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Sammy

Ein kleines unerwünschtes Hundeleben ist am Ende angekommen.......

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Im Jahre 1990 wurde zu Beginn des Februars ein Wurf/ evtl. aber auch ein einzelner Hund geboren, den niemand wollte. Kurzerhand wurde er auf einem Grünstreifen inmitten einer Ackerlandschaft in Ostniedersachen „entsorgt“.

Ein Bauer, gerade mit Pflügen beschäftigt, schaute neugierig auf dem Grünland nach, fand diesen winzigen Wurm und brachte ihn ins Hundshuus.

Der kleine Mann war max. 4 Wochen jung, er hatte Hämatome und Abschürfungen, ein blutunterlaufenes Auge. Aber er war zäh – nach einiger Zeit war er fit wie ein Turnschuh und griffig wie eine Mausefalle.

Wir tauften den kleinen Mann FILOU, da er es faustdick hinter den Ohren hatte.

Es war nicht leicht, ein Zuhause für ihn zu finden, da er aggressiv  und leider nicht unbedingt ein Schönling war....

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Eine etwas derbe Familie – nicht meine Traumstelle – meldete sich schliesslich. Filou zog aus, ich war traurig.

Aber Welpen erobern bekanntlich die Herzen ihrer Halter im Fluge, es würde schon klappen.

Bis nach einem Jahr ein Anruf kam: Der Hund sollte im Zuge einer Scheidung entsorgt werden! Aus Filou war nach dörflicher Manier „Benny“ geworden, leider jedoch nicht nur das: Der Hund mit dem winzigen Köpfchen hatte einen zeckenartigen Körper hinter sich. Er wog um die 16 kg und biss wie der Teufel. Mein freundliches: ......na Benny, kennst Du mich noch?.. wurde mit dem Versuch eines Bisses ins Wadenbein quittiert. Nach Prost Mahlzeit! Mein Filou, ein fettes bissiges Monster!!

Als der Hund gebracht wurde, stand fest, er würde mich NICHT beissen! Nach dem heimisch-machen im Hundehaus wollte ich den unglücklichen Kerl mit einem freundlichen Streichler trösten – verkehrt! Er versuchte, mich mit blitzeschnellen Bewegungen zu packen und zu beissen.

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DA hatte er aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht: Mein Griff zum Birkenstock-Schlappen und dann damit auf den Kopf des Bösewichtes dauert jedes Jahr etwas weniger lang. Damals ca. 1,5 sec.! Der kleine Teufel bekam zwei gezielte Schläge auf die Stirn und damit legte ich das Fundament für 14 weitere Jahre tiefer Liebe zwischen uns!

Ich mochte den Namen Benny nicht und änderte ihn in Sammy um – frei nach Sammy Davis Junior (Klein, schwarz und hässlich!!).

Im Laufe der nächsten Wochen wurde abgespeckt und es kamen beachtliche 12 kg auf die Waage. Aber der Versuch, Sammy oder auch Sam zu vermitteln, war schier unmöglich. Leute kamen, er fletschte, oder Leute kamen und er gefiel nicht! Bei einer dicken alten Schachtel platzte mein Kragen und ich warf ihr vor, der Hund sei wesentlich schöner als sie, ob sie denn nie in den Spiegel schauen würde......??

Mit Hilfe vieler Anzeigen und etlicher Freunde fand Sam noch drei neue Zuhause, bei den beiden ersten biss er sich bereits nach 2 Tagen wieder zurück. Als ich ihn zum dritten Mal an ein Hamburger Hausmeister-Ehepaar vermittelte, die qualmten wie ein Fabrik-Schornstein, war ich wieder kurz davor, nie mehr Hunde zu vermitteln:

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Ich liess meinen Sam dort in dem dunklen Erd- geschoss bei Qualm und Spiessbürgertum zurück und schlich davon. Auf dem Parkplatz hörte ich den Wurm schreien und an der Tür kratzen – ich sah, wie Leute ihn beherzt wegzerrten!! Mein Herz brach – ich heulte die gesamte Heimfahrt von 2 Stunden Rotz und Wasser.

Nach drei Wochen ein Anruf: Ich solle Sammy wieder abholen, er würde alle Bewohner beissen und ständig Hunde an der Alster angreifen!

Ich fuhr wie eine arme Irre gen Hamburg und schloss den glücklichen Kerl in meine Arme! Wieder heulte ich die ganze Strecke nach Hause – diesmal vor Glück!!

Und da war mir klar: der Hund bleibt!!! Das Argument, wir könnten doch nicht mehr als fünf Hunde haben, zog nicht mehr!

Jochen war gerade in Canada, ich teilte ihm mit, wir hätten von nun an fünf Hunde!
Was soll`s – vier oder fünf ist doch völlig egal!! Sam war willkommen und wurde eine Hauptfigur im Rudel.

Er reiste nach Canada stets mit gleichaltrigem Freund Raudel, dem Rauhhaardackel, in einer Kiste. Die beiden waren stark und mutig, es gab kaum etwas, was sie aus dem Gleichgewicht brachte.

Im 8. Lebensjahr von Sam beschlossen der Collie, der AmStaff-Mix, der Dackel, der Appenzeller und eben Sam, das canadische Hinterland  zu erforschen. Zu diesem Zeitpunkt war es Vormittag.

Um Mitternacht fanden wir endlich den vorletzten Ausreisser, den Collie. Er war verstört, verwirrt, verdreckt und völlig durchnässt. Und ich fand ihn am Ende eines Weges, den ich nie zuvor
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gelaufen war und der jetzt für meinen Jeep eine grosse Herausforderung war!  Es war mitten im Winter, ein Sturm stand bevor und die Nacht hatte bereits minus fünf Grad! Und Sammy, der kleine Bursche ohne Haare am Bauch, er war immer noch nicht zurück!

Ein Telefonat mit unserem canadischen Freund bestätigte eigentlich meine Ängste: Sammy war sicher von einem Coyoten erwischt worden und gefressen. Es war die erste Nacht meines Lebens ohne Sam unter meiner Bettdecke....

Morgens um fünf Uhr inmitten der Dunkelheit machten Donny, unser damals lebender Münsterländer-Mix und ich mich auf den Weg, um das leere Halsband von Sam im Schnee zu suchen.  Nichts! Keine Spur, nur eisiger Wind! Ich war mit den Nerven am Ende, sah aus wie der Tod auf Latschen und trauerte!

Und hatte der Tierarzt nicht vor vielen Jahren gesagt, er würde auf Grund seines massiven Herzfehlers nicht lange leben..... (Bei der damaligen Prognose war er knapp drei Jahre und musste nach einem Kampf mit einem unserer anderen Rüden notgeflickt werden....jetzt im Alter von acht Jahren, er war sicher am Herzfehler gestorben oder eben vom Kojoten gefressen.....)

Der Tag verging, es herrschte Endzeitstimmung im Haus, ich hatte kaum noch Tränen.

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Am späten Nachmittag gingen wir alle mit dem Restrudel eine letzte Runde über die eingezäunte grosse Fläche rund um das  Haus! Und da spielten mit doch meine Nerven einen Streich: hörte ich doch deutlich in der Ferne Sammys helles Stimmchen wütend bellen! Ich fing an zu heulen! Auch das noch – seine Stimme im Ohr!

Sie verstummte aber nicht auf. Ich kam näher zum Tor, die Stimme wurde immer wütender! Und endlich begriff ich: SAMMY WAR DA! Nach über 48 Stunden in der Kälte, ohne Haare am Bauch, ohne Unterwolle – da stand Sam und wollte endlich hineingelassen werden!!!

Ich rannte, ich griff ihn, ich herzte ihn, ich drückte ihn und heulte ohne Ende hysterisch vor mich hin. Im Haus bekam er eine SUPER-SONDER-Portion, er frass wie geisteskrank, und er schlief komplette 30 Stunden in einem Rutsch.

Aber er war wieder zurück und wir waren uns einig: Er hatte sicherlich alle Coyoten der Ostküste in die Flucht gebissen.

Ich könnte Bände aus unserem Leben mit Sammy erzählen, er war DIE Persönlichkeit im bisherigen Zusammenleben mit 21 eigenen Hunden und fast 600 Vermittlungshunden. Er verschaffte sich bei jedem Respekt, er biss ohne Furcht in viele Hunde, er tyrannisierte uns über Jahre mit seinen Wünschen.

Da er ja nicht alt werden konnte (Tierarzt-O-Ton!!) begannen wir Dummlacks, ihn im Alter von  neun Jahren am Tisch zu füttern. Er würde ja schliesslich bald sterben......

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Und so forderte er durchdringend über sechs Jahre hinweg bis zu seinem Tod mit 15 Jahren und vier Monaten sein Recht bei Tisch: Mit hellem Stimmchen, das sehr wütend werden konnte! Mit blinden Augen, die für ihn nicht wirklich wichtig waren.... Mit einem ständigen Risiko, da er die letzten fünf Jahre Diabetiker war! Und da er so empfindlich gegenüber Schmerzen war, verzichtete ich auf korrekte Blutkontrollen und gab die erforderlichen Insulin-Gaben frei nach Gefühl.

Da Sam aber unser dritter Diabetiker war, war die Einstellung „pi mal Daumen“ nicht allzu gefährlich für ihn........

Unser Sam ist nun, nach einem langen und sehr aufregenden Leben, während einer dreitägigen Abwesenheit von mir von meinem Mann  euthanasiert worden, da er vermutlich ein Lungenödem bekam.  Er litt nicht eine Minute, war bereits bewusstlos geworden  und ist nun bei unseren anderen Hunden hinten im Wald unter der grossen Buche beerdigt.

Im Regenbogen-Land wird er wieder Rasmus, seinen Erzfeind, jagen und beissen, er wird die Serviererin mit den Leckerlis zwacken und der Postbote, der Sam meine lieben Gedanken bringt, wird auch gejagt werden.

Er wurde 15 Jahre und vier Monate alt , wegen ihm sind wir in Deutschland geblieben, damit er nicht noch einmal die weite Strecke nach Nordamerika im Flugzeug fliegen musste und ich kann ohne Zweifel sagen: Er war einer unser Besten, Speziellsten, Stärksten, Lautestesten, Hässlichsten, Geliebtesten, Kleinsten, Griffigsten und Wunderbarsten.

Sam, Du warst ein grosses Glück für unser Leben und wir werden noch viele gemeinsame Abenteuer viele Male allen Freunden erzählen!!!

© Birgit Schmidt
www.hundshuus.de

18.12.2005

20.12.2005


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Oder einen Gutschein über einen Tierheimbesuch im neuen Jahr!

Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
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