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Rübe

oder
die unglaubliche Wandlung vom Berliner Schrottplatzhund zur
 „Großgrundbesitzerin“ auf dem platten Land mit wöchentlichem Schuljob!

Rübes erste zwei Lebensjahre lassen sich kurz zusammenfassen, denn sie erlebte in ihnen nicht wirklich viel und von dem, was sie erlebte, nicht viel besonders Gutes:

Zwinger auf einem Schrottplatz in Berlin mit einem Hundekumpel, Welpen geworfen, von der Außenwelt nichts mitgekriegt - kurzum ein unbeschriebenes Blatt, das noch nicht einmal auf seinen Namen reagierte, wahrscheinlich wurde sie nie mit ihm gerufen. Auf den Namen Rübe wurde sie übrigens erst in Köln getauft.

Unser Abenteuer Rübe begann mit einem Besuch bei Pitbull, Stafford & Co in Köln Ostheim.

Noch voller Trauer um unsere erste Staffhündin Nicky hatten wir uns trotzdem entschlossen wieder einem Staff ein neues Zuhause zu geben, da viel zu viele dieser tollen Hunde in unseren Tierheimen sitzen und kaum eine Chance auf Vermittlung haben.

Einzige Bedingung für unseren neuen Hund war, absolut guter Menschenbezug, da ich als Lehrerin an einer Förderschule arbeite und auch schon Nicky stundenweise schulisch zum Einsatz kam – Staffs sind halt einfach traumhafte Hunde für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.

Und da saß sie nun, erst vor kurzer Zeit aus Berlin nach Köln umgezogen – Nein, sitzen konnte man das eigentlich nicht nennen, denn es gab schier keinen Zentimeter an diesem etwas zu pummelig geratenen Staffkörper, der nicht vor Freude in Bewegung war.

Manchmal wundert man sich einfach immer wieder, wie aufgeschlossen manche Hunde trotz wenig positiver Erfahrungen bleiben. Und dieses wackelnde Etwas hatte wirklich Ranschmeißerqualitäten gegen die sich zu wehren schier hoffnungslos war. Nach drei Besuchen in Köln und einer Vorkontrolle, wie es sich für einen guten Tierschutzverein gehört, war klar, Rübe siedelt um aufs platte Land.

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Stubenrein war sie nach einmaligem Markieren aller strategischer Wohnungsecken eigentlich schon nach einem Tag – Bedingungen waren aber auch ideal: bei leisestem Verdacht Tür auf und ab in den Garten.

An das Leben im Haus gewöhnte sie sich sehr schnell und wusste die Annehmlichkeiten zu genießen. So ein Futtonbett mit vielen Kuscheldecken ist halt auch nicht zu verachten. Allerdings fällt es da aber auch extrem schwer, morgens zu „unhündischen“ Zeiten aufstehen zu müssen, was ein äußerst verpennter und empörter Blick alltäglich zum Ausdruck bringt.

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Grundsätzlich gehörte sie im Haus allgemein mehr zur gemütlichen Sorte nach der Devise: lecker essen und davon nicht zu wenig, genussvoll und vor allem laut schnarchend schlafen oder sich kraulen lassen und das bitte ausgiebig. So ausgelastet zerstörte sie aber auch bis auf ein angenagtes Stuhlbein nichts weiter Wesentliches.

Auch der Garten war schnell erobert – 1.000 qm zum Austoben und danach Sonnenbad. Spielen kannte sie gar nicht und musste erst langsam entdeckt werden bevor Kong oder Ferkelsball zum Highlight wurden und „Hund“ zu einem quietschenden Meerschweinchen mutieren ließen.

Neben dem schon erwähnten Schnarchen wie ein Walross gehörte dies wie das Meckern einer Ziege, wenn ihr etwas nicht passte, zu ihrer Geräuschpalette an die wir uns gewöhnen mussten.

Langsam begannen wir auch mit Nasenarbeit, und es zeigten sich erste zaghafte Fortschritte, so dass ich den Gedanken, ihr eine Brille verpassen zu müssen, doch aufgab. Meine Mutter ist begeisterte Trickdogerin und verzweifelte nach unserer Workaholic Nicky, die uns immer mit diesem Blick „Und was machen wir jetzt?“ ansah, schier an einer Rübe, die bei der kleinsten Aufforderung lang anhaltend gähnte oder gelangweilt in die andere Richtung schaute.

Nach knapp zwei Wochen konnten wir, nachdem sie an das Kopfhalfter gewöhnt war, auch spazieren gehen – sie ist ja ein „gefährlicher“ Hund. Das Ding auf der Nase passte ihr zwar gar nicht, aber sie akzeptierte es und versucht nicht, es los zu werden.

Draußen war natürlich alles noch sehr spannend, das gab es auf dem Schrottplatz ganz bestimmt nicht zu sehen. Sie agierte recht vorsichtig, gewöhnte sich aber schnell an viele Dinge oder entwickelte Strategien. Kühe und Pferde waren ihr z. B. noch immer nicht ganz geheuer, da lief man besser hinter der „Alten“ und opferte sie notfalls. Aber Spaziergänge mussten noch wohl dosiert werden. Kondition war eingeschränkt und man merkte schon, dass sie die vielen Eindrücke einfach verarbeiten musste.

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Langsam aufbauend kamen ein bis zwei Hundeschultermine in der Woche hinzu, um all das kennen zu lernen, was kleiner Staff aus dem Zwinger vom Schrottplatz noch nie im Leben gesehen hat.
Rübe ging zunächst alles recht vorsichtig an, entwickelte aber zusehends mehr Selbstvertrauen.

Aber natürlich war auch ihre Vergangenheit nicht spurlos an ihr vorbeigegangen.

Von Welpen hatte sie definitiv die Schnauze voll, wurde ihnen gegenüber zwar nicht aggressiv, zeigte aber deutlich, dass sie ihre Ruhe haben wollte. Näherten sich ihr Rüden unbemerkt von hinten, versteinerte sie und musste von mir aus der Situation geholt werden, um sich wieder zu beruhigen.

Vor Wasserschläuchen zeigte sie absolute Panik und duckte weg bei schnellen Bewegungen, vor allem, wenn dabei noch Gegenstände in der Hand gehalten wurden.

Aber auch Kurioses hatte sie vom Schrottplatzleben mitgebracht, was schnell zeigte, dass doch so etwas wie Intelligenz in diesem dicken Staffschädel steckte.

So beobachtete ich, wie sie einen Schmetterling im Flug fing, ihre dicken Backen aufblies und diesen wieder ausspuckte, sich setzte, den Schmetterling äußerst interessiert beobachtete bis er „getrocknet“ war und weiterflog – vor weiteren Aktivitäten wurde sie dann gebremst. Aber so kann man sich natürlich auch die Langeweile auf einem Schrottplatz vertreiben.

Rübe heute nach drei weiteren Jahren ist nicht wiederzuerkennen.
Sie hat sich toll entwickelt, und wir sind richtig stolz auf sie. Sie hat die Maulkorbbefreiung mit Bravour gemeistert, arbeitet heute locker in der Hundeschule in einer Hundegruppe, genießt jeden Tag aufs Neue und geht als absolute Frohnatur durchs Leben, die es mit ihrer Tollpatschigkeit und Grobmotorik immer wieder schafft einen zum Lachen zu bringen.

Und zur besonderen Freude meiner Mutter beherrscht sie mittlerweile unzählige Tricks, vom Ausräumen der Waschmaschine über das Öffnen der Schranktür, das Holen der Zeitung, das Ausziehen der Socken und Besorgen der Pantoffeln… Und jeden Tag lernen die Beiden mit Begeisterung wieder etwas Neues dazu.

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Rübe hat auch Nickys Platz in der Schule übernommen. Neben gelegentlichen Besuchen bei denen ihr nie genug Kinder und Jugendliche anwesend sein können, ist sie einmal in der Woche Star des Hundesitterkurses, in dem die Jugendlichen den richtigen Umgang mit Hund lernen.

Rübe arbeitet hier nicht als Therapiehund, da diese sich einfach vieles gefallen lassen müssen, was ich für sie nicht möchte, aber sie ist für viele unserer Schüler- innen und Schüler mit ihrer Art „Balsam für die Seele“.

Es ist schon rührend, wenn sie mit dem ein oder anderen Kind auf der Matratze kuschelt und dieses ihr seine Geschichte erzählt wohl wissend, dass es auch Rübe mal schlecht ging.

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Ganz selten flackert noch mal ihre Vergangenheit auf - aber, ein tiefer Seufzer und der Spuk ist dann auch wieder vorbei.

Rübe ist eine äußerst würdige Botschafterin ihrer Rasse, die mit ihrem Charme und ihrer Freundlichkeit die Herzen der Menschen im Sturm erobert und diese sogar zu ungeahnten Tätigkeiten verleitet – so erwartete uns die Bankangestellte bei unserem zweiten Besuch in der Bank mit herzförmigen Leckerchen, die ihr jetzt stets zur Verfügung gestellt werden.

Sicher, unser Hund ist ein „Kampfhund“, denn sie kämpft mit uns jeden Tag gegen die Vorurteile unwissender Menschen und, wir müssen es leider zugeben, gegen ihr Gewicht, denn Fressen tut diese Rübe nun einmal für ihr Leben gerne.

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23.12.2012

01.12.2013


weihnachtstiere

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Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
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Eltern sollten sich immer bewusst sein, dass SIE die letztendliche Verantwortung für ein Tier haben und nicht das Kind - Egal ob Hund, Katze oder Meerschweinchen und egal, was man vorher sagt!!

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