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Charly & Hanna

Charly starb am 26.04.2011. Er wurde nur 16 Jahre alt und litt an Leukämie.

Was wissen wir über ihn:

Den spärlichen Informationen seines Gesundheitspasses konnten wir entnehmen, dass er zwei Jahre im Tierheim lebte, bevor er dann für weitere zwölf Jahre in sein späteres Zuhause wechselte.

Hier hatte er einen Kumpel Knut, der zwei Jahre älter war als er. Traurig für die beiden war, dass sich ihre Besitzer scheiden ließen und wie es so kommt: Beide zogen auseinander und damit waren beide Kater übrig. Sein Herrchen versuchte einen halbherzigen Versuch, die beiden Kerle in einem neuen Zuhause unterzubringen, indem er beide einfach einem kleinen Mädchen mitgab. Dessen Eltern verweigerten aber die Annahme des Päckchens und die beiden Kater mussten wieder zurück.

Nun wechselten beide in eine Tiernotstation. Diese Tiernotstation war spezialisiert auf Hunde und Katzen aus spanischen Tierheimen, denn dort werden die Tiere nach Ablauf einer Wartezeit eingeschläfert. Sie besteht aus mehreren Mitarbeitern, die die Tiere mehr oder weniger in größeren Gruppen bei sich zu Hause aufnehmen und dann weiter vermitteln.

Wir hatten uns bereit erklärt, hier zu unseren beiden "Bestandskatzen" eine weitere hinzuzunehmen. Nach unserer Auffassung eine Katze "die es besonders nötig“ hatte, um damit der Tiernotstation die Möglichkeit zu geben, die Tiere in Ruhe vermitteln zu können.

Unser erster Gast war Zappo, ein kleiner von anderen Katzen gemoppten spanischen Kater, bei dem sich herausstellte, dass er einfach nur Hunger hatte. Zappo konnten wir im Januar 2009 nach Rostock weitervermitteln, nicht ohne das der arme Kerl mit seinem dünnen Fell einmal im Schnee stand, weil er ausgebüchst war. Dort lebt er heute unter dem Namen Carlos und wurde inzwischen dick und rund...

Auf jeden Fall war nun bei uns wieder Platz und wir wurden gefragt, ob wir uns wieder um ein Notfell kümmern könnten. Ans Herz gelegt wurde uns ein Kater, 14 Jahre alt, der unter den damaligen Verhältnissen stark litt, Angst vor den Hunden hätte, nicht fraß, nur fauchte und sich nicht anfassen ließ: Charly!

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Wir also los.
Auf einem Autobahnrastplatz erfolgte die Übergabe indem der Kater im Auto aus der einen Kiste in die andere umgesetzt wurde. Auf der Rückfahrt gab es dann die ersten Unmutsbekundungen in Form von Brummen und Mauzen und da ich Beifahrer war, steckte ich die Finger in die Kiste und versuchte etwas mit ihm zu spielen.

Mein Glück war, dass Charly nicht so auf Finger stand, denn zu Hause ließen wir ihn in seinem Eingewöhnungszimmer aus der Kiste. Ich habe noch nie eine so große Katze gesehen - dünn, aber extrem groß.

Er verzog sich sofort unter die Couch und dort habe ich ihn etwas gestreichelt, sein Fauchen war mir ziemlich egal, er schien ja nicht auf Finger zu stehen. Es dauerte auch nicht lange, dann kam er hervor, saß im Fenster, schaute raus und wollte auf keinen Fall spielen.

Was uns total gegen den Strich ging: Er fraß nicht und benutzte das Klo nicht, er musste einfach nicht. Das haben wir uns nicht gefallen lassen und Charly musste nach 12 Jahren zum zweiten mal in seinem Leben zum Arzt.

Das Ergebnis: Alle Zähne bis aus die Eckzähne mussten raus, der arme Kerl musste extreme Zahnschmerzen haben. Ab dann war er für mich nur noch ein Fahrkartenknippser, aber er begann zu fressen und hat wieder richtig gut zugenommen.

Unser Tierarzt riet uns, den Kater nicht weiter zu vermitteln, sein allgemeiner und mentaler Zustand waren zu schlecht und sein äußeres Erscheinungsbild als getigerter, alter Kater würde nicht dazu beitragen, ihn zu vermitteln. Also durfte er bleiben.

Im Frühjahr musste er wieder zum Arzt, er bekam seine Impfungen zum Spazieren gehen und im April durfte er raus. Einmal langsam zur ersten Hausecke und im Galopp zurück, wieder langsam zur nächsten Hausecke und wieder im Galopp zurück und dann ging er los, immer gerade aus und jeder dachte, der kommt nicht zurück. Aber er war kurze Zeit später wieder da und auch im Haus lebte er sich immer besser ein.

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Man konnte ihn immer besser anfassen - Er lief immer noch, besser gesagt er schritt, unter den Tisch, wenn man ins Zimmer kam und man konnte ihn zu Beginn nur mit einer Hand anfassen und auf den Arm schien er nicht im Ansatz zu kennen, jedenfalls trat er jedes mal beim Absteigen aus wie ein Esel.

Unsere Katze lag immer auf dem Schuhschrank und knurrte ihn von oben an, wir nannten sie immer die "letzte Bastion vor der Treppe" und unser dicker Kater hat ihn immer geflissentlich ignoriert. Er hatte wohl eine dominante Erscheinung, was die beiden nicht kannten.

Aber schön waren die Leckerlieverteilungen, eines für den, eines für den und die Abstände zwischen den Biestern wurden geringer, die Fauchereien seltener und auch gehauen hat man sich kaum noch.

Charly saß sehr gern in der Sonne; wenn es einen Platz gab, wo die Sonne hin schien, saß Charly bereits dort und wechselte seinen Standort mit dem Sonnenschein. Er liebte es auf der Terrasse auf der Liege, ein richtiger Sonnenanbeter war er.

Er ging mit uns spazieren, saß man auf der Couch, dann legte er sich direkt neben einen und ließ sich stundenlang kraulen. Das kannten wir von unseren anderen Katzen nicht. Wenn er sich mal ins Bett schlich, dann lag er auf der Bettdecke und es war nicht möglich, selbige zu bewegen. Man musste um den großen Kerl herum schlafen oder man hatte das Glück, dass er so lang wie er war sich an den Rücken kuschelte, herrlich.

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Unser Grundstück wird zur Straße durch eine Hecke begrenzt. Charly lag manchmal in dieser Hecke und von hier aus ging er auf die Jagd nach Hunden. Sehr oft sprang er plötzlich aus der Hecke, um Hunde zu erschrecken, die an unserem Grundstück von ihren Herrchen vorbei geführt wurden. Größe und Alter spielten für ihn keine Rolle.
Die Hunde quiekten und verfielen dann in ein kräftiges Gebell und Charly schritt hinter den Hunden her, bis selbige das Grundstück passiert hatten. Er hatte also keine Angst vor Hunden, er konnte sie einfach nicht leiden Einer dieser Hunde reckt heute noch den Hals nach oben, wenn er vorbei kommt, ein Golden Retriever, der als junger Hund erschreckt wurde.

Eines Tages saßen wir im Wohnzimmer und durch das gekippte Terrassenfenster hörten wir ein Geschrei einer Katze - nicht ängstlich, eher rufend. Draußen sahen wir die Bescherung:
Charly hatte eine Maus gefangen.

Dass er sie gefangen hatten war einfach zu erkennen: Keine der anderen beiden war zu sehen und die arme Maus lebte und war auf dem Rücken total nass ausgelutscht. Charly hatte ja keine Backenzähne mehr und wenn man dann seinem Dosenöffner ein lebendes Geschenk machen will, muss man das Mäuschen in den Lefzen fest klemmen. Wir haben ihn gelobt und er hat es sichtlich genossen. Die Maus verspeiste dann aber unser "Dicker".

Im Dezember 2010 bekam Charly dann Durchfall und wir haben ihn untersuchen lassen. Kein Befund.
Erst im Januar hatten wir durch ein großes Blutbild die Diagnose: Leukämie, also richtiger Blutkrebs.

Charly war nicht mehr zu retten, aber wir haben versucht, ihm die restliche Zeit so angenehm wie möglich zu machen. Immer wenn ihm das Fressen nicht mehr schmeckte, gab es etwas besonderes wie Fisch oder gekochtes Hühnchen und eine Vitaminspritze.
Er bekam Cortison damit er sich besser fühlte und uns war auch ziemlich egal, was, Hauptsache war, dass er was fraß. Also gab es auch mal Heringsfilet in Tomatensauce und besonders stand er auf Milch. Richtige frische Kuhmilch, dafür machte er sogar Männchen.

Wir wissen, dass Katzen keine Kuhmilch haben sollen, aber mir war es egal, ich hoffte, dass wir wenigstens noch den Sommer hätten oder dass er irgendwann friedlich in der Sonne einschläft.

Leider war uns beides nicht gegeben, unsere Wege trennten sich am 26.04.2011.
Am 09.10.2011 habe ich es endlich geschafft, das letzte, bereits seit langem gerahmte Foto von ihm aufzuhängen.

Und das nicht, weil ich ihn vergessen habe. Ich vermisse seine großen an der Unterseite schwarzen Tatzen...

Seine Nachfolgerin wurde Hanni, auf die wir in einem Internetforum aufmerksam wurden.

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Dabei ging es um eine Katze, die nach einem halben Jahr in schlechter Haltung mit ihren Geschwistern ins Tierheim kam und nun seit 11 (!) Jahren dort untergebracht war und nicht vermittelt werden konnte. Für viele Interessenten waren die Hürden zu hoch, denn es sollte unbedingt Freigang gewährleistet werden - Für viele unverständlich, denn den hat sie elf Jahre nicht gehabt.
Was sollte sie also vermissen?

Hanni war lt. Auskunft durch das Tierheim immer sehr scheu. Man könne sie rufen, sie fresse auch Leckereien und ließe sich kurz anfassen, aber sonst wolle sie keinen Bezug zu Menschen.

Im letzten Jahr bevor sie zu uns kam hat sie, aus ihrer Krankenakte hervorgehend, stark an Gewicht verloren. Sie hatte etwas Durchfall und bei einer tierärztlichen Kontrolle stellte man fest, dass ihr alle Zähne bis auf die Reißzähne gezogen werden mussten.

Ja, und dann wollten wir sie. Vermittelte wurde sie mit der Option, dass wir sie zurückbringen müssen, wenn wir nicht mit ihr klar kämen und wir sollten uns darauf einstellen, dass aus ihr wohl keine richtige Kuschelkatze würde.

Direkt nach ihrer Ankunft im Juni 2011 ließ sie sich innerhalb der Katzenbox streicheln. Sie schnurrte und wir dachten uns, die schafft das.

Aber sobald sie aus der Box war, gehörte die Couch ihr, allerdings nicht von oben sondern von unten. Wir bekamen sie die erste Zeit nur zu Gesicht, wenn niemand im Zimmer war und sie aus dem Fenster sah - Sprich wir standen im Garten und sie schaute nach draußen.

Also begannen wir die meisten Schlupfwinkel und Verstecke zuzustopfen. Wir verwehrten ihr den Weg unter die Couch und besorgten Kuschelkissen, die wir dort plazierten, wo sie sich versteckte. Nach ca. 2 Wochen hatten wir sie soweit, dass man sich mit ihr im Zimmer aufhalten konnte ohne dass sie verschwand und hin und wieder hatte sie Interesse an Streicheln.

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Da ihr Durchfall aber sich nicht zu bessern schien, musste sie zum Arzt, was wir aber noch etwas nach hinten schoben, denn Hanni hatte das Haus für sich entdeckt. Sie durchstöberte alles - Etwas scheu und immer auf dem Sprung, aber es ging von Tag zu Tag besser.

Nach weiteren 2 Wochen starten wir den Versuch mit dem Tierarzt:
Wir bekamen eine Pille, die sollten wir unters Futter mischen. Sie wurde davon ziemlich benommen und schläfrig, ließ sich aber nur widerwillig in die Kiste setzen.
Beim Tierarzt erfolgte die Untersuchung, Ergebnis: einige Milben in den Ohren, sonst kein Befund. Es gab was in den Nacken und Salbe für die Ohren.

Hannis Wesen hatte sich durch das Einfangen und den Tierarztbesuch sehr verändert, sie schmollte tagelang mit uns und als ich mit ihr die Salbenprozedur wiederholen mussten, wurde ich sehr gebissen und zerkratzt.

Ab diesem Zeitpunkt gab es einen fürchterlichen Bruch in ihrem Verhältnis zu uns. Sie versteckte sich nur noch; nur eine Person kam noch halbwegs an sie heran. Lediglich mit spezieller Wurst und anderen Leckereien konnten wir sie erweichen, aber das auch nur unterm Bett und unter der Couch.

Wir begannen zu zweifeln, ob es das richtige war, sie aus dem Tierheim zu holen, ihr die neue Umgebung aufzuzwingen und wir fragten uns, ob sie sich wohl fühlt. Wir starten einen Versuch:

Nach etwa einer Woche lief Hanni vor mir her und verschwand in dem Zimmer, das wir für ihre Ankunft fertig gemacht hatten. Nicht zu groß und mit einer Rückzugsmöglichkeit, aber auch nicht zu weit weg, als dass man sie nicht erreichen könnte.

Also Tür zu und eine Woche verstärkt Präsens in dem Zimmer gezeigt, indem es dort oben Leckereien gab, man sich einfach nur ins Zimmer setzte und darauf wartete, dass sie sich auf einen zubewegte. Also ein Start von Position 0. In dieser Zeit fing sie sich wieder, sie fasste wieder Vertrauen, nicht ganz wie zu Beginn, aber wir machten Fortschritte.
Man merkte, wie sie schmollte, wie zuwider es ihr war, von dem berührt zu werden, der ihr an die "Ohren wollte".

Nach zwei Tagen öffneten wir wieder die Tür, weil sie wieder anfing, mit uns zu schmusen. Ja sie versteckte sich noch unter der Couch, aber wenn man sich ruhig verhielt, kam sie vor und lief nicht mehr panisch aus dem Zimmer, wenn man hereinkam. Etwa drei Wochen danach konnte man schon wieder mit ihr spielen, obwohl man eher den Eindruck hatte, sie spielte mit uns, nicht dass sie Lust darauf hätte.

Ja, und dann kam der große Tag.

Anfang August hatten wir einen duften ruhigen Samstagabend, schönes Wetter ohne Wind, Sonnenschein und absolute Ruhe in der näheren Umgebung. Man darf nicht vergessen, Hanni kannte das nicht, sie kannte kein Fernsehgerät, keine Treppen, keine Geräusche aus der Küche und mit Sicherheit keinen Straßenlärm.

Wir ließen drei Türen am Haus offen stehen, damit sie jederzeit zurück ins Haus konnte, postierten uns an den gegenüberliegenden Ecken, damit wir wenigstens wussten, in welche Richtung sie verschwindet und dann kam ihr erster Schritt in die Freiheit.

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Wir hatten furchtbare Befürchtungen vom Weglaufen und die schien sie zu bestätigen. Als erstes verschwand sie nach ca. 3 Minuten unter ein geparktes Auto, sie schien überhaupt nicht zu wissen, was abging. Von dort wurde sie durch vorsichtiges Zusprechen vorgelockt und sie fand den Weg zurück. Dieser erste Ausgang dauerte etwa 10 Minuten.

Am nächsten Tag ging sie schon auf Wanderschaft, schnurstracks durch drei anliegende Gärten und auch diesmal fand sie den Weg zurück. Von Tag zu Tag wurde sie sicherer und bei ihr merkt man, ja, sie mag es draußen zu sein. Eine Maus hat sie noch nicht gefangen, aber eine riesige Libelle hat sie ganz stolz angeschleppt und zu Haus präsentiert.

Seid dem wir sie raus lassen, nimmt ihre Selbstsicherheit von Tag zu Tag zu, wir können jetzt schon die Türen zu lassen und sie wartet artig vor der Tür, bis man sie ranlässt. Je mehr Vertrauen wir ihr entgegen zu bringen schienen, um so mehr Vertrauen fasst sie zu uns.

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Jetzt sind wir schon soweit, dass sie sich mit auf die Couch legt und sich streicheln und bürsten lässt. Nicht jeden Tag, aber wenn dann zeigt sie das mit sichtlichem Vergnügen und auch ins Bett hat sie sich schon geschlichen. Aber für Leckereien verrät sie alles. Sie rollt sich draußen im Staub und sieht dann gar nicht mehr weiß aus.

Sie macht mit ihren fast zwölf Jahren auch nicht den Eindruck, als ob sie wüsste, dass sie schon eine ältere graue Dame ist und sie versteht sich für die kurze Zeit die sie bei uns ist schon prima mit dem Rest der Katzenbande hier.

Wir sind unglaublich stolz auf diese kleine Mieze, die es geschafft hat, sich den neuen Bedingungen anzupassen. Die jetzt täglich ihre Kuscheleinheiten einfordert und die einen zeitweise wie ein Hund durch das Haus verfolgt.

Wir haben noch einen weiten Weg und es stehen noch einige Herausforderungen an, wie z.B. die jährlichen Impfungen beim Tierarzt mit dem mehr oder weniger freiwilligen Gang in die Transportbox, aber wir schaffen auch das noch.
 

09.12.2011

10.12.2011


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Oder einen Gutschein über einen Tierheimbesuch im neuen Jahr!

Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
Und niemals ein Tier für jemand anderen aussuchen - Die “Chemie” muss stimmen!

Eltern sollten sich immer bewusst sein, dass SIE die letztendliche Verantwortung für ein Tier haben und nicht das Kind - Egal ob Hund, Katze oder Meerschweinchen und egal, was man vorher sagt!!

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