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Mette

oder „Dieser Blick...!“

Im August war es soweit und ich mußte nach 14 gemeinsamen Jahren schweren Herzens meine Hündin Tiptoe gehen lassen.

Wir waren ein eingespieltes Team; ein Blick und der eine wußte, was der andere wollte.
Ein schweres Erbe für jeden Nachfolger, aber ich bin mir sicher, daß nahezu jeder Hundehalter mir zustimmt, wenn ich sage: „Ohne Hund geht gar nicht!“;-)

Eine Hündin, die ich schon sehr sehr lange im Auge hatte, war Hope von Bullterrier in Not, die ich bereits bei meinem ersten Besuch dort in 2003 kennengelernt hatte. Eine wundervolle Staffordshire-Hündin, nur lieb, menschenbezogen, verträglich mit nahezu allen Hunden. Nur ein einziges „Manko“ hatte sie, was all die Jahre verhindert hat, daß sie ein Zuhause fand: Sie konnte nicht allein bleiben und betätigte sich dann als Innendekorateurin.

Mit BIN war schon ausgemacht, daß ich mich melden würde, sobald meine Tiptoe nicht mehr wäre, und da ich wußte, daß Hope sehr krank war, habe ich auch sofort dort angerufen, als klar wurde, daß ihr Platz frei würde.
Leider leider zu spät... Hope war eine Woche zuvor über die Regenbogenbrücke gegangen, nach mehr als 9 Jahren hinter Gittern... :-(
Ich kann bis heute nicht verstehen, daß niemals jemand dieser tollen Hündin eine Chance gegeben hat...

Kurze Zeit später hab ich dann angefangen, mich in den umliegenden Tierheimen nach einem neuen Hund umzuschauen.

Ob Rüde oder Hündin war mir egal, wobei ich gefühlsmäßig eher in Richtung Rüde tendierte. Mittelgroß bis groß sollte er sein, auf jeden Fall älter - mindestens 12 Jahre - und unbedingt katzenverträglich, da ja mein Molly hier seinen Lebensabend genießt. Alles andere war eigentlich egal, doch wurde ich zunächst nicht fündig.
In einem Tierheim wäre evtl. eine alte Hündin in Frage gekommen, doch hier scheiterte es an der Katzenverträglichkeit, die lt. Tierheim vorab nicht getestet werden konnte.

Also fing ich an, mich im Internet umzusehen und hatte schnell schon einige mögliche Kandidaten unter den Favoriten abgespeichert.

Und dann...

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Dieser Blick....!

Mammetta aus einem Tierheim auf Sardinien.
Es hat sofort „klick“ gemacht und diese Augen ließen mich nicht mehr los...

10 Jahre alt - Okay, das war annähernd in dem vorgestellten Bereich.

Läßt sich von Fremden nicht anfassen und verbringt die meiste Zeit auf den Dächern der Hundehütten, auch, weil sie von den anderen Hunden gemobbt würde - Kein Problem, Geduld habe ich und anderen Hunden kann man hier gut aus dem Weg gehen, sollte man keinen Kontakt wünschen.

Knackpunkt war auch hier allerdings wieder die Katzenverträglichkeit, die als „unbekannt“ angegeben war. Und es wurde auch ausdrücklich darauf hingewiesen, daß bei einer solchen Angabe auch wirklich nicht getestet werden kann... Okay *seufz*, dann wird das wohl doch nichts...
Nachdem ich diesen Hinweis bei diversen anderen Hunden des Vereins ebenfalls gelesen hatte, mußte ich aber doch einfach nochmal nachfragen, ob es nicht doch irgendwie irgendwo irgendwann möglich wäre, zu testen?

Denn... Dieser Blick...!

Lt. Auskunft des Vereins gab es auf Sardinien wirklich keine Möglichkeit zum Testen, allerdings habe man die Erfahrung gemacht, daß gerade die Alten sich meist gut mit bereits vorhandenen Katzen arrangieren würden. Garantieren könne das aber natürlich niemand.

Mmmh... Bei der Hündin hier vor Ort im Tierheim hatte ich überhaupt nicht darüber nachgedacht, es einfach mal auszuprobieren, gerade auch weil mein Kater mittlerweile furchtlos auf jeden Hund zugeht, der hier in die Wohnung reinspaziert.

Aber....

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Dieser Blick....!

Mammetta ließ mich einfach nicht mehr los und so entschied ich mich nach einigem Überlegen, es zu wagen. Zumal ich die Hoffnung hatte, daß sie nach fast 10 Jahren im Tierheim und dem ganzen Reisestreß bei der Ankunft so durch den Wind wäre, daß sie Molly zunächst einmal ignorieren würde. Und wenn sie sich dann ein wenig akklimatisiert hätte, würde er hoffentlich einfach „zum Inventar“ gehören.

Sollte es wider Erwarten nicht klappen, gäbe es die Möglichkeit, sie zu trennen, um sie langsam aneinander zu gewöhnen - Mit der finalen Option der Weitervermittlung, sollten sie sich spinnefeind bleiben.

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Bereits wenige Tage später fand eine Vorkontrolle statt und danach hieß es:
„Mammetta darf kommen“. :-)

Nun hieß es nur noch, auf einen Flugpaten zu hoffen.

Die erste Mitfluggelegenheit zerschlug sich, weil Mette, wie ich sie zwischenzeitlich getauft hatte, für diesen Flugtermin zu spät geimpft worden war. (Auf Sardinien gibt es keine Tollwut, so daß die kompletten 21 Tage ab Impfdatum abgewartet werden mußten.) Doch knapp 6 Wochen nach dem ersten Kontakt war es soweit und ich konnte Mette am Düsseldorfer Flughafen abholen. War ich aufgeregt!

Als sie dann mit ihren Flugpaten - noch einmal ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle! - aus der Ankunftshalle gerollt kam, dachte ich erstmal „Ooops, die ist ja viel kleiner als auf den Bildern!“ Aber klar, im Refugio war sie eigentlich immer eher von unten photographiert worden, da sie ja auf den Hüttendächern stand.

Ein zierliches, zartes Persönchen mit zu wenig Speck auf den Rippen war nach einem aufregenden und stressigen Tag aus dem sonnigen Süden im schmuddeligen deutschen Herbstwetter angekommen - Was muß das für ein Schock gewesen sein!

Am Flughafen gab es natürlich keine Möglichkeit, sie in Ruhe zu begrüßen, also wurde sie gleich mit der Box ins Auto verfrachtet und es ging ab nach Hause. Die ganze Fahrt über hat sie ruhig geschlafen. Zuhause ging es dann mit 2 Leinen und 2 Halsbändern schnell erst einmal raus. Die Richtung war auch kein Problem, aber kaum zur Haustür raus, kauerte sie sich hin und war nicht dazu zu bewegen, noch einen Schritt zu machen.

Nach einiger Zeit hat sie sich dann ein paar Schritte vorgewagt, aber immer nur in Richtung Dunkelheit. So sind wir dann um das halbe Haus zum Parkplatz, wo sie dann geschaut hat, ob sie wohl unter ein Auto passt... Ging nicht, dumm gelaufen... ;-)

Als ich sie dann sanft zurück in Richtung Haustür führen wollte, hat sie sich vor Angst auf den Rücken geschmissen. :-( Ich hab sie kurz am Bauch gekrault, dann hab ich sie auf den Arm genommen und zurück ins Haus getragen. (Daß sie sich anfassen ließ, war wohl dem Schock zuzuschreiben, denn in den nächsten Tagen wollte sie es dann erst einmal nicht mehr zulassen.)

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In der Wohnung kam Kater Molly sofort an und Mette machte erstmal 2 Schritte zurück. Dann wurde sich kurz beschnüffelt und seitdem ist alles okay. Molly war vor ihr da und gehörte dazu, das hat Mette sofort akzeptiert.

Es lief sogar so problemlos, daß ich die beiden ohne Bedenken bereits am 2. Tag für kurze Zeit alleine gelassen habe, ohne sie zu trennen. :-)

Bei der Ankunft war Mette absolut ausgehungert. Das Trockenfutter wurde allerdings nach einer höflichen Kostprobe gleich links liegen gelassen. Stattdessen stand sie schwups auf dem Tisch mit dem Katzenfutter und hielt sich daran gütlich.
Daraufhin habe ich den Plan, sie futtermäßig langsam umzustellen, gleich einmal in die Tonne geworfen und sie hat ihr erstes Schälchen Nassfutter bekommen, das geradezu inhaliert wurde. :-)

Bis sie gemerkt hat, daß sie hier regelmäßig leckeres Futter bekommt, hat es jedoch einige Tage gedauert, und bis dahin war das Katzenfutter immer noch ein beliebtes Beutegut. Aber auch vor anderen Dingen hat sie nicht haltgemacht; so haben wir uns ein „nettes“ Zerrspielchen mit einem Paket weicher Butter geliefert, das sie vom Küchentresen geklaut hatte.... *grins*

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Sie hat es nicht freiwillig hergegeben, aber was ich enorm fand:
Obwohl sie ihr Leben lang ums Futter kämpfen mußte und definitiv in letzter Zeit zu kurz gekommen war, gab es nicht einmal den Hauch eines Knurrers!
Und auch sonst ist sie sehr sehr vorsichtig, wenn sie Leckerchen nimmt, der Kater darf aus ihrem Napf fressen und man wird sogar schon wählerisch... ;-)

Da hatte der Eindruck eines zarten, zurück- haltenden Wesens auf den Photos aus dem Rifugio nicht getäuscht. Was muß dieses Leben für sie eine Qual gewesen sein... :-(

Die Flugpatin hatte mir einige Tage nach der Landung ein Video aus dem Rifugio geschickt (inkl. Bilder von Mette auf dem Hüttendach und bei der Ausreise) und allein die Geräuschkulisse ist bei ca. 700 Hunden (!) enorm. Ich war nicht darauf vorbereitet und hatte den PC auf normaler Lautstärke als das Video begann, und Mette ist tief verstört aus dem Schlaf hochgefahren... :-(
Die Ruhe hier muß wie das Paradies für sie sein.

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Die erste Kaustange :-)

Die nächsten Tage stellte sich heraus, daß Mette nicht, wie insgeheim gehofft, stubenrein war. Innerhalb weniger Tage hatte sie allerdings verstanden, daß sie regelmäßg raus kommt und es ging nur noch gelegentlich etwas rein. Mittlerweile ist sie 2 Monate hier und *klopf auf Holz* es ist jetzt schon länger nichts mehr passiert.

Problematischer war am Anfang, daß sie zunächst nicht aus der Wohnung in den Hausflur und dann wiederum von draußen zurück in den Hausflur wollte. Sie stand dann wie zitterndes Häufchen Elend in der Tür oder warf sich auf den Boden. Gingen wir dann ein kleines Ründchen im Garten, war das Betreten des Hauses i.d.R. kein Problem mehr und sie konnte dann gar nicht schnell genug in die Wohnung kommen. Aber auch dieses Problem hatte sich aber nach einer guten Woche mit Ausnahme von ein paar Rückfällen erledigt.

Insgesamt ist sie wahnsinnig neugierig. Und auch wenn sie anfangs vor Angst teilweise am ganzen Körper zitterte (manchmal auch heute noch), muß sie doch überall dabei sein und alles untersuchen.

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Das Gassigehen selber war erstaunlicherweise überhaupt kein Problem.
Natürlich war sie mit Geschirr, Halsband und 2 Leinen gesichert, doch abgesehen davon, daß sie sich nur wenige Male bei Spannung kurz dagegen stemmte, lief sie wunderbar. Sogar der Verkehr auf der doch recht viel befahrenen Straße hier machte ihr nichts aus; vielleicht, weil das Tierheim auf Sardinien fast unmittelbar neben dem Flughafen liegt?

Mit anderen Hunden, vor allem hibbeligen oder aufdringlichen Vertretern, hat sie es nicht so, vermutlich wirken da die Mobbereien aus dem Rifugio nach. Sie geht aber eher zurück und hat noch keinerlei Anzeichen von Aggression gezeigt. Wenn die Hunde allerdings vorbei sind, schaut sie neugierig hinterher - Das wird also auch hoffentlich noch.
Nur vor einer Beagle-Hündin, mit der wir auch schon ein paar Mal gelaufen sind, hat sie keine Angst, ignoriert sie jedoch in der Regel.

Ein Besuch beim Tierarzt stand leider schon eher an als geplant, da sie bestialisch aus dem Maul stank. Sogar wenn es geschlossen war, stank das ganze Zimmer. Besonders angenehm war es, wenn sie mir morgens ihr Maul auf Betthöhe vors Gesicht hielt... *seufz*
Umgehend wurde ein Termin zur Zahnsteinentfernung gemacht, der so ca. einen 1/2 cm dick auf den Zähnen war. Und zusammen mit dem Zahnstein flogen gleich 3 Zähne komplett mit raus, die ohne ihn keinen Halt mehr hatten!

Leider wurden beim Blutcheck dann noch Ehrlichiose und Mikrofilarien gefunden. Dies wird aber nun behandelt und dann sollte es damit hoffentlich keine Probleme mehr geben.

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Unser Alltag spielt sich jetzt allmählich ein und nach 10 Jahren im Zwinger werden jetzt auch die Gassirunden langsam größer; zunächst einmal mußte Mette ja doch einige Muskeln und Kondition aufbauen - Obwohl sie das ganz anders sah... ;-)

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Ohren im Wind

Denn was soll ich sagen... Sie liebt es, zu laufen und würde am liebsten noch einmal losgehen, wenn wir nach 1 Stunde wieder vor der Haustür stehen. Tatsächlich läuft sie teils gezielt daran vorbei, als ob sie sie gar nicht gesehen hätte und muß dann „überredet“ werden, doch mit reinzukommen.... ;-)

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Soviel zum alten, gemütlichen Sofahund, den ich wollte... ;-)

Sie bleibt auch gut bis zu ca. 3 Stunden allein, ohne etwas zu zerstören.
„Alleine alleine“ - sprich ohne Kater - ist jedoch wieder etwas ganz anderes.
Als ich einmal mit ihm vom Tierarzt zurückkam, stand Mette am ganzen Körper zitternd vor der Wohnungstür; vermutlich weil sie es einfach nicht kennt, ganz allein zu sein. Zuhause gelassen hatte ich sie den Tag, weil auch Autofahren für sie doch sehr stressig ist; aber das scheint jetzt im Nachhinein dann doch das kleinere Übel zu sein.

Große Knuddeleien kann sie - abgesehen vom Ohrenkraulen! - noch nicht genießen. Sie läßt es zu, kann sich dabei aber noch nicht entspannen.

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Und was ich von meinen vorigen Hunden, die immer bei mir sein wollten, überhaupt nicht kenne, ist, daß sie sich ab und an komplett zurückzieht. Während ich im Büro bin, liegt sie dann allein im Flur oder im Schlafzimmer. Mittlerweile glaube ich, daß sie diese Zeit immer mal braucht, um Dinge zu verarbeiten, denn meist macht sie anschließend einen kleinen oder - gerade heute nach einem ganzen Tag im Schlafzimmerkörbchen - großen Schritt nach vorn.

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Denn genau nach 2 Monaten hat sie sich heute von selber zu mir aufs Sofa getraut!!

Zunächst saß sie ganz angespannt mit dem Rücken zu mir, zitterte wie Espenlaub und sabberte dabei wie ein Weltmeister. Wie gut, daß die Kissenbezüge waschbar sind... ;-)

Nach ca. 10 Minuten legt sie sich dann hin und grub entspannt ihren Kopf in die Kissen!
*Herzchen in den Augen hatte*

Ich würde ja gern ein Photo davon zeigen, aber immer, wenn ich eine schöne Situation wie diese oder auch das Näseln zwischen Hund und Katze im Bild festhalten möchte, lassen die beiden sich durch meine Bewegungen oder die Geräusche der Kamera ablenken und die Situation ist unterbrochen. Aber irgendwann wird das sicher auch klappen. ;-)

Ich bin wirklich beeindruckt, daß sie sich das getraut hat, obwohl sie offensichtlich eine Höllenangst hatte!

Ich bin gespannt, wie es sich in den nächsten Wochen und Monaten entwickelt, möchte sie aber jetzt schon nicht mehr missen. Denn was gibt es Schöneres, als einfach mal von der Arbeit aufzuschauen und DIESE AUGEN schauen einen an...?

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04.12.2012

06.12.2012


weihnachtstiere

Oder einen Gutschein über einen Tierheimbesuch im neuen Jahr!

Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
Und niemals ein Tier für jemand anderen aussuchen - Die “Chemie” muss stimmen!

Eltern sollten sich immer bewusst sein, dass SIE die letztendliche Verantwortung für ein Tier haben und nicht das Kind - Egal ob Hund, Katze oder Meerschweinchen und egal, was man vorher sagt!!

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