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Charlie

... und wenn er denn nur Spanisch spricht ??

Hallo, alle Cocker-Interessierte,

auch auf die Gefahr hin, dass jeder die Geschichte schon kennt, möchte ich trotzdem einmal erzählen, wie wir auf unseren Spanier gekommen sind. Vielleicht ist es ein Anreiz für andere, die sich scheuen, einen Hund aus südlichen Ländern aufzunehmen.

Geschrieben habe ich alles wirklich aus Spass an der Freude. Die Textgestaltung ist vielleicht etwas gewöhnungsbedürftigt. Ihr müsst Euch nur in meine Lage versetzen, dann habt Ihr schnell raus, wann ich erzähle, wann ich denke, wer mich fragt oder Antwort gibt.

Vorab: Wir, das sind hauptsächlich meine 6-jährige Hündin Assy und ich.

Assy hatte ich im Sommer 2002 „gebraucht“ übernommen, ein absoluter Hunde-Schatz. Wohlerzogen, sehr verfressen, eben ein deutscher Wohlstandshund. Nun bin ich selbst berufstätig, habe zwar jede Menge Zeit zwischendurch, trotzdem musste Assy natürlich stundenweise alleine bleiben. Sie schlich dann lustlos in ihr Körbchen, ich fand sie auch zeitweise auf meinem Bett. Es war offensichtlich, dass ihr langweilig war.

Im Laufe der Monate kam mir dann der Gedanke an Hunde- Gesellschaft. Dazu musste man aber erst einmal abchecken, was geht überhaupt. Assy war der Mittelpunkt der Familie, würde sie einen anderen Hund überhaupt akzeptieren ?

Beim Gassi-Gehen kam ich eher immer wieder von dem Gedanken ab.

Assy mochte keine Hunde. Hündinnen gingen nicht, Welpen schon gar nicht, grosse Rüden wurden angeblafft. Aber so richtigen Zoff gab es auch nicht.

Gab es da nicht eine Hunde-Freundin? So ein kleines Monster in der Nachbarschaft? Absoluter Kläffer, ca. einjährige Hündin, und Assy mochte sie. Das kannst Du mir doch nicht antun, so was Kleines und Lautes? Dann lieber ohne Zweithund. Aber gingen da nicht auch Rüden, so mittelgrosse und nicht so alte ? Ja, doch, damit konnte Assy gut. Das war doch schon mal ein Ansatz.

Durch Assy als gebrauchten Cocker hatte ich inzwischen im Internet eine Cocker-Notfallseite gefunden. Ich war absolut fasziniert, was sich auf dieser Internet-Seite alles finden ließ. Nicht nur Informationen rund um Cockers, nein, da waren auch Hunde im Angebot. Eigentlich fand man jeden dargestellten Cocker schön. Warum setzen die Leute so ein herrliches Tier aus?

Und dann immer wieder die ausländischen Hunde. Als hätten wir nicht genug davon. Und müssen wirklich alte, blinde, dreibeinige Hunde nach hier geholt werden ? Ja, das habe ich so bei mir gedacht. Und jeden Morgen wieder nachgeschaut, was gibt’s Neues, welche neuen Hunde ? Oh, ja, und es gab sie auch auf der Seite, die deutschen Wohlstandshunde, durchaus gut genährt, störten irgendwann ihren Besitzer und waren überflüssig, warum auch immer. Erinnerten mich an Assy.

Aber sie liessen mich auch nicht los, die Ausländer, die alle so traurig schauten und so schmal und so verhungert. Klar gab es auch verhungert schauende Inländer, elende gequälte Kerlchen, die nichts dafür konnten, dass sie jetzt im Tierheim waren.

Ich wusste nicht aus noch ein, immer wieder überlegt, ach lass’ es doch lieber ganz, Assy kann auch Einzelhund bleiben.

Und warum habe ich dann immer wieder bei der Cocker-Seite nachgesehen ? Mich in den oder den oder doch besser den verliebt ? Keine Ahnung, ich konnte es nicht lassen und die Spanier hatten es mir angetan.

Trotzdem, schau dich um, warte ab und mach’ erst mal nichts. Doch, man konnte im Forum schon mal nach Erfahrungen mit Zweithunden fragen. Und man erhielt so viele Tipps und gute Ratschläge. Immer wieder überlegt, was willst du eigentlich ?

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Und dann sass er da. Am 05.01.04 unter Cocker männlich, Charlie, im Tierheim Spanien, man konnte abends ab 21 Uhr dort anrufen. So sah er damals aus

War das nicht ein süsses Kerlchen? Wer hat den bloss abgegeben? Was heisst hier, er soll nicht stubenrein sein? Bestimmt alles Blödsinn. So wie der schaut. Den oder Keinen!

Man glaubt gar nicht, wie sich das in den Gedanken festsetzt. Warum erst um 21.00 Uhr anrufen ? Da ist doch auch eine Mail-Adresse. Schreib’ schon mal, aber höflich, freundlich, nicht dass die denken, man würde nicht genau überlegen.

Na, dann habe ich um 8.30 Uhr eine Mail losgelassen, von Assy und mir erzählt und dass das Kerlchen doch prima zu uns passen würde und blablabla und anrufen würde ich auch. Aber kann man mir schon mal im Laufe des Tages eine kurze Rückantwort geben? Konnte man nicht. Habe ich auch später verstanden. So ein Tierheim in Spanien wird meist von ehrenamtlichen Leuten geführt, die haben tagsüber keine Zeit dafür. Da müssen die sich um die Tiere kümmern, oft weiss man nicht, wie viele Tage man noch füttern kann, lange Zeit gibt es nur Brot, Spenden kommen sehr spärlich.

Gott, was habe ich an dem Tag im Büro für Mist gebaut. Gedanklich war ich ja schon dabei für Charlie ein Körbchen einzurichten.

Assy, ach Assy muss das noch nicht wissen, eigentlich muss das ja keiner wissen, genau, das behalten wir mal besser geheim. Die anderen raten bestimmt ab. Und ich hab’ ihn ja noch nicht sicher und überhaupt ….

Es ging nicht anders, ich konnte an dem Abend nicht warten bis 21.00 Uhr, unmöglich. Seit 18.00 Uhr hatte ich den Hörer in der Hand, der war schon patschnass-geschwitzt. Man kann ja schon mal die lange Nummer eingeben, spanische Vorwahl usw., dann braucht man um 21.00 Uhr nur auf Wiederholung zu drücken. Man kann ja schon mal um 18.45 Uhr die Nummer testen? Vielleicht geht die gar nicht ? Aber es klingelt …  Wieder auflegen ? Ist ja noch zu früh. Dreimal Klingeln. Oh je. -„Klein“-

Wie bitte, da ist jemand dran, ich werd’ verrückt, ja Hallo, ich bin’s, wegen Charlie. Die Frau Klein in Spanien war supernett, zufällig schon früh zu Hause und meine Mail hatte sie auch schon. Halleluja, ich war die Erste und krieg’ ich ihn auch ? -Nix da, so geht das ja nun auch nicht.-

Dann wurde mir ausführlich erklärt, wie das ganze Prozedere ablaufen wird, und ich war wirklich erstaunt. Hatte ich doch gedacht, dass die in Spanien nur froh sind, wenn sie einen Hund untergebracht haben. Aber nein, die prüfen erst mal die Interessenten!!

Wahnsinn, die machen sich erst richtig schlau über die zukünftigen Besitzer. So ist jeder Hund, der vermittelt wird, ein richtiges Einzelstück, der Kunde wird sorgfältig ausgesucht, bevor geliefert wird. Hätten Sie gewusst, dass alle Hunde aus diesem Tierheim vorbestellt sind?

Da fährt nicht einer mit einem Transporter durch die Gegend, karrt mal eben ein paar Hunde aus Spanien nach Deutschland und kümmert sich nicht um den Verbleib. Nein, das ist fachmännischer Export, der Kunde steht fest, es werden Papiere erstellt, klar und aus Kostengründen organisiert man den Transport erst, wenn sich das lohnt, also 15-20 Hunde oder Katzen Abnehmer gefunden haben. Ja aber, wie lange soll das denn dauern ? -Machen Sie sich mal keine Gedanken, das kann schon Mitte Februar sein.-

Ich werd’ verrückt, Mitte Februar, jetzt ist 5. Januar! -Keine Panik, Sie sind erster Interessent, Ihre Aussichten sind gut, jetzt warten Sie mal ruhig ab, in den nächsten Tagen wird sich in Deutschland jemand mit Ihnen in Verbindung setzen.-

Boh ey, doch, sie war sehr nett, die Frau Klein aus Spanien, aber wie sollte ich ruhig abwarten ? Konnte ich nicht, ich wurde wahnsinnig.

Was machst du jetzt? Hier warten, Däumchen drehen? Geht nicht. Habe erst mal Trost geholt bei der Melanie von der Cocker-Seite. Die kannte den Ablauf, konnte mich beruhigen. Hilfe kam auch von Lanas Frauchen, die hatte ihren Spanier schon. OK, dann eben warten.

Es meldete sich auch schon am nächsten Tag jemand aus Augsburg, per Mail, ich schnell dort angerufen. -Ach, Sie wollen den Charlie, den wollen sooo viele und wissen Sie auch, dass Cocker Sturköppe sind ?- Aber nein, ich hab’ doch Assy, da ist nix mit Sturkopp. -Trotzdem: Wir müssen Sie erst testen, da kommt jemand demnächst vorbei, Sie müssen warten, erst danach entscheiden wir, ob Sie geeignet sind.-

Warten, schon wieder warten. Neuer Anruf, -wir haben in Ihrer Gegend leider keinen Tester, müssen wir erst suchen.- Nein, müsst ihr nicht, ich suche selbst. Hatten hier nicht hunderte von Leuten Hunde aus Spanien?

Ey, Du kennst mich seit über 30 Jahren, kannst Du mich testen ? -Nee, kann ich nicht, mein Hund ist auch aus Spanien, aber von einer anderen Organisation.-

Mist. Aber Lanas Frauchen konnte mich testen. Die gute Frau hatte sich doch wirklich bereit erklärt, hunderte von Kilometern zu mir her zu fahren. Hab’ ich mich je dafür bedankt ? Keine Ahnung, ich hole es hiermit nach.

Dann fiel mir ein, wieso bist du Mitglied im Tierschutzverein, die müssen mich doch testen können? Sofort dort angerufen, gefragt, erklärt usw. OK, die waren nicht begeistert, hatten doch selbst genug Auswahl an Hunden. Ja, aber, haben Sie auch einen Cocker ? -Nein, die gehen immer sofort weg, obwohl das doch grosse Sturköppe sind.- Was habt Ihr immer mit dem Sturkopp? Ständig taucht der Hinweis auf. Immer wieder hatte ich Charlie im Internet aufgerufen, das Kerlchen von hinten nach vorne angeguckt und analysiert, konnte der einen Sturkopp haben ? Assy hat auch keinen, ich glaub’ das alles nicht.

Gut, jetzt hatte ich einen Tester vom Tierheim, der konnte aber erst in den nächsten Tagen kommen. Warten, wieder warten. Muss man eigentlich für solch einen Besuch die Wohnung putzen? Testen die mich und/oder meine Reinlichkeit? Besser mal Hausputz machen, aber so, dass jeder sieht, hier fühlt sich ein Hund wohl. Was ist mit Assy? Soll sie brav Platz machen, kann sie gut, oder kann sie auf dem Sofa sitzen, wenn der Tester kommt? Du liebe Zeit, was man alles für Gedanken hat.

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Dann endlich nach zwei Wochen kam der Tester, war eine die, sehr nette, liebe Dame, hatte einen Schäferhund im Auto sitzen, der kam auch aus Spanien. Wir dann in die Wohnung. -Ach, Sie haben es aber nett hier, aber bei zwei Hunden so einen hellen Teppichboden, tsz, tsz.- Konnte ich vor zwei Jahren bei der Renovierung wissen, dass hier mal acht Pfoten durchlaufen?

Trotzdem wurden wir uns schnell einig, hatten ein ausführliches Gespräch über Gott und die Welt, ach ja, auch über Hunde. Die Meinungen waren durchaus unterschiedlich, was soll’s, am Schluss dann endlich der Segen, -doch, ein Hund wird es bei Ihnen gut haben, ich sage am Montag im Tierheim Bescheid.- Am Montag, ja warum denn nicht heute ? -Heute ist Freitag, da machen die auch keine Meldung mehr.-

Oh, Mann, meine Verzweiflung wuchs, es war nicht mehr zum Aushalten. In der Zwischenzeit konnten ja auch andere Charlie-Interessenten schon längst getestet sein, vielleicht hatten die die besseren Karten. Und Charlie ist immer noch auf der Seite vom Tierheim Spanien und auch noch auf der Seite der Cocker-Notfälle. Mann, wann nehmt Ihr den endlich da raus ? Sagt mir doch wenigstens, was Sache ist.

Ich will Charlie und sonst gar nichts!!

Dienstag hatte ich ihn dann. Endlich! Zumindest als Zusage. Auf allen Seiten war er weg, bei den Spaniern nur die Mitteilung, Charlie geht nach Deutschland. Bei den Cockers, ach Ihr zwei lieben Mädels, da stand: Charlie wird das Brüderchen von Assy. War das nicht süss? Und damit wusste endlich auch der Rest der Welt Bescheid.

Alles prima, alles gut, jetzt aufatmen. Kurze Mail nach Augsburg, Danke Schön, auch nach Spanien, vielen Dank und streichelt doch den Charlie mal und ja, überhaupt, wann bucht ihr ihm einen Flug, ich warte doch. Ha, das war’s dann. Flug, sehr witzig, -wir organisieren einen Transport, wenn genug Hunde vermittelt sind, ungefähr Mitte Februar.- Das halt’ ich ja im Kopf nicht aus. Ich konnte nicht hinfliegen. Aber vielleicht meine Freundin ? Nee, die mag Hunde und will den Charlie dann sicher behalten. Oder ein Taxi ? Bist du eigentlich wahnsinnig ? Lenk’ dich ab, mach was, arbeite doppelt so viel.

Ging alles nicht. Aber im Kopf, da arbeitete es wie verrückt. Was ist mit Schwierigkeiten? Die reden doch immer davon, Sturkopp, Angstbeisser, ist nicht stubenrein. Wirst du mit so was fertig?

Ach Assy, komm’ mal her, du musst das doch verstehen. Ich erzähl dir mal von meinen früheren Hunden, Dackel, ja, die sollten doch auch alle einen Dickkopf haben. Kann ich nicht bestätigen. Man muss die nur machen lassen, was die wollen. Andere Schwierigkeiten? Was sind überhaupt Schwierigkeiten?

Wenn ein sechs Monate alter Zwergdackel in einem Haushalt mit acht Erwachsenen keinen mehr in die Küche lässt, weil dort sein Fressnapf steht? Wir fanden das eher lustig und nicht schwierig. OK, die Kleinkinder meiner Geschwister hatten da keine Chance. Und wenn so ein kleines Monster eine Zweijährige beisst, ist das auch kein Spass mehr. Aber da musste man nur überlegen. Wie gewöhnt man dem das ab ? Was glaubt der überhaupt, wer er ist ? Na, logisch, der Boss. Aber dafür kann er doch nichts, schliesslich behandeln wir ihn doch auch wie einen König.

Wie macht man einem Hund klar, dass er ein Hund ist ? So irrwitzig wie das klingt, aber ich kam auf die Idee, meinem Hund einen Hund zu kaufen ! Und es war die absolut richtige Entscheidung. Mein kleines Cäselchen (eigentlich Cäsar) liebte den neuen Welpen, leckte ihn drei Tage lang ab und hatte endlich eine Aufgabe. Alle Macken, ach Ihr nennt das Schwierigkeiten, waren weg.

Oder was sind sonst Schwierigkeiten ? Wenn Frauchen acht Jahre lang nur Hundemutter war und dann ein Baby bekommt ? Und der allerliebste Hund, mein Dicker (Hund von Cäsar), das Kind nicht ausstehen kann ? Nicht jetzt, nicht die Woche danach, und überhaupt nicht ? Wenn ein Schmusehund zum Killer wird, ist das dann schwierig?

Aber was kann denn der Dicke dafür? Er war halt eifersüchtig und kannte bis dahin keine Grenzen, die man ihm mal hätte setzen müssen. Aber war die Schwierigkeit da nicht das Frauchen, das die Erziehung vermasselt hatte ? Gute Ratschläge von allen Seiten, -der Hund muss weg, das Kind ist in Lebensgefahr !- Quatsch, ich schaffe das schon.

Dann sprang er ins Kinderbett, zum Glück war es gerade leer, dann versuchte er sie vom Wickeltisch zu holen, hatte den Strampler fest in der Schnauze, ich war aber schneller. Schaffst du das wirklich ? Du musst doch arbeiten ? Kind und Hunde sind dann bei der Oma. Schafft die das ? Nie im Leben ! Also gab ich Anweisungen: Wenn ich arbeite sind Kind und Hunde getrennt zu halten. Sperr die Hunde ins Wohnzimmer, schläft das Kind, mach’ immer zwei Türen zu, damit der Dicke nicht mal aus Versehen ins Schlafzimmer kommt. Für meine Mutter war es der totale Stress.

Ich kam immer zwischendurch nach Hause, brachte alle wieder zusammen, ohne Erfolg. Der Dicke hasste Hanna und wurde zu einem immensen Risiko. Aber nie der Gedanke, schaff den Hund ab. Durchhalten, nur Geduld, das wird schon. Der Spass dauerte zwei Jahre, Jahre!! nicht Tage oder Wochen.

Mein Kind bekam Zähne, lernte Laufen, lernte Sprechen. Immer wieder der Test auf der Waage. Jetzt ist Hanna so schwer wie der Hund. Wir versuchen es noch mal, Kind im Laufstall, Hund draussen. Die Laufstallstäbe splitterten beim Aufprall. Der Dicke hatte richtig Anlauf genommen!! Trotzdem, immer neue Versuche.

Kinder haben gerne Kekse in der Hand oder Brötchen. Kleine Kinder sind auch so dumm und stecken die Finger aus dem Laufstall raus. Ich bin heute noch dankbar, dass Hanna noch alle Finger hat. Oder Gassi-Gehen. Der blanke Horror. Kinderwagen, zwei Flex-Leinen, ein Hund immer im Sprung in den Kinderwagen. Manch einer hat mich mitleidig gefragt, soll ich dir mal einen Hund abnehmen ? Bist Du verrückt ? Nimm den Kinderwagen!

Ich war bestimmt eine Rabenmutter. Aber mit Durchhaltevermögen ! Zwei Jahre ! Und dann kam der Tag, es musste einfach mal passieren, wo man alle Vorsichtsmassnahmen vergessen hat. Haustürklingeln, Telefon, in der Küche kocht was über, wo ist das Kind, schlimmer noch, wo ist der Hund ? Ach ja, ich hatte ja zwei Hunde, aber Cäsar war nicht so, er hatte sich mit Hanna abgefunden. Aber wo sind die alle ?

Grosser Schreck, im Wohnzimmer, alle auf dem Teppich. Wieso ist das so ruhig hier ? Mal anschleichen. Was hat Hanna in der Hand ? Den ganzen Karton Hunde-Milch-Drops ! Verteilt die abwechselnd an die Hunde und isst die meisten selbst ! Das Eis war gebrochen, ich bin dann immer noch kein Risiko eingegangen, aber die Gefahr war nicht mehr so gross.

Die zwei Jahre waren sicher schwierig, aber doch kein Grund, den Hund abzugeben. Er konnte doch nichts dafür, es war eindeutig meine falsche Erziehung.

Weißt Du, Assy, ich habe alle meine früheren Hunde zu  „Tode geliebt“, sie waren bis zum Schluss bei mir und wenn es denn sein musste, habe ich das Pfötchen gehalten, bis er eingeschlafen war. Und so mache ich das auch bei Dir, und so soll es auch bei Charlie sein, da schrecken mich überhaupt keine Schwierigkeiten.

Jetzt schreiben wir noch mal ‚ne Mail nach Spanien, damit die den Charlie noch mal für uns streicheln. Die Frau Klein macht das schon. Frau Klein ? ja, Frau Klein, was gibt’s ? Wie am 30. ? Er kommt schon am 30. ? Das ist ja Freitag ? Ach so, dann fährt er ab. Dann kommt er am Samstag ? Was, wo, wie und wann, bitte genau erklären. Ich gebe Ihnen alle möglichen Telefonnummern. Ach nein, nur die vom Handy, das ist sicher, schleppe ich extra mit mir, mach’ ich sonst nie.

Ach, Frau Klein, bis Samstag werde ich wahnsinnig ! Aber ich warte, habe ich in den letzten Tagen doch gelernt.

Oh, jetzt wird’s auch Zeit, dass man die Familie informiert. Hanna wusste schon alles, freute sich auch. Wegen meiner Berufstätigkeit muss einmal am Tag, nachmittags, meine Schwester Gassi gehen. Macht sie auch gerne, Assy ist ja auch ein Schätzchen. Hör mal, dass ist doch sicher egal, ob du mit einem oder zwei Hunden gehst ? -Nee, früher mit deinen Dackeln, das war schon der blanke Horror !- Ja, aber, wenn der zweite so ist wie Assy ? -Nee, nee, ich nicht !- Och, stell’ Dich nicht so an ! -Ja, mal sehen.-

 Na, geht doch!

Jetzt noch Assy’s Herrchen, meinen zweibeinigen Ersatzdackel informieren. -Bist Du verrückt, kannst doch Assy nicht einen vor die Nase setzen ! Das macht die doch nicht mit.- Doch, doch, Assy macht das schon, da seh’ ich überhaupt kein Problem. Aber so richtig hat er mich nicht ernst genommen.

Dann endlich Freitag. Da fahre ich immer ins Wochenende zu meinem zweibeinigen Purzel. Assy freut sich dann immer sehr, sie liebt ihn heiss und innig. Hey, Assy, warum bin ich am Wochenende immer bei Dir abgemeldet ? Das hört sich jetzt auf, dann hab’ ich einen Charlie. Ach nee, so nicht, Assy, du wirst immer die Beste bleiben, keine Angst. Ich hab’ ja auch zwei Hände, für jeden eine zum Streicheln.
 
Wir gehen essen. -Was ist, hast Du keinen Hunger ?- Ach, jetzt sitzt der arme Kerl schon im Auto. Meinst Du, er sitzt vorne ? Ist doch so ein lieber Kerl. Wie, der ist auch in einer Kiste ? Mein Charlie ? Der Arme, kein Wasser, kein Brot, kein Gassi, und das mindestens 16 Stunden ? Die haben denen doch bestimmt Schlafmittel gegeben ? Hunger ?, ich hab’ keinen Hunger, wir gehen früh schlafen ! Wo ist das Handy ? Ohne geh’ ich nicht ins Bett.

Assy, was ist, warum schubbst du mich ? Wie, ist schon morgen ? Es ist schon morgen ! Es ist Samstag! Gleich kommt er ! Frühstück, vergiss es, wo ist das Handy, muss jeden Moment klingeln

Sieben Uhr, acht Uhr, muss mal auf’s Klo. Da, es hat gebrummt, wo ist das Handy? Immer dann, wenn man nicht kann. Keiner mehr dran. Man kann doch nicht nur einmal Klingeln lassen! Was ist das da für ein Zeichen ? Ein Briefchen ? Hilfe, ne SMS, das kann ich nicht, wie geht das ? Hilfe!

Ruhig, probier mal das Menue, da steht doch wie das geht. Geschafft, jetzt noch lesen, Scheiss- kleine Buchstaben. Die sind in Freiburg. Toll, aber welches Freiburg, wo ist das, gibt es in der ganzen Bude hier keinen Atlas ?

Ach, was soll’s, ich ruf noch mal in Spanien an, die halten mich eh’ für bescheuert. Hallo Frau Klein, sagen Sie mal, haben die vielleicht ein Handy im Auto ? Klar, dann her mit der Nummer, ich ruf die mal an. Und Schönen Tag noch. Ach, Sie rufen mich morgen an und fragen, wie es gelaufen ist ? Ist ja toll, Spitzenservice, bis dann.

So, jetzt wieder die Handynummer eingeben, am besten gleích einspeichern und wählen. Los geht’s.

Dreimal, viermal, ja, man, wo sind die denn ? Haben die sich verfahren ? Vielleicht haben die einen Unfall ? Ja, es ist Schnee und Glatteis angesagt, haben bestimmt nur Sommerreifen. Hoffentlich sitzt mein Charlie doch in einer Kiste, sonst ist er womöglich schon durch die Windschutzscheibe geflogen.

Ach, wieso ist hier keiner ? Muss der Kerl denn jetzt stundenlang mit Assy spazieren gehen ? Ich brauche Beistand und zwar dringend. Wo war’t ihr denn so lange ? Ich muss jetzt fahren. -Wann kommen die denn ?-

Keine Ahnung, sind jetzt in Freiburg. -Das dauert mindestens noch drei bis vier Stunden, was willst Du denn jetzt schon an der Autobahn.- Mich versteht eben keiner. Gut, ruf’ ich noch mal an. Ja, Hallo, ich bin’s, die von Charlie, wo sind Sie ? Gott sei Dank, ein nettes Mädchen, alles ist OK, sie ruft mich wieder an, so kurz hinter Wetzlar.

Jetzt Frühstück, nee nur Kaffee, ich rauch’ noch ein bis zwei, dann fahr ich. Is’ ja gut, ich hol nur die Zeitung. Warten, warten, hast du das denn nicht endlich in den letzten Wochen gelernt !

Endlich Anruf, -wir sind hinter Wetzlar.- Ja, ich fahr sofort los, bis gleich. Gleich, Witz komm’ raus, ich brauch fünf Minuten, die von Wetzlar bestimmt noch ne Stunde. Egal, ab dafür, gehst du halt spazieren an der Autobahn. Wie erkennt man einen Hundetransporter ? Da vorne steht so was, kann ja nicht sein, aber geh’ mal gucken. Nette Leute, Hallo, ich guck’ sonst nicht in fremde Autos, tschuldigung.

Geh’ noch mal zum eigenen Auto, kann man ja mal aufräumen, hier sind auch Mülleimer. Wo ist die kurze Leine ? Hab’ ich doch mitgenommen. Nicht, dass der Charlie abhaut, wie Petita. Ach da. Hab’ ich auch ne Decke ? Der kommt aus Spanien, friert sich hier sicher den Hintern ab. Ach, komm, geh noch mal rum und rauch noch eine. Das beruhigt.

Warum gucken die da so blöd ? Vollgepacktes Auto, die sehen ja nix. Lauter Kisten oder Boxen. Boxen ? Hey, das sind die, die suchen mich ! Scheiss, müssen die mich ausgerechnet sehen, wenn ich hier qualme ? Riskiere ich jetzt meine ganze Qualifikation ? Winke, winke, hier bin ich !

Ha, sie haben mich erkannt. Charlie, Charlie, ich komme ! Hallo, wirklich nettes Mädchen, der Fahrer ist auch OK, Charlie sitzt natürlich nicht vorne. Na, gut. Macht mal die anderen Türen auf. Ach, die Katzen sind oben, wir müssen erst umladen. Grosser Gott, aus jeder Box schauen einen ein paar Augen an. Seid nicht traurig, nachher habt ihr auch ein Frauchen oder Herrchen oder beides. Wo ist Charlie ? Da unten auf der Box steht sein Name. Wieso sieht man ausgerechnet in der Box keine Augen ? Ist die leer ? Die haben den in Spanien vergessen!

Ach wo, er sitzt ganz hinten in der Ecke und traut sich nicht raus. -Haben Sie eine Leine ?- Klar, hier. -Aber er will nicht raus.- Lassen Sie mich mal ! Hey Charlie, ich bin’s, schnüffel mal an meiner Hand. OK, ich hab ihn am Halsband und zieh ihn jetzt raus. Gut, das Mädi holt schon mal die Papiere, was brabbelt da der spanische Fahrer, versteh kein Wort und ächz, Charlie, nu komm schon. Geschafft, Leine anklicken und ……………. Sprachlosigkeit……. Jetzt bloss keinen Fehler machen.

Was ist das denn? Nie im Leben mein Charlie! Ja, Moment, ich unterschreibe sofort, versteh’ ja, dass Sie weiter müssen, muss nur mal eben versuchen, das Gerippe da zwischen meine Beine zu klemmen.

Gott, ist der dürr, der ist ja auch nackig und was für ein Riesenkerl, ich krieg die Krise. Mach mal Unterschrift, der Spanier will immer noch was, ach hat Gespräch aus Spanien, für mich ? wieso ? gut, ich hör’ mal. Spanisch, kann ich nicht, Englisch ? kann jeder, und ich hab’ Abitur, aber doch jetzt nicht ! Sorry, häh ?, OK, nice guy. Bist du bescheuert, nice guy, war zwar englisch, aber was ist da nice ?
 
Die lange Stange Kotelett wollte jedenfalls ganz was anderes. Pippi machen und zwar dringend. Flex- Leine wäre echt besser gewesen. Aber so musste ich hinterher, die Leitplanken wurden abgestrullert, besser hätte das ein Reinigungswagen auch nicht gekonnt. Sieh mal da, das Gerippe entspannt sich, muss der einen Druck gehabt haben.

Wie läufst du denn ? Du bist ja noch ein ganz Junger, und genau betrachtet, bist du auch ein ganz Schöner. Aber wo sind Deine Haare, und das ätzende Riesenpony ! Sieht ja doof aus.

Siehst du dahinten den Transporter ? Die laden jetzt alle Hunde aus und gehen mit jedem einzelnen Gassi, und frisches Wasser haben sie auch geholt. Alle Achtung, die kümmern sich gut um die Tiere.

So, Charlie, jetzt hast du hoffentlich ausgepisst, gehen wir mal zum Auto. Ja, da der silberne, geh’ mal nach hinten, ich geh’ dann ums Auto rum. Wieso bis du jetzt schon vorne ? Geh’ mal weg, ich muss doch die Tür aufmachen. Schön, da unten beim Beifahrersitz ist immer Assy, riechst du das ? Was willst du denn jetzt wieder hinten und hui, wieder vorne. Also Junge, so geht das nicht.

Wie, vorm Lenkrad ? Da kann ich ja nichts sehen und auch nicht schalten. Aber wenn du schon mal da bist, kann ich dich doch mal drücken, oder ? Geht auch nichts kaputt, deine Knochen halten das aus. Gefällt dir das ? Ja, merk dir das, das gibt’s jetzt immer.

Jetzt fahr ich mal an, ach du willst da sitzen bleiben ? Na, gut, aber nur heute, und halt den Kopf mal niedriger.

Und jetzt geht’s nach Hause, schaffen wir den Kreisverkehr oder lenkst du jetzt ? Na, gleich haben wir es geschafft, da ist die Garage, da steht Herrchen und Assy.

Nun hatte ich ihn endlich, meinen Spanier. Er stieg in mein Auto, schnüffelte hinten und vorne und beschloss, es sich auf meinem Schoss bequem zu machen. Oh ja, ich ahnte schon, das wird schwierig, dem das wieder abzugewöhnen, aber ich fand es auch schön. Konnte ich ihn doch an mich drücken, er sah mich an und seine Augen sagten: Ich vertraue dir, bring’ mich hin, wohin du willst.

Er war doch sehr kurz geschoren, aber was soll’s, Haare wachsen wieder. Er duftete auch irgendwie angenehm nach Kernseife, war sicher Desinfektionsmittel, der Gedanke, dass er vielleicht Flöhe oder anderes Viehzeug mitschleppte, kam mir erst gar nicht.

In der Garage angelangt, erst mal Tor zu, damit er nicht ausbüxt. Herrchen wartete schon mit Assy an der Leine. Besuch war auch noch eingetroffen, aber dafür hatten wir keine Zeit. Von meinem Zweibeiner kam nur der Kommentar: -Mann, der braucht ja erst mal ne ganze Fleischwurst !- Typisch, Metzgersohn.

Charlie brauchte noch viel Bewegung, wollte laufen und die Gegend erkunden. Mit Flex-Leine ging das auch viel besser. Assy wollte heftig protestieren, was will der fremde Hund hier, aber ich schnappte mir ihre Leine und sie musste mit.

Für Protest blieb keine Luft. Mein kleiner Rollmops Assy musste sich ganz schön beeilen, Charlie war vorne, Flex-Leinen-Spannweite bei zwei Hunden 20 Meter, meine Arme wurden ganz schön strapaziert. Aber nach einigen Minuten entspannte sich alles, beide kamen sich näher, nicht unbedingt aneinander interessiert, aber beim Schnüffeln fast immer an gleicher Stelle. Nasentechnisch waren sie sich wohl gleich.

Nach einer Stunde habe ich dann den Weg Richtung Haus eingeschlagen. Assy dachte sicher, Charlie verschwindet hoffentlich bald wieder. Dann kam er mit ins Haus. Und mein bisher stilles Mäuschen fing an zu Kläffen, was das Zeug hält. Aber dieser Protest stand ihr doch auch zu. Ein fremder Kerl in unserer Wohnung!

Ich fress ihn nicht, abergefallen soll es ihm auch nicht. Und jetzt holt Frauchen auch noch meine Hundekuchen, die guten Lamm-Reis-Drops. Nicht zu fassen, ich kläffe weiter!

Assy, der Charlie hat doch Hunger und verträgt bestimmt nichts anderes, halt doch mal die Klappe und lass ihn fressen, kriegst ja auch was. Du machst ja den Charlie ganz nervös mit dem Krach!

Der wurde nicht nervös. Nahm jeden Hundekuchen ruhig aus meiner Hand, riss mir nicht die Finger ab, äugte zwischendurch mal unter seinem riesigen Pony schräg zu der kläffenden Assy und lies es sich schmecken. Irgendwann kam mir schon der Gedanke, mach mal langsam, Junge, später kannst Du auch noch was haben. Aber ich hatte noch genug in der Dose und er hatte bestimmt gelernt, friss, solange noch was da ist.

Assy war inzwischen heiser und fing an, den Kerl mal zu beschnuffeln. Klar, von hinten. Lies er sich auch gefallen, wollte dann aber auch mal gucken. Es passierte nichts, bisschen Zier von Assy, da könnte ja jeder kommen, aber es klappte. Dann ging irgendwo eine Tür, der Spanier spitzte die Ohren und fing auch an zu Kläffen. Und wie, so ganz anders, ach du bist ja ein Eunuche, nee, nur kastriert, aber goldiges Stimmchen.

Mein Mann und der Besuch waren nun aber doch schon ganz schön genervt und ich bin wieder in die Pampa mit beiden. Der erste Tag mit Charlie ist mir nur deshalb so stressig in Erinnerung, weil er viel rennen wollte und zwei Leinen hatte ich seit Jahren nicht mehr jongliert.

Abends haben wir noch unsere Sprachkenntnisse getestet. Alles was wir an spanischen Worten kannten wurde ausgegraben. Vom Tierheim Spanien hatten wir auch eine Liste mit spanischen Kommandos. Unser Gebrabbel störte Charlie nicht im mindesten, er wollte nur fressen, laufen und schlafen. Seinen Namen kannte er, den sollte er auch behalten. Auch Assy hatte aus ihrem früheren Leben nur ihren Namen behalten. Neues Halsband, Leine, Körbchen, alles stand bereit.

Halt, was ganz wichtiges habe ich vergessen. Charlie war ja angeblich nicht stubenrein. Nun waren wir ja stundenlang draussen gewesen und ich hatte die Sache ganz vergessen. Und was macht der Lauser ? Kommt in die Wohnung und pinkelt an die grosse Palme. -Hey, du, das geht aber nicht !- Keine Panik, Männlein, Hunde machen das nur zur Begrüssung, das heisst noch nichts. Ujujuj, Frauchen, passt auf, behalt den Lümmel im Auge. Aber es passierte nichts mehr.

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Wir sind früh ins Bett, Assy war recht erschöpft und hielt die Klappe, Charlie bezog sein neues Körbchen, fand nachts aber den Weg ans Fussende im Bett. Ganz klein, ganz zaghaft kam er an, drehte sich dreissigmal um sich selbst und schlummerte ab.

Am Sonntagmorgen dann das übliche Assy-Begrüssungsritual, Assy will auch mal mit Herrchen kuscheln. Aber lieber schnell raus aus dem Bett, wer weiss, wie „dicht“ der Spanier ist. Es war aber nichts und nirgends was zu finden, toll, der ist ja doch stubenrein. Aber lieber erst mal raus, dann frühstücken. Und dann ist unser Wochenende auch schon zu Ende. (Mein Mann und ich leben nur von Freitags bis Sonntags morgen zusammen, der Rest der Woche gehört der Haupt-Familie und der Firma)

Also ab ins Auto und nach Hause. Wieder gleiches Spiel, erst Garage zu, dann ins Treppenhaus und dann konnte ich gerade noch sehen, wie Charlie an die Türgardine pinkelte. Aber um es abzukürzen, es war wirklich nur eine Begrüssung, das ist jetzt mein zu Hause, ich setz’ mal eine Duftmarke und das genügt. Er ist absolut stubenrein, kann sich aber in neuen Umgebungen, die gut riechen, nicht beherrschen.

So hat er danach noch die Tierarztpraxis begrüsst und auch den Hundesalon, als wir Assy dorthin brachten. Das muss so ein Halbstarker einfach machen, das ist auch nicht schlimm. In Spanien musste er wohl in seinem alten Zuhause 13 Stunden lang aushalten, denen hätte ich auch in die Bude gesch…..

Bei mir zu Hause versuchte ich dann, möglichst normale Verhältnisse zu schaffen. Charlie sollte sich so schnell wie möglich an alles gewöhnen, schliesslich musste ich Montag ja auch wieder arbeiten. Er war dann, genau wie Assy, überall dabei. Assy hat nur den Vorteil, dass sie nicht mit den Vorderpfoten auf den Herd kommt, sie will auch nicht in Töpfe gucken. Der Spanier ist aber sehr viel neugieriger, war ja auch alles so neu und so interessant. Also, merkt’ euch alle, ab heute darf nirgendwo etwas stehen bleiben, keine Töpfe, keine Teller, Mülleimer muss dicht sein !

Meine Leute kamen durchweg alle positiv bei Charlie an.

Meine Tochter ist für die Hunde relativ uninteressant. Das arme Kind hatte ja auch genug unter dem „Dicken“ zu leiden, mit Assy und Charlie kann sie aber alles machen. Die Hunde gehen gerne mit ihr Gassi, schauen auch mal in ihr Zimmer.

Aber wesentlich besser schnitt doch mein Vater ab, Opa-Herrchen. Er liebt Hunde, füttert leider zu viel vom Tisch, die Hunde lieben ihn dafür. Mit Assy musste ich mal eine Reduktionsdiät machen, nur Lamm und Reis. Ich höre noch die Tierärztin: - Das schaffen Sie, jeder kann so eine Diät konsequent durchführen, das geht nur nicht in Haushalten mit über 60-jährigen -. Wie wahr, mein Vater ist 84, und immer wieder: - Das bisschen, schadet dem Hund bestimmt nicht -. (Assy’s Allergie war dann doch keine Nahrungs-Allergie und sie konnte wieder Leberwurstbrot haben)

Montags dann das übliche Ritual, ich muss arbeiten, bleibt schön da, komme gleich wieder. Wirkte bei Charlie leider überhaupt nicht. Na, gut, da müssen wir jetzt alle durch. Geh’ schön rauf, ich komme wirklich gleich wieder ! Jetzt schnell Tür zu. Er kratzt nicht, er jault auch nicht. Soll ich noch mal nachschauen ? Ja, da war er gerade dabei, hinter Assy her die Treppe raufzugehen. Jetzt hat er mich aber gesehen. Alles noch mal, wird schon klappen. Auch das klappte reibungslos, lag aber sicher an der ruhigen Art von Assy, die signalisierte, Frauchen kommt wirklich gleich wieder.

Charlie war Dienstags schon ein routinierter „Hase“, es war, als wäre er schon jahrelang da. Machte keinen Stress, keine Probleme. Auch beim Tierarzt nur Lob. Erst habe ich aber mal die Tierärztin veräppelt, sie kann ja unmöglich alle Hunde so genau kennen. Im September hatte ich die Aufgabe bekommen, Assy solle vier Kilo abnehmen. Ha, Witz komm raus, das geht gar nicht. Jetzt mal eben in ihr Behandlungszimmer, schau’n Sie mal, wie schön der abgenommen hat ! – Ja, wie haben Sie das denn gemacht ? Das muss ja eine Radikalkur gewesen sein -. Nein. nein, das ist mein neuer Charlie, Assy wartet im Wartezimmer. Charlie kam dann auf den Tisch (den er vorher unten begrüßt hatte).

Er war sehr lieb und ruhig, lies alles mit sich machen. – Der ist ja top-fit, braucht nur ne kleine Impfung, von der Kastration ist noch ein kleiner Faden da, schwupps, das war’s, und die Ohren sind ja super-sauber. Da haben Sie einen tollen Hund bekommen -.

Das wusste ich auch schon.

Die Zähne sind nicht gut, zwar schön sauber, aber stark abgemahlen. Charlie sammelt mit Leidenschaft Steine, habe ich nicht einen Gummiball dabei, wird er auch sofort rückfällig. Nein, er nimmt nicht jeden Stein, nur ganz besondere, nach welchem System er auswählt, ist mir noch unklar.

Mittlerweile, Charlie ist jetzt schon acht Wochen da, haben wir im Dorf mehrere kleine Deponien angelegt. Den ersten Stein klaut Charlie beim Nachbarn, der freut sich schon, dass sein Garten so steinlos ist, den tragen wir dann bis zu einem bestimmten Punkt, da liegt dann auch der Stein von gestern. Jetzt kommt der weiter mit. Der Kreislauf endet bei mir im Flur, im Haus hat Charlie jedes Interesse am Stein verloren.

Na, ja, Ihr Leser merkt schon, dieser Teil II von Charlie ist nicht so spannend. Es ist nicht mehr das unruhige Warten, es ist einfach Routine, die aber für den Hund sehr wichtig ist. Merkt er doch, hier gehöre ich jetzt hin, alle mögen mich, mir kann nichts mehr passieren.

Charlie ist auch für Assy eine grosse Bereicherung. Sie hat richtig Toben und Rennen gelernt. Die Figur kriegen wir dann auch in den Griff. Aber stören tut uns die eh’ nicht.

Die beiden sind inzwischen ein richtiges Paar, anfängliche Distanz gibt es nicht mehr, sie genießen beide die Gesellschaft des anderen, liegen gerne dicht zusammen.

Schon an dem ersten Sonntag hatte ich die anstrengende Rennerei mit zwei Hunden und Flex-Leine echt satt.

Gut, machen wir Assy los, die läuft eh’ nicht weg. Jetzt zieht aber der Spanier, was das Zeug hält. Man kann ja weit schauen, Autos können hier auch nicht kommen. OK, komm her, ich mach dich ab. Charlie saust ab wie der Wind, freut sich seiner Freiheit, macht einen Bogen und ist schon wieder da. Toll, du bist ja Spitze.

Beide Hunde sind heute ausser sich vor Freude wenn Feierabend ist. Dann geht es raus, ohne Leine. Die normalen Gassi-Gänge mache ich lieber mit Leine. Aber um 17 Uhr gibt es kein Halten, dann wird um die Wette gekläfft, Frauchen, mach schnell die Haustür auf, sonst geht hier etliches zu Bruch. Charlie braucht immer einen Ball, er will was jagen oder suchen oder holen.

Ach, war da nicht was mit Jagdtrieb ? Ich glaube nicht, dass Charlie einen ausgeprägten Jagdtrieb hat. Er jagt Vögelchen, ja, aber nur aus Spass an der Geschwindigkeit, erwischen kann er keins. Vorgestern kam im Wohnzimmer eine Motte an ihm vorbei und setzt sich auf den Teppich. Charlie ist vor Schreck wie gelähmt, Assy kommt vorbeigeschlendert und frisst die Motte. Wer hat da jetzt einen Jagdtrieb ? Ich seh da kein Problem.

Was hatten wir eigentlich noch für Probleme ? Sprache, Spanisch ? Alles Blödsinn. Charlie verstand von Anfang an alles. Es sind warme, weiche, liebe Worte, die wir mit ihm sprechen.

Gut, wenn er den ganzen Karton mit Hundekuchen geklaut hat, gibt’s auch lautere Töne. Dann kniddelt er seine Ohren und setzt sie noch tiefer an, aber seine Augen sagen: Ach, Frauchen, das ist mir so passiert, bin ich nicht trotzdem umwerfend?

Und er hat recht, man kann ihm nicht böse sein. Ich habe früher an meinen Dackeln den Blick der Augen geliebt, was die alles ausdrücken konnten. Aber diese Cocker, die spielen mit Augen und mit Ohren und meine auch noch mit ihrer blauschimmel Zeichnung. Man schmilzt weg, einfach so, ich kann’s nicht ändern.

Assy hat kugelrunde Augen, Charlie’s sind wie Vierrecke, die auf der Spitze stehen. Aber beide können ohne Vorwarnung die unteren Lider fallen lassen, die sind dann schlagartig blutunterlaufen. Hey, Frauchen, siehst Du nicht, dass wir krank sind ? Wir haben bestimmt Unterzucker und brauchen was zu Essen, aber schnell, wenn’s geht.

Ach, und dann war da noch der Sturkopp ! Alle und jeder meinten, darauf hinweisen zu müssen. Entweder ich habe die einzigen zwei Ausnahmen, oder es stimmt nicht. Klar will jeder Hund was durchsetzen, das gelingt oder auch nicht, ist aber in meinen Augen kein Sturkopp. Oder ich bin auch ein Sturkopp und wir verstehen uns deshalb so gut.

Manchmal denke ich, ich habe hier zwei sehr ähnliche Hunde erwischt, aber dann gibt’s immer wieder doch die Unterschiede zu entdecken.

Beide halte ich für sehr intelligent, würde aber sagen, Assy kann besser rechnen, Charlie besser lesen. Assy kann super kombinieren, krieg ich ein Extra-Leckerchen, muss ich dafür was machen. Frauchen, zeig mir was Neues, ich lern’ es in zwei Tagen.

Will man Charlie was zeigen, oder fordert man ihn zu einer Übung auf, stellt er sich stur. (Ah, da ist doch was mit Sturkopp) Macht Assy aber was vor, schaut er sich das ab.

Spaßig ist eigentlich alles, was man mit den Hunden macht. Nehmen wir mal das Gassi-Gehen mit zwei Hunden. Achtet man auf die Ernährung, dann achtet man auch zwangsläufig auf das Ergebnis. Hat der Hund heut’ schon ein Häufchen gemacht ? Meine Schwester (zuständig für Gassi am Nachmittag) findet die Frage immer peinlich. Ist aber wichtig.

Vor 30 Jahren konnte ich dadurch verhindern, dass mein erster Dackel elendig an einem Darmverschluss einging. Alle bisherigen Hunde zeigten mir, dass sie bei Erledigung ihres Geschäftes lieber ein intimes Örtchen haben, eine Böschung, ein Gebüsch oder einen Strauch. Stadthunden versucht man oft beizubringen, den Popo über den Randstein zu halten und das Häufchen in die Rinne zu machen. Leute, versucht Euch vorzustellen, Ihr sitzt mit dem blanken Hintern auf der Leitplanke und die Raser auf der Autobahn sausen vorbei ! So muss sich doch der arme Hund dann vorkommen.

Wir wohnen hier auf einem kleinen Dorf, es gibt noch viel Landwirtschaft, in den Sommermonaten ist Gassi-Gehen wie Slalom-Laufen durch Kuh-Scheisse. Hier stört es wenig, wenn ein Hund die Böschung oder ein Gebüsch benutzt, wir gehen nicht in Vorgärten. Aber dieser Spanier, der kannte keine Böschung, der machte auch kein Geheimnis draus. Setzte sich hin und schon war’s passiert.

Das konnte man ihm aber schon schnell abgewöhnen, heute geht er auch zur Seite, sucht ein Versteck, alles nur Training. Aber schon die Art und Weise, wie er sein Geschäft erledigt, ist super.

Arme Assy, nun bist du schon dick, musst dir jedes Häufchen mühevoll abquälen, aber dieser Spanier kann fressen, was er will, dreht sich einmal, pendelt sein Hinterteil aus und schon ist alles erledigt. Gehen wir mit 2 Zweibeinern und den Hunden spazieren, sagt bestimmt einer: -Pass’ auf, gleich pendelt er wieder-.
 
Man könnte hier die Geschichte unendlich fortsetzen. Jeden Tag gibt es Neues zu entdecken, die Hunde sorgen immer wieder für Spass und Abenteuer. Aber jetzt will ich es gut sein lassen.

Ich habe sicher Glück gehabt mit meinem Spanier. Er hat keine Macken, er macht keine Schwierigkeiten und er hat sicher noch nicht die Grausamkeit der Menschen kennen gelernt. Sicher, er wurde schon einmal abgegeben, dass enttäuscht, aber er hat schnell zu mir Vertrauen gefasst und fühlt sich sicher.

Assy habe ich vor zwei Jahren aus einem Auto geholt, sie war Scheidungshund, das Herrchen war vernünftig und gab sie ab. (Er musste arbeiten, konnte Assy nur im Auto halten)

Ich hielt Assy die Hand hin, sie hat nicht dran geschnüffelt, nein, ohne zu zögern legte sie mir ihren Kopf in die Hand. Die ersten Tage zuckte sie zusammen vor Kleiderbügeln - Hey, ich will doch nur Wäsche aufhängen-  auch Fliegenpatschen machten ihr Angst. Das ließ sehr schnell nach.

Ich habe den Wunsch an Alle:

Überlegt sehr sorgfältig, wenn Ihr Euch einen Hund anschafft. Holt Euch ruhig einen aus dem Tierheim, oder über’s Internet. Aber seid Euch der Verantwortung klar. Solch einen Hund darf man nicht einfach wieder abgeben, nur weil Probleme auftreten. Die schon verletzte arme Seele leidet dann noch mehr.

Ein Tier ist ein Individuum, liebenswert und einzigartig, keine Handelsware mit Umtauschfaktor.

Jedenfalls sind wir hier ein glücklicher Verein, zwei Cocker mit Frauchen und Super- Wochenend- Herrchen.

Ich denke, Charlie ist sehr, sehr happy bei uns.

Sind wir unterwegs, er immer vorne, signalisiert sein kleiner Popo ständig: Samba-Samba- Cha- Cha-Cha, affengeil hier!

Gehen wir nach Hause, scheint ihm am Eingang einzufallen: Hey, das ist die Bude, wo es immer was zu fressen gibt, schnell rein da.

Seine Begeisterung bringt er immer und überall zum Ausdruck. Er springt um uns herum, zeigt immer Freundlichkeit, ist neugierig und aufgeschlossen.

Einfach ein Super-Hund, unser CHARLIE.

 
Kleine, neue Geschichten findet Ihr in Zukunft unter www.assy-und-charlie.de Immer mal wieder reinschauen, wenn sich lange nichts ändert, heisst das nur, uns geht’s gut, wir sind glücklich, haben aber keine Zeit für Bilder, toben lieber gemeinsam durch’s Leben.

Inge mit Assy und Charlie

19.12.2008

21.12.2008


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