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Joe-Kurt

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Als sich mein Riesenschnauzer-Mix Hugo im Alter von 18 Jahren im Januar 2009 auf seine letzte Reise machte, ahnte ich schon, dass er eine unersetzbare Lücke hinter- lassen würde.

Nein, leider heilt die Zeit nicht immer alle Wunden. Manchmal wird einem im Laufe der Zeit erst richtig bewusst, wie unvollkommen man sich ohne seinen vierbeinigen Partner fühlt. Er fehlt mir immer noch, auch wenn ein Teil von ihm immer bei mir bleiben wird.

Es ist die Ruhe und Gelassenheit, die vor allem ein alter Hund ausströmt und die ich so gern wieder aufsaugen würde, dieses wohlige Gefühl, dass mit nichts zu vergleichen ist.

Manchmal geschehen Dinge, da spürt man gleich, dass es kein Zufall sein kann. Man weiss sofort, dass das Schicksal ist und alles kommt, wie es kommen muss. Oft dann, wenn man gar nicht damit rechnet und eigentlich entschieden hatte, dass alles so bleibt wie es ist.

Im Juni 2009 verfolgte ich einen Thread im KSG-Forum. Es ging um einen Hund namens Charly. In dem Thread wurden Dinge angesprochen, wegen denen ich unter anderem den Tierschutzverein Groß-Dortmund kontaktierte. Durch meine Tierschutzarbeit kennen wir uns schon seit einigen Jahren.

Als während unseres Gesprächs der Name "Charly" und KSG fiel, knüpfte meine Gesprächs- partnerin sofort einen Zusammenhang zu ihrem Sorgenkind, das ebenfalls "Charly" hieß und auf "Couch gesucht" eingestellt worden war - auch wenn es sich dabei um einen ganz anderen Hund handelte.

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Noch während wir mein Anliegen erörterten, suchte ich eher nebenbei diesen Charly auf Marions Homepage.
Wahrscheinlich wusste mein Unterbewusstsein schon zu diesem Zeitpunkt, was es tat, denn nun nahm das Schicksal seinen Lauf.

Da sitzt ein Hundeopi monatelang im Tierheim in meiner Nachbarschaft und ich erfahre über den Umweg eines Namensvetters im Internet von seinem Schicksal, weil ich zufällig dann auch noch ausgerechnet die Dame am Telefon habe, die beim Stichwort KSG gleich den Zusammenhang zu CG zieht?
Das kann kein Zufall sein.

Frau G. lag dieser Hund so sehr am Herzen, den sie so oft es ging zu einem Spaziergang aus dem Tierheim abholte. Sie erzählte, dass er für einen Tag vermittelt war, diese Leute ihn aber zurückbrachten und ihm mit ihren Abgabegründen jegliche Vermittlungschancen nahmen.
Angeblich wäre er sehr unruhig und unsauber in der Wohnung. Wer interessiert sich für einen 13 jährigen, unsauberen, unruhigen Hund, der stocktaub, auf einem Auge blind und mit einer Hauterkrankung ohnehin schon arg gebeutelt ist?

Auch ich hatte wegen der Angaben Vorbehalte, obwohl ich irgendwie schon ahnte, dass es dafür ohnehin zu spät war.

Also versuchte ich es mit Vernunft.
Ich hatte gerade erst erfahren, dass unsere kleine Plüschmotte U-Shi herzkrank ist und schob Kostengründe vor, die ich Frau G. auch sofort nannte. Zwei kranke Hunde könnte ich mir nicht leisten. Jeder Hundehalter weiss, dass man einen Hund nicht nur mit Liebe versorgen kann und welche Löcher kranke Hunde in eine Haushaltskasse reissen können. Also beendeten wir zunächst das Gespräch, auf beiden Seiten schweren Herzens.

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Keine 5 Minuten später klingelte mein Telefon. Frau G. hatte mit der ersten Vorsitzenden des TSV Groß-Dortmund gesprochen; wegen der Finanzen bräuchte ich mir keine Sorgen machen. Da würden sie mit einer Patenschaft einspringen.

Ich bekam dann auch noch eine Mail mit Fotos, die ich eigentlich gar nicht mehr brauchte. Wir verabredeten ein Treffen im Tierheim, zu dem ich unsere Lütte mitbringen sollte.

Schon als das tapsige Männlein aus der Tür kam, war mir klar, dass ich das Tierheim nicht mehr ohne ihn verlassen konnte. Alle Gründe, die Entscheidung noch einmal zu überdenken, waren wie weggeblasen.

Ich kann nicht einmal behaupten, dass er sich über meine Anwesenheit besonders gefreut hätte oder er mich überhaupt sonderlich wahr genommen hätte. Aber das hatte ich auch nicht erwartet. Mir wurde ja schon im Vorfeld erzählt, dass er in all den Monaten im Tierheim zusehends emotionsloser geworden war.

Wer konnte ihm das verdenken?
Und wer könnte es ihm verübeln, dass er nichts mehr erwartete?

Vielleicht war es genau das, was mich berührte. Ein unbändiger Wunsch, ihm zu zeigen, dass da draußen hinter dem Gittertor noch ein anderes Leben auf ihn gewartet und ihn nicht vergessen hatte.

Oft hadert man mit dem Schicksal und fragt sich: Warum ich?
Diesmal hatte es das Schicksal mit uns allen gut gemeint; wir gehörten einfach zusammen. Deshalb ich und deshalb er.

Unsere kleine Hündin U-Shi kam ursprünglich aus einer Massenzucht-Auflösung über Collie in Not zu mir und ist nach wie vor draussen etwas unsicher. Nun hat sie wieder einen Schattenwerfer an ihrer Seite.

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Beide sind absolut gleich gestrickt. Sie mögen die Gesellschaft des anderen, aber enge Kuscheleien sind eher nicht ihr Fall. Beide sind Leckereien nicht abgeneigt und teilen sogar ergaunerte und geklaute Spezialitäten einträchtig. Beide erstöbern gern die Natur, verschlafen aber danach ebenso gern mit gefülltem Bauch wohlig grunzend den Tag.

Vom ersten Moment an war es, als hätte er schon immer hier gelebt. Keine Spur von Unsauberkeit und keine Spur von Unruhe in der Wohnung. Ich bin so froh, dass mich Letzteres nicht davon abgehalten hat, ihn mit zu nehmen, denn wir haben keinen direkten Zugang zum Garten, den ich ihm im Fall der Fälle hätte bieten können.

Auch wenn sein Name ein Teil unserer Geschichte ist, er brauchte einen neuen. Auch  mein verstorbener Kater hieß  Charly, also tagte der Familienrat.
Neues Leben, neuer Name - auch wenn ein tauber Hund ihn niemals hören wird.

Die Stimme klingt etwas rauh, Joe Cocker wäre eine Alternative gewesen. Aber irgendwie für einen Schäfermix etwas sehr unpassend. So lebt nun "Joe- Kurt" an unserer Seite, für den ich dem Schicksal jeden Tag dankbar bin.

Und natürlich auch ein herzliches Danke schön an dich, Marion, denn ohne "Couch gesucht" hätte ein wichtiges Puzzelteil in unserer Geschichte gefehlt und unser Männlein würde wohl immer noch im Tierheim sitzen, ohne das ich jemals von ihm erfahren hätte.

Meinen Hugo habe ich am 09.09.1999 aus dem gleichen Tierheim geholt. Vielleicht hat er mich geleitet? Vielleicht hat er dafür gesorgt, dass ich an diesem Tag in diesem Forum etwas lesen musste, was meinem Leben eine Wendung gab. Ich weiss es nicht, aber der Gedanke gefällt mir. 

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Joe- Kurt ist optisch ein ganz anderer Hund, aber welche Rolle spielt die Optik?

Er wird mein Bärchen nie ersetzen, aber er hat diese Leere in mir mit diesem wohligen Gefühl gefüllt, dass ich so vermisst hatte. Eine altersweise Grauschnauze ändert man nicht mehr, aber das Leben mit ihnen verändert uns Menschen - in jeder Beziehung positiv.

Update Oktober 2009

Nun ist das Männlein schon fast 4 Monate bei uns. Schon? Auf der einen Seite erscheint es mir, als wären wir erst vor ein paar Tagen im Tierheim gewesen. Auf der anderen Seite habe ich das Gefühl, er wäre schon immer bei uns gewesen, so sehr hat er sich bereits in unser Leben integriert.

Aus dem anfangs so zurückhaltenden Opi ist eine Persönlichkeit geworden, die uns mit seinen Marotten oft zum schmunzeln bringt.

So liebt er z.B. Purzelbäume im Sessel. Spätestens beim dritten Salto  hat er sich selbst runter katapultiert... schüttelt sich, steigt wieder auf und kullert weiter. Nach ca. 5 Minuten rollt er sich dann ein, schnauft einmal und schläft scheinbar in Bruchteilen von Sekunden tief und fest ein. Einfach zu niedlich, dieses Ritual.

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Morgens muss er mir beim Schuhe anziehen behilflich sein. Offensichtlich bin ich ihm dabei nicht schnell genug, denn er treibt mich in die Hände kneifend und mit seiner Bollerrübe vor meinem Gesicht jeden Tag aufs Neue an. Und wenn die Schleife in seinen Augen keine Gnade findet, dann zieht er sie eben wieder auf - gern in dem Augenblick, in dem wir das Haus verlassen wollen.

Die größte Herausforderung für mich ist nach wie vor seine Taubheit. Ich habe mich immer noch nicht daran gewöhnt, dass er mich nicht hören kann. Also rede ich nach wie vor auf ihn ein, er solle das lassen, wenn wir noch mal vor die Tür kommen wollen und merke dann jeden Morgen wieder, dass meine Worte an ihm abprallen, weil er sie nicht einmal mitbekommt. Also schiebe ich ihn zur Seite, damit ich mein Werk vollenden kann, was er dann wiederum erst recht als Spielaufforderung betrachtet und so stehe ich seit ein paar Wochen schon schweißgebadet mit den Hunden vor der Tür, bevor wir überhaupt ein paar Meter zurück gelegt haben.

Ganz ehrlich? Bei einem jungen Hund wäre ich da sicher sehr viel energischer, aber wer kann sich schon über eine schrullige Kauzigkeit wirklich ärgern? Außerdem beginnt jetzt auch die Gummistiefelzeit, da wird er sich ganz schon wundern.
 
Während ich bei vielen kleinen Dingen beobachte, wie lernfähig der Opi trotz seines Alters noch ist, scheint er in anderen Dingen allerdings völlig lernresistent zu sein.

Sobald wir vom Spaziergang zurück kommen, rennt (!!) er in die Küche zu seinem Fress- napf, bremst nicht selten viel zu spät davor ab und kommt in den Futterständer scheppernd zum Stillstand, erspäht total entsetzt, dass ich (noch in Jacke und Schuhen) seinen heiligen Gral tatsächlich NICHT schon während unserer gemeinsamen Abwesenheit bereits gefüllt habe und hüpft dann um mich herum, bis ich mich endlich dazu bewege, die wichtigste Tätigkeit des Tages in Angriff zu nehmen - eben die Fütterung der Raubtiere.

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Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass er irgendwann begreifen wird, das er sich den enttäuschten Blick in einen leeren Napf ersparen könnte, wenn er mir die Gelegenheit gibt, ihn vorher zu füllen.
 
Es macht schon viel Spaß, seine Welt zu beobachten. Seine wieder gewonnene Lebensfreude ist so ansteckend. Gesundheitlich hat er sich auch wirklich toll entwickelt.

Er hat Muskeln und Kondition aufgebaut und obwohl man ihn im Tierheim als schlechten Futterverwerter betrachtet hat, muss ich mittlerweile schon darauf achten, dass der Herr nicht allzu sehr in die Breite wächst.
Eine harte Aufgabe für mich, denn beim Betreten der Küche steht auf seiner Stirn in großen Leuchtbuchstaben: „ Hunger! Fütter mich!“
Immer! Und er steht oft in der Küche...
 
Einerseits ist er nun viel lebhafter, andererseits auch schon sehr viel gelassener geworden. Während er anfangs draussen sehr unsicher vor allem auf Begegnungen mit männlichen Artgenossen reagierte, muss er nun schon nicht mehr jeden Rüden anbrummen, der ihm zu nahe kommt. Mit ein, zwei Metern Abstand können wir auch ohne Gemecker an Lieblingsfeinden vorbeigehen. Zu manchen Jungs hat er sogar schon ein wirklich entspanntes Verhältnis und wir können problemlos gemeinsam mit ihnen spazieren gehen.
 
Wahrscheinlich hat ihm da unser U-Shitierchen geholfen, die ohnehin ganz stoisch an anderen Hunden vorbei gehen kann. Und wenn die Lütte sich nicht aufregt, dann muss er das auch nicht.

Aber auch sie hat sich durch ihn verändert. Während sie sonst ihr liebevoll selbst gestaltetes Wohnzimmer unter meinem Bett nur selten verließ, gibt sie uns nun sehr viel häufiger die Ehre und nimmt auch gern mal in unserer Nähe Platz. Ich werde das Gefühl nicht los, dass das etwas mit Eifersucht zu tun hat, was aber letztlich egal ist. Streiten tun sie um meine Gunst nicht und wenn es sie dazu animiert, sich nicht mehr so oft abzusondern, dann ist es mir ganz lieb so.

Tja, und während ich mich noch darüber erfreue, dass sich auch unsere kleine Plüschmotte durch unseren Familienzuwachs positiv verändert, passiert das, womit ich am Wenigsten gerechnet habe:

Eines Tages finde ich tatsächlich BEIDE zusammen wohlig schlummernd auf EINEM Hundekissen.

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DAS hätte ich nun wirklich nicht erwartet, denn U-Shi ist ja hauptsächlich deshalb zu uns gekommen, weil sie vor allem den Körperkontakt mit ihren Leidensgenossen mied wie der Teufel das Weihwasser. Man darf gespannt sein, wie sich das noch entwickelt.
  
Das Leben hat mich vorsichtig werden lassen, Dinge allzu euphorisch zu betrachten. Denn schon Morgen kann die Welt ganz anders aussehen und leider tut sie das oft auch. Aber ich kann Kurtis Adoption so lange betrachten, wie ich will. Es gibt einfach Nichts, was nicht durchweg positiv verlaufen wäre. Deshalb trau ich mich, das auch zu schreiben.

Er hat unser Leben bereichert und schenkt uns Freude. Ich wünsch mir so sehr, dass wir noch lange gemeinsam ein Stück Lebensweg miteinander teilen dürfen.

24.12.2008

02.12.2009

 

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Oder einen Gutschein über einen Tierheimbesuch im neuen Jahr!

Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
Und niemals ein Tier für jemand anderen aussuchen - Die “Chemie” muss stimmen!

Eltern sollten sich immer bewusst sein, dass SIE die letztendliche Verantwortung für ein Tier haben und nicht das Kind - Egal ob Hund, Katze oder Meerschweinchen und egal, was man vorher sagt!!

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