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Butscher

Mala erzählt: Aufregende Zeiten

So langsam hat sich um meine Geschichte ja ein kleiner Fanclub versammelt und ich, beziehungsweise Herrchen und Frauchen, werden immer wieder gefragt, wie es mir denn so geht. Finde ich ja toll, dass ich noch mal so wichtig genommen werde.
Wenn ich da an meine ersten Lebensjahre denke, wo ich eigentlich wie ein Stück Müll behandelt wurde… Man darf die Hoffnung einfach nie aufgeben!

Es gibt tatsächlich auch Neues aus meinem Leben zu berichten:

Bis kurz nach meinem Jahrestag hier in meiner Familie war es für mich im Laufe der Monate sehr beschaulich-ruhig geworden. Gina und ich sind die allerbesten Freundinnen und alle wussten in unserer kleinen Hundewelt, was sie zu tun hatten, um uns glücklich und zufrieden zu machen. Ich hatte mich an das tägliche easy-going wirklich gut gewöhnt und meinetwegen hätte auch alles für immer so weitergehen können.

Und natürlich war es wieder mal das Frauchen, welches hier Unruhe anzettelte.

Misstrauisch wurde ich ja schon, als sie tagelang hintereinander mit fremden Hundegerüchen heimkam und dann auch noch das Herrchen damit infizierte… Besonders ein sehr markanter Geruch heftete dann eben an beiden, es roch irgendwie wie Gina und ich, aber doch anders und auch stärker?

Gina, die ja schon mehr von dieser Welt gesehen hatte, hatte auch gleich so eine Vermutung: Frauchen und Herrchen machen Besuche bei fremden Hunden oder noch wahrscheinlicher bei einem bestimmten Hund. Und Gina, die Kluge, hatte natürlich – wie immer – Recht.

Es dauerte gar nicht lange und wir beide wurden ins Auto verfrachtet und am Ziel standen wir dann in einem kleinen umzäunten Grundstück, das überwältigend nach vielerlei Hunden roch und auch überall um uns herum haben Hunde gebellt. Das war ein ganz schöner Schreck für mich.

Dunkle Erinnerungen an meine Jugendleidenszeit kamen hoch und ich kuschelte mich ganz eng an Gina, um wirklich ganz sicher zu sein, dass wir hier nicht getrennt würden. Und dann kam auch noch ein fremder Mann in diesen Auslauf und hatte auch noch einen großen schwarzen – ehrlich gesagt ziemlich merkwürdigen – Hundemann dabei.

Du lieber Himmel, spätestens jetzt war doch wohl der Zeitpunkt gekommen, an dem wir alle schnell und dringend nach Hause mussten… Erstaunlicherweise sah Gina das anders und ging ganz interessiert auf den schwarzen Hundemann zu. Und mit etwas Abstand schnuffelten dann beide auf dem Boden rum und taten zunächst so, als ob „keiner da“ wäre. Ich lief hinterher und klemmte mich mit wild klopfendem Herzen mit meinem Kopf unter Ginas Rute. Das erschien mir ja doch das Sicherste in dieser Situation.

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Was vorne am Kopf geschah konnte ich nicht so genau sehen, aber anscheinend kamen sich die beiden dann doch irgendwie näher und Ginas Rute pendelte noch immer ganz entspannt über meinem Kopf. Das schien mir doch ein gutes Zeichen zu sein, mal einen Blick zu riskieren.

Also der Schwarze war definitiv ein Hundemann, aber er bewegte sich ganz komisch – zumindest hinten. Vorne war alles ganz normal und ziemlich groß und so hintenrum wurde er dann ganz niedrig und irgendwie steif. So bewegte er z. B. die Rute überhaupt nicht und schwankte so merkwürdig beim Gehen. Aber vorne lächelte er die ganz Zeit und guckte ganz freundlich, zumindest wie ich es aus sicherer Entfernung beobachten konnte.

Gina blieb auch die ganze Zeit zuvorkommend und das will bei ihr schon was heißen, so dass sich mein kleines Hundeherz doch so langsam beruhigen konnte.

Trotzdem war ich dann doch ziemlich erleichtert, als Gina, Herrchen, Frauchen und ich wieder im Auto saßen und bald wieder im gewohnten zu Hause waren. Gina allerdings hatte gleich den Verdacht, dass das nicht alles war und… sie sollte Recht behalten.

Einmal schlafen und schon saßen wir wieder alle im Auto zu einer neuen Besuchsfahrt. Diesmal wusste ich ja, was auf uns zukommt und war etwas weniger angespannt, zumal Gina sich fast ein bisschen zu freuen schien.

Wie vermutet, war der große, schwarze Hundemann auch da und wir schnuffelten und beäugten uns im Auslauf und kamen uns hin und wieder auch ein wenig näher. Abends zu Hause hörte ich dann zu, wie Herrchen und Frauchen beratschlagten und über den fremden Hundemann redeten.

Er wäre schon viel älter als Gina, leider auch ziemlich krank (unter anderem war von seltsamen lateinischen Pferdeschwänzen die Rede?) und Spaziergänge könnte er auch nicht mehr so machen, aber bestimmt gerne im Garten rumlaufen. Er würde sicher viel Ruhe brauchen und alle Böden im Haus sollten rutschfest sein… Und dann haben sie noch ganz viel darüber geredet, wie dringend er aus dem Tierheim sollte, wie nett er doch wäre und auch darüber, wie toll und höflich Gina und natürlich auch ich zu ihm waren.

Anscheinend war er vor acht Wochen morgens angebunden am Zaun vom Tierheim aufgefunden worden und hat sich gar nicht mehr bewegt und nur noch ein kleines bisschen geatmet. Und niemand hatte gedacht, dass er noch mal auf den Beinen stehen und laufen kann.

Aha, dachte ich, daher also seine so individuelle Körpersprache. Insgesamt hörte sich das ja bald so an, als ob der bei uns einziehen sollte???

Naja, dazu kann ich ja nur sagen: Herrchen und Frauchen werden schon wissen, was sie tun. Zumindest war es ja bisher immer so. Also war es auch keine allzu große Überraschung für Gina und mich, dass er eines Tages in unserem Garten stand und sich etwas verwirrt umschaute. Ich glaube, er fand es ganz schön, als Gina und ich ihn hier in der Fremde begrüßten und gleich zeigten, dass es auch für uns völlig in Ordnung ist, wenn er jetzt ein wenig rumläuft.

Wobei, mit dem Laufen war das bei ihm echt so ne Sache. Er lief schon von hier nach da, aber sein ganzes Hinterteil wankte und schwankte dabei, wie ein Schiff in der Dünung und manchmal saß er platsch auf seinem Po und ruderte sich irgendwie wieder hoch?

Ich wusste gar nicht, dass man als Hund so laufen kann. Aber er konnte es offensichtlich und wenn er erstmal in die Gänge kam, war er erstaunlich schnell.

In den nächsten Tagen haben Gina und ich dann gemerkt, dass es gut ist, wenn er beim Laufen viel Platz um sich hat, denn so ganz im Griff hatte er seinen Schwung dann doch nicht und Gina und ich mussten schon einige Rempler von ihm einstecken. Dies wiederum hat Gina gar nicht so behagt… Sie fand es wohl ziemlich respektlos von diesem alten Herrn und machte dann doch eher einen Bogen um ihn. Mir war’s eigentlich bald pupsegal, Ich wusste, der meint das nicht irgendwie böse, der kann einfach nicht anders.

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Nach ein paar Tagen fing Butscher (ich hatte bei Herrchen und Frauchen mitgehört, dass er so heißt) dann an zu husten und zu niesen und es dauerte nicht lange, dann schüttelten und rüttelten auch Gina und mich Hustenanfälle von Kopf bis Fuß durch. Tagelang ging das so. Herrchen und Frauchen konnten das auch nachts mühelos mitzählen, da wir ja ein gemeinsames Schlafzimmer haben.
Es kam jeden Tag so eine strengriechende Frau und gab uns allen Spritzen und Frauchen verteilte Tabletten und nach einiger Zeit ging es uns allen wieder besser.

Aber kaum war das vorbei, da habe ich doch tatsächlich gesehen, dass Butscher nachts seine Häufchen in der Stube macht. Da bin ich mir ganz sicher, dass das nicht in Ordnung ist!
Fanden Herrchen und Frauchen wohl auch, trotzdem haben sie eigentlich gar nicht viel dazu gesagt, sondern einfach jeden Morgen gewischt. Hat vielleicht auch Vorteile, wenn man alt und krank ist, dann erzieht anscheinend keiner mehr an einem rum und man darf sich alles erlauben.
Muss ich mir unbedingt für später merken!

Auch mit dem Spazierengehen war das jetzt so ne Sache. Toll dabei, dass Frauchen jetzt extra früh aufstand, um mit Gina und mir einen großen Hundespaziergang zu machen. Nur wir drei Frauen ganz unter uns. Das war wirklich prima.
Herrchen und Butscher verschwanden dann später für eine kleine Weile zu einem Altherrengang aus dem Haus, aber das dauerte nie lange. Wunderte mich auch nicht, denn abends ging unsere ganze Familie noch mal gemeinsam und gerade die ersten Tage ist der arme Butscher wirklich bei jedem größeren Grasbüschel gestolpert und musste sich immer wieder aufrappeln um weiterzukommen. Sah grauslich aus, aber anscheinend fand er`s nicht so schlimm, denn immer, wenn Ausgehzeit war, war er ganz begeistert dabei.
Das ist dann auch mit der Zeit etwas besser geworden, er entwickelte so eine Art sehr speziellen Hoppeltrab, den er immer dann einschaltete, wenn der Weg etwas uneben wurde. Und so einen kleinen Gang schaffte er dann doch ganz gut.

Überhaupt wurde Butschi (wie er auch bald genannte wurde) ganz schön munter und immer gut gelaunt. Ich hatte sogar schon gesehen, dass er Herrchen und Frauchen zum Spielen aufgefordert hat und auch mich und Gina versuchte er doch immer mal wieder anzubaggern. Allerdings mit eher mäßigem Erfolg: Mir wäre so ein Ich-lauf-und-fang-Dich-Spiel mit ihm viel zu riskant und Gina steht da einfach drüber.

Ansonsten steckte er seine stupsende Nase einfach überall rein, auch an Stellen an die Gina und ich uns nie getraut hatten, wie z. B. unter die Bettdecke bei Herrchen und Frauchen und quer über den Couchtisch in Richtung Kekse!

Das Fressen schmeckte ihm hier bald auch; am Anfang war er echt mäkelig und hat sein Futter nur häppchenweise über den Tag verteilt genommen. Dafür kann es ja in meinen Augen überhaupt keine sinnvolle Erklärung geben. Ich hätte ja immer gerne ausgeholfen, aber in der Beziehung waren diesmal sowohl Frauchen wie auch Herrchen echt doof!!!

Im Haus war Butscher unglaublich viel auf den Beinen. Während Gina und ich doch gerne mal ne Runde schläfern, war er denn ganzen Tag nur damit beschäftigt Herrchen wie ein Schatten zu verfolgen. Man könnte meinen, dass dieser einen Magneten am Knie und Butscher einen in der Nase hatte. Sah ziemlich anstrengend aus, aber er musste es ja wissen, dazu war er ja nun wirklich alt genug.

Überhaupt Herrchen und er – das wurde eine wahrhaftige Männerfreundschaft. Butscher konnte wirklich tun und lassen, was er wollte und Herrchen fand es einfach toll. O.k., als er einen blutenden Daumen hatte, weil er Butscher Ohrentröpfchen gegen Juckeohren geben wollte und dieser das auf keinen Fall wollte, war Herrchen dann doch mal einen Moment sprachlos…

Würde mir oder Gina natürlich nie einfallen, nach Herrchen oder Frauchen zu schnappen, da könnten wir tausend Jahre alt werden!!!

Zu mir war Butscher auf jeden Fall immer nett. Er schnuffelte mir an meinen Fledermausöhrchen, leckte mir das Gesicht sauber, knabberte mir leicht und zärtlich am Fell. In solchen Momenten fühlte ich mich fast wie eine kleine Prinzessin!
Was machte es da schon, dass er manchmal über mich drübertrampelte, wenn ich irgendwo lag oder mich anrempelte, wenn wir gemeinsam durch eine Tür wollten.

Gina sah das allerdings dann doch etwas anders. Sie war immer leicht pikiert, wenn Butscher sich ohne Rücksicht auf sie durchdrängelte und sie zur Seite schubste. Aber auch Gina gab sich echt Mühe, dass der häusliche Frieden gewahrt wurde und wurde von Herrchen und Frauchen dafür immer gelobt und bekam Super-sonder-Streicheleinheiten.
Und im Grunde genommen hätte alles so wunderschön werden können mit unserem Hundetrio, nachdem die Krankheitswelle abgeebbt war und wir uns auch besser kennen gelernt hatten. Manchmal schläferten wir behaglich nebeneinander und genossen unser gemeinsames Dasein in großem Einvernehmen.

Aber dann passierte etwas ganz Trauriges:
Butscher begann ganz viel Schaum auszuspucken und das hörte gar nicht wieder auf. Stundenlang lief er durch den Garten und spuckte und spuckte. Die Frau mit den Spritzen war da und versuchte das zu stoppen, aber es ging immer so weiter. Frauchen telefonierte ganz aufgeregt mit anderen Spritzenfrauen und schließlich fuhren Herrchen und Frauchen mit Butscher in ein Hundekrankenhaus.

Waren wir alle froh, als die 3 wieder nach Hause kamen und Butscher mit dieser Schaumspuckerei aufgehört hatte. Er legte sich dann gleich ins Bett und eigentlich hätte auch diese Krise geschafft sein können.

Aber leider, schon in der Nacht merkten ich und Gina und Herrchen und Frauchen natürlich auch, dass irgendetwas nicht stimmte. Butschi lief unruhig hin und her, wollte raus, wollte rein, versuchte sich zu übergeben, obwohl er ja schon lange nichts mehr gegessen hatte… Das war eine schlimme Nacht für uns und wohl auch vor allem für ihn.

Wie froh waren wir dann, als er morgens ruhiger wurde und sich hinlegte. Wir dachten erst, dass er sich nun gesundschlafen würde, aber leider war es wohl so, dass seine Kräfte immer mehr nachließen. Herrchen und Frauchen setzten sich zu ihm, sprachen ganz leise mit ihm und streichelten ihn. Manchmal hob er den Kopf schaute sie an und leckte ihnen die Hand, aber er war so müde und wurde immer schwächer, das war einfach nicht mehr zu übersehen. Herrchen und Frauchen trugen ihn dann mit einer Decke und seinem Lieblingskuschelfell zum Auto.

Später sagten sie dann, dass man Butschi auch im Hundekrankenhaus nicht mehr habe helfen können, sein Herz und seine Lunge und eigentlich sein ganzer Körper war einfach nicht mehr stark genug um weiterzuleben.

Viele Tage waren wir alle sehr, sehr traurig. Obwohl Butscher doch nur einige Wochen bei uns war und auch für manche Überraschung gut war, hatten wir ihn alle (na ja, vielleicht alle bis auf Gina) so ganz tief ins Herz geschlossen.

Überall roch es noch nach ihm und seine schwarzen Haarflusen fanden sich in jeder Ritze und Ecke im Haus und im Garten.

Herrchen war plötzlich ohne Schatten, als ob gerade für ihn eine Sonne untergegangen war. Und ich glaube, so fühlte er sich auch.

Unsere Wohnung war plötzlich ganz leer und alle warteten irgendwie, dass Butschi mit seinem typischen Gang und sehr speziellen Hüftschwung gleich um die Ecke kam. Und auch seine neugierige Stupsnase, die er immer und überall hineinsteckte fehlte in allen möglichen Situationen.

Natürlich waren Gina und ich jetzt immer ganz besonders brav und folgsam und gingen ganz oft zu Herrchen und Frauchen hin, damit diese sich nicht so alleine fühlten. Und natürlich sind wir für diese noch immer die weltbesten Hundemädchen, da gibt es gar kein Vertun, da sind wir uns gaaaanz sicher. Und vielleicht kommt ja mal wieder eine verlassene Fellnase und findet ein Platz in unserer Familie? Jetzt wissen wir ja, dass das sehr gut für uns alle ist.

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DANKE BUTSCHER, dass DU bei uns warst!

Viele Grüße an alle guten Hundemenschen, auf die bestimmt auch irgendwo ein einsamer Hund sehnsüchtig wartet...
 

20.12.2010

22.12.2010


weihnachtstiere

Oder einen Gutschein über einen Tierheimbesuch im neuen Jahr!

Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
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