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Condor

Gesucht - Gefunden - Geblieben
 
Im Juni 2013 war für mich der Zeitpunkt gekommen, mir den Wunsch nach meinem ersten eigenen Hund zu erfüllen.
Die Suche begann und schnell war klar, es wird ein Hund aus dem Tierschutz. Eine Hündin soll es sein. Ein brauner Labbi wäre toll. Oder ein Labbi-Mischling.

Die Suche gestaltete sich anfangs schwierig. Das eine mal stellte sich das Tierheim quer, das andere Mal war einfach nicht das richtige dabei. Irgendwann stieß ich auf der Homepage des Tierheims Duisburg auf "Ben".

Ben war ein Bordercollie-Labrador Mischling. Noch nicht allzu lange im Tierheim. 4 Jahre alt. Gut, dann vielleicht doch ein Rüde.

Also ging es, mit Bus und Bahn, von Bochum nach Duisburg, um Ben kennen zu lernen. Bei Ankunft im Tierheim dann die Nachricht: "Ben ist gerade zum Probeschlafen" abgeholt worden." Blöd gelaufen!

Da saß ich nun, enttäuscht und frustriert. Die ganze Fahrt umsonst. Aber wenn ich schon mal hier bin, kann ich ja zumindest mal gucken. Ich ging also die Reihen der Zwinger auf und ab. Fing bei den kleinen an und arbeitete mich vor bis zu den großen.

In der letzten Reihe ganz hinten ein leerer Zwinger.
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Ein Schild hing dran: Condor - Labrador-Mischling. Ok, denk ich. Ein Labbi. Da kann man ja mal nachfragen.

Zurück im Büro des Tierheimes fragte ich ob ich Condor mal kennenlernen könnte. Die Reaktionen waren Verblüffung, Ablehnung, Irritation. Sätze wie: Das ist nicht der Richtige. Der ist total unsozial, der kann nicht mit Hunden und Männer mag er auch nicht. Ne, also mit Katzen geht's auch gar nicht.

Nachdem ich dann weiter darauf bestanden habe ihn doch zumindest mal zu sehen wurde es hektisch. Wo ist Condor? Ich saß also im Tierheim Büro und wartete. Und wartete. Bis Condor + Pfleger ausfindig gemacht waren. Eine Mitarbeiterin des Tierheims fuhr mich das Stück zum Freilauf. Und setzte mich dort mit den Worten ab:
Der Hund ist nichts, aber da sind noch andere dabei, schauen sie sich die Mal an.

Ich dachte mittlerweile: "Mein Gott, was muss das für eine Bestie sein" und bekam ein bisschen Angst. Aber jetzt war ich schon mal hier. Also ab in den Freilauf.

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Das Tor war kaum geöffnet, da schoss mir etwas riesiges Schwarzes gegen die Beine und holte mich fast von den Füßen. Condor! !

Zusammen mit Condor lernte ich auch seine Pflegerin kennen. Beide beäugten mich zunächst skeptisch. Condor verlor schnell das Interesse an mir und die Pflegerin erzählte mir seine Geschichte:

Condor wurde 2009 durch das Ordnungsamt beschlagnahmt, nachdem er 3 Monate im Keller gehaust hatte. Seine Vorbesitzer hatten ihn dort eingesperrt, weil er nach dem Sohn der Familie geschnappt hatte.
Nach der Beschlagnahmung saß er nun in seinem Zwinger. Damals 5-jährig mit einer Schulterhöhe von fast 70 cm und einem Lebendgewicht von 40 kg. Schwarzes Fell. Knurrend + bellend sobald jemand zu nahe kam. 1 Jahr lang traute sich niemand zu ihm rein.

Die Anzeige im Internet, alles andere als vorteilhaft. Hätte ich Condor auf der Homepage des Tierheimes gesehen (vielleicht habe ich das sogar?) - mit der Beschreibung wäre er sofort ausgechieden.

Die erste, die anfing mit ihm zu arbeiten, war eben jene Pflegerin, die jetzt vor mir stand. 3 Jahre lang kam sie extra für ihn 2 × die Woche ehrenamtlich ins Tierheim. Ziemlich schnell bat sie mich darum, nicht auf die Mitarbeiter des Tierheimes zu hören sondern mir selbst ein Bild zu machen. Und das tat ich.

7 Wochen lang fuhr ich jedes Wochenende mit Bus und Bahn von Bochum nach Duisburg, um Condor zu besuchen. Die ersten 3 Male ignorierte er mich völlig.^^ Beim Spaziergang flog ich quasi hinter ihm her und im Freilauf stand er am Tor und wartete darauf, dass seine Pflegerin zurück kam.

Ab dem vierten Mal beäugte er mich etwas kritisch und zeigte etwas Interesse. Nun denn, das war ja zumindest ein Anfang. Ich ließ mich als Interessent eintragen und erfuhr, dass sich in den letzten 4 Jahren niemand für Condor interessiert hat. Niemand! Traurig!

Ich wurde noch immer jedes Wochenende von den Tierheim-Mitarbeitern skeptisch beäugt aber man gewöhnt sich dran.

Bei den nächsten Besuchen freute er sich augenscheinlich schon mal über mein Kommen, frei nach dem Motto „Ah, die kenn ich“. Nach dem 7. Besuch wurde dann ein Termin zum Probeschlafen vereinbart.

Meine Gedanken überschlugen sich.
Was passiert wenn Kater und Hund aufeinander treffen?
Schaff ich es, alleine mit einem 40 Kilo-Hund spazieren zu gehen?
Was passiert, wenn er die Nachbarn anknurrt?
Kann ich ihn überhaupt mit zu meinem Vater nehmen, obwohl er Männer ja nicht mag?

Ich war extrem aufgeregt. Glücklicherweise hatte ich eine Freundin an meiner Seite, die sich an diesem Tag Zeit genommen hat und Condor mit mir abholte.

Zu Hause angekommen verhielt sich Condor, als wäre er nie woanders gewesen. Es stand schnell fest, er darf über Nacht bleiben und er bekommt seine Chance.

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Wie Condor über sich hinaus wuchs:

Die Sache mit den Katzen...:

Mein Kater, Herr Humboldt, war überhaupt nicht angetan von dem neuen Mitbewohner. Er beobachtete ihn von der obersten Etage seines Kratzbaumes aus, während Condor davor auf und ab sprang und ein aufgeregtes Quietschen von sich gab.

Herr Humboldt entschied sich dazu, erst mal draußen eine Runde spazieren zu gehen. Ich machte mir derweil Gedanken, ob er wieder zurück kommen würde.

Bei seiner Rückkehr, wurde Herr H. dann auch direkt von Condor begrüßt in dem er ihn mit der Nase gegen die Wand drückte und ihn ausgiebig beschnüffelte. Herr H. ertrug dies mit einer fast stoischen Gelassenheit.

In den nächsten Tagen duldete Herr H. Condor mehr oder minder. Man konnte ihm förmlich ansehen wie ekelig er das angesabberte Spielzeug fand und wie er das Gesicht verzog, wenn ich ihm ein Leckerchen geben wollte und vorher den Hund gestreichelt hatte. Condor hingegen freute ich jedes Mal riesig wenn Herr H. von draußen nach Hause kam. Nach ca. 3 Wochen erwischte ich die Beiden dann das erste mal gemeinsam auf der Couch.

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Mittlerweile geht Herr H. die Abend-Runden mit uns, was zuweilen die ganze Nachbarschaft amüsiert. Condor findet Katzen bis heute aufregend und möchte am liebsten in jede Katze einmal seine Nase bohren. Damit Condor die Katzen von Freunden nicht in Angst und Schrecken versetzt, haben wir schon zu Beginn geübt, dass er sich hinlegt wenn er eine Katze sieht. Das funktioniert prima und hat bei Freunden schon zu der ein oder anderen Katze-Condor-Freundschaft geführt.

Condor und die Männer:

Nachdem die Hürde mit dem Kater überwunden war, kam das nächste Problem auf uns zu.

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Laut Beschreibung des Tierheims, mochte Condor so gut wie keinen Mann. Ich wohne zwar alleine, aber dennoch habe ich engen Kontoakt zu Freunden und Familie und dort sind selbstverständlich nicht alle weiblich.

Das erste Treffen mit meinem Vater + Bruder fand bei meinem Vater zu Hause statt.
Condor war skeptisch aber auch neugierig. Er wollte zwar nicht angefasst werden, aber er ging alleine hin um zu schnüffeln. Es dauerte seine Zeit. Die ersten Besuche bei uns zu Hause waren schwierig. Condor knurrte an der Tür, fing an zu kontrollieren und war völlig überfordert.
Ich habe angefangen mit ihm zu trainieren. Die erste Zeit war nicht leicht. Er knurrte auch mich in manchen Situationen an und manchmal wusste ich einfach nicht mehr weiter.

Der erste Schritt war es, Condor eine Möglichkeit zu geben sich zurück zu ziehen. Einen Ort, wo ihm niemand zu nahe kommt. Von da an galt die Regel: Liegt der Hund in seiner Kudde, darf ihn niemand anfassen. Besuch wurde dazu angehalten ihn zu ignorieren.

Mit der Zeit lernte Condor sich aus stressigen Situationen raus zu nehmen. Er lernte, dass ihn in seiner Kudde alle in Ruhe lassen. Das gilt auch bis heute. Ich bin die einzige, die ihn anfassen darf, wenn er in der Kudde liegt. Das funktioniert gut.

Glücklicherweise ist Condor ziemlich verfressen. Besuch wird demnach immer mit Leckerchen positiv bestärkt. Einige Männer, wie meinen Vater zum Beispiel, mag Condor mittlerweile sogar sehr gerne.

Die Sache mit den Rüden...

Die ersten freien Runden mit Condor liefen wie folgt ab:
Condor lief voraus, schnüffelnd, fröhlich, in der Ferne taucht ein Hund auf. Condor stürmt los. Auf den Hund zu. Ist es eine Hündin ist Condor der absolute Charmeur. Ist es ein kleiner Hund, schmeißt Condor sich auf den Bauch und versucht, zum Spielen zu animieren (egal ob Hündin oder Rüde). Ist es jedoch ein Rüde, der Labrador-Größe hat oder größer ist, schmeißt Condor sich mit ganzem Gewicht auf diesen Rüden, besteigt, prollt, bellt, knurrt ...und denkt nicht im Traum daran, auf mein Rufen zu reagieren.

Das war ein hartes Stück Arbeit.
Schleppleine. Rück-Ruf-Training. Wieder die Schleppleine. Frontal-Begegnungen gehen wir bis heute mehr oder weniger aus dem Weg. Condor läuft aber ohne Probleme an der Leine auch an großen Rüden vorbei.

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Wir haben einen festen Kreis an Hunden, mit denen wir spazieren gehen. Darunter sind auch viele Rüden. Auch große. Aber miteinander im Rudel laufen ist mittlerweile kein Problem mehr.

Condor und Jack...

Jack ist ein schwarzer Mischlingsrüde, der 2012 als Welpe aus Kroatien nach Deutschland geholt wurde.

Jack lebte die ersten Jahre bei einer Frau, die viele private Probleme hatte, wodurch er häufig hin und her gereicht wurde. Kennengelernt haben wir Jack im Sommer 2014. Zu dem Zeitpunkt war er gerade bei einem Nachbarn in Pflege.
Wie bei allen Begegnungen mit unbekannten Rüden war ich ziemlich nervös. Allerdings völlig unberechtigt. Condor lief auf Jack zu, schnüffelte und fand ihn anscheinend ziemlich gut. Zum ersten Mal, seit Condor bei mir war, fing er an, mit einem großen Rüden (Jack hat eine Schulterhöhe von ca. 58 cm) zu spielen.

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Mein erster Gedanke war: Hey wenn ich mal einen Zweithund möchte, brauch ich so einen wie Jack.

Jacks Besitzerin hatte persönliche Schwierigkeiten und Jack wurde immer mal wieder in Pflege gegeben. Ende 2014 wurde ich dann gefragt, ob ich Jack übernehmen möchte. Die Entscheidung fiel schnell, aber der Weg war noch lang.
Die Besitzerin konnte sich nicht trennen, obwohl klar war, dass sie sich in den nächsten Jahren nicht würde kümmern können. Ein harter Kampf, der mich viel Kraft, Nerven und Zeit gekostet hat. Und ein ums andere Mal hätte ich auch fast aufgegeben. Zum Glück habe ich das nicht getan. Seit Mai 2015 ist Jack offizielles Familienmitglied.

Condor und Jack sind ein tolles Team, obwohl Condor fast 8 Jahre älter ist.

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Jack stellt mich vor neue Herausforderungen, aber Condor hat mich viel gelehrt.

Condor lebt mittlerweile über 2 Jahre bei mir.

Nein, es war nicht immer alles toll. Die Prollerei an der Leine, das Macho-Gehabe wenn große Rüden kamen. Kam ein Kaninchen in Sicht ward er nicht mehr gesehen. Die Male in denen er mich in der Wohnung anknurrte oder er mich an der Leine von den Füßen holte. Die Momente wenn mein Vater zu Besuch kam oder er neue Leute + Hunde kennen lernte.
Jedes Mal dachte ich: "Oh Gott, hoffentlich geht alles gut" und teilte schon im Vorfeld den Leuten mit, dass Condor versichert ist.

Immerhin war er damals schon 9 Jahre alt und oft hört man ja, alte Hunde lernen nicht mehr. Aber er hat gelernt. Er ist nicht perfekt und er ist nicht der Hund den ich wollte, aber er ist der Hund, den ich brauchte und für mich ist er perfekt.

Ich bin keine Hundetrainerin und Condor ist mein erster Hund. Vorerfahrung in dem Sinne hatte ich nicht und ich hätte mich damals auch nicht als "hundeerfahren" bezeichnet. Ich habe viel aus dem Bauch heraus gemacht und heute weiß ich, dass ich sicherlich nicht immer alles richtig gemacht habe, aber es oft nur darum geht den richtigen Weg zu finden. Man muss nur den Mut haben ihn auch zu gehen.

Wenn Condor Wasser sieht und sich freut wie ein Jung-Hund.
Wenn er schwimmen kann und dabei so glücklich aussieht.
Wenn er nach einem Leckerchen bettelt und mich mit großen braunen Augen ansieht.
Wenn er im Rudel mit vielen anderen Hunden läuft, Familien-Feiern souverän meistert, mit Jack über die Wiese tobt.
Wenn er aufmerksam zuhört, wenn wir etwas neues üben (Condor will lernen, er beherrscht mitlerweile viele Tricks und Kommandos).
Wenn er das Kopf-Training einfordert und mit 11 Jahren immer noch so unfassbar schnell lernt und nicht zuletzt
Wenn er meint er wäre ein Schoßhund und sich mit vollem Körpereinsatz auf mich drauf schmeißt, dann weiß ich:

All das hat sich gelohnt.

Condor hat seine Zeit gebraucht um Vertrauen aufzubauen, um anzukommen. Aber er ist mein Herzenshund.

Condor mag noch immer nicht alle anderen Hunde und er ist auch nicht der typische Familienhund der ständig geknuddelt und angefasst werden möchte, aber das ist völlig in Ordnung.

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Natürlich kommen mit einem „älteren“ Hund auch mal die ein- oder anderen Tierarztkosten auf einen zu. Condor wurde 2014 an der linken Hüfte operiert; dort war ein nicht behandelter alter Bruch (wohl möglich von einem Schlag?). Damit er schmerzfrei laufen kann, wurde hier der Nerv durchtrennt.
Ebenfalls kam Condor mit einer bereits Jahre andauernden Durchfall-Problematik zu mir. Eine Umstellung auf BARF hat aber auch hier zum Erfolg geführt.

Condor soll stellvertretend für alle „älteren“ und auch „schwarzen, großen“ Hunde in den Tierheimen stehen. In jedem Hund steckt etwas tolles und einzigartiges, manchmal braucht es einfach etwas Zeit bis es zum Vorschein kommt. <3
 
Name: Condor
Rasse: Labrador-Schäferhund Mischling
Farbe: schwarz
Gewicht: 38 kg
Höhe: Schulterhöhe 70 cm
Geboren: 22.04.2004
Tierheimaufenthalt: Mai 2009 - August 2013

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18.12.2015

20.12.2015


weihnachtstiere

Oder einen Gutschein über einen Tierheimbesuch im neuen Jahr!

Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
Und niemals ein Tier für jemand anderen aussuchen - Die “Chemie” muss stimmen!

Eltern sollten sich immer bewusst sein, dass SIE die letztendliche Verantwortung für ein Tier haben und nicht das Kind - Egal ob Hund, Katze oder Meerschweinchen und egal, was man vorher sagt!!

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