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Findus

Samstag nachmittag, 2.11.2014, 14:30 Uhr, Bombenwetter.

Männe und ich waren zum Arbeitsurlaub nach Niedersachsen gedüst; das neue Ferienhaus soll ja fertig werden. Da spricht der Herr des Hauses ein Machtwort und sagt:

"Oh, höre Weib, lass alles fallen, stehen und liegen, wir nehmen uns jetzt eine Auszeit und gehen bei dem Kaiserwetter mit den Hunden eine große Runde.“

Gesagt, getan.
Wir lustwandeln durch die Landschaft von Wanna, fernab jeglicher Zivilisation. Mitten in der Pampa, auf einem kleinen Feldweg sehen wir aus der Ferne irgendetwas. Ein Pferdeapfel? Ein toter Rabe?

Ich schicke Männe  vor, um nachzusehen. Sein geübtes Auge erspäht ein wildes Tier und er beschließt, es einzufangen.
Es lässt ihn immer bis auf 50 cm ran, dann zeigt es ihm den Mittelfinger und läuft fort. Der kleine, dicke Mann immer hinterher. Nach der zehnten Joggingrunde beschließt Männe, in die Trickkiste zu greifen:

Geschwind windet er sich aus seinem grünen Arbeitsoverall und entledigt sich seines darunter befindlichen T-Shirts. Der Overall, seines sicheren Haltes beraubt, rutscht bis zu den Kniekehlen. Der Herr von Welt steht mitten im Nirgendwo nur mit einer Unterhose bekleidet. Egal.

Geschickt schmeißt er das Shirt über das kreischende Tier und fasst es am Schlafittchen.
Es faucht und kreischt, wie es aber erst mal komplett eingewickelt ist und er es an die starke Männerbrust drückt, wird es ganz sanft und kuschelt sich an ihn heran.

Samstag, 15:03 Uhr, der geplante große Spaziergang hatte sich hiermit erledigt.

Also, darf ich vorstellen: das Findelkind "Findus"

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Ich schwöre, ich habe mir in der Situation ein Smartphone gewünscht. Das hätte ein schönes Filmchen für Youtube gegeben!

Mein kleiner, dicker Kerl halbnackt in Wannas Wildnis mit dem wilden Tier auf dem Arm. Leider hat mein altes Klapphandy nichtmal eine Kamera...

Tja, jetzt hatten wir also einen kleinen Kater und hatten ihn erstmal im Badezimmer einquartiert, denn bei näherer Betrachtung des kleinen Wesens fielen uns noch weitere kleine Wesen auf. Flöhe und Haarlinge schleppte Klein Findus mit sich herum.
Außerdem war er entsetzlich dünn, nur Haut und Knochen. Ein bisschen Schnoddernase und ein eingetrübtes Auge hatte er auch. Der kleine Kerl musste gepäppelt werden.

Mitten in Niedersachsens Einöde, Samstag nachmittag, kein Geschäft weit und breit, aber glücklicherweise hatten wir von unserem letzten längeren Aufenthalt im Ferienhaus, bei dem wir unsere Seniorenkatze Ebbie immer mitbringen, noch Katzenfutter im Haus. Auch Ebbies Katzenklo stand bereit, beste Voraussetzungen also.

Findus stürzte sich auch direkt auf das Katzenfutter und die verdünnte Dosenmilch und mampfte in einer Tour.

Fressen und Schlafen, Fressen und Schlafen.
Netterweise entpuppte sich Findus als stubenein; er begriff sofort, wozu das Katzenklo da war.

Die Hunde waren natürlich alle sehr aufgeregt und abends haben wir Findus dann mit ins Wohnzimmer an den warmen Kamin genommen und die Hunde durften ihn kennen lernen.

Er ist definitiv kein Wildling, er kennt Menschen, auch vor den Hunden hatte er keine Angst. Unsere Überzeugung wuchs, dass er ausgesetzt worden ist.
Ein wildes verirrtes Bauernhofkätzchen hätte sich niemals so anfassen lassen und wäre niemals so vertrauensselig.

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Sonntag dann die Rückfahrt nach Hause; einen Katzenkennel hatten wir nicht im Haus.
Wir waren mit 2 Autos da, so fuhren die Hunde mit mir zurück, weil ich noch den Anhänger mitnehmen musste, dauerte meine Fahrt 5 Stunden. Findus ist mit Herrchen gefahren, auch noch 3 ½ Stunden Fahrt, als Kennel hatten wir zwei ineinander gestülpte Klappboxen umfunktioniert.

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Zuhause kam der kleine Kerl dann erstmal in Bade- zimmer-Quarantäne.

Montags ging es dann direkt zum Tierarzt; erstmal entflohen und das Immunsystem stärken. Sicher- heitshalber mussten natürlich alle unsere Vierbeiner entfloht werden, denn wo ein Tier Flöhe hat...
Kein billiges Vergnügen bei 4 Hunden und 4 Katzen...

Leider brach durch den Stress dann bei Findus der Katzenschnupfen nochmal richtig aus, also Mittwoch wieder zum Tierarzt, Antibiose und Immunstärkung.

Der Katzenschnupfen besserte sich schnell, jedoch wurde sein Bäuchlein immer dicker und dicker.
Das erste Wurmmittel hatte nicht angeschlagen und der kleine rappeldürre Kerl schleppte einen riesigen Wurmbauch mit sich herum. Also nochmal zum Doc, ein anderes Wurmmittel hinein und das hat dann gewirkt.
Unglaublich, wie viele Würmer in einen kleinen Kater passen...

Gut 200 Euro waren wir ärmer, aber von da an ging es bergauf.
Findus hat einen riesengroßen Appetit. Aus dem apathischen kleinen Knochenbündel, das nur Schlafen und Fressen wollte, wurde ein kecker, neugieriger und vollkommen furchtloser und vertrauensseliger kleiner Kater.

Nachdem sicher war, dass Findus keine Parasiten mehr hatte und er sich körperlich soweit erholt hatte, wurde er aus der Quarantäne entlassen und ins Rudel eingeführt.

Seniorenkatze Ebbie (14) hat den kleinen Kerl erstmal angefaucht, dann abgeleckt und schließlich adoptiert. Die drei Kater Rübe, Krümel und Kasper waren erstmal skeptisch gegenüber dem kleinen Fellbündel, aber sie sind ziemlich cool und haben schnell begriffen, dass Findus jetzt dazu gehört.

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Für die Hunde war so ein kleiner Feger natürlich sehr interessant, aber auch sie haben schnell begriffen, dass man mit so einem kleinen Tier vorsichtig sein muss und dass er jetzt dazu gehört. Vorteilhaft für die Vergesellschaftung war natürlich, dass Findus keine Ängste hat, sehr neugierig ist und sich nicht schnell einschüchtern lässt. So wurde schnell Freundschaft geschlossen.

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Es ist unglaublich, wie man so ein armes, hilfloses, krankes Tier einfach herzlos aussetzen und seinem Schicksal überlassen kann!

Dass Findus ausgesetzt worden war, ist nahezu sicher – ein 6 bis 7 Wochen junges Katzenkind turnt nicht vollkommen einsam und allein halb verhungert mitten in der Einöde herum, kilometerweit vom nächsten Haus entfernt!

Warum tut man so etwas?
Warum gibt man das kleine Wesen nicht im Tierheim ab, damit es eine Chance auf ein schönes Leben hat?

Der kleine Findus hätte nicht überlebt, wenn wir ihn nicht gefunden hätten, was ein reiner Zufall war!

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In jedem Frühjahr und Herbst gibt es Unmengen an niedlichen Katzenbabys, die oft verschenkt, unüberlegt angeschafft werden und auch die Tierheime überschwemmen, denn wenn sie lästig werde, setzt man sie auf die Straße.

So viel Katzenelend gibt es, weil viele Menschen immer noch nicht  begreifen, dass man durch eine Kastration seiner Freigängerkatzen ganz einfach unnötiges Leid verhindern kann.

Lasst bitte Eure Katzen und Kater kastrieren!

Und wenn Ihr ein Babykätzchen aufnehmen möchtet, dann bitte nicht aus der Kleinanzeige oder vom Bauern nebenan sondern gebt einem Tierheimkätzchen eine Chance!

Nachtrag 15.12.2014

Leider ist der kleine Findus gestern völlig unverhofft an akutem Nierenversagen gestorben... :-(

Machs gut, kleiner Mann - Immerhin hattest Du noch einige schöne Tage und mußtest nicht elendig und allein im Feld sterben...

10.12.2014

12.12.2014


weihnachtstiere

Oder einen Gutschein über einen Tierheimbesuch im neuen Jahr!

Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
Und niemals ein Tier für jemand anderen aussuchen - Die “Chemie” muss stimmen!

Eltern sollten sich immer bewusst sein, dass SIE die letztendliche Verantwortung für ein Tier haben und nicht das Kind - Egal ob Hund, Katze oder Meerschweinchen und egal, was man vorher sagt!!

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