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Linda

Wie ein Hundeleben alles verändert

Wie soll man etwas niederschreiben, wenn man keine Worte dafür finden kann?

Eigentlich ist es ganz einfach. Eigentlich...

2008 zog ich nach Köln aufgrund des Beginns einer Lehre zur Bürokauffrau. Ich wollte nie Bürokauffrau werden – und ich wollte nie nach Köln ziehen. Heute weiß ich, das war kein Zufall.

Ich bin mit Hunden groß geworden – dennoch war für mich eigentlich klar, dass hier kein Hund einziehen wird, weil dafür schlichtweg kein Platz in meinem Leben war. Außerdem war ich der Meinung, dass ich mit meinen damals 21 Jahren genug mit meinem eigenen Leben zu tun haben werde – Ich habe mich nie wirklich verantwortungsbewusst und eher egoistisch gesehen.

Aber dann kam Linda.

Nun. Wer ist Linda?
Wenn ich sie in einem Satz beschreiben müsste, würde ich wohl folgendes sagen:

Das Beste, was mir je im Leben passieren konnte.

Jeder Hundehalter kennt sie. Seelenhunde nennt man sie. Linda ist so ein Seelenhund.

Es heißt immer, der Hundehalter bringt dem Hund was bei. In meinem Fall war es genau umgekehrt.

Mit 21 Jahren kehrte ein Hund in mein Leben ein, der mir zeigte, was es heißt, Geduld zu haben. Was es heißt, zu verzeihen und was es heißt, Verantwortung zu übernehmen und Kompromisse einzugehen.

Ich muss sagen, heute noch ist es für mich ein Traum, dass dieser Tierschutzverein mir Linda anvertraute.

Damals 9 Jahre alt, fast blind durch Grauen Star, jahrelang an der Kette gelebt, sollte unser gemeinsames Abenteuer beginnen.

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Ich muss zugeben, ich kannte bis dato nur die Fraktion der „Der tut nix“ - Hunde, die gut sozialisiert sind und keine Probleme machen.

Bei Linda musste ich jedoch schnell feststellen, dass ihr Motto alles andere als „Die will nur spielen“ ist.

Wenn man noch nie einen nicht sonderlich verträglichen Hund hatte, kommt man schnell ins Zweifeln, ob man damit umgehen kann. Aber ich hatte ihr im Januar 2009 das Versprechen gegeben, bis zu ihrem Tod für sie zu sorgen, also gab ich unsere zukünftige Beziehung nicht auf. Und das bereue ich bis heute nicht.

Ich möchte gar nicht die letzten fast 5 gemeinsamen Jahre zusammenfassen, das würde den Rahmen sprengen. Vielmehr möchte ich eigentlich loswerden, warum dieser Hund mein Leben so verändert hat.

In unseren 5 Jahren haben wir viele Höhen und Tiefen erlebt, die uns beide unglaublich geprägt haben.

Angefangen hat es gleich damit, dass ich gelernt habe, wer meine wahren Freunde sind. Schnell hab ich meinen Freundeskreis verkleinert – denn wer meinen Hund als Kampfhund betitelte, dem drehte ich den Rücken zu.

Ich setze viel auf die Menschenkenntnis meiner Linda. Ein Blick in ihre Augen, eine eindeutige Mimik gegenüber eines Menschen und ich weiß, worauf ich mich bei demjenigen einlasse.

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Ihre Augen erzählen eine Geschichte. Die Geschichte eines Hundes, der sein Leben an einer Kette fristete und dank eines Neuanfangs durch Rettung ihrem neuen Besitzer nur gefallen wollte.

Ich habe es Linda weiß Gott nicht einfach gemacht.
Nein, denn ich war manchmal so naiv, so dumm, so ungeduldig und habe so vieles falsch verstanden. Und dennoch hatte sie soviel Geduld mit mir.

Ich habe gelernt.
Gelernt, Mitmenschen mit offenen Armen zu empfangen – zu teilen und sie kennenzulernen.
So wie Linda es tut.

Ich finde nicht die richtigen Worte für das, was dieser Hund aus mir gemacht hat. Wirklich nicht.

Sie ist ein Hund, der sich trotz des Vorurteils „Kampfhund“ in so unglaubliche viele Herzen schleicht, dass es mich stolz macht, dass sie so geliebt wird.

Warum das so ist?

Weil dieser Hund es jeden Tag schafft, die Menschen mit ihrer lockeren, freundlichen und stets positiven Art zum Lachen zu bringen.

Sollte ein Hund, der so ein trauriges Leben hatte, nicht viel skeptischer sein?

Nicht meine Linda.

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Jeden Tag erinnert sie mich daran, dass das Leben wertvoll ist und viel zu kurz, um sich über kleine Dinge aufzuregen.

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Oft habe ich mich gefragt, ob ich gut genug für diesen Hund bin.
Ich glaube die Antwort zu wissen – Aber ich muss mich beweisen.

Meine Linda ist mittlerweile fast 14 Jahre alt.
Aus der frechen, draufgängerischen Diva ist eine weise, eigenbrödlerische Grande Dame geworden, die weiß, dass nun alles langsamer voran geht.

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Manchmal glaube ich, dass sie ihrer „Jugend“ nachtrauert, wenn ihre Beine nicht mehr so weit wollen wie sie – dann flüstere ich ihr leise ins Ohr, dass ich das okay finde und ich sie jeden Tag und für jedes neue graue Haar mehr liebe.

Sie ist langsam geworden; die Spondylose und ED zwicken und zwacken – Manchmal ist sie etwas tüddelig und oft schaut sie mich mit Hilfe suchendem Blick an (und das, wo sie nichts mehr sieht).

Die letzten Jahre hat sie mir den Weg gezeigt und mir die „Pfote gereicht“ - Nun bin ich dran, ihr zu zeigen, wohin unser Weg geht und dass ich sie nicht alleine lasse.

Natürlich hat sich unser Leben durch ihr zunehmendes Alter geändert. Wir müssen öfters raus, wir drehen kleinere Runden, ich muss ihr bei Kleinigkeiten helfen, die Physiotherapie und die Medikamente kosten Geld... Aber wenn sie abends friedlich dösend neben mir liegt, wissen wir beide, dass es okay für uns ist.

Dieser Hund hat mich soviel gelehrt, mir beigebracht Hunde zu verstehen, zu lesen und Geduld zu haben.

Nun ist es Zeit dafür „danke“ zu sagen.

Für viele sind gerade ältere Hunde eine Last und nicht mehr so attraktiv. Für mich ist Linda gerade jetzt mit ihren fast 14 Jahren das Wunderbarste, was ich mir vorstellen kann. Ich gebe jeden Tag mein Bestes, um ihr Rentnerdasein so angenehm wie möglich zu machen und ich glaube, ich mache meinen Job ganz gut.

Viele mögen mich für eine Übermutti oder eine Glucke halten – Für mich ist es eine Art, meinem Hund zu zeigen, dass er eine besondere Bedeutung in meinem Leben für mich hat.

Vermutlich werde ich den Text noch hundert Mal durchlesen und x Mal löschen, weil ich nicht zufrieden bin mit meinen Worten – Sie beschreiben nicht annähernd, was dieser Hund mir bedeutet.

Unsere Zeit ist nicht für immer – Linda und ich wissen das beide.

Ich habe ihr versprochen, dass ich sie auf dem letzten Stück Weg nicht alleine lassen werde.

Ich fürchte mich vor diesem Tag und hoffe, dass mir noch viel Zeit bleibt, bis ich nicht mehr „danke“, sondern nur noch „Auf Wiedersehen“ sagen kann.

Ich hätte nie gedacht, dass ein Hund mein Herz so tief berührt und mit seinem Wesen, seiner Mimik und seinem Verhalten mich und meine Umwelt ein Stück weit positiver denken lässt.

Ich bin froh, dass ich diesen Hund kennenlernen und aus uns beiden ein WIR werden konnte.

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23.12.2013

01.12.2014


weihnachtstiere

Oder einen Gutschein über einen Tierheimbesuch im neuen Jahr!

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