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Wilbert

Manege frei – hier kommt Wilbert

Vorab muss ich zu Wilberts Geschichte anmerken, dass wir immer Hunde aus dem Tierschutz hatten, als Pflegestelle, Vermittlung, Einsteller, Fahrer, Spendensammelstelle etc. für div. Tierschutzvereine tätig waren sowie ein paar kurze Jahre mit einem eigenen sehr kleinen Verein.
Das muss ich schreiben, denn andernfalls würde es den Eindruck erwecken, wir hätten unzählige Hunde „verschlissen“, wobei das Gegenteil der Fall ist – unsere Tiere durften immer bei uns alt werden und wurden gepflegt und sind bei uns irgendwann verstorben.

Nun aber zu unserer Geschichte.

Bei uns leben normalerweise zwei Hunde. Zwei kastrierte Rüden. Wir legen Wert darauf, dass sie sich gut verstehen.
Besonders am Herzen liegen uns sanfte Jagdhundseelchen jeglicher Art und Couleur. Eben diese, die freundlich gebeten werden möchten, etwas zu tun, die zu sensibel für gebellte Befehle und Kasernen-Ton sind. Die auf ihre liebenswürdige Art einen Dickkopf haben, aber die man mit Einfühlungsvermögen gut überzeugen kann, dieses oder jenes zu tun. (Es sei denn, es handelt sich um eine Ungehörigkeit wie z. B. bei Schneeregen im Matsch Platz machen – das sollte man auf keinen Fall verlangen, schon aus gesundheitlichen Gründen nicht. Begeht man einen solchen Faux Pas dennoch, sollte man sich zügig eine Alternative, mit der beide Seiten leben können, ausdenken und anbieten.)

So auch mit Leo und Manu – Leo, Pointer, und Manu, Pointer-Sabueso.

Trotz diverser chronischer Erkrankungen war Leos Befinden immer sehr gut gewesen und er machte so manch jungem Hund etwas vor als er alterte. Stundenlange Gänge, Tobereien, immerwährende gute Laune. Jeder mochte ihn. Dieser Hund war wie Champagner!

Im Februar brach dann die Katastrophe über uns herein. Eine uns unbekannte Hündin stürzte an mir vorbei auf ihn zu und schüttelte ihn. Mein sofortiges Eingreifen kam schon zu spät, Leo trug Lähmungen davon.
Trotz allem hatte er einen unglaublichen Lebenswillen und Lebensfreude – wir besorgten ihm aus dem Grunde einen Rollwagen und er lebte sein Leben in vollen Zügen und liebte jeden einzelnen Tag.

Leider starb Leo im Juni, zu den Lähmungen kamen Schmerzen, die wir an seinem letzten Tag nicht mehr in den Griff bekamen und er war zwar physisch noch anwesend, aber der Geist war schon halb „drüben“ an diesem traurigen Tag. Einem Freund mutet man keine Schmerzen zu, so ließen wir ihn erlösen.

Wie Falschgeld liefen wir herum.
Leo war der Überschäumende gewesen, die Antriebskraft, die täglich laufen, laufen, laufen wollte.

Manu ist ein Schatz, aber er braucht jemanden, der ihn „aufmischt“, der ihn antreibt. Hat er so jemanden, ist er ein immer gut gelaunter Clown, ein Hund mit Prinzipien, über dessen Späße, Lebensfreude und Macken man sich amüsieren kann und mitreißen lässt. Nachdem man ihm – und uns – Leo genommen hatte, wurde er zunehmend appetitlos, eigenbrötlerisch, muffelig.

Dazu kam noch erschwerend, dass im September des Vorjahres meine Mutter (viel zu jung) verstorben war, im Januar die Mutter meines Mannes, eine Woche vor Leo die Hündin meines Vaters. (Eine Rumänin; sehr liebes Mädchen, aber sehr scheu. Sie ließ sich Zeit ihres Lebens nur von der Familie und einer guten Freundin meines Vaters anfassen.)

Wir brauchten Freude und Leben im Haus. In der Situation konnte ich für Manu nicht die Antriebskraft und Freude sein, die er benötigte, und er in seiner nicht die Antriebskraft, die ich benötigte, denn Manu hatte schließlich genauso große Verluste gehabt wie wir.

Wir schauten also nach Hunden… Per Internet, in Tierheimen…

Irgendwann sah ich einen kleinen Terrier-Mix im lokalen Tierheim. Ein netter Kerl, aber nichts für Manu, wie sich auf dem ersten Spaziergang schon herausstellte. Das Terrier-Temperament war nicht sein Fall. Für mich ein weiterer Schlag und ich fiel immer mehr in Tiefen der Verzweiflung.

Offen gestanden sah ich mich nach den für uns verkehrten Hunden aus den falschen Gründen um.

Wie schon erwähnt, wir lieben die sensiblen Jagdhündchen. Pointer, Laufhunde, Windhunde… Diese waren bei uns als feste Hunde und eben als Pflegehunde. Diesmal jedoch suchten wir nach einem Mini- Hund, der, wenn Manu in ca. 10-20 oder 50 Jahren nicht mehr lebte, ins Flugzeug auf den Schoß gesetzt würde, in ein Handtäschchen auf dem Weihnachtsmarkt usw. usf.

Enge Freunde schüttelten die Köpfe, ließen uns aber gewähren.
Das ist kein Lamento gegen kleine Hunde – im Gegenteil. Absolut toll. Ich selbst schaute nur – wie oben erwähnt – aus den falschen Gründen nach Hunden, die nicht zu uns passten. Mit einem kleinen Podenco oder einem Windspiel hätten wir z. B. durchaus glücklich werden können. Aber die Geschichte geht ja noch weiter...

Einen Tag nach Kennenlernen des Terriers stellte ich fest, dass ich meinen Ausweis im Tierheim vergessen hatte. Also noch einmal hin.

Zögernd ließ ich mich von einem guten Freund breitschlagen, noch einmal den ein oder anderen Hund auszuführen. Vorher „zwang“ mich dieser gute Freund, auch Kleinanzeigen durchzusehen, ob nicht ein Welpe für mich in Frage käme – eben „Upps“-Würfe, was so gar nicht mein Ding ist, aber ich guckte trotzdem brav durch und fand immer mehr wieder zu mir selbst: Nämlich, dass der Hund, wie immer und wie es immer bei uns sein wird, aus dem Tierschutz stammen würde.

Als ich meinen Ausweis abolte im Tierheim, interessierte ich mich für einen weiteren Mini, erfuhr aber vor dem Gassi, er sei gar nicht rudelfähig.

Aber eine sehr nette Mitarbeiterin machte mich auf einen Hund aufmerksam, der ihrer Meinung nach in mein Beuteschema passte. Allerdings in mein Ursprüngliches...
Diesen Hund hatte ich bereits am Tag der offenen Tür gesehen, er hatte meine Hand flüchtig durch die Gitterstäbe eines Auslaufs geküsst; natürlich kam er für mich nicht in Betracht, da ich ja einen ganz anderen Hundetyp suchte diesmal.
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Außerdem war er mir mit 6 Monaten zu jung, da ich meinte, meine einzige Junghund- und Welpen-Liebe sei mit einem Dalmi-Pflegling Vergangenheit. Seitdem konnte ich mich nur noch in erwachsene Hunde verlieben.Aber ich dachte: „Ein Gassi-Gang schadet ja nicht; freut sich der Hund, er kommt raus.“

Wilbert, er hatte im Tierheim einen anderen Namen, saß im Innenbereich. Ich rief ihn und er kam und quetschte sich fast durch die Gitterstäbe durch. Küsste meine Finger. Ich war bezaubert und sagte ihm „Geh wacker rein, ich hole Deine Leine und wir gehen Gassi.“
Jedes Wort verstanden hatte der Rumäne, natürlich. Bereits jetzt schlug mein Herz in dem Takt, in dem es nur schlägt, wenn man DEN Hund gefunden hat…

Als er mir mit Leine zum Gassigang übergeben wurde, schaute er mich an, als wolle er sagen: „Na, hast Du endlich verstanden, dass Du mit mir rausgehen sollst?!“. Er führte mich durch den Waschmaschinen- und Küchenbereich nach draußen und nahm draußen spielerisch seine Leine in die Schnauze. Während unseres Spaziergangs nahm er freudig Leckerchen, zog an meinen Haaren, sprang an mir hoch.

Als wir auf eine Mitarbeiterin des Heims mit ihrem Hund stießen und ein wenig gemeinsam liefen, merkte ich, dass er trotz seines jungen Alters auch nicht aufdringlich bei anderen Hunden ist.

Lustig war dann, dass ich zu ihr bemerkte, ich würde ja drauf setzen, dass Wilbert ein Windhund oder zumindest ein –mix sei (wer kann das mit 6 Mon. schon genau sagen?!), dass aber natürlich nicht sein könne, da er aus Rumänien stamme und dort gebe es ja keine Windhunde. Sie sah mich an (ehrlich, ich dachte das zu dem Zeitpunkt wirklich!) und erklärte mir (wie auch spätere Info bestätigten), dass in Rumänien der Magyar Agar (also der Ungarische Windhund) fast so heimisch sei wie in Ungarn selbst. Dort läuft es eben ähnlich wie in Spanien mit den Galgos. Bei Möchtegern-„Züchtern“ geboren und dann viel Glück...

Glücklich, weil ich auch überzeugt war, er würde Manu und meinem Mann gefallen, rief ich die beiden an und leider reichte die Zeit nicht mehr, dass sie ihn kennenlernen konnten.
Bei dem Telefonat sprudelte ich fast über und hätte die beiden am Liebsten hergezaubert. Meine Gefühle konnte ich gar nicht in Worte fassen, aber mein Mann kennt mich ganz gut und, nebenbei bemerkt, Manu auch. Also direkt für den nächsten Tag einen Platz auf seiner Spazierkarte reserviert.

Den ganzen Abend sprach ich nur über Wilbert. Schlaflose Nacht. Noch vor Öffnungszeit sofort zum Tierheim, vor dem Tor gehibbelt und Wilbert abgeholt. Er freute sich offenbar, mich wieder zu sehen, sprang an mir hoch, nahm Leine in Schnauzi und ab die Post.

Mit Manu klappte es sehr gut. Die beiden waren sich sympathisch, Wilbert orientierte sich an Manu, er mochte meinen Mann und mit uns beiden war das Wiedersehen freudig. Als wolle er sagen „Wenn Du dabei bist, ist das alles nicht so beängstigend.“

Wilbert war nämlich als schüchterner, ängstlicher Hund beschrieben. Was mich nicht abschreckte, da ich selbst zwei Angsthunde hatte und meine Eltern ebenfalls. Ich wusste also in etwa, auf was man sich einlässt.
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Mehr noch, als ich ihn zurückbrachte in den Zwinger und einen Probetag ausmachte, wurde ich von Gassi-Gängern angesprochen, die zu berichten wussten, dass Wilbert normalerweise ein Geweine und Geschreie startete, so- bald seine Amme (mit der er im Zwinger saß) sich auch nur ein wenig entfernte.
(Anmerkung: Wir sind keine Unmenschen – Wilbert sollte aus mehreren Gründen, letztlich zu beider Bestem, auf jeden Fall ohne seine Zieh-Mama vermittelt werden.)

All das konnte ich gar nicht bestätigen, im Gegenteil. Voll Vertrauen ging er mit, er war absolut interessiert an der Welt und schien freudig alles anzunehmen, was man ihm zeigte.

Der nächste Tag war unser Probetag – eine weitere schlaflose Nacht. Langsam, aber sicher musste mal wieder bei mir Ruhe einkehren, die ganzen Schlafdefizite waren definitiv nicht gesund.

Wilbert wurde mit seiner zukünftigen „Patentante“ und ihrem Auto abgeholt. Wir saßen gemeinsam im Hundebereich des Autos. (Sie hat so einen „Mini-Van“ und der Kofferraum und Rücksitz sind als Hundebereich liebevoll gepolstert.) Gerührt stellte ich fest, dass Wilbert, der beim Einsteigen gehoben werden musste, weil er Autofahren ja gar nicht kannte. Ängstlich, aber vertrauensvoll schmiegte er sich an mich. Im Auto legte er sein Köpfchen auf mein Bein und sah mich seelenvoll an.

Angekommen, liefen wir mit Manu eine Runde, dann ging es zu uns rein und Manu erinnerte mich sehr an den bekannten Film, den sicher viele Hundehalter kennen, „Scott & Hutch“. „Dies ist NICHT DEIN Zimmer! Dies ist NICHT DEIN Spielzeug! Dies ist NICHT DEIN Napf!“.
Gut, darauf ist man vorbereitet, da nicht jeder Hunde (wie z. B. unser Leo) sofort die Pfoten ausbreitet und alles zu teilen bereit ist. Wobei Wilbert Manu ja nicht unwillkommen war, sondern er ihm zeigen musste, dass er doch noch hier der Erste war.

Es lief allerdings so, dass Wilbert gar nicht erst wieder in den Zwinger musste, er fuhr gar nicht mehr mit ins Tierheim, als seine Unterlagen unterzeichnet wurden. Und sofort am nächsten Tag durfte Wilbert mehr, jeden Tag wurden Wilbert mehr Freiheit und mehr Rechte zugestanden und nach drei Tagen lagen die beiden auf einer Couch, sie trinken gleichzeitig aus dem Wassernapf, sie küssen sich, sie spielen miteinander…

Putzig:
Mein Mann fragte mich als Erstes, als wir aus dem Auto stiegen: „Hat er Dich beim Reinheben angepinkelt?“ Empört, was man meinem Neu-Baby denn zutraute, fragte ich: „Wie kommst Du denn DARAUF???“ Kleinlaut: „Na ja, weil mir das von einer Pflegerin gesagt wurde, dass er pinkelt, wenn er hochgehoben wird, weil er Angst hat.“

Kurz und gut, Wilbert hatte uns mehr ausgesucht als wir ihn. Er wollte uns. Wir sind alle zusammen sehr glücklich. Der Kleine hat Leben in unser Leben gebracht und alle die ihn kennen, sind sich einig, dass er ein toller Nachfolger von Leo ist.

Wilbert ist ein absoluter Freuden-Cocktail, der nur aus den besten Zutaten besteht; er bereichert unsere Familie ungemein. Er ist wundervoll.

Nach und nach bekamen wir viel mehr Teile seiner Geschichte zusammen.

Wilbert entstammt der Smeura, ist ein Magyar Agar der „alten Linie“ – die MA sind ja eine uralte Rasse, die FCI-bedingt aber „neu aufbereitet“ wurde.

Als Wilbert die ersten Rennversuche in unserem – verhältnismäßig kleinen – Garten startete (er ist zuvor nie gerannt!) – war das für ihn schon das Event schlechthin, dass er von da an feierte, sobald er mit einem von uns nach draußen ging und aufgefordert wurde, zu rennen und seine Gliedmaßen zu strecken. Er entdeckte regelrecht seine Seele.

Leider muss ich sagen, dass ich eine Weile dachte, die Tiere in deutschen Tierheimen hätten es relativ gut. Nicht zu vergleichen mit einem Zuhause natürlich, soweit wäre ich nie gegangen. Kein Vergleich zum Süden oder Osteuropa, USA, Afrika, Asien
Okay, sie müssen nicht hungern und werden nicht vergast. Durch Wilbert weiß ich nun, dass es aber auch andere Grausamkeiten gibt. Viel stellte sich heraus, da ich diverse Gassi-Gänger von ihm traf.

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Wilbert, der schüchtern und ängstlich war, war unbeliebt. Man führte ihn nicht gern aus. Also blieb er immer als Rest-Posten und wurde dann widerwillig mitgenommen, wenn keiner von „den Besseren“ mehr frei war. Enorm für ein kleines eingeschüchtertes Hündchen ohne Selbst- bewusstsein.

Mir stellt sich dann die Frage, warum man sich mit dem Kleinen nicht in den Auslauf setzte und einfach „mal machen ließ“ und überhaupt insgesamt die Geduld auf- brachte, ihm etwas zu zeigen, die Welt ein wenig schöner für ihn zu machen und nicht die wenige Zeit außerhalb des Zwingers noch trister zu machen und sein Ego quasi nieder zu knüppeln.

Dazu hatte Wilbert noch einen Knubbel am Ellbogen, fast tischtennisballgroß. Auf dem ersten Spaziergang fiel er mir auf, im Tierheim hatte ihn – angeblich – keiner bemerkt. Er wurde auch nicht untersucht, wie wir bei Vertragsunterzeichnung annahmen, aber wir sollten eben „wenn er nicht wegginge in so-und-soviel Wochen“ zum Tierheim-Tierarzt kommen.

Direkt am Montag machte ich einen Termin dort, um Mittwoch dort aufzulaufen. Dieser meinte zwar, wenn er jetzt „vernünftig gehalten“ würde, würde der Knubbel von selbst weggehen, der wohl vom harten Liegen gekommen wäre. Räumte aber ein, dass das sicher kein Problem sei, das „seit gestern bestünde“, sondern dass er damit bereits nach Deutschland gereist sei. Eine Punktion haben wir gemeinsam erstmal abgelehnt, da dadurch oftmals mehr Probleme entstehen als wenn man geduldig wartet.
Etwas Homöopathie habe ich angewendet, zusammengestellt von Leos Physiotherapeutin, die zusätzlich Homöopathie-Kenntnisse hat. Weiches Liegen – dazu muss ich nichts sagen.
Er hat weiche Hundeliegeplätze zur Verfügung, ihm gefiel aber eine Couch, gepolstert mit drei Decken unter sich, je eine an Kopf und Fuss und zwei Kissen, am besten.

Und – man halte mich für verrückt – ich war und bin überzeugt, dass das Rennen viel dazu beigetragen hat. Eine Windhundseele möchte rennen, muss rennen. Ein Windhund, der nicht einmal wusste, wofür er geboren ist, hat sicher „Knoten“ auf der Seele. Blockaden. Da halte ich es ein wenig mit den Chinesen und meine, Körper, Geist und Seele gehören zusammen und eins kann nicht heil sein, wenn etwas anderes krank ist oder Probleme hat.

Für mich selbst – und nun komme ich zu meinem Vorwort – ist es so, dass ich einige meiner Lieblinge der Vergangenheit in ihm wieder erkenne.

Einen Pflege-Welpen, einen Dalmatiner, eben wegen der Welpen-Zeit, die wir noch miteinander hatten.
Einen meiner Hunde, der großen Windhundanteil hatte.
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Er erinnert mich immer wieder an einen Pflegling, der Monate bei uns lebte, der ein Galgo Ingles war.
Außerdem ist er so lustig, überschäumend, extro- vertiert und freundlich in Wesen und Ausstrahlung (jeder hat ihn sofort akzeptiert) wie unser verstorbener Leo.

Irgendwie ist er ein typischer Magyar Agar durch und durch: sensibel, reserviert bei Fremden, unglaublich anhänglich und treu bei seinem Menschen.
Zart und liebevoll und – untypisch für die okzidentalen, aber typisch für die orientalischen Windhunde, wach- sam.
(Magyar Agars sollen das „Bindeglied“ sein, da die orientalischen Windhunde u. a. die Basis stellten und auch die russischen Barsois)

Als Welpi mussten wir ihm erklären, dass nachts „der Fremde, der in unsere ‚Jurta’“ kommt, sein Herrchen und mein Mann ist, der von der Spätschicht kommt und auch bei uns schläft, da der Winzling sich auf mich legte, knurrte und bereit war, mich mit seinem neu angefangenen Leben zu verteidigen.)

Er macht Blödsinn wie sein Kumpel Manu, der inzwischen wieder damit anfängt, Unsinn zu treiben, Spieleaufforderungen zu machen und einfach mit Wilbert zusammen Spaß hat – und uns oft in den Wahnsinn treibt… Er tut Manu so unglaublich gut. Manu hatte wegen Leos Lähmung etwas mehr Speck auf den Rippchen. Zwar bin ich mit ihm Extra-Runden gelaufen, aber einen gelähmten Hund lässt man nicht ewig allein. Nun hat er seine Top-Athleten-Figur zurück.

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Wir alle hoffen, dass es noch sehr viele Jahre so weiter geht. Fliegen ist ja sowieso viel zu gefährlich geworden! Wieso also einen Taschen-Hund?!
Besser sieht man sich an, wie so ein Windhund gemeinsam mit einem Pointer-Sabueso-Mix über Feld, Wald und Wiesen fliegt.

Wir haben uns nun einmal aus vollstem Herzen und ohne Wenn und Aber für uns entschieden. Nie wieder werde ich einen Hund nach dem Gewicht aussuchen wollen, um unser Leben umzu- krempeln, das nicht umgekrempelt werden muss.

Das Band, dass von Anfang an da war zwischen Wilbert und mir, es wird enger. Von Tag zu Tag. Es ist wunderschön, dass es DIE große Hunde-Liebe nicht nur einmal gibt, denn ich merke, wenn man sich auf einen Hund einfach einlässt, darf man sie öfter erleben. Ja, jeder Hund öffnet sein Herz so weit, dass die große Liebe immer wieder erlebt werden kann. Man muss sein eigenes Herz nur selbst geben.

Er ist aber auch leicht zu lieben:
Wilbert ist einer der intelligentesten Hunde, die ich je kennengelernt habe, nimmt das Leben an, hat es faustdick hinter den Ohren und ist inzwischen frech wie Dreck. Dann schaut er, wenn er etwas angestellt hat, unschuldig und mit seinen Äuglein, dass er einen schon wieder um die Pfote gewickelt hat.

Aber ich kann auch stolz Fortschritte verkünden:
Wilbert sieht Jogger nicht mehr als lustige Spielfiguren, neben oder vor denen man her rennt und die man womöglich noch festhält. Auch Radfahrer werden nicht verfolgt und gestoppt à la „Ich bin schneller!“ und er lernt gut, nicht anzuspringen. Allerdings viel Arbeit, in die ich diverse Spaziergänger und Jogger einbezogen habe, die wir unterwegs öfter treffen. Einiges an Müh’ kostete es auch, ihm zu erklären, dass man keine Kissen, Decken, Handies… und vor allem Couchen… zerstört.

Nachdem unser Manu die Phase hinter sich hatte (obwohl er nicht als Welpe einzog, aber Welpenzeit und Pubertät bei uns nachholte), holten wir uns also den nächsten Hund mit solch destruktiven Interessen ins Haus.
Eine Couch mussten wir opfern; die, die wir holten, nachdem Manu die Vorgängerin zerstört hatte. Von dem Rest unzählbar. Um zerrissene Rechnungen sind wir nicht böse.

Mit anderen Hunden kommt Wilbert super aus – besonders mit denen, mit denen er rennen kann. Wenn er nicht gerade auf andere Windhunde trifft, ist er immer der Schnellste. Allerdings suche ich noch nette Windis, die ihm beibringen, richtige Haken zu schlagen, denn er hat es inzwischen gerade mal raus, dass man nicht auf die Nase fällt. Na ja, vielleicht klappt es ja mal von selbst.

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Viele Ausflüge, Erlebnisse und auch Alltag haben wir miteinander schon erlebt.
Ein Höhepunkt war das Jederhundrennen einer Windhundrennbahn, zu dem wir meinen Vater abholten und alle Fünf den Tag dort verbrachten. Wer es nicht kennt: Einer hält den Hund fest, einer läuft und lockt den Hund. Die Zeit wird genommen und von zwei Durchgängen addiert.

Wir hatten viel Spaß an dem Tag, haben viele neue Hunde kennengelernt und uns war die Freude an allem am Wichtigsten. Die tollen Freiläufe, in denen man andere Hunde und Hundemenschen treffen konnte. Pokale – sie waren uns egal. Gut so. Denn unsere beiden schafften es, jeder in seiner Klasse, glorreich Letzter zu werden.

Manu galoppierte zwar. Aber okay, mit seinen kurzen Beinchen… Wobei wir froh waren, dass er so einen Spaß hatte, denn als er beim Messen unter einem Metallmess-Stab durchlaufen sollte, kam der typische Jagdhund-Dickkopf „Das will ich nicht. Nein, das WILL ich nicht. Ich WILL nicht.“
Hätte ihm das Rennen selbst keine Freude bereitet, hätte er sich auf die Bahn gesetzt und das wäre es gewesen.

Und Wilbert… Es war fast Kunst… 9 Windhunde (und –mixe), 7 Pokale in der Gruppe. Und weil er nur locker trabte statt zu rennen und dabei interessiert die Gesichter der Zuschauer studierte, hat er natürlich keinen geholt. Schmunzelnd sagte ich dann zu meinem Mann und meinem Vater, nachdem die Hunde glücklich und todmüde im Auto lagen und es gen Heimat ging, andere Hunde würden sich nicht mehr trauen, das Abendfutter einzufordern. Wobei das leider, leider für viele Rennbahn- und Jagdhunde Realität ist…

Um die Geschichte auf einen Punkt zu bringen:

Der Kleine hat mich wieder glücklich gemacht, meine Tränen sind getrocknet.

15.12.2015

17.12.2015


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