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Was für eine Schweinerei

Besucht man die Website „Couch gesucht“, liegt es nahe, dass man an Tiere denkt, die auf eben jenem Möbelstück liegen mögen und ein Zuhause darauf suchen.

Aber natürlich gibt es auch Tiere, denen die meisten von uns diesen lauschigen Platz nicht zugestehen mögen. Unter anderem würde ich Nager dazu zählen, denn die Wahrschein- lichkeit, ihnen eine bestimmte Reinlichkeit anzutrainieren, dürfte gering sein.

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Nichtsdestotrotz suchen auch sehr viele Vertreter dieser Gattungen ein neues und be- sonders artgerechtes Zuhause. Aber beginnen wir die Geschichte von vorne:

Unser Landkreis hat kein Tierheim und ebenso wenig einen offiziellen Tierschutzverein.
Ich habe mich über Jahrzehnte um die Hunde und deren spätere Vermittlung gekümmert, eine gute Bekannte macht es überwiegend im Bereich der Katzen. Da ihr Verein aber das Wort „Tierhilfe“ im Namen hat, melden sich immer wieder Leute mit den unglaublichsten Tieren und Tierproblemen bei ihr.

Eines Tages erhielt sie einen Anruf von einem Mann mit ausländischem Akzent, der ihr sofort zwei Meerschweinchen bringen wollte. Sie müssten am gleichen Tag noch seine Wohnung verlassen.

Der Grund war schnell erfragt:
Er wollte am nächsten Tag mit seiner Familie in sein Heimatland Mazedonien reisen.

Die Frage, ob er sich nicht deutlich vorher um die Unterbringung der Tiere hätte kümmern können, beantwortete er mit dem Hinweis, dass niemand sie haben wollte. Das Tierheim im Nachbarkreis sei voll gewesen, und alle Bekannten oder Mitschüler der Kinder wollten die Tiere nicht.

Meine Bekannte rief mich an und wir beratschlagten, was zu tun sei.
Da ich selber Meerschweinchen halte, riet ich ihr, die Tiere zu übernehmen. Ich würde eine Lösung finden.

Sie fuhr zu dem Anrufer in die Wohnung und fiel aus allen Wolken!
Der Anrufer war offensichtlich des Zählens nicht so mächtig und so kam es, dass anstelle von zwei Schweinchen die Menge von elf Tieren in jämmerlich engen, verdreckten Käfigen ohne Futter und Wasser ausharrte.

Heu – das wichtigste Futter der Tiere – fehlte komplett.
Eisbergsalat oder ähnliches sei dem Halter bei der Menge der Tiere zu teuer und Wasser täte nicht not, da die Tiere kaum davon trinken würden.

Meine Bekannte war entrüstet, rief die Polizei an und bat um einen Besuch vor Ort zur Beweisaufnahme (am Wochenende ist das Veterinäramt nicht besetzt). Dann wurde gegen den Mann eine Anzeige erstattet, und die Tiere wurden verladen und bei der Tierhilfe in sauber vorbereitete, mit Wasser und Futter bestückte Käfige umquartiert.
 
Die unterernährten und dehydrierten, zum Teil tragenden Tiere wurden nach Geschlech- tern getrennt untergebracht und es wurde ihnen eine vorerst kleine Menge an Frisch- Gemüse und Gras angeboten. Es war wichtig, die Kleinen jetzt nicht zu stark zu füttern und ihren Darm zu überlasten, aber gezielt Gewicht aufzubauen.

Es war so schön, zu sehen, wie sich die Tiere auf Heu und Salat, Löwenzahn und andere Köstlichkeiten stürzten.

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In den nächsten Tagen musste eine Lösung in Bezug auf die Unterbringung der Tiere gefunden werden.

Es war klar, dass sie ihr weiteres Leben keinesfalls in diesen für sie viel zu engen Käfigen verbringen sollten. Diese Käfige werden im Tierhandel angeboten, sie sind lediglich 100 x 40 cm klein und ein Teil des Käfigs ist noch durch eine Plastik-Hütte zugestellt.

Die Größe für ein Meerschwein-Areal sollte für ein Tier bei 1,5 – 2 m² liegen.
a man die Tiere keinesfalls alleine halten darf, kommt pro weiterem Schweinchen noch ca. ein halber m² hinzu.

Wer die Schweinchen einmal bei gutem Platzangebot hat rennen sehen, weiß, weshalb die Tiere Fläche benötigen!

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Eine paarweise Haltung ist nicht ideal, es wäre schön, wenn eine Weibchen-Gruppe von mindestens zwei Tieren mit einem kastrierten Bock leben könnte.

Wir haben vor der Suche nach guten, artgerechten neuen Plätzen zu Beginn die Böcke kastrieren lassen. Sie sind auch nach einer Kastration noch weiterhin sechs Wochen in der Lage, zu befruchten. Es war also weiterhin eine Trennung nach Geschlechtern erforderlich, bis die Böcke ohne Gefahr mit einigen Weibchen zu einer neuen Lebensgemeinschaft zusammen gesetzt werden können.
 
Um der ganzen Bande ein gutes Leben zu ermöglichen, wurden also weiterhin Gras, Löwenzahn, frische Zweige und Köstlichkeiten der Gemüseläden gesammelt und gekauft.

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Meine Bekannte ist mit ihrer Arbeit in der Katzenstation voll ausgelastet, deshalb beschloss ich, ihr Tiere abzunehmen und sie zu mir zu holen. Und dazu brauchte ich neuen Wohnraum für die Tiere.

Ich habe das große Glück, einen sehr guten Tischler zu kennen, den ich anrief und ihn von der Dringlichkeit einer neuen Wohnanlage überzeugte.

Mein Plan war es, in meiner vorhandenen überdachten 20 m² großen Voliere, in der ich meine eigenen vier Meerschweinchen und getrennt von ihnen ein Kaninchen der Rasse Deutscher Riese halte, eine neue Ebene einbauen zu lassen.

Auf dem Boden war nicht genügend Platz, um sich fremde Tiere aneinander gewöhnen zu lassen. Und zu einer intakten Weibchen-Gruppe mit einem Leit-Böckchen kann man keinesfalls einen oder mehrere andere Böcke dazugesellen. Mit den Weibchen war es kein Problem, aber die Männer brauchten ein eigenes Areal für sich alleine.

Zum Glück kann man bei genügend Grundfläche und damit Ausweich-Möglichkeiten für die einzelnen Tiere reine Männer-Wohngemeinschaften halten.

Und für eine Männer-WG brauchte ich nun eine neue Fläche.
Die Fläche musste ja nicht ebenerdig sein und so zauberte mir mein Tischler eine hüfthohe Wohnfläche samt gewendelter Treppe mit kleiner Luke in einen beheizbaren Innenbereich.

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Da meine Bekannte in ihrem Tierschutz-Umfeld die Notsituation bekannt gemacht hatte, bekamen wir ein Hilfsangebot einer Meerschweinchen-Züchterin, die sich auch um Notfälle und Abgabe-Tiere kümmert und uns einige der Schweinchen abnahm, da sie Platz in ihrer Einrichtung hatte.

Und so fuhren wir einige der Schweinchen ins Nachbar-Bundesland und wussten, dass sie eine gute Zukunft haben würden. Die Züchterin gab ihre Tiere auch nur in eine artge- rechte Haltung nach erfolgter Vorkontrolle weiter.

Das Gelände der Tierhilfe war nun Schweinchen-frei; ich habe eine neue Männergruppe von fünf Böckchen und im Erdgeschoss lebt mein „Stamm-Bock“ mit seinen gewohnten drei Weibchen und zwei weiteren, die ich aus der ganzen Aktion behalten habe.

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Gesamt also elf Meerschweinchen, ein ehem. auf der Straße gefundenes Kaninchen (dessen Partner verstorben ist) und das Schöne daran: alle Tiere verstehen sich hervorragend. Sie sind gesund und rund und meine Bekannte und ich sind heilfroh, dass diese arme Schweinchen-Gruppe noch ein schönes Leben bekommen hat!
 
Noch ein paar Worte am Rande:

Seit meiner Teenager-Zeit halte ich Meerschweinchen.
Damals gab es kaum Nachschlagewerke oder Haltungs-Anleitungen. In der Bücherei fand man kleine Heftchen mit herzigen Bildern unterschiedlicher Meerschweine. Es wurde erklärt, woher sie stammten und welche Zuchtrichtungen es gab, aber damit erschöpfte sich die Information meist.

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Die Tiere wurden überwiegend mit Trockenfutter-Mischungen aus Tierläden oder dem Supermarkt gefüttert, es gab auch Möhren und Äpfel im Speiseplan.

Inzwischen hat sich vieles geändert:
Es gibt hervorragende Websites, die auf jede nur erdenkliche Frage eingehen und es den Tieren ermöglichen, fast perfekt gehalten zu werden – ganz speziell in Bezug auf die Größe der Gehege und in Bezug auf eine artgerechte Ernährung OHNE Getreide.

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Es gibt Websites, über die man schmackhafte getrocknete Kräuter für eine optimale Ernährung kaufen kann und vieles mehr.

Ich möchte auf eine hervorragende Website hinweisen, die jede aufkommende Frage bis ins kleinste Detail beantwortet: www.meerschweinchenwiese.de

Bevor Sie mit dem Gedanken spielen, diese wunderbaren Tiere zu erwerben, bedenken Sie bitte, dass Sie

1.) in jedem Fall viel Platz zur Verfügung haben sollten und

2.) eine nicht zu unterschätzende Summe für das tägliche Futter investieren müssen.
Im Sommer kann man im ländlichen Raum jeden Tag frisches Gras und Kräuter sammeln, im Winter ist ein abwechslungsreicher Speiseplan nicht billig.

Ich finde es auch wichtig zu wissen, dass Meerschweinchen keine Kuscheltiere für Kinder sind.
Sie lassen sich nicht gerne anfassen. Da sie 6 – 8 Jahre alt werden, verlieren viele Kinder schnell den Spaß an den Tieren und oftmals müssen dann wieder neue Zuhause gesucht werden.

Mein Tipp:
Bieten Sie vor dem Kauf von eigenen Tieren eine Urlaubspflege an und entscheiden anschließend, ob Sie jahrelang diese Tierart versorgen und beobachten möchten.
 

24.12.2020

02.12.2021


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Oder einen Gutschein über einen Tierheimbesuch im neuen Jahr!

Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
Und niemals ein Tier für jemand anderen aussuchen - Die “Chemie” muss stimmen!

Eltern sollten sich immer bewusst sein, dass SIE die letztendliche Verantwortung für ein Tier haben und nicht das Kind - Egal ob Hund, Katze oder Meerschweinchen und egal, was man vorher sagt!!

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