cg_logo_lks

Gina

(Gini, Ginni)

Adv22_4_4

Im Jahr 2009 übernahmen eine damalige Freundin und ich eine Futterstelle für Katzen, nicht weit von meiner Arbeit.

Dort war ein ehemaliges Katenhaus mit Stall voller verottendem Stroh.
Die Bewohnerin des Hauses, das langsam um sie herum zerbröselte, lebte dort mit einem Dobermann- Mischling und draußen waren ursprünglich 4 Katzen und 2 Hühner.

Die alte, starrsinnige Dame lebte dort seit ihrer Kindheit; ihr Vater war noch regelmäßig mit von ihm und einem Hund gezogenen Steertpoggwagen nach Hamburg gezogen, um Torf zu verkaufen und mit dem dortigen Unrat den schlechten Boden vor Ort zu düngen.

Wir kümmerten uns also um die Katzen.

Ich habe erstmal immer nur 3 Katzen zu sehen bekommen, die vierte, Gina genannt, traute sich nur später zum Futter, zu dominant war die Katerbande und die Hühner, die stets als erste zum Futter kamen und erst danach die Katzen ran ließen.

Adv22_4_1

Die Zeit verging, die Zustände im Haus wurden nicht besser.
Es gab zwei Söhne, der „gute Sohn“, der sich noch um den Hund mit kümmerte verstarb, während der „böse“ Sohn alibimäßig der Mutter Schalen mit Fertigessen vor die Tür stellte und auf ein schnelles Ende und Erbe hoffte.

Die Story diesbezüglich würde hier zu weit führen, sie endete mit einem gesetzwidrig eingeschläferten Hund, zu einer Zeit in der das von mir eingeschaltete Amt bereits eine Pflegestelle parat hatte. Es kam zu einer Verurteilung, aber der Sohn hatte eine Bekannte als Ausführende vorgeschoben die dann verurteilt wurde. Die Richterin erklärte hinterher deutlich, was sie von der Sache hielt.

Die Mutter kam schließlich ins Heim und lebte dort noch einige Jahre. Danach wurde das Haus abgerissen und das große Gelände mit etlichen Reihenhäusern bebaut.

Die Katzen mussten also weg.
Eine war schon vorher verstorben, einen Kater übernahmen Freunde.
Tommy, der zu einem Kuschelkater avancierte Schwarzweiße, wurde von einem Hund gerissen; es blieb also Gini.

Ich hatte zwei Katzen, eine kleine Wohnung mit Balkon, also *Ironie an* die besten Voraussetzungen, um eine menschenscheue Straßenkatze unterzubringen.

Aber mein Kater war super sozial, und auf ihn baute ich zurecht.

Gini wurde also eingefangen und zum Tierarzt gebracht.
Dort wurde das Blut untersucht (ich wollte meine nicht gefährden), die Zähne saniert und so kam eines abends eine noch betäubte, aber augenscheinlich gesunde Katze in meinem Bad an.

Für eine „Wilde“ muss das eine unglaubliche Veränderung gewesen sein, aber einen besseren Plan hatten wir aber nicht.

In der Folge hatte ich also zwei Katzen und ein Phantom.
Unterm Bett, hinterm Computer, im Bücherregal hinter dem Sofa...

Adv22_4_2

Man sagt immer so schön, die Katze ankommen lassen, nichts erwarten etc. pp.
Ja, sie bekam alle Zeit der Welt, aber einfach war das nicht; man macht sich doch fast ununterbrochen Gedanken.

Irgendwann wurde das Phantom sichtbarer, und von sichererer Warte aus beobachtete sie verwundert, wie Fritz, Casey und ich kommunizierten, spielten (was machen die da bloß?) und entspannte langsam.

Gina verstand sich prima mit meinem Kater.
Die beide standen sich gegenüber und mein Herz ging auf, wenn Fritz ihr zart über die Nase schleckte. Etwas, was meine kratzbürstige Casey ihm niemals gestattet hätte.

Casey und Gina dagegen ignorierten sich scheinbar.
Dann kam Silvester und meine Casey schob wie immer Panik - und begab sich zu der inzwischen tiefenentspannten Älteren hinters Sofa. Die nächsten Stunden verbrachten beide zusammen.
Fortan hatte Casey die Angst vor Böllern verloren!

Ich wurde ignoriert, auch okay.
Ansonsten bewegte sich Ginchen irgendwann frei in der Wohnung und auf dem eingenetzten Balkon. Raus wollte sie niemals mehr.

Eines Tages war es dann endlich soweit:

Gini setzte sich mitten ins Zimmer, schaute mir direkt in die Augen, die Aussage war eindeutig:

Du, Mensch - hier sitze ich. Und wenn du mich streicheln möchtest laufe ich nicht weg!

Adv22_4_3

Epilog:

Leider hatte meine Gina-Maus eine viel zu kurze Lebenszeit; der Krebs schlug zu, und so verbrachte sie ihre letzten Wochen auf meinem Schoß, wann immer ich zu Hause war. Eine schwere Zeit für alle Beteiligten; meine anderen beiden Katzen mussten ganz arg zurück stecken.

Gerade in dieser Jahreszeit gelten meine Gedanken häufig den Straßenkatzen, die draußen ihr Leben fristen müssen. Wenn sie Glück haben gibt es eine Futterstelle, so dass sie wenigstens einigermaßen satt werden.

Tierärztliche Versorgung, ein warmes Heim, menschliche Zuneigung und ein Sterben in Würde - das bleibt den meisten versagt.

Es sind keine Wildkatzen!
Es sind verwilderte Hauskatzen, einst ausgesetzt, abhanden gekommen und wilden Nachwuchs zeugend, wenn niemand eingreift und kastriert.

Diese Tiere sind von der Natur nicht für ein dauerhaftes Leben draußen gemacht, ja, sie können jagen aber es gibt nie genug Mäuse, um satt zu werden.

Und so haben Straßenkatzen meist ein kurzes, hartes und sehr armseliges Leben, um schließlich in irgendeinem Busch ein einsames Ende zu finden.

Ich habe niemals bereut, meiner Gini ein solches Ende erspart zu haben!
 

03.12.2022

05.12.2022


weihnachtstiere

Oder einen Gutschein über einen Tierheimbesuch im neuen Jahr!

Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
Und niemals ein Tier für jemand anderen aussuchen - Die “Chemie” muss stimmen!

Eltern sollten sich immer bewusst sein, dass SIE die letztendliche Verantwortung für ein Tier haben und nicht das Kind - Egal ob Hund, Katze oder Meerschweinchen und egal, was man vorher sagt!!

© 2003 - 2024 Couch gesucht

  

cg_logo_n_re