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Krümel

Kleiner Raubatz statt Tussihund ;-)

Es war Anfang diesen Jahres, als ich laut vor mich hin sinnierte, ob vielleicht noch ein klitzekleiner Hund hier Platz hätte.

Das "klitzeklein" hatte seinen Grund:
Wenn ein vierter Hund überhaupt hier einziehen würde, müßte es ein kleiner Hund sein. Schon aus Platzgründen beim Reisen. Das Auto war so schon recht voll mit unseren beiden Staffs Paco und Smutje sowie der Corgie-Mixhündin Franzi. :-)

Auch meinem Mann gefiel die Idee von einem Minihund, den wir ganz normal behandeln und erziehen würden. Soweit der Plan.

Ich durchforstete das Netz nach kleinen Tierschutzhunden und stieß auf einen blinden Dackel-Mix.

Auf dem Foto schaute ein sehr vorwitzig aussehender kleiner brauner Rüde mit blaublinden Augen vergnügt in die Kamera. Sein Name war Cezary und Bilder und ein Video zeigten, wie er selbstbewußt mit 2 großen Rüden lebt. Mit seinen 6 Jahren war er genau in dem Alter, das hier gut passen würde.

Ich nahm also Kontakt auf und fragte nach weiteren Informationen.
Es stellte sich heraus, daß der Kleine 7 Kilo wiegt und 28 cm hoch ist. Okay, das kann man zwar immer noch unter "Kleinhund" verbuchen, ein Minihund ist aber etwas anderes.
Egal...  :-)

Wie wir erfuhren, stammt der Kleine aus Polen.
Viel ist über seine Vergangenheit nicht bekannt, er wurde auf der Strasse aufgegriffen und kam ins hiesige Tierheim.

Ein Tierarzt untersuchte ihn und stellte fest, daß seine Blindheit angeboren ist. Da er aufgrund seiner Behinderung im Tierheim nicht gut klargekommen wäre, wurde er auf eine Pflegestelle nach Deutschland gebracht.

Am Wochenende darauf, es war der 8. März,  fuhren wir nach Hessen, um den Kleinen kennen zu lernen.

Als wir in den Garten kamen, wuselte uns eine Mischung aus Zwergdackel und Pinscher- Mix entgegen.
Er hatte keine Probleme, sich zu orientieren. Wir begrüßten ihn und machten danach einen Spaziergang mit unseren Hunden und ihm mit seinem Pflegefrauchen.

Zuerst bellte er unsere Hunde hysterisch an, was keinen interessierte. Dann fing er an, die Nähe unserer Hunde zu suchen, und bemühte sich eifrigst, mit zu markieren Zwei Stunden später saß er mit uns im Auto und fuhr nach Hause.

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Erstaunlich selbstsicher stapfte Krümel, wie wir ihn umtauften, durch Haus und Garten, fraß eine große Portion und legte sich in eine Kudde.

Am nächsten Tag eroberte er die Treppe in den ersten Stock.
Er fügte sich problemlos ein, hatte kein Problem mit den Katzen und die anderen Hunde akzeptierten ihn. Wir haben ihn ratzfatz liebgewonnen.

Am 4. Tag wirkte er müde und kam nicht aus seinem Körbchen. Es ging ihm nicht gut und als ich ihn auf den Arm nahm, war er sehr warm. Wir fuhren zum TA und er hatte 40,9 Fieber.

Der Tierarzt verschrieb sicherheitshalber ein Antibiotikum, nahm Blut ab und gab ihm Flüssigkeit über eine Infusion. Sollte es bis zum nächsten Abend nicht besser werden, sollen wir wiederkommen.
Wir wären schon nachmittags wieder da, denn das Fieber war wieder auf 41,2 gestiegen. Am Vormittag hatte er noch eine normale Temperatur.

Die Ergebnisse des Blutbildes zeigten, daß eine Entzündung im Körper tobte. Die Frage war allerdings, wo.

Der Kleine wurde geröntgt, geschallt, alle Werte wurden doppelt angefordert. Es fand sich kein Hinweis, wo die Entzündung war. Er wurde trotz Antibiotikum immer schwächer und brauchte intensive Behandlung.

Mein Mann und ich fuhren ihn morgens in die TK, wo er den ganzen Tag mit Infusionen und Fiebersenkern versorgt wurde. Abends holten wir ihn wieder ab und päppelten ihn Zuhause.
Wir lagen auf dem Sofa, er lag, mit einem weichen Handtuch zugedeckt, in meinem Arm.

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Ehrlich gesagt hatten wir große Zweifel, daß er diese schwere Infektion überleben kann.

Das Ganze lief über 7 Tage.
Wir hatten drei Mal das Antibiotikum gewechselt und endlich nach dem Letzten ging es bergauf. Krümel hatte zwar immer noch Fieber, aber es war nicht mehr so extrem hoch.

Der TA riet uns, ihn nun auf die Spaziergänge mitzunehmen, damit sein Körper in Schwung kommt. Uns war natürlich klar, dass damit einige Meter gemeint sind und er die Runde der Anderen nicht schaffen würde. Allein lassen wollten wir ihn aber auch nicht.

Mein Mann und ich fanden uns also im Tiergeschäft wieder und kauften eine Tragetasche für Krümel. Je fitter Krümel wurde, desto mehr wehrte er sich dagegen, in der Tasche transportiert zu werden. :-)
Nach einer Woche packten wir die Tragetasche in den Schrank, denn ab da schaffte er es problemlos, mit den anderen mitzuhalten.

Wir haben nie herausfinden können, was er hatte.
Die sehr gute Tierklinik hat andere Spezialisten hinzugezogen, aber keiner hatte eine Idee. Es war alles untersucht worden, alle Organe waren ok und trotzdem gab es die Infektion.

Krümel gesundete, aber wir schauten natürlich mit Argusaugen auf den Kleinen. Ich hatte noch lange Sorge, dass er wieder einen Fieberschub bekommen könnte.

Derweil zeigte uns Krümel, was er drauf hat:

Wer Krümel sieht und nicht weiss, daß er blind ist, würde das niemals vermuten.

Er tobt im gesteckten Galopp über die Felder und wehe, ihm steigt der Duft eines Mause- loches in die Nase: Dann schalten die Ohren auf Durchzug und innerhalb kurzer Zeit steckt Krümel bis zur Brust im Feld.

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Irgendwann merkt er, daß wir einfach weiter gegangen sind und läuft, die Nase fest auf dem Boden, los. Wenn ich ihn dann rufe, rennt er zunächst grob in meine Richtung. Damit er die Orientierung behält, lobe ich ihn mit vielen "Fein", bis er angekommen ist. Er ist dann stolz wie Oscar und nimmt das Leckerli mit Begeisterung.

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Im Haus kennt er sich aus und stösst nur ganz selten irgendwo an.

Die anderen Hunde findet er klasse.
Paco ist ein grosser Freund, er orientiert sich sehr an ihm und rennt mit ihm über die Felder. Smuti findet er auch okay, aber Paco ist sowas wie ein grosser Onkel.
Selbst Franzi, unsere Zicke, fand ihn toll und sah keinen Grund, sich über ihn aufzuregen.

Leider ist Franzi im Sommer auf die Himmelswiese gegangen, was uns Menschen sehr weh tat. Ich befürchte allerdings, dass die Hunde unsere Gefühle nicht wirklich teilten. Sie wirkten eher erleichtert.
Dass er Franzi milde stimmen konnte, spricht also sehr für ihn.

Krümel hört alles:
Da er blind geboren wurde, hat sich sein Gehör von klein auf an super entwickelt. Damit ist er den Anderen manchmal im Vorteil - Wenn wir spätabends in die Küche gehen, verschlafen es die anderen.
Krümel wird beim Geräusch der Türklinke in die Küche sofort wach und eilt herbei, um zu schauen, ob da was abfällt.
Er wird selten enttäuscht und ich bin sicher, dass sein Gesicht ein fettes Grinsen zeigt, wenn er zurück zu den Anderen tappt, die das schlafend verpasst haben.

Ein bißchen kläffig ist er, was mit seiner Blindheit zusammenhängt. Bei ungewohnten Geräuschen oder Gerüchen bellt er sicherheitshalber mit einer Mischung aus Angst und Unsicherheit. Das kann ein fremder Hund auf der anderen Strassenseite sein, den er erschnuppert oder aber das Bellen mehrere Häuser entfernt.

Dabei macht er aber durchaus Unterschiede:
Das etwas hysterische Yorkshiremädel im Nachbargarten entlockt ihm keine Reaktion mehr.

Der Samojede, der jeden Spätnachmittag bellend seine Freude darüber verkündet, dass er spazieren geht und dabei an unserem Haus vorbeikommt, wir empört verbellt. Da steht dann eine kleine Portion großer Entrüstung am Zaun.
Jeden Tag um dieselbe Zeit.  :-)

Nachts ist er allerdings doch Tussihund.
Irgendwie hat er es ins Schlafzimmer geschafft. Das muß während seiner schweren Krankheit passiert sein. :-)

Er kennt meinen Rhythmus und hört sehr genau hin, ob ich ins Schlafzimmer gehe. Hurtig saust er mir nach und ist trotz der Treppe in den ersten Stock vor mir an der Schlafzimmertür. Im Schlafzimmer rollt er sich unter der Bettdecke zusammen und bewegt sich bis zum nächsten Morgen nicht mehr.

Krümel ist ein richtiger Sonnenschein.
Er ist immer gut gelaunt, ein munteres, abenteuerlustiges Kerlchen, das uns oft zum Lachen bringt. Wir bewundern, wie er mit seinem Handicap umgeht und dass er sich in seinem Entdeckerdrang nicht aufhalten läßt.

Er paßt wunderbar in unsere Tierfamilie hinein und fühlt sich in dem Trubel wohl.

Wir freuen uns jeden Tag wieder, daß wir ihn bei uns aufgenommen haben.

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16.12.2014

18.12.2014


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Oder einen Gutschein über einen Tierheimbesuch im neuen Jahr!

Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
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