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Die Geschichte von Shiwa - Schicksal für uns beide

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Eigentlich wollte ich nie einen Hund haben. Ich war mit Katzen aufgewachsen und wollte auch bei den Samtpfoten bleiben. Mit Hunden konnte ich nie viel anfangen. Der Zufall wollte es wohl, dass ich einen Partner wählte, der seinerseits mit Hunden groß wurde und mit Katzen nicht viel anfangen konnte.

Nachdem unsere Wohnsituation sich im Jahre 2003 so verändert hatte, dass wir Tierhaltung in Betracht ziehen konnte und ich 3 Katzen bekam, sah ich mich quasi genötigt, meinem Freund zu liebe, einem Hund zuzustimmen. Allerdings wollte ich ihn aussuchen und eins wollte ich eigentlich sicher nicht – einen sogenannten „Kampfhund“.

Zunächst gingen wir nur mal zum Schauen an einem Besuchertag ins Tierheim Gelsenkirchen, wo ich mich Hals über Kopf in eine Hündin verliebte – eine Staffordshire-Hündin namens Nana. Hier geht es nicht um Nana, sondern um Shiwa – ich erwähne Nana dennoch, weil sie es war, die mein Herz für „Kampfschmuser“ geöffnet hat und mich hinter die Vorurteile, die in den Medien geschürt werden, blicken ließ. Ich war geschockt über die große Anzahl dieser Hunde in den Tierheimen und begann mich zu informieren und bald war mir klar: Es sollte genau so ein Hund sein! Also machten wir uns dran – Sachkundenachweise waren zu erbringen, Führungszeugnisse zu beantragen usw. Der Grundstein wurde gelegt.

Leider dauert dies alles zu lange für Nana, als wir das nächste mal ins Tierheim Gelsenkirchen kamen, war Nana bereits verstorben. Für Nana zweifellos sehr traurig und ich denke noch heute oft an sie, aber das führt uns zur eigentlichen Protagonistin dieser Geschichte – der rotbraunen Staffordshire-Bullterrier Mischlingshündin Shiwa.

An dem Tag an dem wir von Nanas Tod erfuhren liefen wir ziemlich neben der Spur und mit Tränen in den Augen durchs Tierheim und mir fielen bei dieser Gelegenheit 2 Hunde besonders ins Auge. 2 ziemlich kleine rotbraune Staff-Hündinnen: Sally und Shiwa.

Sally fand ich damals eigentlich hübscher, Shiwa jedoch mache wenn wir am Zwinger vorbei gingen ein dermaßenes Theater, dass sie einem einfach auffallen musste.

Sie bellte oder knurrte nicht – nein, sie knatterte. Das hieß sie kam ans Gitter, sprang auch daran hoch und gab Laute von sich, die einer Mischung aus Delphin, Huhn, Ziege und Pferd nahe kommt. Ein Wiehern, Jaulen, Gackern und Knarschten, dabei ein Blick, der die ganze Traurigkeit der Welt inne hatte. Sie war noch nicht all zu lange dort im Tierheim.

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Shiwa war damals ein Hund, den ich nicht besonders hübsch fand, aber wie sehr sie im Zwinger um Aufmerksamkeit und Zuwendung bettelte und vor allem auf welche ungewöhnliche Weise sie dies tat, beeindruckte mich nachhaltig.

Wir fuhren wieder hin und fragten im Büro nach einem Staff, der katzenverträglich sei. Man legte uns einen anderen an Herz: Gizmo, einen wunderschönen Falb-weißen Staff-Rüden, er sei katzenverträglich. Gezielt fragten wir im nach Shiwa und Sally und ob da mit Katzen nichts zu machen wäre. „Nein“ war die Antwort – beide könnten nicht mit Katzen zusammen gehalten werden.

Ich kann es bis heute nicht erklären, Gizmo war ein wunderschönes Tier, aber der Funke sprang nicht über, so begannen wir uns auch in einem anderen Tierheim umzusehen.

Das Tierheim Essen war unsere nächste Anlaufstation und dort fanden wir sehr sehr viele Hunde, die uns zusagten. Über viele erkundigten wir uns, mit vielen gingen wir in den Folgemonaten Gassi. Wir beantragten sogar für einen bestimmten Hund die Vermietergenehmigung – für Jenna, einen 14-Wochen alten Staff-Welpen.

Dies erwies sich als schwieriger als erwartet und wir warteten viele Wochen auf diese Genehmigung für einen „sogenannten Kampfhund“, in denen wir mit Jenna Gassi gingen und sie wachsen sahen. Kurz bevor wir die Genehmigung endlich zugesagt bekamen, wurde Jenna an ein anderes Pärchen vermittelt. Also finden wir wieder bei Null an.

Wir lernten in der Folgezeit viele Hunde näher kennen, nicht nur Listenhunde. Da waren Kara und Oakland, Pascha und Sheila, Rocky, Spike und viele andere. Und bei jedem dieser Hunde scheiterte die Vermittlung an etwas. Sie bestanden den Katzentest nicht, sie konnten nicht alleine bleiben und so weiter. Nach knapp einem Jahr waren wir völlig frustriert und wollten schon resignieren.

Wir fuhren noch einmal ins Tierheim Gelsenkirchen um zu schauen, ob dort vielleicht ein neuer Hund säße, der in Frage käme. Beim durch die Reihen gehen, fiel uns sofort auf, dass sowohl Sally als auch Shiwa noch immer dort waren. Wir fragen also noch mal einem katzenverträglichen Hund, diesmal nannte man uns wieder Gizmo und Triene. Da schaltete sich eine Praktikantin ein, die besonders mit den Listenhunden zu tun hatte und sagte, bei Gizmo sei man sich inzwischen nicht mehr sicher, ob das mit Katzen eine gute Idee wäre, aber ob wir uns denn nicht Shiwa mal angesehen hätten.

Irritiert sagte ich, dass Shiwa mit der erste Hund war, nach dem ich mich vor fast einem Jahr erkundigt hätte und dass mir gesagt wurde, dass sie nicht zu Katzen könne, ebenso wie Sally. Sarah, die Praktikantin, sagte uns, Shiwa und Sally seien genau zwei „ihrer“ Hunde und für Sally stimme die Aussage. Aber Shiwa habe sie selbst mehrfach auch mit aus dem Tierheim genommen und sie könne ihrer Einschätzung nach sehr wohl zu Katzen, was wir auch im Katzenhaus testen könnten. Gesagt, getan – Shiwa bestand den Katzentest.

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Sarah musste allerdings nachfragen, ob Shiwa vermittelt werden könnte und ob es nicht bereits andere Interessenten gäbe, denn Shiwa stand nicht zur Vermittlung im Internet und an ihrem Zwinger hingen auch keine Infos für Interessenten.

Wie sich dann herausstellte, war Shiwa als Sicherstellung ins Tierheim gekommen und erst ganz aktuell zur Vermittlung frei gegeben. Ihr Vorbesitzer – interessanterweise aus der selben Stadt wie wir – hatte sie als Boxer bei den Behörden gemeldet und keine Genehmigung, um einen Listenhund zu halten. Dem Zustand ihres Gesäuges nach zu urteilen, hat er auch mit ihr gezüchtet, was mit Boxern wohl erlaubt, mit Staffs und Staff-Bulls aber nun mal hier in NRW verboten ist..

Nachdem er wohl mehreren Aufforderungen, die nötigen Papiere einzureichen, nicht nachgekommen war, wurde Shiwa letztlich beschlagnahmt und ins Tierheim verbracht. Dort blieb sie ca. ein Jahr, da ihr Vorbesitzer auf Herausgabe des Hundes klagte – allerdings ohne die erforderlichen Unterlagen beibringen zu müssen. Kurz vor unserem zweiten Anlauf, in Gelsenkirchen einen Hund zu finden, wurde sie zur Vermittlung frei gegeben, da der Richter ablehnend entschieden hatte.

Allerdings gab es einen Haken, Shiwa war bereits für einen anderen Interessenten vorgemerkt. Also begannen mehrere bange Tage. Immer wieder versuchte man den Interessenten zu erreichen, immer ohne Erfolg. Endlich nach fast einer Woche war er am Hörer und sagte – zu unserem Glück – sein Interesse an Shiwa habe sich erledigt.
So hatten wir endlich freie Bahn.

Von da an gingen wir wenn irgendwie möglich jeden Tag ins Tierheim Gelsenkirchen, gingen mit Shiwa spazieren, spielten mit ihr Bällchen im Freilauf (sie liebt Bällchen!), knuddelten sie und sie freute sich immer wahnsinnig wenn wir kamen. Die Genehmigung von Vermieter und Nachbarn hatten wir inzwischen glücklicherweise in der Tasche, Sachkundenachweise und alle anderen nötigen Papiere gaben wir ab, es fehlte nur die Versicherung.

Diese verdammte Versicherung stellte und noch einmal auf eine harte Probe, denn das zog sich für unsere Empfindung ewig hin, auch wenn es grad mal knapp 2 Wochen waren. Anfang November schlossen wir sie ab, wir bekamen sie dann ausgestellt, gültig ab Anfang Dezember und liefen glücklich um Shiwa abzuholen ins Tierheim, aber Pustekuchen. Ja dann könne man uns den Hund auch erst im Dezember aushändigen, ohne Versicherungsschutz ginge nix.

Das wollten wir aber auf keinen Fall – schon einmal war uns ein Hund vor der Nase wegvermittelt worden und bei Shiwa hatten wir da große Angst vor, da sie uns bereits sehr ans Herz gewachsen war! Zum allem Unglück stand auch noch an dem WE vor dem wir uns befanden ein Tag der offenen Tür an, an dem ich wie eine Löwenmutter Shiwas Zwinger bewachte und jedem, der interessiert schaute direkt mitteilte, dass das mein Hund sei und dass er Dienstag abgeholt würde (auch wenn das schon am Zwinger stand – sicher ist sicher ;-))

Also alles noch mal neu und endlich kam dann eine neue Versicherungsurkunde gültig ab Anfang November und wir konnten Shiwa am Dienstag, den 11.11.2004 endlich zu uns holen.

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Das war schon eine sehr komische Situation. Wir sind immer mit Shiwa hinten aus dem Tierheim raus gelaufen. Rechts vom Ausgang parkte unser Auto (mit dem sie noch nie in Berührung gekommen war) und links ging es in den Wald. Normalerweise zog sie aus dem TH raus und direkt links in den Wald rein zur großen Gassi-Runde. An diesem Tag lief sie zielgerichtet rechts auf unser Auto zu und setzte sich davor hin – als hätte sie gewusst, dass es jetzt an der Zeit ist nach hause zu fahren.

Zuhause angekommen klappte alles wunderbar. Der Kater hatte zunächst Angst vor ihr, aber von ihr aus gab es da nie Probleme mit den Katzen. Auch meine Familie kam zur Besuch und jeder wurde von Shiwa freundlich begrüßt und jeder schloss Shiwa sofort in sein Herz. Selbst Leute, die mir vorher deutlich zu verstehen gaben, dass sie meine Entscheidung ausgerechnet einen „Kampfhund“ aufzunehmen, nicht verstehen könnten, änderten ihre Meinung bei dem Anblick dieses kleinen schwanzwedelnden und zu jedem freundlichen Mädchens.

Shiwa „kam sofort zu Hause an“. Von Eingewöhnungszeit oder so – keine Spur. Sie war vom ersten Tag an so, als habe sie nie woanders gelebt. Ein Phänomen für mich!

Ich hatte ursprünglich feste Vorgaben gemacht – der Hund sollte nicht in mein Zimmer (Schlafzimmer = Katzengebiet), nicht auf die Couch, nicht ins Bett und überhaupt wollte ich, dass die Arbeit (Gassi-Gänge) mein Freund übernimmt.

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Nun ja, Vorsätze sind da, um gebrochen zu werden. J Shiwa „weinte“ die ersten Nächte so sehr, weil sie auf einem Bodenkissen abseits vom Bett und nicht bei uns schlafen durfte, dass ich mich beide Nächte zu ihr auf den Boden legte. In der dritten Nacht wurde mir das zu blöd und ich ließ sie ins Bett. Dort schläft sie seither jede Nacht, unter meiner Decke, in meinem Arm.

Heute ist Shiwa „mein“ Hund – und Shiwa ist ganz „Mama-Hund“. Wir haben eine unglaublich enge Bindung zueinander. Shiwa hat mich zur Hundenärrin gemacht, wie ich es mir niemals hätte vorstellen können. Ein Leben ohne Hund kann ich mir heute überhaupt nicht mehr vorstellen!

Ich bin absolut davon überzeugt, dass es Schicksal war, so wie es kam!

Shiwa war nach der armen Nana, der erste Hund, der mir aufgefallen war und den ich zu mir nehmen wollte. Aufgrund der Fehlinformation, sie könne nicht zu Katzen, hatten wir Abstand von ihr genommen. Ich bin sicher, es war Schicksal, dass es mit all den anderen Hunden aus zig verschiedenen Gründen nicht geklappt hat, so dass wir zu Shiwa zurück kamen, die dort noch immer auf uns wartete. Shiwa hat uns ausgesucht und darum konnte es mit keinem anderen Hund etwas werden – es waren einfach nicht die richtigen für uns. Die richtige wartete ja noch…

Es war Schicksal für uns beide, denn ohne sie wäre mir die große Freude, mein Leben mit Hunden zu verbringen, nie zuteil geworden. Und wer weiß, wie lange Shiwa noch im Tierheim gesessen hätte – Hunde ihrer Rasse sitzen zu Zigtausenden oft über viele Jahr dort und sterben nicht selten hinter Gittern. Shiwa nicht!

Zunächst musste Shiwa natürlich wie alle Listenhunde ständig Maulkorb und Leine tragen, wovon sie zum Glück im September 2005 befreit wurde, da sie natürlich den Wesenstest mit Bravour bestand! Heute darf sie frei wie jeder andere Hund laufen, rennen, spielen, schwimmen und buddeln.

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Meine Hundevernarrtheit hat sich inzwischen so weit gesteigert, dass auf mein Drängen hin, ein zweiter Tierschutzhund zu uns gezogen ist. Wieder ist es eine Staffordshire-Bullterrier-Mix-Hündin – im selben Alter wie Shiwa und sie sogar nach 5 Jahren Aufenthalt im Zwinger!

Als Shiwa zu uns kam, war sie geschätzte 6 Jahre alt, am 11.11. dieses Jahres war Shiwa 2 Jahre bei uns, was natürlich gefeiert wurde. Am 1.5. dieses Jahres kam die ca. 8-jährige Lilou dazu. Deren Geschichte vielleicht im nächsten Jahr.

Sie sind ein tolles Team geworden – da soll noch mal jemand sagen, Kampfschmuser seien nicht Rudelfähig und müssten allein gehalten werden.

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Das schönste an dieser Geschichte – und damit möchte ich schließen – ist eigentlich, dass alle Hunde, für die wir uns in der Zeit, als Shiwa auf uns wartete, interessiert haben, inzwischen auch ein schönes Zuhause gefunden haben. Ebenso alle Hunde, die wir angesehen haben, auf der Suche nach unseren Zeithund. Sally, Oakland, Sheila, Kara, Gizmo, Jenna, Thysson, Bonny, Triene, Rocky, Scott – sie alle haben jemand anderes gefunden, was mich auch nur wieder darin bestärkt, dass es einfach genau so sein sollte, wie es kam!

Zu Anfang der Geschichte schrieb ich, dass ich Shiwa damals eigentlich gar nicht so hübsch fand und sie eigentlich eher aus Mitleid ausgesucht habe. Überflüssig zu erwähnen, dass sich das inzwischen geändert habe, nehme ich an ;-) Heute ist Shiwa für mich einer der schönsten Hunde der Welt, der Geschmack passt sich eben den Lebensumständen an und ich frage mich heute, warum ich nicht auf Anhieb hingerissen war, von dieser Zuckerschnute.

Zum Abschluss noch ein paar meiner Lieblingsbilder von Shiwa, auf dass sie jemanden motivieren, ebenfalls einem Tierschutzhund ein Zuhause zu geben. :-)

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07.12.2006

09.12.2006


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