spaziergänge begleitet hatte um zu sehen, wie es mit den Beiden klappt, stimmte er zu und wir vereinbarten einen Termin für das erste Zusammen- treffen ohne Leine.

Na ja, was soll ich sagen ?! Irgendwie fanden die Beiden alles Andere spannender; Loni flitzte wie eine Irre (Jaaa! Endlich mal laufen!) durch den Auslauf und Clarke musste Alles genauestens beschnüffeln. Die Pfleger wollten dann gerne, dass wir das noch ein-, zweimal wiederholen, bevor Loni zu uns nach Hause kam um zu sehen, wie sich die Beiden in Clarke‘ s Terrain verstehen. Auch das taten wir.

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Als Belinda und ihr Mann Jens das erste Mal mit Loni zu uns kamen, war es etwas stressig:

Loni war total aufgeregt und hektisch. Zuerst sind wir eine große Runde bei uns im Wald spazieren gegangen, damit Loni ein wenig „runterkommt“. Anschließend ließen wir Beide bei uns im Garten und danach im Haus laufen und auch das klappte (bis auf eine kleine Zickerei, weil Loni immer noch so aufgeregt war, als Übersprungshandlung bei Clarke aufgeritten ist und dieser darüber natürlich „not amused“ war) sehr gut.

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Nach einem weiteren, positiven Besuch beschloss ich, Loni zunächst auf Probe zu übernehmen und am Gründonnerstag war er da, der große Tag!

Nach der Arbeit fuhr ich in‘s Tierheim, wo ich bereits erwartet wurde. Belinda hatte am Nachmittag noch eine große „Abschiedsrunde“ mit Loni gedreht und so fuhr ich mit ihr direkt los, ihrem neuen zu Hause entgegen!

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Die Fahrt gestaltete sich Alles andere als entspannend, denn Loni heulte, bellte, knurrte, jaulte und maulte lautstark vor sich hin. Was also tun? Radio lauter drehen? Nützte Nichts, denn je lauter ich das Radio drehte, umso lauter wurde Loni. Okay, Radio aus und ruhig mit ihr sprechen ?! Nö, interessierte Loni nicht die Bohne!

Erst als ich aus lauter Verzweifelung anfing zu singen, war sie still und drehte ihren Kopf hin und her (ob sie wohl dachte „Mein Gott, ist das schief! Vielleicht wird‘s ja ein wenig besser, wenn ich einfach meinen Kopf schief lege?!“ Ich habe keine Ahnung! Sie fing aber jedes Mal, wenn ich aufhörte zu singen, wieder von vorne an mit dem Theater (So schlimm kann‘s dann also nicht gewesen sein!).

Die Fahrt kam mir vor wie eine halbe Ewigkeit! Zu Hause angekommen ließ ich sie zunächst im Auto und holte meinen Clarke; der musste ja schließlich auch noch spazieren gehen. Die Wiedersehensfreude war bei Loni riesengroß, bei Clarke hielt sich das doch sehr in Grenzen und er verhielt sich eher reserviert (Es sei nur kurz am Rande erwähnt : Clarke findet ALLES was Neu ist grundsätzlich erstmal blöd).

Nach einer schönen, langen Runde im Wald ging es dann aber wirklich ab nach Hause. Loni benahm sich total artig, mit dem gemeinsamen Füttern klappte es prima und sie schlief schon bald, angesichts der vielen neuen Eindrücke, total erschöpft und laut schnarchend ein und Alles schien perfekt. Wohl gemerkt: Schien!

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Denn schon am nächsten Tag sollte ich eines Besseren belehrt werden. Loni wurde allmählich sicherer und fing an, in fast jeder Situation mit Oppa Clarke rumzuzicken. Ganz schlimm war es, wenn es um Futter oder Leckerchen ging; da wurde sie echt zur Furie! Auch wenn wir gegessen haben und Clarke sich auch nur ansatzweise in unsere Nähe bewegte, tobte Loni biestig auf ihn los!

Bei einer dieser Aktionen hat sie Clarke so blöd am Ohr erwischt, dass dieser ihr ab sofort komplett aus dem Weg ging.

Nun musste ich beobachten, ob dieses Verhalten auf ihre totale Unsicherheit oder aber auf eine Charakter- eigenschaft zurückzuführen ist, denn Eines hatte ich von Anfang an deutlich gesagt: Wenn Clarke unter der neuen Situation leidet muss Loni leider wieder ausziehen.
Man konnte aber bereits nach kurzer Zeit sehen, dass sie einfach schlichtweg überfordert war und dieses Verhalten lediglich aus Unsicherheit an den Tag legte und es als Ergebnis ihrer Angst in diesen Übersprungshandlungen gipfelte.

Ich verbrachte aufgrund dieser gewonnenen Erkenntnis die darauffolgenden zwei Wochen damit, ihr einen ganz normalen Alltag näher zu bringen. Ihr liebevoll, aber doch sehr konsequent klarzumachen, dass Oppa-Mobben gar nicht geht und sie genau die gleiche Zuwendung und Aufmerksamkeit wie Clarke bekommt.

Loni lernte sehr schnell und es wurde von Tag zu Tag ein kleines Stückchen besser und somit stand nach etwa vierzehn Tagen fest: Loni darf bleiben! Ich bin heilfroh, dass sich das Ganze so entwickelt hat und ich Loni nicht wieder zurückbringen musste.

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Am 25.04.2009 fuhren wir dann noch ein (letztes, so hatte ich es Loni versprochen!) mal zum Tierheim, um den Über- eignungsvertrag zu unterschreiben; außerdem stand ja noch die Abschlussuntersuchung durch die Tierheimtierärztin an.

Loni zeigte sich an diesem Tag mal wieder von ihrer „besten“ Seite und schien furchtbare Panik zu haben, dass sie nun wieder dort bleiben musste. Wieder ganz allein im Zwinger!

Sie bockte und zickte und als sie wieder in ihrer Box in meinem Auto lag, war sie total erschöpft und ihr fielen die kleinen Äuglein zu. Davon, dass Belinda, Jens, Heike, eine weitere Gassigängerin und ich noch mit einem Sekt auf die erfolgreiche Vermittlung anstießen, bekam Loni so gut wie nichts mehr mit und sie war heilfroh, als sie wieder bei ihrem Clarke war.

Die kleine Maus ist aber immer noch eine große Herausforderung, die mich so manches Mal an meine nervlichen Grenzen bringt:

Sie hat unglaublich viel Angst vor jeder neuen Situation. Sie kennt ganz viele banale Dinge einfach nicht und ist nach wie vor ein Nervenbündel. Wenn Besuch kommt oder es einfach nur an der Tür klingelt, dann rastet sie jedes Mal völlig aus,

Hundebegegnungen verlaufen auch nicht immer ganz stressfrei und sie hat nach wie vor ein massives Problem mit ihrer Impulskontrolle. Am Kommando „Aus!“ müssen wir auch noch intensiv arbeiten, denn was sie einmal hat, gibt sie so schnell nicht wieder her!

Eigentlich will sie immer Alles recht machen, steht sich dabei leider sehr oft selbst im Weg. Umso erstaunlicher ist es, dass sie mit Clarke mittlerweile sehr vorsichtig umgeht und wehe, es kommt ihm einer zu nahe!

Clarke hat sich zwischenzeitlich doch sehr daran gewöhnt, dass Loni immer Alles für ihn regelt und lässt schon gern‘ mal den Dicken raushängen, hält ich dann aber dezent im Hintergrund. Loni schlabbert ihm immer die Lefzen ab, steckt im liebevoll ihre Nase in‘s Ohr und des nachts schleicht sie sich zu ihm in sein Bett und kuschelt sich ganz dicht an ihn.

Ab und zu vergisst sie jedoch gerne mal, dass Clarke nicht mehr so gut zu Fuß ist und sie ein wenig vorsichtig mit ihm umgehen muss. Wenn wir uns zum Beispiel zum Spazieren gehen anziehen, kommt es schon mal vor, dass sie sich an Clarke vorbei zur Tür drängelt und ihn dabei ein wenig unsanft zur Seite schubst. Ich sage ihr dann immer : „Loni?! Einparken!“ Dann stellt sie sich brav und artig hinter Clarke und wartet, bis ich die Haustür öffne und sage: „Okay, auf geht’s!“

Ich habe mit ihr eine Hundeschule besucht und wir haben dort auch bereits eine Menge gelernt, was wir nun eigenständig weiterhin festigen und ausbauen. Es ist ganz sicher noch ein sehr weiter und sehr steiniger Weg bis Loni sich zu einem entspannten, ausgeglichenen Hund entwickelt hat, aber sie ist dankbar für Alles, was man ihr zeigt und Alles, was man ihr an Aufmerksamkeit und Zuwendung zuteil werden lässt. Für kein Geld der Welt würde ich sie wieder hergeben!

Sie ist meine Wilde Hilde, meine Prinzessin Lillifee- Loni, meine Happy Püppi!

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Obwohl ich mir mehr als einmal anhören musste: „Du spinnst doch! Jetzt hast Du mit Clarke soviel gearbeitet und nun fängst Du wieder ganz von vorne an!“.

Obwohl so mancher Besuch wegbleibt und es nach wie vor immer mal wieder den Ein oder Anderen gibt, der feststellt: „Der Clarke ist so lieb, aber die Loni ist ein Teufel!“ kann ich nur sagen:

Der ganze Stress hat sich gelohnt und ich bin meinem Clarke sehr dankbar dafür, dass er das Alles so toll mitgemacht hat, ebenso meinem Mann, der eigentlich gar keinen Hund wollte, nun aber mit Zweien lebt und unheimlich viel Verständnis aufbringt, nicht zuletzt aber auch Belinda und Jens, ohne deren bewundernswertes Engagement das Ganze in der Form so gar nicht umsetzbar gewesen wäre und die auch nach der Vermittlung immer noch ein offenes Ohr haben und Interesse an Loni‘s Entwicklung zeigen:

Vielen Dank, ihr seid toll!

Ich hoffe, dass ich noch sehr viel Zeit mit meinen beiden Royal‘s verbringen darf und auch wenn es auch nicht immer leicht ist, den Bedürfnissen und Anforderungen beider Hunde gerecht zu werden, so kann ich doch sagen, dass man das, was man an Zeit, Geduld und Nerven investiert, von den Beiden tausendfach zurückbekommt!

11.12.2009

13.12.2009


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Oder einen Gutschein über einen Tierheimbesuch im neuen Jahr!

Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
Und niemals ein Tier für jemand anderen aussuchen - Die “Chemie” muss stimmen!

Eltern sollten sich immer bewusst sein, dass SIE die letztendliche Verantwortung für ein Tier haben und nicht das Kind - Egal ob Hund, Katze oder Meerschweinchen und egal, was man vorher sagt!!

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