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Dusty

Hallo, ich bin der Dusty.

Meistens werde ich allerdings „Opa“ genannt, oder auch „Dicker“. Keine Ahnung warum, ich gehöre weder zum alten Eisen noch bin ich dick. Na gut, ganz taufrisch bin ich nicht mehr, ich werde am 20. Juli 2003 zwölf Jahre alt und mich plagt auch das eine oder andere Zipperlein, aber eigentlich bin ich rundum zufrieden.

Dabei sah es für mich lange Zeit nicht besonders rosig aus. Ich bin nämlich – man kann es kaum glauben – mit 10 Jahren im Tierheim gelandet. Hier links seht Ihr noch ein Photo aus der damaligen Zeit. Man hat mich und einige andere Hunde meinen früheren Besitzern weggenommen, weil sie uns nicht gut behandelt haben. Mehr möchte ich darüber gar nicht erzählen, ich möchte lieber alles vergessen.

Tja, und dann saß ich auf einmal im Knast. Gitter und nackter Beton überall, und niemand, der mich lieb hatte. Nun, dachte ich mir, das geht schon wieder vorbei. Ich bekam ja mit, wie meine Kumpels, mit denen ich zusammengelebt hatte, einer nach dem anderen ein neues, nettes Zuhause bekamen.

Irgendwann blieb nur noch ich übrig.

Ich hatte mich zwar schon etwas gewundert, dass an meinem Zwinger niemand lange stehen blieb, aber allzu große Sorgen machte ich mir noch nicht. Aber zu denken gab es mir dann doch, wenn die Leute vor meinem Zwinger Worte wie „viel zu alt“, „gefährlicher Kampfhund“ und solche Dinge sagten.

Hört mal, Leute, ich war damals 10 Jahre jung, und ich bin doch nichts weiter als ein American Staffordshire Terrier! Was war denn daran so schlimm?

So ging es tagein, tagaus. Andere Hunde kamen und gingen. Ich blieb.

Eines Tages, am 01. Juli 2001, hatte das Tierheim „Tag der offenen Tür“. Ich fand das ganz schön blöd, es schoben sich Menschenmassen an den Zwingern vorbei und glotzen uns Häftlinge an. Ich habe es vorgezogen, mich in meine Hütte zurückzuziehen und mich nicht blicken zu lassen. Irgendwann merkte ich aber, dass da eine Frau war, die länger vor meinem Zwinger stehen blieben. Die wollte so gar nicht weitergehen.

Da bin ich dann doch neugierig geworden und habe mal rausgelinst. Sie wedelte mit einem Stück Papier und erzählte was von „Patenschaft“.  Na toll, dachte ich, und was hab ich davon? Ich habe die Frau ziemlich angeblafft, aber sie hat sich nicht vertreiben lassen...

Was ich von der ganzen Sache hatte, merkte ich ziemlich bald. Die Frau kam nämlich öfters. Sie brachte mir dicke Kauknochen und lauter tolle Sachen mit – wisst ihr eigentlich, wie lange ich schon keinen Kauknochen mehr gehabt hatte? – , spielte mit mir auf der Wiese, ging mit mir spazieren... Wow, dachte ich, bald nimmt sie mich bestimmt mit! Pustekuchen.

Nach dem Spaziergang brachte sich mich immer wieder zurück. Ob ihr es glaubt oder nicht, das ging ein ganzes Jahr so! Einmal habe ich auch gehört, wie sie zu den Tierheimleuten etwas sagte wie „... so gerne nehmen .... geht nicht ... andere Hunde ... Vermieter ....“ Na toll. Wieder nichts, und ich hatte doch so gehofft. Sie war doch die Einzigste, die sich jemals um mich gekümmert hatte! Was sollte denn jetzt aus mir werden?

Wir gingen also weiter einfach nur spazieren. Manchmal hatte sie Tränen in den Augen, wenn sie mich in meinen Zwinger zurück sperrte.

Eines Tages brachte sie zwei andere Hunde mit. Na ja, Hunde kann man das kaum nennen, Fußhupen wäre wohl der richtige Ausdruck. Zwei winzige Hündinnen – ich mag Mädels! – die mich ständig angekeift haben. Die Frau hat mich auch immer ganz komisch beäugt, als ob sie Angst hatte, dass ich ihre kleinen Giftspritzen auffressen würde.

Hab’ ich natürlich nicht gemacht, außer Fell und Knochen ist da ja auch kaum was dran! Nachdem die kleinen Kröten, die Gipsy und Lady genannt wurden, sich einigermaßen beruhigt hatten, hatten wir einen netten gemeinsamen Spaziergang. Und es blieb nicht bei dem einen. Gipsy und Lady kamen mich jetzt öfters besuchen. Ich war allerdings immer ziemlich neidisch, dass ich immer dort bleiben musste, während die beiden mit der Frau nach Hause fahren durften.

Es kam aber alles noch viel besser.
Ich spitze meine Ohren ja, wo ich kann, und so bekam ich mit, wie die Frau den Tierheimleuten etwas erzählte von „Haus mit Garten gemietet“, „nette Vermieter, haben nichts gegen sogenannte Kampfhunde“, „Umzug“... ob ich etwa...???

Eines Tages, am 10. Juli 2002, gingen wir wieder spazieren. Ich hatte mich schon gefragt, warum sie vorher meinen schönen großen Korb, den sie mir geschenkt hatte, aus meinem Zwinger geholt und ins Auto gepackt hatte. Blöde Kuh, dachte ich erst, wo soll ich denn jetzt schlafen?

Aber als wir von unserer Runde zurückkamen und ich wieder aufs Tierheimtor zutrotten wollte, zog sie in eine andere Richtung und ging zum Parkplatz. Autofahren? Wohin denn? Moment mal... mein Körbchen war ja auch schon im Auto... und wozu hatte die Frau denn diesen ganzen Papierkrams vorher ausgefüllt? Und vor allem, wieso war sie so schrecklich nervös? Na, dachte ich mir, schlimmer als jetzt kann es kaum kommen, also bin ich ins Auto gestiegen und war gespannt, was passierte.

Irgendwann hielten wir an. Ich bin mal einfach sitzen geblieben, man kann ja nie wissen. Etwas mulmig war mir ja doch. Die Frau machte die Tür auf, und ich sah ein Häuschen mit einem Garten, und in dem Garten zwei keifende kleine Hunde ... Hey, Gipsy und Lady, ihr auch hier!? Wie, ich soll mit ins Haus? Oh, mein Korb kommt auch mit rein... Soll ich heute hier schlafen?

Tja, Leute, ich habe nicht nur eine Nacht dort geschlafen. Ich bleibe für immer.

Ich habe ein neues Zuhause!

Und ich bin nun schon seit mehr als neun Monaten in meinem Zuhause. Ich habe sogar einen Garten, in dem ich mit meinem Mädels spielen kann (Blöde Zicken übrigens, wenn ich mitspielen will, wollen sie nicht mehr, ich bin ihnen zu ungestüm – Mensch, bloß weil ich sie manchmal über den Haufen renne, ich kann halt nicht mehr so gut sehen und vor allem nicht so schnell bremsen...).

Etwas doof sind die Treppen in meinem Haus, aber ich habe Mama – so nenne ich die Frau jetzt, albern, nicht wahr? – schnell beigebracht, wie sie mich tragen muß.

Also, ich gehe hier jedenfalls nicht mehr weg, da können sie machen was sie wollen. Ich bleibe hier, bis ich meinen letzten Atemzug getan habe. Hoffentlich sind es noch ganz, ganz viele.

Und wenn ihr mal in ein Tierheim geht, bitte geht nicht so achtlos an den alten Hunden vorbei. Wir brauchen doch auch jemanden, der uns ein Zuhause gibt.

Macht’s gut,
Euer Dusty

Nachtrag:

Dusty ist im März 2005 verstorben. :-/

Machs gut, alter Junge!

pfeil back

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